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SiebettlelM und die Umaeaettden L El ' für die Königl. AmtsMuptmannschaft zu Meißen, das Königs. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Wilsdruff. 7.Dicustag, den 22. Januar 1878. . Bekümttmachmlg. Gouttaberrd, den 86. dieses Monats- MsemiLtogs LS Ahk, findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 19. Januar 1878. Königliche Arnlshauptmannschaft. , von Bofse. In der Rächt vom 6. zum 7. dieses Mouats ist aus einem Gehöfte zu Neutanneberg ein ziemlich neuer Handwagen, braun ange strichen, ohne Leitern mit 1 Unterlags- und 2 Seitenbretern, sowie einem vorn angebrach en Schleifzeug und besonders daran kenntlich, daß am rechten Hinteren Rade des Wagens eine Ecke am Felgen ausgebrochen, spurlos entwendet worden, was behufs Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königs. Gerichtsamt Wilsdruff, am 17. Januar 1878. Ur. Gzrrrgkoff, Amtsrichter. . . . Ans Folium 28 des hiesigen Handels-Registers ist die ArrfLsM-rg Ser Schstzzemei«schäft für Handel und Gewerbe i« Wilsdruff eingetragene Genossenschaft und dÄtz Herr.R'lbert ^Hsmas uNhier Liquidator fei, heute verlautbart worden, was auf Antrag des zeitherigeu Gcuoisenschaftsvorstaudes mit der Aufforderung an die Gläubiger der Schuggemeinschaft, ihre Forderungen ungesäumt bei dem ernannten Liquidator Herrn Albert Thomas allhier anzumelden, hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, den 15. Januar 1878. Das" Königliche Gerichtsamt. vr. Gangloff. TageSgc schichte. Der in Italien stattgehabte Thronwechsel ist für Sachsens Königshaus von besonderem Interesse, indem die Gemahlin des neuen italienischen Königs Humbert I., Margarethe von Savoyen (geb. 20. Nov. 1851), bekanntlich eine Tochter der Schwester des Königs Albert von Sachsen, der Großherzogin Elisabeth von Genua, ist. Se. Mqj. der König von Sachsen hat an den Gemahl seiner Nichte einen Abgesandten geschickt, der dem italienischen Königöpaare ein Handschreiben ihres Oheims überbrachte, worin demselben an läßlich des Todes Victor Emanuels condolirt und cs zugleich zur stattgehabten Thronbesteigung beglückwünscht wird. — Die von dem neuen sächsischen Finanzminister Frhrn. v. Könneritz Ungebahnte Re form der direkten Steuern, wie sie in dem der 2. Kammer zuge gangenen kgl. Decrete Nr. 38 und den demselben beigegebenen Ent würfen, betr. die directen Steuern, sowie einem revidirten Einkommen steuergesetz zum Ausdruck gelaugt ist, erfordert zu ihrer Durchführung selbstverständlich bedeutende volkswirthschafttiche ^Capazitäteu. - Der nach Zeitungsberichten zn erwartende Eintritt d.s.Seerelärs der Han dels- und Gewerbekammer zu Plauen i. V. und Abgeordneten zur 2. Kammer, des Adv. Kirbach, dürfte damit jedenfalls im innigsten Zusammenhänge stehen. Der genannte Abgeordnete sungirte" auf vorigem Landtage als Referent für das Einkommensteuergesetz uud war sein damals erstatteter umfänglicher schriftlicher Bericht, wie die mehrstündige Begründung desselben in jeder Beziehung ein finanz politisches Meisterstück. Jenes Referat hat damals ebenso die all gemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, wie der jüngst von ihm er stattete, dem königl. sächs. Finanzministerium gewidmete Jahresbericht der Handels- und Gewerbekqmmer drr Stadt Plauen auf das Jahr 1877. Es ist daher begreiflich und n..r auerkennenswerth, wenn Sachsens Finanzminister zu der schwierigen und langwierigen Arbeit der Durchführung der Steuerreform sich eiue solche hervorragende Kraft sichert, wie die des Abg. Kirbach ist. Der deutsche Reichstag ist durch königliche Ordre auf den 6. Februar nach Berlin einberufen. Er wird wahrscheinlich ziemlich starken Tabak rauchen; denn einer der wichtigsten Entwürfe, die man ihm vorlegt, betrifft die höhere Besteuerung des Tabaks, sowohl des Tabaks-Baues als der Fabrikation. Mau glaubt, daß die höhere Besteuerung ein Uebergang zum Monopol sein wird, dessen Ein führung zur Zeit noch unthunlich ist. Amtlich sagt man zur Be gründung der höheren Steuer Folgendes: „Angesichts des Minder betrages der eigenen Reichseinnahmen gegenüber den Reichsausgabcn, welcher für das bevorstehende Finanzjahr 112 Millionen Mark be trage, gehe die Aufgabe der Reichsfinanzpolitik dahin, durch Ver mehrung der eigenen Einnahmen des Reiches aus den zur Verfügung stehenden Verbrauchssteuern nicht nur den gegenwärtigen Mehrbedarf zu decken, sondern auch eine Entwickelung einzuleilen, durch welche die Budgets der Einzelstaaten dauernd entlastet würden, fodaßletztere entweder zur Beseitigung bezw. Ermäßigung von Steuern schreiten oder geeignete Steuern an die Provinzen, Kreise und Gemeinden überlassen könnten." (Man sagt, für Rohtabak werde ein Emgangs- zoll von 42 Mark, für fabricirten Tabak und Cigarren 90 uud für andere Tabaksfabrikate 60 Mark a Centner erhoben werden, während der inländische Tabak mit 24 Mark besteuert werde.) Der verantwortliche SUohmannredakteur der socialistischen Ber liner „Freien Presse", der Sozialist Dentler, ist, wie das Blatt meldet, am Donnerstag früh in seiner Wohnung verhaftet worden. Eine Anklageschrift ist demselben nicht zugestclit,' ihm vielmehr nur eine kurze Verfügung zngegaugen, in welcher gesagt wird, daß wegen wiederholter Majestätsbeleidignng, wiederholten Vergehens gegen die öffentliche Ordnung und wiederholter Beleidigung mittelst der Presse die Untersuchung gegen ihn eingeleitet sei. Den Sozialdemokraten in München sind in ihrem eigenen Lager heftige Gegner entstanden, sogenannte Anarchisten, die unter Leitung des Universitätsstudenteu Schuster das sozialistische Treiben eifrig bekämpfen. Die Anarchisten verlangen selbstdenkende Sozialisten uud nicht eine unselbstständige Masse, die auf die Autorität von Führern schwört, welche nicht das Interesse des Volkes, sondern nur eigenen Glanz nud Erwerb im Auge hätten. Am vorletzten Sonntag fand eine Versamm nng im Gasthause zum „Hauptlaboratorium" statt, in welcher beide Richtungen heftig auf einanderstießen. — In ihrem fünften Hefte zeichnet die „Zukunft", das wissenschaftliche Organ der deutschen Sozialdemokratie, ein Bild des svzialistjschen Staates, das sich jedenfalls dadurch empfiehlt, in möglichster Kürze nstöglichst deut lich die Pläne der Weltumstürzler zu enthüllen. Sie schreibt mit gesperrten Lettern: „Wir verlangen, daß nicht allein die durch Arbeit erzeugten, sondern auch die ohne Arbeit entstandenen Werthe, ebenso wie die trotz der Arbeit entstandenen Verluste unter alle Mitglieder der menschlichen Gesellschaft in gerechter Weise vertheilt werden." Deutlicher hat sich die Sozialdemokratie wohl noch nicht als rohesten und in alle Ewigkeit unmöglichen Kommunismus proklamirt; unum wundener hat sie schwerlich schon allen wirthschaftlichcn Tugenden, die in der individuellen Natur des Menschen wurzeln, den Krieg bis auf's Messer erklärt. Victor Emanuel ruht im Pantheon in Nom. Der Leichenzug, an welchem 25,000 Leute Theil uahmen, schritt durch Hnnderttauseude von Menschen, die alle baarhäuptig waren und sich zum Theil auf die Kniee warfen; er dauerte von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags. An der Spitze der fürstlichen Deputation schritt der deutsche Kronprinz und überragte alle. Zahlreiche Geistliche aller Grade, aber kein Mönch war ini Zuge, alle Häuser auf dem meilen langen Wege waren schwarz beflaggt, die Balkons schwarz verhangen. Der römische Gemeinderath hat das Pantheon als ewiges Mausoleum der italienischen Könige proclamirt. Einen ooup <lo Mui!- d. i. einen diplomatischen Handstreich nennen die Franzosen die Sendung des dcntscheti Kronprinzen nach Rom. Das hatten sie nicht erwartet und. sie erklären in den Pariser Zeitungen selber ärgerlich, gegen Den kämeir freilich ihr alter und junger Herr, General Canrobert und Mac Mahon junior, das neue Kind von Frankreich, nicht auf. Canrobert und Mac Mahon.fr. kamen noch dazu in Nom so mitgenommen, cranüdet, zerzaust und so wenig re- prüseutabel an, daß cs allgemein anssiel, während der deutsche Kron prinz mit seinen Begleitern in voller Uniform und so frisch, schmuck und glänzend aus dem Eisenbahnwagen stieg, als habe er nur eine Spazierfahrt gemacht. Ern Pariser Correspondent in Rom hat das seiner Zeitüng telegraphirt und damit die französische Eitelkeit so beleidigt, daß die Telegraphenverwaltung im Einverständniß mit der Regierung die Depesche unterdrückte. Dem König Humbert und dem Parlament hat der Kronprinz nachdrücklich erklärt: Mein, des deutschen Kaisers Nachfolger, Kommen bedeutet, daß der Kaiser und das deutsche Volk dauernde Freundschaft mit Italien halten und pflegen wollen. In das Fremdenbuch, das in dem Palast des deutschen