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Wochenblatt - für Usdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umseaenden. Amtsblatt siir die König!. Amtshanptmannschast zn Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Städtisch zn Wilsdrnff. 1tt. Freitag, den 1. Februar 1878. Zur Ktmitmßnchmc und Nachachtmrg. Heute sind Ii<>1> eit und I? l»L6«1i'LoU Hsr»rn»rni Hlki Loli als Nachtwächter für hiesige Stadt in Pflicht genommen worden. Wilsdruff, am 31. Januar 1878. Der Stadtgemeinderath. .Kicker, Brgmstr. Bekanntmachung. Der ledigen Anna Amalie Stühmer von hier ist ihr am 31. August 1871 vom hiesigen Königlichen Gerichtsamte ausgestelltes Gesindezeugnißbuch abhanden gekommen, was zur Verhütung von Mißbrauch mit diesem Buche andurch mit dem Bemerken bekannt gemacht wird, daß der pp. Stühmer unterm heutigen Tage ein neues Gesindezeugnißbuch hier ausgestellt worden ist. Wilsdrnff, am 30. Januar 1878. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr^ Holz - Auktion. Im Gasthofe zu Grilleuvurg am Donnerstag den 14. Februar 1878 von Vormittags s Uhr an folgende a-f Llr ZUvi»I»NL WtnnlsLorstrevtvr aufbereitete Hölzer, als: 272,z„ Hundert weiche Stangen, Cm. stark, 425,. 152,.., - - - V« - - 7 - , 13/ - - s,18 - " " /I5 " O,»^ - birkene - '"/12 - - in den Abheilungen 35, 41, 46, 47, 48, 50, 51, 52, 54, 57 nnd 62 einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunterzeichneten Revierverwalter zu wenden oder auch ohne Weiteres in die genannten Abtheilungen zu begeben. Forstrentamt Tharandt und Revierverwaltung Grillenburg, am 21. Januar 1878. R. von Schröter. Dost. Tagesgeschichte. Der Kaiser ist, wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, durch die letzten socialdemocratischcn Versammlungen zu Berlin, in welchen der Massenaustritt aus der Landeskirche detretirt wurde, auf das Empfindlichste berührt worden, und hat dieser seiner Mißstimmung den entschiedensten Ausdruck verliehen. Es dürften diese Vorgänge nicht ohne Einfluß auf die jetzigen Wirren in der evangelischen Kirche bleiben. In interessanten Aussätzen über die Besteuerung des Tabaks in Deutschland erzählt vn. R. Schleiden, in Thüringen würden an geblich jährlich 20,000 Centner Runkelrübenblätter zu Tabak ver wendet. Diese, sowie Cichorienblätter und sogar Kartoffelkraut würden auch im Magdeburgischen und in der Pfalz viel verarbeitet. Die in Süddeutschland ziemlich verbreiteten Vevey-Cigarren, welche zu 1 M. ^2 Pf. bis 2 M. 56 Pf. für 100 Stück verkauft würden, enthielten gar keinen Tabak, sondern bestehen aus sorgfältig ausgewaschenen und dadurch ihres ursprünglichen Geruchs und Geschmacks entkleideten Kohl- und Rübenblättern, die dann in einer besonders zubereiteten Tabaksbrühe längere Zeit getränkt, getrocknet und verarbeitet würden. Schleiden erklärt ferner, daß Cigarren in keinem Lande so billig seien wie in Deutschland und daher rühre ihr ungemeiner Verbrauch. Frey ein et heißt der neue Arbeitsminister in Frankreich. Er ist mit Gambetta von 1870 her nah befreundet und war fein Kriegs minister, als dieser Dictator war. Von Haus aus ist er Ingenieur, ein junger Mann voll Energie und mit großen Plänen. Als Arbeits minister hat er dM Plan entworfen und der Kammer vertraulich dargelegt, Frankreich nut einem großen Eisenbahnnetz und Kanälen zu überziehen und für die Wasserbauten 1 Milliarde zu verwenden. (An Kanälen ist Frankreich ohnehin schon viel reicher als Deutschland.) Dieser Plan fand viel Zustimmung. Die Franzosen müssen wirklich ein reiches Volk fein! Man denke nur daran, daß sie Deutschland 5 Milliarden gezahlt und mindestens das Doppelte für Herstellung ihres Heeres, ihrer Festungen u. s. w. gebraucht haben — und nun solche kostspielige Pläne, von denen Freycinet selber sagt, sie werden mehr kosten als 4 Milliarden, aber man müsse nur rasch anfangen. Gambetta hielt am 27. Januar auf einem Bankett in Belleville eine bemerkenswerthe Rede, in welcher er betonte, daß die Republik nichts mehr zu befürchten habe, wenn man die Politik der Klugheit, Mäßigung und Reformen fortsetze. Der Redner gab der Ueber- zeugung Ausdruck, daß selbst die gegenwärtige Majorität des Senates gegenüber dem Willen Frankreichs nachgcben werde. Indem Gam betta auf den Marschall Mac Mahon anspielte, sagte er: wenn man sich dem Lande völlig anvertraue, so fei der ganze Vortheil auf Seiten Frankreichs, die ganze Ehre aber für denjenigen, welcher nachgebe. Gambetta spendete auch den Ministern lebhaftes Lob und nannte die selben Mitarbeiter der Majorität. Diese Ansprache rief lauten Enthu siasmus und einstimmigen Beifall hervor. Nach den aus guter Quelle stammenden Nachrichten aus Constantinopel, welche bis zum 27. Januar Mittags reichen, hat die Pforte bis dahin die offizielle Anzeige über die Unterzeichnung der Friedenspräliminarien noch nicht erhalten, wiewohl sie ihre Bevollmächtigten schon Donnerstag (24.) Abends telegraphisch zur Unterzeichnung ermächtigt hat. Die Verzögerung dürfte übrigens nur durch die Uebersiedelung des Großfürsten Nikolaus mit dem Haupt quartier und den türkischen Bevollmächtigten von Kasanlik nach Adrianopel veranlaßt sein, woselbst die Unterzeichnung nach dem Wunsche des Großfürsten stattfinden soll. Wiewohl di: Pforte die russischen Bedingungen noch geheim hält und erst nach Unterzeichnung der Präliminarien veröffentlichen will, verlautet doch, daß die russischen Punktationen nach ihrer prinzipiellen Annahme den weitreichendsten Interpretationen Spielraum gewähren nnd die Perspektive auf lang wierige Verhandlungen eröffnen. Die aus London und Wien nach Constantinopel gelangten Angaben über die russischen Bedingungen werden allgemein als der Wahrheit sehr nahe kommend bezeichnet. Die Kunde von dem Abschluß des Präliminarvertrages, schreibt die heutige „N. A. Z.", ist indeß noch keineswegs ausreichend, uns mit der Zuversicht zu erfüllen, daß nun auch die Wiederkehr friedlicher und gesicherter Zustände im Südosten Europas verbürgt fei. Erstlich rechtfertigt die in Constantinopel selbst cingetretene hochgradige Spannung (bekanntlich hat der Sultan der englischen Regiernng telegraphirt, daß sein Leben bedroht sei) die Frage, ob über kurz