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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, SiebenlelM und die Umgegenden. Amtsblatt för die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. 4. Freitag, den 11. Januar 1878. Bekannt in a ch nug, die Anmeldung zum einjährigen freiwilligen Militärdienst betreffend. Bei der unterzeichneten Königlichen Prüfungs-Commission werde« in Gemäßheit der Bestimmung in Z 91 der Ersatz-Ordnung vom 28. September 1875 im Laufe des Monats März dieses Jahres die diesjährigen Frühjahrs-Prüfungen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährigen freiwilligen Militärdienst abgehalten werden. Junge Leute, welche das SN. Gebensjahr vollendet habed und im Bezirke der unterzeichneten Königlichen Prüfungs-Commission nach §8 23 und 24 der Ersatz - Ordnung gestellungspflichtig find, haben ihr Gesuch um Zulassung zu der bevorstehenden Prüfung an die unterzeichnete Stelle spätestens bis zum 1. Februar dieses Jahres -schriftlich gelangen zu lasse». Nach diesem Termine eingehende Zulassungsgesuche können nach § 91 der Ersatz - Ordnung Berücksichtigung nicht mehr finden. Diesem mit genauer Wohnungsangabe zu versehenden Gesuche um Zulassung zur Prüfung sind beizufügen: 1. ein den Borschriften in Z 89, 3 sub d der Ersatz-Ordnung genau entsprechendes Einwilligungs-Attest des Vaters oder Vormundes, 2. ein Geburtszeugniß und 3. ein Unbescholtenheitszeugniß, welches für Zöglinge höherer Schulen (Gymnasien, Realschulen, Progymnasien und höheren Bürgerschulen) durch den Director der Lehranstalt, für alle übrigen jungen Leute durch die Polizeibehörde oder ihre vorgesetzte Dienstbehörde auszustellen ist. Sämmtliche Papiere sind im Original einzureichen. In dem Zulassungsgesuche ist gleichzeitig mit anzugeben, in welchen zwei von den fremden Sprachen (der lateinischen, griechischen, französischen und englischen) der sich Meldende geprüft zu werden wünscht. Auch hat derselbe einen selbstgeschriebenen Lebenslauf beizufügen. An die zur Prüfung zuzulassenden Adspiranten wird rechtzeitig schriftliche Vorladung ergehen. Uehrigens wird bezüglich des Umfangs der Prüfung und der an die Examinanden zu stellenden Ansprüche auf den Inhalt der der Ersatz-Ordnung als Anlage 2 zu Z 91 beigefügten Prüfungs-Ordnung zum einjährigen Freiwilligen-Dienste hingewiesen. Gleichzeitig werden hiernächst die im Jahre 1858 geborenen jungen Männer, welche sich im Besitze eines, den Vorschriften ß 90 der Wehrordnnng entsprechenden Zeugnisses über ihre wissenschaftliche Befähigung befinden, aufgefordert, bei Verlust des Anrechts zum einjährigen freiwilligen Militärdienst bis zum obengedachten Tage ihr Gesuch um Ertheilung des Berechtigungsscheins unter Beifügung der oben unter 1—-3 bezeichneten Papiere und des fraglichen Qualifikationszeugnisses schriftlich anher einzureichen. Schließlich wird noch bemerkt, daß die im Jahre 1858 geborenen Schüler höherer Lehranstalten, welche auf Grund der bei letz teren abzuhaltenden nächsten Osterprnfung ein derartiges Befähigungszengniß zu erlangen hoffen, gleichfalls bei Verlust des Anrechts zum einjährig-freiwilligen Militairdienst bis zum 1. Februar dieses.Jahres ihr Gesuch um Erthciluug des Berechtigungsscheins unter Beilegung der vorerwähnten Zeugnisse schriftlich allhier einzureichen und vor dem 1. April dieses Jahres das gedachte Qualifikationszeugniß beizu bringen haben. Dresden,'am 2. Jannar 1878. Königliche Prüfungs-Commission fiir Einjahrig-Freiwillige daselbst, von Hsrttmann, Regierungsrath. Schuster, Major. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte soll Sonnabend den 2A. Februar 1878 das Carl Friedrich Engler in Loschwitz und Eduard Hermann Döhnert in Unkersdorf zugehörige Grubenfeld „Friedrich Hermann Fund grube zu und bei Birkenhain" dir. 26 des Grnnd- nnd Hypothekenbuchs für Birkenhain, welchem zur Zeit ein bestimmter Werth nicht zu zusprechen ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den au hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 13. December 1877. Königliches Gerichtsamt. vr. Gangloff. Petersburg, 7. Januar. Wie von unterrichteter Seite mitge» theilt wird, ist man hier in maßgebenden Kreisen der Ansicht, daß eigentlichen Friedensverhandlungcu eine Vereinbarung des Waffen stillstandes seitens der militärischen Befehlshaber Rußlands und der Pforte vorherzugehen haben, die rnssiichen Befehlshaber würden dabei die nothwendig scheinenden Garantien und Demarkationen festsetzen. An der Pforte sei cs, die Einleitung dieser Verhandlungen herbei- zuführcn. Uebercinstimmcndeu Nachrichten zufolge sind also die Russen in den Besitz des wichtigen Sasia gelangt. Ein offizielles Telegramm des Großfürsten Nikolaus an Kaiser Alexander lautet: „Am 3. d. nahmen unsere Truppen nach einem unbedeutenden Scharmützel bei dem Dorse Wratschedewna, bei welchem wir nur 24 Soldaten ver loren , Sofia." Die Bedeutung dieses Ereignisses ist gar nicht zu unterschätzen, da die Russen einen soliden Stützpunkt für weitere Operationen nach Nnmelien erlangt haben. Ganz besonders ist die Stadt für die Verpflegung der russischen Truppen von unge meiner Wichtigkeit. Officielles Telegramm aus Bogot vom 6. d.: Am 3. d. M. zogen die Russen mit Musik und Gesang unter dem allgemeinen Jubel der Bevölkerung in Sofia ein. Sogleich nach dem Einzüge des Generals Gurko fand ein feierlicher Gottesdienst in der Kathedrale statt. Seit 1443 ist dies das erste Mak, daß christliche Krieger in Sofia erschienen. Am Christtage des Jahres 1443 zog nämlich der ungarische Feldherr Hunyadh nach einem glänzenden Siege über die Türken in Sofia ein/ Die Stadt ist aber in den Jahren 1689 und 1737 vorübergehend von kaiserlich österrcichen Strcicorps besetzt ge wesen. Es wären demnach 140 Jahre verflossen, stildem christliche Krieger dort erschienen. Nicht blos der „Daily News" sondern auch den „Times" wird jetzt berichtet, daß General Radetzky ohne Widerstand zu finden den Schipkapaß überschritten habe. Bestätigen sich diese Meldungen, so ist den Russen bei schnellem Vorrrücken die Möglichkeit geboten, einen Theil der aus Sofia retirirteu türkischen Streitkräfte auf der Straße l von Philippopcl nach Adrianopel abschneiden zu können oder viel l Weiler nach Süden zu drängen. Nnmelien würde dann zum zweiten j Male in diesem Kriege die russische Invasion sehen, die diesmal mit ungleich stärkeren Kräften als das erste Mal vor sich gehen dürfte. Tagesgeschichte. Aufs Neue tauchen Nachrichten auf, die jetzt direkte Verhand lungen zwischen Rußland und der Pforte über einen Friedens schluß in Aussicht stellen. Private Meldungen Petersburger Blätter wollen sogar von einem Zusammentreffen russischer und türkischer Delegirter wissen, nachdem England der Pforte zur Nachgiebigkeit ge- rathen. Daran, daß diese Konferenz zu Stande kommt, wird wohl weniger zu zweifeln sein, als an einem wirklichen Resultate derselben, denn wenn auch die am 3. Januar erfolgte Besetzung von Sofia durch die Russen, welche natürlich sehr bald in Constanlinöpel bekannt ge worden ist, einen nachhaltigen Eindruck auf die Constantinopeler Ne gierungskreise nicht verfehlt haben dürste, so kann man doch immer noch sehr zweifeln, ob die Pforte auf die Friedcnsbedingungen Ruß lands cingcht. Gegenüber den aus Constantinopel verbreiteten Mit- theilungcn, daß die Pforte bereit sei, wenn nöthig, zum Schaden Europas, ihren Frieden mit Rußland zu machen, und sich der Hoff nung hingcbe, auf diese Weife sich vortheilhaft aus der gegenwärtigen Krise ziehen zu können, hebt der Nord hervor, daß es vor Allem die — ,i>n Interesse Europas liegende — Frage der Emanzipation des Najahs sei, welche die Pforte am stärksten berühre, und daß gerade über diese Frage Rußland sich am Wenigsten in Transaktionen ein- lasscn könne. London, 7. Januar Den „Times" wird über Syra aus Coustanlinopel von gestern gemeldet, die türkische Regierung sei ent schlossen, ihre Politik durch diejenige Englands bestimmen zu taffen. Unter den türkischen Dcputirten sei im Allgemeinen eine dem Frieden zugeueigte Stimmung vorherrschend, wofern nur Rußland zu annehm baren Bedingungen die Hand biete. Die Friedensbedingungen seien offiziell noch nicht diskutirt, im Allgemeinen nehme man aber an, daß die Türkei die Forderung der Abtretung von Datum, der freien Schifffahrt durch die Dardanellen, die Durchführung der Konfercnz- beschlüsse in Bezug auf die slavischcn Provinzen, die Unabhängigkeit Serbiens und Rumäniens und einer Berichtigung der Grenze von Montenegro nicht zurückweisen würde. Ferner meldet dasselbe Blatt, der Versuch einer Heranziehung der Christen zum Militärdienst sci als gänzlich gescheitert anzuschen.