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Wochenblatt für für Dienstag, den 3. September 1878. Nr. 7V. Erscheint wöchentlich 2 Mal (DienStag und Freitag). AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich r Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. DonncrStagS bis Mittag 12 Uhr. Wilsrduff, Tharandt, Stoffen, Sievenlehn und die Umgegenden für die Kömgl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Wchtunddreitzigster Jahrgang. Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfoürage betreffend. Von der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden sind die Durchschnittspreise der Marschfourage des Hauptmarktortes Meiße« für Monat Juli dieses Jahres folgendermaßen festgestellt worden: . ' 7 Mark 58 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 25 » - 50 - Heu, 1 - 75 - - 50 - Stroh, Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 29. August 1878. i. v von Mayer Bekanntmachung. Nachdem in Ausführung der Bestimmung Z 181 8ud 5. des Brandversicherungs-Gesetzes vom 25. August 1876 die in der Stadt Wilsdruff und den hierunter 8ub <z verzeichneten Ortschaften des amtshauptmannschaftlichen Bezirks Meißen bei der Landes-Jmmo- biliar-Brandversicherungs-Anstalt versicherten Gebäude umelassificirt worden sind, treten die diesfalls aufzustellen gewesenen neuen Ortsdrand- versicherungs-Cataster mit dem laufenden Halbjahre in Wirksamkeit. In Gemäßheit ß 100 der Ausführungs-Verordnung zu dem beregten Gesetze, vom 18. November 1876, wird solches den Betheiligten andurch mit dem Hinzufügen zur Kenntniß gebracht, daß dieselben in nächster Zeit die auf Grund der neuen Ortscataster ausgestellten Ver sicherungsscheine zugefertigt erhalten werden. Dresden, den 31. Juli 1878. Königliche Brandversicherüngs - Commission. Frh* von Deubern. Leonhardi. D Verzeichnis Alttanneberg. Birkenhain. Blankenstein. Burkhardswalde. Groitzsch. Grumbach. Helbigsdorf. Herzogswalde. Hühndorf. Kaufbach. Kesselsdvrf. Kleinschönberg. Klipphausen nüt Kneipe. Lampersdorf. Limbach. Lotzen. Munzig. Neukirchen. Ncutanneberg. Niederwartha mit Gruna. Obersteinbach. Perne. Röhrsdorf. Roitzsch bei Wilsdruff. Rothschönberg. Sachsdorf. Schmiedewalde. Sora. Steinbach bei Kesselsdvrf. Unkersdorf. Weistropp. Wildbcrg. Was nun? Von vr. Perrot. vAr Bundesrath hat das Sozialistengesetz mit einigen Modifikationen angenommen. Zwei Bundesstaaten haben sich der Abstimmung enthalten. — Die Frage ist zunächst, wie diese Ange- legenyeit im Reichstage verlaufen wird, welcher am 9. September zuiammentritt. Es läßt sich bis jetzt nicht mit Bestimmtheit voraus- feyen, welches Schicksal der Gesetzentwurf im Reichstage haben wird! aber eine starke Möglichkeit spricht dafür, daß es zu keiner Ver ständigung kommt. Das Centrum und die kleineren Parteien (Fort schritt, Sozialisten, Partikularisten, Protestler, Polen und 1 Däne) werden einmüthig gegen den Entwurf eintreten. Das reicht schon ziemlich nahe an die Majorität und es werden nicht sehr viele Nationalliberale gegen den Entwurf zu stimmen brauchen, um ihn zum Fall zu bringen. Das ist, objektiv gesehen, die Sachlage-. — In diesem Falle würde der Neichsregierung nur eine nochmalige Auflösung des Reichstages übrig bleiben! — Schon der Gedanke an eine solche Eventualität wird nicht Wenigen großes Unbehagen verursachen. Eine so baldige Wiederholung der aufregenden, ngch allen Richtungen hin entsittlichend wirtenden Wahlvorgänge fehlt uns gerade noch. Was wir bis jetzt absolut vermissen, sind geeignete Maßregeln zur Bekämpfung der immer mächtiger über uns hereinbrechenden geschäftlichen Kalamität. Zwar ist Herr Camphausen, welcher diese Kalamität erst gar nicht sehen und zugestehen wollte, nnd welcher -""-in s er sie nothgedrnngen zugestehen mußte, schon vor Jahren die Morgenröthe eines Umschwunges zum Bessern verkündete, jetzt nicht mehr am Ruder, aber von einer Aenderung unserer Wirthschafts- politik im großen Style ist von keiner Seite die Rede. Zwar giebt es jetzt eine Menge Stimmen, welche mit der Sache schnell fertig sind und meinen, es sei Allem abgeholfen, wenn ein ge wisser Zoll (wie hoch, darüber sind die Meinungen verschieden) auf gewisse Einfuhr-Artikel gelegt werde. Ob man aber dahin auch Ge treide, Wolle, Kohlen, Vieh und dergleichen rechnen soll, darüber sind die Ansichten höchst getheilt. — „Schutz der inländischen Arbeit", heißt jetzt die Parole, welche den neuen Aufschwung bringen soll. — Sowie aber die Forderung auftaucht, daß dann in erster Linie der wichtigste Zweig der vaterländischen Arbeit, nämlich die Landwirth- ^aft „geschützt" werden müsse, gehen die Meinungen ans einmal sehr auseinander: einen Schutzzoll auf Getreide, Kohlen, Holz, Vieh rc. wollen dann viele nicht zugestchcn. Wenn es sich aber um den „Schutz der vaterländischen Arbeit" handelt, wird man doch den wichtigsten Zweig derselben, die ländliche Arbeit, nicht allein „ungeschützt" lassen können. Daß das Recept für die Besserung unserer geschäftlichen Ver hältnisse nicht so einfach ist, und daß die Frage mit einem so leichten Worte, wie „Schutz der Arbeit" nicht abgethan werden kann, zeigt doch auch ein Blick nach Frankreich und Amerika. Amerika hat einen sehr hohen Schutzzoll und Frankreich wenigstens einen viel höheren als wir. In beiden Ländern herrscht aber mindestens die selbe Calamität, wie bei uns. Während unsere Baumwollfabrikanten mit sehnsüchtigen Blicken nach dem vielstufigen Baumwollentarif der Franzosen Hinsehen, kommen jetzt grade aus Frankreich die schlimmsten Klagen der Baumwollfabrikanten. Noch schlimmer steht es bekannt lich in Amerika, dessen Arbeit mit 30—80 Prozent vom Werthe der eingehenden Waaren „geschützt" ist. Die geschäftliche Calamität ist dort, trotz des enormen „Schutzes der vaterländischen Arbeit" seit I873 so hoch angewachsen, daß man sich nicht wundern darf, wenn in diesem so außerordentlich „geschützten" Lande nächstens die so ciale Revolution ausbricht. Das sind denn doch Thatsachen, welche beweisen, daß die Zollpolitik mit der gegenwärtigen Calamität nicht entfernt fo viel zu thun hat, als man von manchen Seiten glaubt und von anderen Seiten glauben machen möchte. Die Ursachen der in Ländern mit entgegengesetztester Zollpolitik gleichmäßig wüthenden geschäftlichen Calamität liegen entschieden tiefer. Eine Zeit lang glaubten wohl Viele, der Reichskanzler werde eines Tages mit einem großen Programm für eine gründliche Um gestaltung unserer Wirthschaftspolitik vor das Reich treten nnd dann das getreue Deutschland um sein Banner sammeln. Auch diese Hoff nung scheint nach und nach den Weg aller Illusionen gehen zu sollen. — Statt des großen Reformprogramms ist vorläufig das Socialisten- gesetz gekommen. Der geschäftlichen Calamität wird dasselbe jeden falls nicht abhelsen. — Die Frage dürfte also ziemlich berechtigt sein: was nun? Taqesgeschichte. Berlin. Ueber die Eröffnung des Reichstages scheinen in den letzten Tagen veränderte Dispositionen getroffen worden zu sein. Die Nachricht Berliner Blätter, welche den Kronprinzen persönlich den