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VM» Erstes Blatt. ^WG Wochenblatt für für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich S Mal Dienstag und Freitag.) AbonnementSpreis vierteljährlich 1 Mark. Hine einzelne Nummer kvstet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags »i« Mitts, 1S Uhr. Erscheint wöchentlich S Mal (Dienstag und Freitag.) AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer . kostet 10 Pf U" Q Jnseratenannahme Wllsdruff, TMrMdt, ° Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Aweiundvierzigster Jahrgang. Nr. 40. Freitag, den 19. Mai 1882. Bekanntmachung, die Vergütung der Landlieferungen für die bewaffnete Macht im Mobil machungsfalle betreffend. Die mit Rücksicht auf die Vorschrift in § 19, Abs. 2 und 3 des Gesetzes über die Kriegsleistungen, vom 13. Juni 1873 (Reichsge setzblatt Seite 129) im Falle der Ausschreibung von Landlieferungen für deren Vergütung für die Zeit bis zum 1. April 1883 maßgeben den, von der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden festgestellten Durchschnittspreise der letzten zehn Friedensjahre in dem Hauptmarkt orte des hiesigen Bezirks, der Stadt Meißen, sind die nachstehenden, nämlich 11 Mark 67 Pf. für 50 Kilo Weizen, 13 - 80 - - 50 - Weizenmehl, 10 - 40 - - 50 - Roggen, 13 - 21 - - 50 - Roggenmehl, 7 - 86 - - 50 - Hafer, 3 - 42 - - 50 - Heu, 2 - 24 - - 50 - Stroh. König!. Amtshauptmannschaft Meißen, «m9. M°i i882. v. Bosses - T agesgeschichte. Drei Tage hat der Kamps über das Tabakmonopol bisher im Reichstage gedauert, und damit ist nun einstweilen die Debatte ge schlossen. Mit 162 gegen 121 Stimmen ist die Vorlage an eine Kommission von 28 Mitgliedern verwiesen, aber damit ist keineswegs gesagt, daß nun ein ähnliches Stimmenverhältniß bei der Schlußab stimmung sich herausstellen wird. Vielmehr muß nach der Erklärung des Abg. vr. Windthorst, daß seine Partei sich fast einstimmig gegen das Tadakmonopol erklärt habe, die Verwerfung desselben schließlich als gewiß angenommen werden. Allerdings hat Fürst Bismarck, der bisher durch Krankheit verhindert war, noch nicht sein Wort für diese Vorlage, sein „letztes Ideal", in die Wagfchalc werfen können, aber es ist kaum zu glauben, daß nach der positiven Versicherung von Windthorst jetzt noch eine Schwenkung im Centrum eintreten wird, somit ist schon jetzt unzweifelhaft das Schicksal dieser Vorlage besiegelt: sie wird abgelehnt. Es stimmten übrigens für die Ueberweisung das Centrum, die Konservativen, die Reichspartei, von den Nationalliberalen die größere Hälfte, die Elsässer, Polen, die Hälfte der Sozialdemo kraten, dagegen votirten geschlossen die Fortschrittspartei und die liberale Vereinignng, ferner die Minorität der Nationalliberalen und ein Theil der Sozialdemokraten. Der Abg. Windthorst hat in einer Sitzung des Gesammtvor- standes des Reichstages den Vorschlag gemacht, nach Beendigung der ersten Lesungen und der nothwendigen Wahlprüfungen, also gleich nach Pfingsten, den Reichstag zu schließen, dagegen die Kommissionen für das Unfall- und Krankenversicherungsgesetz, für die Gewerbeord- nungsnovelle und für das Tabakmonopol in Permanenz zu erklären und bis zur Herbstsession des Reichstages die betreffenden Gesetze dnrch- berathen zu lassen. Dieser Vorschlag, über den im Gesammtvorstand kein Beschluß gefaßt worden ist, liegt nun den Fraktionen zur Be- rathung vor. Seitens der liberalen Fraktion wird derselbe, so weit man bis jetzt hört, verworfen, wesentlich mit der langen Verschleppung wegen, welche die Entscheidung über das Tabakmonopol erfahren würde. Die Sezessionisten haben bereits einstimmig gegen den Windhorstschen Vorschlag sich ausgesprochen. Natürlich hängt die Entscheidung dar über von der Majorität des Hauses, also Centrum und Konservativen nebst ihren Anhängseln, einerseits — von der Reichsregierung, d. h. dem Fürsten Bismarck, andererseits ab. Für die Permanenzerklärung der Kommissionen ist ein besonderes Gesetz nothwendig. Fürst Bis marck soll sich über den Vorschlag dieser Art Geschäftsabwickeluug noch nicht geäußert haben. Doch nimmt man vielfach an, daß er feine Zustimmung dazu geben dürfte. Aldann würde die der konser vativen Fraktion schwerlich fehlen, und Windthorsts Dispositionen würden angenommen werden. Die Wiener „Presse" macht über den im Deutschen Reichstag ein gerissenen Ton folgende Bemerkungen: Der Abgeordnete Richter hat in die deutschen Debatten einen Ton gebracht, wie er weder in Paris, noch in Wien, noch in London beliebt wird. Die Führer des deut- schen Fortschritts setzen eine Ehre darein, sich durch Mangel an An stand bemerkbar zu machen, sie scheinen m solchen Ausschreitungen, die man in der gebildeten Gesellschaft nicht zu dulden pflegt, das Kriterium des Freisinns zu suchen. Wir können Herrn Richter ver sichern, daß er in einem anderen Parlamente als dem deutschen sich Rügen gefallen lassen müßte, die man sonst nur denen zu Theil werden läßt, deren Erziehung erst beginnt. Nach ausländischer Anschauung hätte der Abgeordnete für Hagen allerdings noch einen „Schulmeister" nöthig. Sehr richtig bemerkt hierzu die „N. Pr. Z.": Wir brauchen nicht erst zu bemerken, daß wir diese Aeußerungen des Wiener Blattes für völlig berechtigt halten; wir können aber unser Bedauern darüber nicht unterdrücken, daß es mit unserem deutschen Parlament bereits sö-weit gekommen ist, daß es sich vom Auslande über die Regeln des Anstandes Vorhaltungen gefallen lassen muß. Wir sind überzeugt, daß man im Lande für diese Schmach auch ein volles Verständniß haben und die Fortschrittspartei zur Verantwortung ziehen wird, welche allem die Schuld davon trifft. Ein „neuer Mann" im Reichstage ist der Abgeordnete v. Voll mar. Er war bayerischer Offizier, trat dann in die päpstliche Fremden legion in Rom, wurde 1870 beim Ausbruche des Krieges gegen Frank reich zurückgerufen und diente unter Tann. Er ist 32 Jahre alt und ein stattlicher Mann. Durch Verwundung oder Kriegsstrapazen sind ihm beide Beine gelähmt. Er ist der entschiedenste Sozialdemokrat und erregte durch seine Jungfernrede gegen das Monopol und gegen das Regierungssystem Aufsehen und einen gewissen Respekt bei allen Parteien. Kühl, scharf und schneidend entwickelt er das System der Sozialdemokratie und schreckt vor keinen Consequenzen zurück. Die Reichsregierung, sagte er, arbeite durch ihre Pläne der Sozialdemo kratie in die Hände, er freue sich darüber, wenn er auch das Monopol verwerfe. Bahnen, Bergwerke, der große Grundbesitz, alles müsse in den Besitz des Staates übergehen, auch das große Kapital. Die Hetzerei gegen das jüdische Kapital gehe an dem Volke durchaus nicht spurlos vorüber, man merke sich; denn das Volk halte das jüdische Kapital nicht schlechter als jedes andere. Der Staat müsse alles an sich nehmen und dann Allen Arbeit und Brot geben. Das sei die Forderung des Sozialismus, während jetzt der Staat vieles an sich reiße und viele Privatthätigkeit ruinirc, ohne den Ruinirten Arbeit und Brot zu geben. — Vieles, was V. mit großer Kühnheit und Kühle vorbrachte und entwickelte, machte auf allen Seiten Eindruck und würde vielleicht noch größeren gemacht haben, wenn er sich nicht auch gegen das Reichsheer gewendet hätte, daß viel zu groß und theuer sei. Was man auch über die schwere Last denken mag, für jetzt hält nur der Respekt vor diesem Heere Deutschlands Feinde ringsum ab, über uns herzufallen. Dagegen sollte sich Niemand verblenden. Was würde ein unglücklicher Krieg uns kosten! Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Nachrichten über den Ge sundheitszustand des Reichskanzlers sind leider ungünstig. Vor einigen Tagen brachten wir die Mittheilung, daß Fürst Bismarck sich auf dem Wege der Besserung befinde. Inzwischen haben jedoch die neuralgischen Schmerzen wieder so stark zugenommen, daß der Fürst außer Stande ist, zu gehen oder auch nur zu stehen. Mindestens eine Woche wird er noch an das Bett gefesselt sein. In Berliner Magistratskreisen wird der Plan erörtert und für ausführbar gehalten, die Hygieineausstellung sofort wieder her zustellen. In der Ausschußsitzung der Hygieineausstellung am Sonn abend Abend erklärte Minister Ho brecht, es seien dahin Beschlüsse gefaßt, daß vor allen Dingen das begonnene Werk zu Ende geführt werden müsse. Die definitive Beschlußfassung werde demnächst durch das Centralkomitee erfolgen. Der Kronprinz äußerte seine Zustimm ung zu diesen Beschlüssen und hob hervor, es sei unter allen Umständen wünfchenswerth, der Wiederholung eines derartigen Unglücks durch Anschaffung eines massiven Ausstellungsgebäudes vorzubeügen. Hier für sei der Lehrter Bahnhof ein geeigneter Raum. Er werde den Minister angehen, denselben zur Disposition zu stellen. Leider sind die gesummten Schriftstücke der Speditionskommission und beinahe alle Frachtbriefe und Kisten der eingegangenen Ausstellungsobjekte ver brannt, so daß vorläufig über die Höhe des angerichteten Schadens authendische Nachrichten nicht zu erlangen sind. Fest steht, daß der Ausstellung verbrannt sind. Vom Komitee wird den Ausstellern die Eröffnung gemacht, daß die Versicherungsgesellschaften alle Ver sicherungen rechtskräftig anerkennen werden, vorausgesetzt, daß die Aussteller die Werthdeklarationen der eingesandten Ausstellungsobjekte