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Amtsblatt siir die Kömgl. Amtshauptmanuschast zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal (Dienstag u. Freitag) und kostet vierteljährlich I Mark. — Annoncen-Annahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag 12 Uhr 1Z. Dienstag, den 19. Februar 1878. Verordnung des Ministeriums des Innern, die heurige Schonzeit für die innengenannteu Fischarten betr. Das Ministerium des Innern will geschehen lassen, daß die in Punkt 2 der Verordnung vom 25. April 1875 — Gesetz- und Verordnungsblatt von 1875, S. 245 — sür folgende Fischarten, als: Aesche, Barbe, Barsch, Rothauge, Sander, Schmerl und Weiß fisch während der Monate März, April, Mai und Juni angeordnete Schonzeit auch im heurigen Jahre auf die Monate April, Mar und Juni beschränkt werde, so daß die genannten Fische auch noch während des bevorstehenden Monats März gefangen, feilgeboten und ver kauft werden dürfen. Hiernach haben sich Alle, die es angeht, gebührend zu richten. Dresden, am 13. Februar 1878. Ministerium des Innern. Für den Minister, körnsr. Gebhardt. Tngesgeschichte. Fürst Bismarck ist am 14. Februar Abends in Berlin einge troffen, — ein Ereigniß, das wichtig genug schien, um in alle Welt telegraphier zu werden; denn man kann sagen: aller Augen und Obren warten auf ihn. Vom deutschen Reiche gilt das alte Wort: Würden und Bürden! Seit Deutschland zur Würde des ersten Geigers und Conzcrtmeisters im europäischen Conzert aufgerückt ist, verlangt alle Welt von ihm, eS müsse dafür sorgen, daß die Russen ihre Saiten nicht zu hoch svanncu. Dieses Ansinnen wird bald feiner, bald gröber gestellt. Die Franzosen, die früher die erste Geige spielten, sagen, „jetzt muß sich zeigen, ob die imposante Stellung, welche Deutschland cr- sangte, Europa zum Vortheil gereichen soll." Die Oestcrreicher sagen: Bismarck lenkt die Drci-Kaiser-Mächte wie ein russisches Drei gespann, wobei das eine Pferd, nämlich Oesterreich, auf der Seite oder, wie man in der Kulschersprache nennt, auf der Wildbahn zu springen Pflegt. Diese Rolle ist weder bequem, noch wünschenswerth. Die Italiener sagen gar nichts, sondern haben das eine Auge scharf auf das Konklave, das andere nach Berlin gerichtet. (Oester reich soll noch dringender als früher zur Konferenz nach Wien, aber zu einer sofortigen, cingeladen und dem Russen Gortschakoff den Vorsitz angeboten haben. Es gehen sogar dunkle Gerüchte von theil- weiser Mobilmachung.) Kaiser Wilhelm hat auf die Kunde von dem jetzt unter der Bevölkerung von Konstantinopel herrschenden Nothstande der dortigen deutschen Botschaft die Summe von 10,000 Franken mit der Be stimmung zur Verfügung gestellt, daß dieselbe zur Unterstützung der Nothleidenden ohne Unterschied des Glaubens und der Nationalität verwendet werden soll. Ein Beispiel, das Nachahmung verdient und vielleicht auch findet. Berlin. Vom Reichstag. Die größten Mehrausgaben werden, wie gewöhnlich, für das Heer und die Marine erfordert. Für die Reicks - Marine wird im Ganzen 85,222,520 Mark proponirt, mithin 3.550,447 Mark mehr. Daneben die neue Anleihe für Marine-Zwecke mit etwas über 33 Millionen. Der Mehraufwand im Laufenden entsteht hauptsächlich für Jndienststandhaltung der Schiffe (685,390 Mark mehr), als Anschaffung des Inventars, Scezulagcn, Reparaturen, sodann für den Werftbctricb (1,999,506 Mark mehr), für Unterhaltung der Fahrzeuge und ihres Inventars in den eigenen Wcrftbetrieb. Das Reich besitzt im Ganzen 3 große Werften, näm lich in Wilhelmshafen, Danzig und Kiel. Jede große Werkstätte da selbst zerfällt nach der Organisation in verschiedene Abtheilungen wie die Sattler-, Segelmacher-, Schiffszimmer-, Schmied-, Schlosser-, Tischler-, Maler-Werkstätten, in Boots- und Masten-, Monlirungs-, Blech- und Winkeleisen-Werkstäite, und Dampfschmiede, Gießerei rc., Der ganze Apparat kostet natürlich viel Geld, und um so mehr, jcmehr sich die Anzahl der Fahrzeuge steigert. Außer dem schon fest stehenden Beitrag für die bereits im Bau begriffenen Schiffe sind noch eine Anzahl neuer Schiffsbauten in Vorschlag. Daneben Aus bau der großen Werslplätze und insbesondere der Hafeneinfahrt in Wilhelmshasen, (welcher im Ganzen gegen 8 Millionen kosten wird). Berlin. Die „B. B. Z." schreibt: An der Börse beschäftigte man sich heMe viel xj„er angeblich bevorstehenden Sendung des Generalscldmarschalls v. Manteuffel nach Petersburg und glaubt einer solcher Sendung eine große Wichtigkeit belegen zu müssen, in sofern man von der Grnndanschauung ausgcht, daß von hier aus Anstrengungen gemacht werden, um mäßigend auf das Petertsbnrgcr Kabinet cinzuwirkem, m,d daß für diese Bestrebungen des deutschen Kaiser der General Manteuffel der geeignetste Dolmetscher gegenüber dem Kaiser Alexander sein werde. Da aber eine derartige mäßigende Einwirkung nur einer weiteren friedlichen Entwickelung günstig sein kann, wirkte die Nachricht von dieser Mission an der Börse in einem entschieden günstigen Sinne. Eine Nachricht aus Wien an das „Dresdner Journal" meldet, über die Konferenz sei eine Verständigung erzielt, die Mächte, auch Ruhland, vereinbarten, den Zusammentritt des Kongresses, nicht einer Konferenz, in Baden-Baden. Aus Wien wird der „Korcsp. Havas" gemeldet, der Sultan habe die Königin Victoria gebeten, auf die Entsendung der Flotte in das Marmara-Meer zu verzichten; die Königin habe geantwortet, dies sei ihr unmöglich; die Einfahrt der Flotte aber habe friedliche Zwecke. Der „N. Pr. Ztg." schreibt man aus Wien, 15. Februar: In den aufregenden Nachrichten über die schroffe Haltung, welche einige Kabinete gegen Rußland eiugenommen hätten oder dieses gegen jene zeige, ist eine Pause eingetreten, die naturgemäß rum Abwiegeln benutzt wird. Zwar soll nichts geschehen sein, sagt man, wodurch das gereizte Vcrhältniß zwischen England und Rußland gemildert worden wäre; aber eS werde sich hoffentlich eine Entfremdung Oester reichs und Rußlands vermeiden lassen. Letzteres werde schließlich sich bestimmt finden, die Friedensbedingungen mit der Türkei in einer Weise zu modifiziren, daß die Besorgniß einer ernsten Schädigung der Interessen Oesterreichs entfalle. Rußland habe im Prinzipe an erkannt, daß jene Bestimmungen seines Separatabkommens mit der Pforte, durch welches allgemeine und europäische Verhältnisse berührt werden, der Genehmigung der Traklatmächte bedürfen; es sei nur natürlich, daß Rußland keinen Anstand nehmen werde, dieses Princip auf Fragen anzuwenden, in welchen es sich um speciell österreichische Interessen handelt. Eine solche Verständigung zwischen den genannten zwei Mächten, durch welche der bedenkliche Charakter der Spannung beseitigt würde, könne selbst dann eintreten, wenn wider Vermuthcn die von Wien vorgeschlagene Konferenz nicht zu Stande kommen sollte. Ein mächtiger, beiden Theilen freundschaftlich gesinnter und in erster Linie der Erhaltung des Friedens gewidmeter Einfluß soll, wie man sagt nicht ohne Erfolg, sich bemühen, Rußland in Erwägung seines eigenen Vvrthcils und mit Rücksicht auf höhere Nothwendig keiten zur Mäßigung zu mahnen. Wien, 16. Februar. Wie dem „Telegraphen-Korrespondenz- Bureau" anS Konstantinopel gemeldet wird, sollen die Russen infolge des Depeschcnwechsels zwischen dem Kaiser Alexander und dem Sultan nicht in Konstantinopel einrücken, wie sie wegen der Ankunft der eng lischen Flotte beabsichtigen. Sie würden jedoch vorrücken, um als Freunde einzelne strategische Punkte in der Nähe von Konstantinopel zu besetzen. Aus Petersburg wird der „Presse" berichtet: Der Zar sagte bei der Jnspizirung mehrer Escadronen konischer Kosacken zu den Offizieren derselben: „Ich bin von den beste» Friedenshoffnungcn er füllt, doch wenn Unerwartetes eintritt, hoffe ich, daß Ihr wie die übrigen Truppen Eure Schuldigkeit thun werdet." Die „Pol. Korrcsp." meldet aus Konstantinopel vom 15. d. M.: Die britische Flotte ankert seit gestern bei den Priuzcninseln. Ueber die Haltung der Russen kursiren widersprechende Angaben, doch ist es Thatsache, daß die Russen den Vormarsch begonnen haben zur Be setzung innerhalb der neutralen Zone und der in unmittelbarster Um gebung Konstantinopels liegender Positionen und sich innerhalb des Weichbildes von Konstantinopel cinquartiercn werden. Der Einmarsch in Konstantinopel scheint von dem Ergebniß der zwischen dem russischen Armeekommando und dem Sultan schwebenden Verhand- ; lungen abzuhängen. Petersburg, 15. Februar. Die „Agence Russe" sieht über einstimmend mit dem „Journal de Petersburg" und anderen Journalen in dem Eintritt der britischen Flotte in den Bosporus trotz des Protestes des Sultans eine Verletzung des Pariser Vertrages von 1856. Aus Rom, 14 Februar), wird berichtet: Gestern Abend um 6 Uhr begaben sich die Kardinäle aus der Sala del Consistoro hin unter in die Capella del Sacramento, um dem Papst zu letzten Male die Füße zu küssen. Msgr. Folicaldi, der Erzbischof von Ephesus, umgeben vom Domkapitel, besprengte hierauf unter Absingung des „Miserere" die Leiche mit Weihwasser; um 6^/« Uhr begab sich da rauf der Zug durch das mit zahllosen Fackeln beleuchtete Mittelschiff zur Konfession an das Grab des Apostels, woselbst 89 ewige Lämp chen brennen; voran schritten Herolde, ihnen folgten das Kapitel und die Erzpriester von St. Peter, hieraus kam der Sarg, von Kaplänen und Nobelgarden getragen, und schloffen sich unmittelbar der päpst liche Hof, Lie Kammerherren, sowie die Eingeladcnen an. Der Zug ging dann an der alten ehernen Statue des Apostels Petrus vorbei und um das Tabernakel Vernini's herum zur Capella del coro, wo unter dem Gesang der päpstlichen Capella Giulia die Leiche beigesetzt werden sollte. Der Majordomus Ricci breitete ein Weißes Tuch über die Leiche; dann erhoben die Kapläne^von St. Peter den Körper von der Bahre und legten ihn, der mit vollem päpstlichen Ornat ge- schmükt ist, in einen ersten mit Karmoisinsammt gefütterten Sarg von Pinusholz; in diesen Sarg wurden gleichzeitrg 64 goldne und silberne Medaillen, sowie ein Pergament niedergelegt, welches die Geschichte