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Wochenblatt für für die Königl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Zweiun-vierzigfier Jahrgang. 1882. Str. 4». Freitag, deu 1S. Mai Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Abonnement-Preis vierteljährlich 1 Mark. Line einzelne Nummer kvste^U) Pf. Jnseratenannahme Montags ».Donnerstags »is Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonnement-preis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer - koste^w Pf 5 U" Q Jnseratenannahme Wusdruff, Tyarandl, - Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Mittheilnngen über Obst- und Gartenbau. Anbringung von Vogel-Nistkästen. Wir haben schon des Oefteren darauf hingewiesen, daß unsere besten Bundesgenossen im Kampfe gegen die Obstschädlinge die Vögel sind und die Nützlichkeit der Anbringung von Vogel-Nistkästen be sprochen. Diese sind aber häufig unzweckmäßig konstruirt oder ange bracht, so daß die Vögel keinen Gebrauch davon machen und wollen wir in dieser Beziehung auf eine Bekanntmachung des Vorstandes deS Hildesheimer Thierschutzvereins Hinweisen. Dieselbe sagt u. A.: Die besten Himmelsrichtungen für das Fluchloch sind Osten, Südosten und Süden; namentlich der Staar liebt es, sein Morgenlied der aufgehenden Sonne entgegen zu bringen. Ganz zu verwerfen ist die Richtung des Zugloches nach Westen, des einschlagenden Regens wegen. Staar kästen kann man in großer Anzahl dicht nebeneinander anbringen, da diese Vögel ein weiteres Revier für ihre Nahrung absuchen und des halb nicht mißgünstig auf einander sind. Umgekehrt dulden, ebenfalls der Nahrung wegen, die meisten andern Vögel nicht gern ein zweites Paar derselben Art in unmittelbarer Nähe. Doch kommt auch hierbei viel darauf an, ob Nahrung reichlich vorhanden ist oder nicht. Die Kästen für Staare können an Hauswänden oder an großen Bäumen in 20 und 30 und noch mehr Fuß Höhe angebracht werden. Bei den Kästen für Meisen und ähnlichen Vögeln ist es eine Hauptsache, daß daS Einflugloch nicht über I V»" im Durchmesser hält, damit nicht die Sperlinge sich eindrängen. Den Meisen ist es angenehm, wenn sie nicht viel gesehen werden, deshalb bringe man die Kästen nicht an freien Stellen oder an Bäumen an, welche sich spät belauben, wie z. B. Akazien. Fichten dagegen sind sehr zu empfehlen. Höhe für das Anbringen höchstens 15 Fuß. Halboffene Modelle sind für Roth schwänzchen, Fliegenschnäpper, auch Bachstelzen beliebt. Da diese Vögel mehr lichte Stellen lieben, so kann man ihre Kästen auch an Haus wänden anbringen. Gegen das sonst so hübsche Anbringen in Spa lieren spricht, daß dadurch den Katzen der Zutritt erleichtert wird, worauf man unter Umständen Rücksicht zu nehmen hat. Das früher so oft empfohlene Herausnehmeu der Niststoffe ist nicht erforderlich, weil die Vögel folches, wo es nöthig ist, selbst besorgen. Strohseile für Fruchtbäume. Man hat in Frankreich vielfache Versuche gemacht, den Stamm der Obstbäume und selbst die Hauptäste einige Tage vor Eintritt der Blüthen mit Strohseilen oder getrocknetem Schilf zu umwinden und behauptet, sehr günstige Resultate von diesem Verfahren erlangt zu haben, indem es entweder bei eintretender kalter Witterung, die zu dieser Zeit niemals fehlt, die Stockung des Saftes und das Abfallen der Blüthen verhindere und zugleich den Fruchtansatz begünstige. Dergleichen Versuche haben bewiesen, daß so behandelte Bäume mehr Früchte hervorgebracht haben, als solche, die den Unbilden der Witter ung schutzlos ansgesetzt waren. In der ersten Hälfte des Juni, wenn wärmere Witterung eintritt, werden die Strohbänder entfernt und für weiteren Gebrauch aufbewahrt. An den Bäumen darf man sie nicht länger lassen, weil sonst die Rinde dadurch zu sehr verweichlicht und auch dem Ungeziefer Brutstätten gewährt würden. Das Pincement der Pfirfichbäume. Bei dem Pfirsichbaum kommen aus den doppelt und dreifach stehenden Knospen stets eine größere Anzahl Triebe hervor, als man für die Kultur gebrauchen kann, und diese Triebe müssen, soweit sie überflüssig, entfernt werden; man bezeichnet diese Arbeit als „Aus brechen". Ties geschieht, sobald die zu entfernenden Triebe eine Länge von 2—3 Ctm. erreicht haben, doch darf die Operation am ganzen wttden ^"em Male, sondern nur nach und nach ausgeführt Auch für das Pincement der belassenen, d. h. zu Fruchtzweigen bestimmten Triebe läßt sich eine bestimmte Zeit nicht angeben; man hat sich hierbei ganz nach der früheren oder späteren, wie stärkeren oder schwächeren Entwickelung der Triebe zu richten, welche man dieser Operation unterwerfen will. Man nimmt das Entspitzen bei ihnen vor, sobald sie eine Lange von 35—40 Ctm. erreicht haben und zwar auf eine Länge von ungefähr 25—30 Ctm. Sollten wir aber be merken, daß verschiedene Triebe ihre Stärke (d. h. dicker als ein Feder kiel) überschreiten wollen, so warten wir nicht, bis sie die angegebene Länge erreicht haben, sondern je stärker sie sich entwickeln, desto früher und kürzer werden sie zurückgenommen, aus dem gleichen Grunde, wie wir bei den Kernobstbäumen angegeben haben. Haben wir dagegen Triebe, welche die angegebene Dicke nicht erreichen, so lassen wir sie ungestört wachsen, weil wir wissen, daß die Blätter die Hauptorgane find, welche dem Theil, der sie trägt, Saft herbeiführen. Je länger die Triebe werden dürfen, um so mehr Blätter werden sie entwickeln und zu einer um so kräftigeren Entwickelung wird in Folge dessen der Trieb kommen. Die größte Anzahl der so behandelten Triebe ent- wickelt wie beim Kernobst wieder neue, sogenannte frühzeitige Triebe; diese werden bis auf einige Centimeter zurückgenommen. Sollten sich jedoch neben dem aus dem obersten Auge entwickelten noch mehrere Augen zu frühzeitigen Trieben entwickelt haben, so schneidet man die selben bis auf den letzten zurück und behandelt diesen wie oben an gegeben. In neuerer Zeit wird noch aus Frankreich eine andere Pincir- methode der Pfirsichbäume sehr gerühmt, von einem Herrn Grin aus Chartres, einem berühmten französischen Baumzüchter, erfunden, die wir gegenüber der vorigen Methode das „Kurzpinciren" nennen können. Wir wollen dieselbe hier erwähnen, ohne dazu rathen zu wollen, gleich sämmtliche Pfirsichbäume darnach zu behandeln; vielmehr begnüge man sich mit kleineren Versuchen, um zu sehen, ob auch bei uns damit ein günstiges Resultat d. h. reifes Holz und somit Fruchtbarkeit erzielt werden kann. Genannte Methode wird in folgender Weise ausgeführt: Wenn die Triebe ungefähr eine Länge von 15 Ctm. erreicht haben, werden sie auf die zwei untersten gut entwickelten Augen zurückgenommen und gleichzeitig die Hälfte des obersten Blattes entfernt. Kurz nach dieser Behandlung sollen sich die zwei gebliebenen Augen als frühzeitige Triebe entwickeln. Hat nun der oberste eine Länge von 10 Ctm. er reicht, so wird er auch auf seine untersten zwei Augen pincirt und wie beim ersten Pincement die Hälfte des obersten Blattes entfernt. Es wird in dieser Weise fortgefahren, so oft der pincirte Theil seine Entknospen wieder zur Entwickelung gebracht haben wird. Die Entfernung der Hälfte des Blattes, welches die Spitze des abgekneipten Theiles bekleidet, hat zum Zweck, das Auge zu schwächen, welches sich an der Basts desselben befindet und die Entwickelung der anderen untenstehenden Augen zu erleichtern. Wie wir gesehen, haben wir nur die obersten frühzeitigen Triebe pincirt; hierdurch sollen sich die untersten ziemlich kräftig entwickeln, welche wir beim nächsten Winterschnitt als Ersatzzweige benutzen werden, während die mehrmals pincirten oberen Triebe die Fruchtzweige liefern sollen. Was nun die untersten Triebe anlangt, so werden diese — außer falls man bemerken sollte, daß sie sich zu kräftig als Wasserschosse entwickeln wollen, bevor sie eine Länge von 30 Ctm. erreicht haben — nicht zurückgenommen, und in diesem Falle schneiden wir sie auf ungefähr 20 Ctm. zurück. Als Vortheile dieser Methode gegenüber der anderen werden an gegeben: 1) Die Zwischenräume der Etagen können kleiner sein, anstatt 50—60 Ctm. bei der anderen Methode, nur 30 Ctm. wie bei den übrigen Obstgattungen. Es folgt daraus, daß die Zahl der Leitäste auf einer gegebenen Mauerfläche verdoppelt wird und hierdurch auch der Ertrag. 2) Das Anheften (Pallisiren) der Fruchtzweige wird hierbei er spart und dadurch Zeitersparniß erzielt. 3) Die Fruchtzweige können an der Vorderseite der Leitäste bei behalten werden und erhöhen dadurch nicht allein den Ertrag, sondern bieten auch noch den Vortheil, diese Leitäste durch ihre Blätter im Laufe des Sommers vor der Sonnengluth und dem Verdorren zu schützen, was bei der anderen Methode nicht der Fall ist, da sich da bei die Fruchtzweige nur am oberen und unteren Theil der Leitäste befinden. Der lohnendste Zweig der Gemüfekultur ist sicher die Anzucht von Frühgemüse. Die einfachste Kulturmethode ist nach Fr. Heinzelmann in Mariaberg die durch Ueberwinterung der Pflanzen. Es eignen sich hierzu besonders folgende Gemüsearten: Wintersalat (braune Art), Blumenkohl (Erfurter Zwerg-), Wirsing (frühe Sorten), Kraut, Erbsen (Zucker- und Kneifelerbsen). Von allen diesen Gemüsen sollen im Spätsommer oder Herbst mehrere 1 bis 2 Wochen auseinanderliegende Aussaaten gemacht werden, um so je nach dem zeitigeren oder späteren Eintritt des Frostes geeignete Setzlinge für die Ueberwinterung zu erzielen. Die jungen Pflänzchen werden alsdann an geschützte Stellen versetzt, der Blumenkohl in Ermang lung von Frühbeetkästen wie auch Wirsing und Kraut am besten m Furchen von '/? Fuß Tiefe und bei stärkerem Frost mit Tannenreisern (nicht mit Laub, Stroh oder Dünger) bedeckt. Im Frühjahr sollen die gut überwinterten Pflanzen in locker und stark gedüngtes Land gepflanzt und dann in ihrer weiteren Behandlung wie bei den Sommer kulturen derselben Gemüsearten verfahren werden. Keine Wahl. Erzählung von Ludwig Habicht, Verfasser der Romane: „Auf der Grenze", „der rechte Erbe". (Fortsetzung.) „Wenn mir Ihr gnädiges Fräulein Tochter" — „Selma" — schaltete der Major auf der Stelle ein, — „ihre Hand reicht, dann macht sie mich zum Glücklichsten der Sterblichen."