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Hßamndt, Nossen, Siebenteln und die Hlurgegmden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Milsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tbarandt. LVLaivlwrr Mr AMmorum, Alltamsberg, Birkenvatn, Mankenstet», Braunsdorf. Bm-Mrd-MyaLe. Groitzsch. Grirmbach, Gm«?- Sei MstzE, HelüiMsrf, HerzogSWÄSe Mit LarchSers, Höhndorf. Kaufbach, KeffelSdorf, Kleinschönbera, Klip-Hausen. Lmuversdsrf, ÄrmSsch, Lotzen, MchM, MWtz-RoitzschW, MasziZ. MAkirchm, AeutamreSerL RiederwarLhs, OSerhermSdorf, BobrSdorf, Röhrsdorf Lei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Peme, SachGorf, GchmtrKeNslde, Gora, Steinbach b« KeffelSdorf, «teinbach bei MoZom Seeligstadt, Spechtshansen, Taubrnhei«, RnkeMsrs, MiSLrsvp, Wilooerg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich t Mk. 30 Pfg., durch die Post be zogen 1 Mk. 54 Psg. z Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. Druck und Verlag von Martin Berger L- Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Curt Thomas, beide in Wilsdruff. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertionsprjeis 15 Pfg. pro viergespaltene Korpuszeile. Dienstag, -e« 7. November 1903 84. Jahrg Ns. 132 Alle Personen, welche, ohne als Tierärzte approbiert zu sein, die Tierheil kunde gewerbsmäßig ausüben wollen, sowie diejenigen, welche sich gewerbs mäßig mit der Ausübung des Hufbeschlages und desViehschnittes beschäftigen wollen, haben dies vor Beginn des Gewerbebetriebes dem zuständigen Bezirks tierarzte des Nieverlassungsortes unter gleichzeitiger Angabe ihrer Wohnung anzuzeigen und diesem die erforderlichen Mitteilungen über ihre Personalverhältmsse zu machen. Dem zuständigen BezirkStierarzte ist binnen 14 Tagen weiter jede Wohnungs- Veränderung im Bezirke, sowie der Wegzug aus dem Bezirke und die Aufgabe der Aus übung der angezeigten Gewerbe zu melden. Diejenigen, welche bei Erlaß gegenwärtiger Vorschriften bereits die vorerwähnten Gewerbe ausüden, haben entsprechende Anzeigen binnen 14 Lagen nach dem Erscheinen dieser Bekanntmachung zu bewirken. Zuwiderhandlungen gegen diese Bekanntmachung werden, soweit nicht allgemeine Strafvorschriften Anwendung zu leiden haben, mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft bestraft. Dresden, den 15. Oktober 1905. Ministerium des Innern. Hslitische Rundschau. Wilsdruff, 6. November 1905. Deutsches Reich. Eine Hiobspost übermittelt uns Reuters Bureau über Kapstadt: DieKap- regierung erhielt eine den Kampf bei Hartebeestmund zwischen Oberstleutnant v. Semmern und den Rebellen unter Morenga und anderen Häuptlingen beschreibende Depesche. Danach wurde die deutsche Abteilung zerstreut und verlor 30 bis 40 Tote einschließlich Hauptmann D'Arrest und 33 Verwundete. Morenga, der einen Toten und vier Verwundete hatte, eroberte fast die gesamte deutsche Ausrüstung. Koppys Detachement, das sich in einer 34 Kilometer vom Hartebeestfluß entfernten Stelle befindet, ist äußerst geschwächt worden. Die Leute hungern und leben nur von Mauleselfleisch. Der Versuch einer Rettungskolonne, sie herauszuhauen, scheiterte. Es ver- lautet, daß Morris unweit Ramansfort einen Postwagen und 200 Rinder eroberte. Morenga eroberte weiter ein Feldgeschütz und zwölf Wagen." — Man kann nur hoffen, daß die Meldung, wie die meisten britischen Ursprungs, erfunden ist. Eine amtliche Aeußerung zu der Meldung haben wir bis heute Nachmittag vergeblich erwartet. In Glienicke ist er nicht! Der Zar auf oer Flucht. Die verhängten Fenster. Der verdächtige Diener. Der abrasierte Bart. Der achsel zuckende Portier. Eine Zeitungskorrespondenz (in Dalldorf erscheint sie nicht) versendet folgenden „hochinteressanten, sensationellen, welterschütterndcn" Bericht: Der Zar soll in dem Hofzug des Prinzen Friedrich Leopold nach Deutschland geflohensein. Dreses Gerücht tauchte bald nach der Ankunft des Prinzen Friedrich Leopold im Schloß Glienicke in Potsdam auf und nahm eine bestimmtere Gestalt an, als bekannt wurde, welche Vorsichtsmaßregeln durch Verhängung der Fenster desZuges, Ablöschen der Lichter usw.getroffen waren, während derHofzug von Warschau aus der preußischen Grenze zufuhr. Es hieß, daß dec Zar als Diener ver kleidet und mit abrasiertem Bart sich in der Gesell schaft des Prinzen Friedrich Leopold aus Petersburg ent fernt und mit ihm nach Warschau begeben habe, um von dort aus zu flüchten. Genährt wurden diese Gerüchte durch die Tatsache, daß vier russische Offiziere in dem Hofzug bis Berlin mitfuhren. Wir haben infolge dieser Gerüchte in Klein-Glienicke Erkundigungen einge- zogen und können zunächst konstatieren, daß der Zar sich nicht in Schloß Glienicke befindet. Die Fremdenzimmer sind dort unbewohnt. Was aber die Flucht m dem Hof- zug anbelaagt, so erhalt man darüber von Personen, die es wissen müßten, keine Auskunft, sondern nur ein Achselzucken, trotzdem ein kategorisches Nein hier sehr angebracht wäre. Man hat allgemein durch die Heimlich tuerei des prinzlichen Personals den Eindruck, als ob geflissentlich etwas verschwiegen wird. Die „D. Tagesztg." bemerkt hierzu sarkastisch: Der Portier in Schloß Glienicke ist offenbar ein höflicher Mann, daß er nur mit einem Achselzucken auf so tolle Fragen antwortet. Wir haben manches erheiternd: R pocter- stückchen erlebt, daß wir unsern Lesern leider vorenthalten mußten. Aber dieses ist zu schön, als daß wir sie um seinen Genuß bringen dürften. Vielleicht regt es noch einige andere Reporter an, genaue Nachforschungen an zustellen, in welchen weiteren prinzlichen oder königlichen Schlössern der Zar sich nicht befindet. Et« PestschisN Die Neue Hamburger Lörfenyalle meldet, daß es noch gar nicht festgestellt sei, ob es sich bei der an Bord des inAnLwerpen angekommenen Hamburger Dampfers „Undine" vorgekommenen Erkrankung um Pest handelt. Anfragen bei der Reederei hatten ergeben, daß die Aerzte zu einer endgültigen Ansicht über die Art der Erkrankung noch nicht gekommen seien. Das „wunderbare Kompliment". In der Generalverjammlung des westfälischen Bauern vereins hat kürzlich auch der frühere preußische Land- wirtfchaftsminister Frh. v. Hammerstein-Lorten eine Rede gehalten, in der er die Stellungnahme seines Nach folgers v. Podbielski zur Frage der Fleischnot warm verteidigte. Bei dieser Gelegenheit Hal Frh. v. Hammer stein auch die folgende kleine Kaiseranekdote erzählt: „Der Niedersachse — und ich bin stolz darauf, ein Niedersachse zu sein — ist im deutschen Vaterlande derjenige, von dem der Kaiser mir wohl sagte: „Ihr seid steifköpfige Kerls, mit euch ist oft recht schwer umzugehen." Dann habe ich eine alleruntertänigste Verbeugung gemacht und mich dafür bedankt, daß er den Niedersachsen, und speziell mir, ein nach meiner Meinung so außerordent lich wunderbares Kompliment machte." Es mag allerdings wohl auch Leute geben, die für das „außer ordentliche wunderbare Kompliment" nicht gerade mit der alleruntertänigsten Verbeugung quittiert hätten. Paul Goehre als reuiger Sünder. Pastor a. D. und Genosse Paul Goehre, der der zeitige Vier-Wochen-Reichstagsvertreter für Mittweida, hat sich in der letzten Zeit immer mehr zu einem wasch echten Sozialdemokraten herübergemausert. Er hatte es sich, wie man sich wohl noch erinnern wird, in der ersten Zeit seiner sozialdemokratischen Parteitätigkett zur Auf gabe gestellt, auf die „Genossen" in religiöser Hinsicht reformatorisch einzuwirken, sie wieder mit religiösem Geiste zu erfüllen. Wie weit er sich aber von diesem Ziel all mählich entfernt hat und auf der abschüssigen Bahn hinab- geglttten ist, zeigt ein im „Vorwärts" veröffentlichter und bisher unwidersprochen gebliebener Versammlungsbericht, auf den die „Tgl. Rdsch." hinweist. Nach dem Bericht sagte Herr Goehre in einem Vortrage über „Ktnderer- ziehung" u. a. folgendes; „Der Religionsunterricht ist durchaus ver werflich. Dsu Kindern darf überhaupt keine Religion gelehrt werden, sondern nur Erwachsenen, und diese haben, wenn es Arbeiter sind, auch etwas Besseres zu tun, als sich in religiöse Probleme zu vertiefen. Da nun aber einmal in der Schule Religionsunterricht in nicht zu geringen Quantitäten (!!) erteilt wird, mögen die Eltern in geeigneter Weise ihre Kinder auf den Mäcchencharakter der biblischen Geschichte Hin weisen. Dann wird sich bei den Kindern eine geistig klare Beurteilung dieser Dinge schließlich ganz von selbst heraus bilden." Herr Goehre hat sich also „bekehrt" zu den Anschauungen, dis oie sozialdemokratischen Parteipäpste den G.mossm, im Notfall mit der Knute einbläuen. Ob der reuige Sünder jetzt Gnade finden wird vor dem Tyrannen Bebel, dem großen Singer und den anderen Regierenden der Sozialdemokratie, und ob man ihm wieder ein Neichstagsmandat zuschachern mag? Ein dekorierter Redakteur gehört auch heule noch zu den Seltenheiten. Aber dem königlichen wirklichen Rat Leher in München, einem Schrift steller von Beruf und Chefredakteur der Zeitschrift für Heimatkunde „Das Baycrland", ist die Luitpold-Medaille in Silber verliehen worden, gleichzeitig und in derselben Stufe, wie einem gräflichen Reichsrat, zwei Bischöfen und — der Letzte zwar, doch nicht der Letzte unter den Be- zeichneten — einem Künstler wie Gabriel v. Seidl. Die Verleihung dis Ratstitels an einen Berufsmann der Presse wird wohl auch ein bayerisches Unikum sein; es erklärt sich aber aus dem Ansehen, das die Zeitschrift „Bayer land" im allgemeinen genießt. Ihr Chefredakteur ist auch zweiter Vorsitzender des Münchner Schriftsteller- und Journalistenvereins. Köstlich- Teufeleien hat der Zeitungskovolo in den letzten Tagen bei zwei bayrischen Blättern verübt. Das „Straubinger Tageblatt" berichtete über den Festgottesdienst am Namensfest des Regenten, und schreibt, daß außer den Spitzen der Behörden eine Menge Leidtragender zugegen gewesen sei. Der Berichterstatter hat offenbar, ehe er das Fest beschrieb, gründlich gefeiert, oder er war bereits in Allerseelentagsstimmung. Bei der „Augsb. Abendztg." dagegen passierte es, daß in dem Nachruf, den der Kriegs- Minister Freiherr v. Horn dem vorstorbenen General Robert v. Lylander hielt, Seine martialische Exzellenz rühmt, daß der Verstorbene nach seinem Ausscheiden aus der Armee sich in aufopferndster Weise in den Dienst der Polizei gestellt habe. Es muß heißen: in den Dienst des Roten Kreuzes. Ob sich hier der Berichterstatter ver hört hat oder ob ein Hörfehler im Telefon vorliegt, jeden falls hat es die Redaktion nicht auffallend gefunden, daß ein verabschiedeter General noch Polizeioffiziant wird. Ausland. Die Unruhen in Rußland. Londoner Blätter bringen folgende Meldungen aus Rußland: Seit Verkündung des kaiserlichen Mani festes sollen in den 50 größten Städten Rußlands mehr als 1000 Personen getötet und mehr als 10000 ernstlich verwundet sein. Die kaukasischen Pro vinzen sollen im offenen Aufruhr sein. Eisenbahnzüge wurden aufgehalten und ausgeraubt, die Eisenbahnstationen geplündert und demoliert. Im ganzen Kaukasus herrsche Anarchie. Die Stadt Kischinew soll durch einen Riesen brand vernichtet sein. — Nach einem Petersburger Tele gramm wäre dort ein Komplott zwecks Ermordung sämt licher Juden der russischen Hauptstadt entdeckt worden. Endlich scheint die russische Regierung sich zu ernsteren Maßregeln zu entschließen. Es wird nämlich berichtet: Petersburg, 4. Nov. Das in Reval liegende Geschwader der Kriegsflotte ist nach Helsingfors entsandt worden. Ob das gerade viel helfen wird, ist erstens wegen der Geringfügigkeit der russischen Streitkräfte zur See recht