Volltext Seite (XML)
Vst» 1 , la" rr-W ochenbl a tH für ÄSilsbruff, Tharand, Noffen, Liebenlehn r„ , « und die Umgegenden. Amtsblatt e. für das König!. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. HF Freitag, den 24. Sprit 1863. 17 ,eil- ver- gen ich' Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljahrgang betrügt , Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmiliche Kvnigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. -"»eigen, welche im nächsten Stück erscheinen solleir, werden in Wilsdruff sowohl lin der Redacrion», als auch r der Druckerei d. Bl. iw. Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen «loriige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche Ler Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke »il-nommen, nach Befinden honorirt. Die 0 's: öS- Li 's u m sch a u. Der politische Himmel hat sich in den lejzten tagen gewaltig getrübt. Zuerst ist es die Ünver» Ihämihelt Dänemarks, das allen Verträgen zum trotz, Deutschland zum Hohn, das Herzogtum Schleswig ganz mit Dänemark vereinigt und die Verbindung mit Holstein zerrissen hat. Die Kunde den dieser frechen That Hal nicht nur im ganzen deutschen Volke Entrüstung hervorgerufen, all den ^rimm, der über die schmachvolle Behandlung dkl Deutschen in Schleswig-Holstein in den Herzen ßiimme, zur bellen Flamme ansiefacht, sondern auch die deutschen Negierungen werden nicht so Wg züsehen, wie das dänische Kabinet vermuthet M. Oestreich hat bereits protestirt, der Bundes- wird berathen; Preußen kann, auch wenn die Minister wollten, nicht zurückblciben. Hannover Klangt ein schleuniges Handeln und wird die so- I°rtige BundeSexecution beantragen. Vielleicht macht Deutschland wieder gut, was vor 10 Jahren dort Mndigt worden ist. — Die zweite Wetterwolke ist Polen. Wie voraus, Ziehen war, hat die russische Amnestie nur den Molg gehabt, die Insurgenten noch mehr aufzu» stacheln. Die Polen lachen über den Hnadenact sagen: „Wie gnädig der Kaiser ist! Er will Uns das geben, was wir jeden Augenblick uns older nehmen können. Russische Versprechungen daben wir seit 100 Jahren kennen gelernt; wir W nicht mehr so thöricht, daran zu glauben: 'sur wenn Polen frei ist, werden wir die Waffen "überlegen." .. Es wird immer klarer, daß die Amnestie nur auswärtigen Mächte bestimmt war, denn «en Polen bietet sie durchaus nichts Reelles, weder eine Selbstverwaltung, wie Polen sie bis 1831 halte, noch das Aufhören der barbarischen Recru» tirung. Und um ja jeden Schein zu vermeiden, als wolle man den Polen vergeben, erschien fast zu gleicher Zeit mit dem Amnestiedecret ein Befehl, wornach die Güter aller derjenigen, die am Auf» stände theilgenommen, einoezogen werden sollen. Rußland wollte den 3 Mächten, die ihm in Betreff Polens Schonung ancmpfahlen, Sand in die Augen streuen, das war Alles. Aber auch das ist ihm nicht einmal gelungen. Englands Note an Ruß land ist sehr scharf gehalten. Sie betont nament lich das Recht Englands, in der polnischen Ange legenheit ein Wort mit zu reden. Rußland, sagt die Nole, besitzt Polen nur in Folge eines Be schlusses auf dem Wiener Kongreß; dort bat cS sich aber verpflichtet, den Polen eine selbstständige Regierung zu geben, und an dieses Versprechen darf nicht blos Polen, sondern jede Macht erinnern, welche auf dem Wiener Kongreß vertreten war.— Frankreich beruft sich zwar nicht auf die Wiener Verträge, denn nach denselben dürfte kein Napo leon auf dem französischen Throne sitzen, aber eS drängt Rußland nicht weniger. So lange Polen nicht befriedigt sei, sagt die französische Nole, bleibe immer ein Heerd der Revolution, und Frankreich könne nicht ruhig zusehen, daß ein durch Religion und glorreiche Erinnerungen nahe stehendes Volk nach und nach ausgerottct werde. Der Kaiser Na poleon soll sich von Tag zu Tag den Polen mehr zuwenden; die Zeitungen, die fonst nickt mucksen dürfen, predigen offen Krieg gegen Rußland und Sammlungen zu Gunsten der polniscken Insur genten werden ungestraft auSgesübrt. Der russische Gesandte steht die Lage für sehr bedenklich an und die Börse, dieser Barometer der Politik, schneidet