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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dvs »Wilsdruffer Tageblatt" erjcheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. n L'r .. .. Geschäftsstelle, nehmen zu ^derzeit Bestellungen ent- W0Ü)eNvlatt sUL Wilsdruff U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od.sonstiger " - — Betriebsstörungen besteht bsirr Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises, «ückjendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks An,«igenpr-ise lau« ausliegendem Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebülia» M Rpsg. — Dorgeschriebrne Lrscheinungsiage und Platzvorschrjsteu werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen. Annahme dis vormittags IN Uhr. . . , - ?iür die Richtigkeit den durch Fernrus Übermil. Fernsprecher : Amt Wilsdruff Nr. 6 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — Jeder R-dattanspruch erlisch«, wenn »er Beiras durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auktraggebcr in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist dos zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen oer Amtsyauptmannschast Meißen, des Städte rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 232 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 4. Oktober 1934 „Bomber." Nur ein Dichter konnte sich die Seltsamkeit ersinnen: „Die Welt wird schöner mit jedem Tag!" Wenn man es ironisch meint und ausspricht, ja, dann wird die Welt mit jedem Tage schöner! Es wird wie toll ausgerüstet, die Luftkriegsgeschwader wachsen rasch ins Unendliche, und jede bessere Macht legt besonderes Gewicht auf die Schaf fung immer größerer und tragfähigerer „Bombe r", die in ihren riesigsten Exemplaren nun schon eine Last von 45 Tonnen durch die Luft schleppen können. Und diese wenig sympathische Last ist im Ernstfall wirklich nicht dazu bestimmt, über dem eigenen Lande „abgeladen" zu werden. Ein Amerikaner, der früher Direktor der dortigen Militärluftfahrt war, ist sogar noch ein ganzes Stück groß zügiger gewesen. Er verlangt vom Bundesluftsahrtaus- schuß den Bau gleich von 50großenBombenluft- schiffen. Jawohl, Bomben-Zeppeline sozusagenl Die können natürlich im Ernstfall noch eine viel größere Last jener wenig sympathischen Art schleppen. Herr Mitchell also, der warme Verteidiger der Bombenluftschiffe, will von den Bombenflugzeugen nicht recht etwas wissen. Sie wären zu der Verteidigung der amerikanischen Interessen nutzlos: Denn diese Bomber großen und größten Kalibers sind zwar eben ganz typische Angriffswafsen, aber — bis Japan ist es ein bißchen weit. Selbst von den Militär stationen aus, die Amerika recht intensiv in seinen pazi fischen Kolonien ausbaut. Ob der amerikanische Präsident Roosevelt Wohl sehr angenehm davon berührt war, zu hören, daß dieser frühere Militärluftfahrtdirektor und auch noch vor diesem Ausschuß nun sozusagen den Rock auszog und gegen Japan aus- und loslegte? Und mit einer fast brutalen Offenheit Japan als den Gegner Amerikas bezeichnete, auf politischem wie auf wirtschaftlichem Gebiet! Gewiß, der vor zwei Jahren erfolgte Stoß Japans auf die Mandschurei hat den dortigen starken Wirtschafts interessen Amerikas enormen Eintrag getan; denn wirt schaftlich standen vor jenem Stoß die Amerikaner weitaus an erster Stelle in jenem Kil des Fernen Ostens. Aber sie hatten es „leidend" mitansehen dürfen, daß ihnen Japan dort die Tür vor der Nase zuschlug, und darauf mit einer politischen Osfensive ernsterer Art zu antworten, hatte doch so schwere militärische Bedenken, daß man sich in Washington doch lieber auf einen sanften Papierkrieg beschränkte. Der hatte natürlich nicht den geringsten Erfolg. Hatten die Japaner schon längst jede Sympathie bei den Amerikanern verloren, so kümmerten sich die sieg reichen Japaner erstens nicht darum und zweitens nutzten sie den großen Textilarbeiter streik in den Ver einigten Staaten möglichst schnell und gründlich dafür aus, den in Lieferungsschwierigkeiten festsitzenden Amerikanern die Kunden in Südamerika wegzufischen. Aber nicht bloß dorr stößt der Amerikaner auf den verhaßten gelben Kon kurrenten, sondern er findet ihn auch überall dort, wo ein dumpfer oder offener Rassengegensatz gegen die bisherigen Weißen Herren empfunden wird. Also Herr Mitchell hat nicht Unrecht, wenn er vor dem Vnndesluftfahrtausschuß meinte, der Ferne Osten sei mit Konfliktstoff überladen und daß Japan Amerikas gefähr lichster Gegner sei, — aber daß er dies alles mit größter Drastik auch aussprach, ist doch so etwas wie eine politische Sensation! An solchen Sensationen ist in den letzten Jahren der Ferne Osten überreich gewesen. Und wenn sich jetzt auch durch den Verlaus der ostchinesischen Bahn dort eine ganz besonders empfindliche Druckstelle zwischen Japan und Rußland beseitigen ließ, so bleibt doch der gegenseitige Gesamtdruck bestehen. Die vom Völker- bund in Vorschlag gebrachten Arzeneien haben gründlichst versagt. Und weder Amerika noch Japan gehören dieser hilflosen „Gesellschaft der Nationen", der es auch noch niemals gelungen ist, mit der Methode des Redens wirk liche Spannungen aus unserer „schönsten aller Welten" heranszuschaffen, an. Man darf also die aufsehenerregende Rede Mitchells als ein Symptom bezeichnen, das auf einen nicht ungefähr lichen Zustand des an sich schon recht fieberkranken Frieden an den Gestaden des Pazifik schließen läßt. Die Rede sprach ans, was in Amerika heute wohl sehr viele denken oder empfinden. Denn es steht dort schon mehr als wacklig mit der bisherigen Vorherrschaft der weißen Rasse! Oie HZ. ruft auf zur Heimbeschaffung Die Gebietsführung 46, Sachsen, der HI erläßt fol genden Aufruf zur Heimbeschaffung: Schafft der Jugend Heimstätten, in denen sie nach des Tages Arbeit sich zusammenfindet, die Jungarbeiter der Stirn und der Faust, Heimstätten, in denen sie du große heilige Stunde der Kameradschaft und des soziali stischen Geistes erleben. Noch ist Platz vorhanden, noch stehen Räume leer; gebt Ne der Hitlerjugend! M Reichs- M Gauleiter iu IresSeu. Das Treffen der Reichs- und Gauleiter und der drei hundert ältesten Kämpfer der NSDAP, das bekanntlich bereits für Anfang August in Dresden geplant war, in folge des Ablebens des Reichspräsidenten von Hindenburg hatte verschoben werden müssen, findet nun am Donners tag und Freitag in Dresden statt. Zu der Tagung werden u. a. der Stellvertreter dxs Führers, Rudolf Heß, Reichs minister Dr. Goebbels, der Chef des Stabes, Lutze, Reichsarbeitsführer Hierl, Reichsjugcndführer Baldur von Schirach, die Rcichslciter Obcrliudober, Schcmm, Kube, Terboven, Hilgcnfcld, Frauendorfer, Reichsstatt halter Sauckel, der Franlenführer Streicher, Minister Wagner, München, Schwede und viele andere führende Persönlichkeiten nach Dresden kommen. Die Reichs- und Gauleiter und d>e dreihundert älte sten Kämpfer — insgesamt etwa 380 Personen — treffen am Donnerstagvormittag in Dresden ein. Am Donners tagabend wird bei einer Feier im Schauspielhaus Gau leiter Reichsstatthalter Mutschmann die Gäste begrüßen. Die eigentliche Gauleitertagung beginnt am Freitag vormittag im Hotel Bellevue. Anschließend findet eine dreitägige Fahrt durch Sachsen statt, die den Gästen die Schönheiten des Sachsenlandes vermitteln wird. Am Sonnabend werden zunächst die Sächsische Schweiz und Bad Schandau besucht werden. Am Sonn tag geht die Fahri voraussichtlich nach Königstein und durch das Erzgebirge nach Oberwiesenthal. Am Montag wird die Fahrt nach Schwarzenberg, Bad Elster, Mark neukirchen und Plauen führen. Sie Neuerscheinungen -er Steuergesetze. Einkommensteuergesetze nur noch 51 Paragraphen statt 117. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, werden im Oktober folgende neue Steuergesetze erscheinen: 1. das neue Einkommensteuergesetz, 2. das neue Körperschaftssteuergesetz, 3. das neue Reichsbewertungs gesetz, 4. das neue Vermögenssteuergesetz, 5. das Gesetz zurÄnderungdesErbschaftssteuergesetzes, 6. das Bodenschätzungsgesetz, 7. das neue Umsatzsteuer gesetz, 8. das neue Kapitalverkehrssteuergesetz, 9. das Steneranpassungsgesetz. Das neue Einkommen st euergesetz wird nur 51 Paragraphen zählen, während das bisherige 117 Paragraphen umfaßte. Es wird am 1. Januar 1935 in Kraft treten und erstmalig auf die Veranlagungen für das Kalenderjahr 1934 anzuwenden sein. Die Vorschriften über die Lohnsteuer werden erstmalig auf den Ar- beitslohn anzuwenden sein, der für nach dem 31. Dezem ber 1934 erfolgende Dienstleistungen gewährt wird. Das neue Vermögenssteuergesetz wird erst malig im Jahre 1936 angewendet, während für 1935 die Vermögenssteuer noch nach den gleichen Vorschriften er hoben wird wie für 1934. Das Bodenschätzungsgesetz wird eine Ergänzung des Reichsbewertungsgesetzes sein. Es sieht die Schaffung von Hilfsmitteln vor, die die über- leitung von den Werten der Vergleichsbetricbe zu den Werten der übrigen Betriebe erleichtern und sichern werde, werde. „Dicke Lust" für Japan. „so VombenluMffe, um Zapan anzugreifen." Eine interessante Erklärung vor dem amerikanischen Luftfahrl ausschutz. Der frühere Chef des amerikanischen Militärflug wesens, Brigadegeneral a. D. William Mitchell, machte vor dem Luftfahrtausschuß, den Roosevelt eingesetzt hat, interessante Ausführungen. Er erklärte, Japan fei der gefährlichste Feind der Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten sollten Flugzeuge bauen mit einer Reichweite von 10 000 bis 13 000 Kilometer, mit denen man Japan angreifen könnte. Mitchell stellt den Mitgliedern des Ausschusses vor, man dürfe nicht vergessen, daß das japanische Weltreich eine beständige Drohung für die Vereinigten Staaten dar stelle, politisch im pazifischen Raum, wirtschaftlich in China. Er führte weiter aus: „Denken Sie immer daran: Japan ist unser gefährlichster Gegner. Wenn wir Flugzeuge und Luftschiffe bauen, dann müssen wir sie so konstruieren, daß sie imstande sind, Japan anzugreifen und es innerhalb weniger Stunden mit Bomben zu belegen, um die militärischen Kräfte des Landes vernichten zu können, bevor es selbst an den Angriff zu denken vermag. Genau wie die englischen Inseln müssen wir eine Luft- slotte besitzen, die von unseren Stützpunkten im Pazifik gegen unsere Feinde so vorgeschickt werden kann, wie England mit seiner Luftflotte Europa angreifen kann." Mitchell schloß seine Rede, die auf die Mitglieder des Ausschusses einen starken Eindruck machte, mit den Worten: „Wir brauchen 50 große B o mb enlustsch iffe, um Japan angreifeu zu können. Weniger als 50 dürfen es nicht sein, sie müssen von Ihnen bewilligt werden; denn mindestens 50 gutausgerüstete Militärluftschiffe sind erforderlich, um die Hauptstadt Japans und alle wichtigen Gebiete des Jnselreiches anzugreifen." Die Vereinigten Staaten könnten sich keinesfalls mit einer Riesenflotte von Bombengeschwadern des Groß flugzeugtyps begnügen, sondern müßten Bombenluftschiffe nach dem Prinzip „Leichter als die Luft" bauen, die einen Wirkungskreis von 6000 bis 8000 Meilen besitzen. Mitchell wies dann die seinerzeit von den Militär behörden geäußerten Ansichten, daß Luftschiffe im Kriege vollkommen unverwendbar seien, entschieden zurück. Vor einem japanischen Schritt. Die Erklärungen des Generals Mitchell haben in japanischen politischen Kreisen aröktes Aukseben er ¬ regt. Die Behauptung Mitchells, Japan sei als der größte Feind der Vereinigten Staaten anzusehen, werden als ein Versuch ausgelegt, sich wegen der Verstärkung der amerikanischen Luftflotte zu rechtfertigen. Die japanische Regierung werde deshalb durch ihren Geschäftsträger in Washington Schritte unter nehmen. * Auch -er japanische Krieg-Minister fvr-ert stärkere Luststolle. In Tokio Hai das Kriegsministerium 16 000 Exem plare einer Flugschrift verbreitet, deren Inhalt, wie das Blatt „Nitschi-Nitschi" versichert, die persönlichen Ansichten des Kriegsministers, des Generals Hayaschi, wiedergibt. In der Flugschrift wird eine wirt schaftliche Reorganisation des Landes gefordert und ein starkes Heer, das der Lage im Fernen Osten entspreche. Japan müsse seine militärische Macht besonders in der Luft stärken. Mehr als 6000 Flugzeuge seien in der Lage, Japan anzu greifen, während Japan nur 1000 Flugzeuge besitze. Eine Streitmacht von 3000 Flugzeugen sei notwendig, um Japan davor zu bewahren, in der Luft von einer Anzahl fremder Mächte geschlagen zu werden. Die Flugschrift kommt auch beiläufig aus die Frage der Seemacht zu sprechen und sagt, das gegenwärtige System des Stärkeverhältnisses zu anderen Mächten sei für einen selbständigen Staal unerträglich. Wenn die Flottenlonferenz von 1935 fehl- schlagen sollte, dann werde es eine Krise geben, die nicht nur diplomatische Verhandlungen, sondern ein Zu- sammcnfassen der ganzen Nation erfordere. Farbige Truppen nach Frankreich Im Zusammenhang mit dem durch den Geburten rückgang während der Kriegsjahre eingctretencn Nclru- tierungsausfall während der kommenden fünf Jahre hat der Große französische Gcneralstab im Einvernehmen mit der Regierung beschlossen, farbige Truppen aus Marokko nach Frankreich zu verlegen, um die hier entstehende Lücke auszufüllen. Das 14. und 15. algerische Schützcnregiment wird ans Chateauronx, Angers, Chatcllerault, Perigueux, Bergerac verteilt werden, während das 8. marokkanische Schükenregiment in Agen, Marmande und Auch unter- gebracht werden soll. Außerdem ist beabsichtigt, das 41. Kolonial-Maschinengewehr-Regftncnt, das bisher in Fontenay in Garnison lag, nach Toul zu versetzen, um die erste französische Linie im Osten zu verstärken. In Chalons soll in den nächsten Tagen das 8. Zuaven-Regiment zu- sammengestcllt werden, das zum größten Teil aus motori sierten Streitkräften bestehen wird.