Volltext Seite (XML)
«MW,,» WMH Tharandt, Nossen, Sieömtehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tbarandt. ratbtari für WtlSSruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalds, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg. Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohsr«, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, NeutanneberZ, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, RöbrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachZdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistrspp, Wildoerg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich t Mk. 30 Pfg., durch die Post be zogen 1 Mk. 54 Pfg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. Druck und Verlag von Martin Berger 8- Friedrich, Wilsdruff. Für Politik und Feuilleton verantwortlich: Hugo Friedrich, für Oertliches und den Inseratenteil: Martin Berger. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Korpuszeile. Dienstag, de« 26. September 1SKS «4. Jahrg No. 114 Die Wegebaupflichtigen des hiesigen Bezirkes werden rm Hinblicke auf die^ im Herbste zu erwartende, in der Regel für den Zustand der Kommunikationswege un-: günstige Witterung hierdurch von Neuem veranlaßt, auf die Behandlung der öffent lichen Wege die größte Sorgfalt zu verwenden, vorzugsweise aber behufs Herbeiführung einer möglichst baldigen, für die Beschaffenheit und Widerstandsfähigkeit der Wege überaus wichtigen Austrocknung der Wegekörper den Schlamm, und zwar nicht blos von den Fahrbahnen, sondern auch von den Fußwegen abzuziehen und zu beseitigen, das auf den Bankers wuchernde Gras auszuhacken und zu entfernen, anstehende Wässer durch Hacken von Rinnen abzuleiten, Gleise und Löcher mit klargeschlagenen Steinen auszusüllen, letztere mit Kies oder Boden zu bedecken und festzurammen, sowie die Gräben zu heben und Schleusen und Brücken zu räumen. Gegen Säumige würbe dte Amtshanptmannschaft mit Zwangsmaßregeln vor. gehen müssen. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 20 September 1905. Der Hofemühlenbefitzer Herr Louis Kühne in Wilsdruff beabsichtigt auf dem unter Nummer 259 des Brandversichcrungs-Katastcrs, Nummer 274 ves Flurbuchs für Wilsdruff eingetragenen Grundstücke eine Sauggas-Motoren-Anlage von 10/14 k>. S. zu entrichten. Nach 8 17 der Reichsgewerbeordnung in der Fassung vom 26. Juli 1900 wird dies mit der Aufforderung bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Lerlust binnen 14 Tagen, Vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, hier anzuvringen. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 19. September 1905. Die Wahl eines Abgeordneten für die n. Kammer der Ständeversammlung des Königreiches Sachsen im 17. Wahlkreise des platten Landes findet Montag, den 2. Oktober d. Js., vormittags /z1O Uhr im Saale des Gasthofes zum Deutschen Hause in Nossen statt. Meißen, am 21. September 1905. Der Königliche Wahlkommiffar für den 17. ländlichen Wahlkreis. Lossow. Bekanntmachung, die land- und forstwirtschaftliche Berufsgenoffenschaft betreffend. Das Verzeichnis der zur land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft- für das Königreich Sachsen gehörigen Betriebsunternehmer in der Stadt Wilsdruff, sowie der Heberollenauszug für diejenigen Betriebe, bei denen die Veranlagung nach der Jahresgefährdung erfolgt, ist bei uns eingegangen und liegen die gedachten Unterlagen vom 26. September d. I. ab zwei Wocheu laug in hiesiger Stadt steuereinnahme zur Einsicht der Beteiligten aus. Einsprüche der Unternehmer gegen die Bcitragsberechnung sind binnen einer Frist von zwei Wochen direkt an die Geschäftsstelle der Genoffenschaft zu richten, der ausgeworfene Beitrag jedoch lst trotzdem vom Unternehmer ungeachtet des Einspruchs in voller Summe zu zahlen. Für das Jshr 1904 sind 4,65 Pfennige von jeder beitragspflichtigen Steuer einheit zu erheben und es sind diese Beiträge bis zum iv. Oktober zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung bei hiesiger Stadtsteuereinnahme einzuzahlen. Wilsdruff, am 23. September 1905. Der Staötrat. Kahlenberger. politische Rundschau. Wilsdruff, 25. September 1905. Deutsches Reich. Nach dem Kaisermanöver. Das Kaisermanöver dieses Jahres hat, wie man der „N. G.C." von fachmännnischer Seite schreibt, weder im Inland, noch im Ausland eine sonderlich günstige Kritik erfahren. Noch nie sind soviele, im Ernstfälle einfach un mögliche „lebende Bilder" gestellt worden, noch nie waren Anlage und Durchführungen der Gesamtidee in so häufigem Wiederspruch zur kriegerischen Wahrscheinlichkeit. Vorläufig liegen die Urteile des Auslandes, soweit sie überhaupt veröffentlicht werden, ja nicht vor. Aber was man sich in militärischen Kreisen über die Ergebnisse dieses Kaisermanövers erzählt, läuft einstimmig darauf hinaus, daß das Debüt des Generalquartiermeisters v. Moltke, der den noch immer an den Folgen eines Unfalles leiden den Chef des Generalstabes der Armee, Grafen Schliessen vertrat, kein glückliches genannt werden kann. Und es gibt gute Patrioten, die das mit Sorge erfüllt, — mit einer um so lebhafteren Sorge, als die Vorgänger der letzten Wochen und Monate gelehrt haben, auf wie schwachen Füßen im Grunde der vielgerühmte europäische Friede ruht. Es ist ja, trotz aller offiziösen Ableugnungen, nicht mehr em Wort über die Tatsache zu verlieren, daß General leutnant von Moltke dazu ausersehen ist, die Erbschaft des greisen Generalobersten Grafen Schliessen anzutreten. Fs ist aber ebensowenig Geheimnis, daß General von Moltke zweimal diese ihm bevorstehende Ehre mit der Begründung ablehnte, er fühle sich den mit ihr verbundenen Pflichten seiner Erfahrung und seinem Werdegang nach nicht gewachsen. Erst einem entschiedenen Befehl seines obersten Kriegsherrn gegenüber gab General von Moltke seinen Widerspruch als gehorsamer Soldat auf. Die Ar mee schätzt den General von Moltke als einen tüchtigen Frontführer und pflichttreuesten, persönlichen Ehrgeizes völlig entbehrenden Charakter, und man bedauert daher um so lebhafter, ihn als Kandidaten eines Posten zu sehen, der den eigenen Wünschen des Generals in keiner Weise entspricht. Eine verheimlichte Ehe. Die geschiedene Gemahlin Melittia des Großherzogs von Hessen und Großfürst Kyrill von Rußland halten sich augenblicklich beide in Bayern auf. Der Großfürst hat eine Nervenkur in der Anstalt Neu-Wittelsbach bei München beendet, die Großherzogin verbringt mit ihrer Mutter, der Herzogtn-Witwe Marie von Koburg, in jedem Jahre einige Monate an den Ufern des Tegernsees. Das tägliche Zu sammensein des Großfürsten und der Großherzogin hat nun Anlaß zu der Vermutung gegeben, daß beide längst ein Paar, d. h. heimlich getraut seien. Hierzu schreibt die „N. G. C.": Man kann jetzt bestätigen, daß Groß fürst und Großherzogin längst getraut sind. Wie sie sich mit dem Zaren auseinandersetzen werden, ohne dessen Genehmigung ein Großfürst überhaupt keine rechts- kräftige Ehe schließen kann, das bleibt freilich Sache der jungen Eheleute. Der Etugeborenenaufstand iuDeutsch-Ostafrika. DaS „Deutsche Ofstzierblatt" veröffentlicht weitere Briefe über den Aufstand. Wir entnehmen ihnen das folgende: Kilwa, 18 August 1905. Wenige Stunden von Kilwa treiben sich auch Banden herum, und die Stadt ist noch nicht außer Gefahr, wenn sie auch durch 20 Matrosen und zwei Maschinengewehre besetzt ist. Inzwischen haben verschiedene Gefechte staitge- funden, wobei viele Rebellen teils fielen, teils auf- gehängt wurden. Oberleutnant von Grawert wurde am Fuße der Matumbi-Berge an einem Tage achtmal an- gegriffen und hart bedrängt. Er schlug aber alle An griffe zurück. Wie viele Rebellen bis jetzt gefallen sind, kann auch nicht annähernd angegeben werden, da sie stets die meisten ihrer Toten und Verwundeten Mitnahmen, wenn sie nicht einem Maschinengewehr gegenüberstanden. Ge hängt wurden viele. Unsere Askaris schlagensich sehr gut und gehen mit großem Fanatismus vor. Leider haben wir aber zu wenig davon, um gleichzeitig in allen Aufstandsgebieten gehörig eingreifen zu können. Kilwa, 19. August 1905. Soeben, 6 Uhr, teilt uns Dr. Lott mit, daß Liwale am 15. d. M. gefallen und drei Europäer, Aimer, Faupel und jedenfalls Pfüller ermordet seien. Infolge der Er mordung des Bischofs fielen den Rebellen 12 Hinter lader und 300 Patronen in die Hände, ohnedieselben hätten sie nicht in die Boma schießen können. Die Ermordung des deutschen Farmers Hopfer. Der „Köln. Ztg." wird ein aus Kilwa, 4. August, datierter Brief einer deutschen Dame zur Verfügung gestellt, worin nähere Angaben über die Ermordung des Far mers Hans Hopfer durch die aufständischen Matumbi- leute gemacht werden: es heißt in diesem Briefe: Wir haben Aufstand im Matumbigebiet, allerdings zwei Tage von hier entfernt. Leider sind aber die Matumbi schon bis dicht bei Kilwa vorgedrungen, sodaß wir in ständiger Angst leben, überfallen zu werden. Den Pflanzer Hopfer, der seinen Besitz in den Matumbibergen hatte, haben sie auf gräßlichste Art ermordet, einem andern Pflanzer, Steinhagen, wurde seine ganze Pflanzung zerstört, sodaß der Besitzer nichts mehr hat. Alles brennen die Kerle ab. Heute ist Hopfer begraben worden: ich habe ihm noch einen Kranz gebunden . . . Wenn die Schwarzen einen ruhig erschössen, ginge es ja noch, aber so lassen sie einen so furchtbar grausam sterben! Der ermordete Hopfer hätte sich vielleicht retten können, wenn sein kleiner Hund nicht gewesen wäre. Er wurde nämlich von den Leuten verfolgt und flüchtete sich in einen dichten Busch; sein Hund folgte ihm aus treuer Anhänglichkeit. Die Matumbi waren schon vor lauter Aufregung an ihm vorbei, da bellte der Hund und verriet so seinen Herrn. Natürlich kamen die entsetzlichen, vor Mordlust aufgeregten Menschen zurück, suchten und fanden ihr Opfer- Natürlich konnte er sich dann nicht mehr retten: er soll noch nach Aussage seiner Jungen vier von den Matumbi erschossen haben, sich über haupt gewehrt haben wie kein zweiter. Daß die Leute dadurch noch mehr in Wut kamen, ist wohl begreiflich. Seine beiden Jungen haben aber sehr tapfer zu ihm ge halten; sie taten erst, als ob sie gar nichts wußten, und sahen, daß ihr Herr tot sei; Hütten sie sich gleich um ihn gekümmert, wären sie sofort erschlagen wordeu. So aber beschäftigten sie sich anscheinend auf der Pflanzung, bis es dunkel wurde, dann packten sie den Leichnam ein und brachten ihn nach Kilwa. War das nicyt tapfer? Die Jungen konnten doch immer gewärtig sein, auf andere Matumbi zu stoßen; sie hatten aber Glück und trafen einen Posten, der sie mit nach Kilwa begleitete. Die Aufregung war natürlich hier groß. Augenblicklich hört man die Soldaten von der Boma, auch vom Strande kommt noch Lärm. Doch das hat nichts zu bedeuten, da die Sachen vom „Bussard" gelöscht werden. Der Redakteur und Frankfurter Stadtverordnete Ztelowskt, der, wie wir am Mittwoch aus Frankfurt berichtet haben, in einer SLöffcngrrichtssitzung am Dienstag in Hanau in einem Stadtverordneten-Prozeß gegen den früheren sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Hoch wegen Zeugnisverweigerung in Zwangshaft genommen wurde, ist Sonnabend nachmittag aus der Zwangshaft entlassen worden.