Volltext Seite (XML)
Oreisrätsellosung. i r n f k e r > ä a p r n e o 0 r g k 8 e K u t t e l. 8 s e n - r b e Pfingsten. Es gingen 77 Lösungen ein, davon war eine falsch, und zwar aus Wilsdruff 31, Grumbach 10, Röhrsdors 6, Limbach 4, Helbigsdorf 3, Huhndorf, Sachsdors, Sora, Blankenstein, Burkhardiswalde je 2, Birken hain, Meißen, Nossen, Potschappel, Schmiedewalde, Freiberg, Tauben heim, Kaufbach, Steinbach b. H,, Kesselsdorf, Lampelsdorf, Perne und Groitzsch je 1. Gezogen wurde die Lösung Nr. 76 mit der Unter- schrift: Martha Taschenberger, Grumbach. Gewinn: Ludwig UHIands gesammelte Werke. Neu illustrierte Ausgabe. Herausgegeben von Dr. Karl Macke. Illustriert von Edmund Brüning. Betrachtung zuin Sonntag nach Trinitatis. 1. Joh. 4, 16. Gott ist dir Liebe; und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Golt in ihm. Die Geschichte von dem reichen Mann und dem armen Lazarus ist das erste Evangelium der Trinitatiszeit. Diese Erzählung soll uns von vornherein auf die scharfen und schneidenden Gegensätze aufmerksam machen, welche durch die Menscheuwelt in Zeit und Ewigkeit hindurchgehen. Nachdem wir die Feste unseres Heilandes von seiner Geburt bis zur Himmelfahrt gefeiert haben, nachdem zu Pfingsten der heilige Geist hernieder gerauscht und die Kirche Gottes gestiftet ist, nachdem das Fest der heiligen Dreifaltigkeit alle die großen Offenbarungen Gottes noch einmal zusammengefaßt hat, sollen wir nun lernen, wie wir die Reichtümer und Schätze der göttlichen Gnade in dem Erdenleben anwenden und für die Ewigkeit benutzen können. Dazu stellt das erste Trinitatisevangelium die erschütternden Bilder von reich und arm, von gut und böse, von Himmel und Hölle, von Seligkeit und Verdamm nis vor unsere Augen. Die Epistel aber zeigt uns hoch über dem Treiben menschlicher Ereignisse und zeitlicher Unterschiede den ewigen, seligen Gott, der die Liebe ist, und gibt uns hier unten die Mahnung, Liebe zu üben wie Gott selbst. Nichts ist unserer Zeit und unserem Geschlecht not- wendiger als die Erinnerung an göttliche und menschliche Liebe. Auch in unseren Tagen liegt die bittere Armut dicht vor der Tür eines grenzenlosen Reichtums. Auf der einen Seite speichern sich die Güter der Erde in wenigen Händen auf; auf der anderen sinken ganze Massen von Brüdern und Schwestern in immer tieferes Elend. Hier verschafft sich der Mammon alle Genüsse der Welt; dort fehlt es arbeitslosen Menschen an dem täglichen Brot. Und zwischen den Besitzenden und Nichtbesitzenden hat sich eine Kluft aufgetan, über die kein Steg hinüberführt, in die keine helfende Hand hineinreicht. Nur Gott kennt das ganze Dunkel dieses Abgrundes; nur seine Liebe bietet eine hilfreiche Hand für die unergründliche Not. Und er allein kann die Brücke schlagen, welche die auseinandergerissenen Teile der Menschheit wieder verbindet. Seine Liebe soll in dem Leben aller Stände das Heilmittel sein. Glaubten die Menschen wirklich an die Liebe Gottes, so müßten die Reichen ihre Gleichgiltigkeit und Hoffart, müßten die Armen ihren Haß und Neid dem himmlischen Vater zu Füßen legen. Hätten wir alle einen Abglanz der göttlichen Liebe in unseren Geistern, so hätten wir auch die Kraft, uns selbst zu verleugnen und die Versuchungen zu überwinden, die in dem Ucberflusse wie in dem Mangel liegen. Gott ist die Liebe: dieser Satz mit seiner ganzen Fülle ewigen Lebens und himmlischen Lichtes könnte das Losungswort einer neuen Zeit und einer besseren Menschheit werden. Ans Sachsen. Wilsdruff, 23. Mai 1905. Der diesjährige Waldgottesdienst des Verschöner- ungsvercins Cossebaude findet bei günstiger Witterung kommenden Sonntag Vorm. 9 Uhr im Parke obengenannten Vereins statt. Die Leitung des Königlichen Seminars zu Dres den-Friedrichstadt wird am 1. August Herr Ssminar- diiektor Schulrat Dr. Preil in Grimma übernehmen. Herr Schulrat Dr. Preil war früher bereits viele Jahre lang erster Oberlehrer an der genannten Anstalt und hat diese auch in Stellvertretung des früheren Direktors Schulrat Dr. Pohle mehrfach geleitet, darnach war er Direktor des Kgl. Seminars in Nossen, um darauf die Leitung des Grimmaer Seminars zu überführen. Bei der Schleifenfahrt verunglückt ist im Variete Bergkcller in Dresden der Kunstradfahrer Lange. Er stürzte von der oberen Oeffnung der Schleife herunter und zog sich Verletzungen zu. Die Schleifenfahrten sind deshalb bis auf weiteres eingestellt worden. Zu der im Juli geplanten Reise der französischen Landwirte unter Führung des deutschen landwirtschaft- lichen Attaches beim Generalkonsulate in Paris, Dr. Hailer, wird mitgeteilt, daß die Herren, von München kommend, auch Dresden besuchen weroen. Die Ankunft wird am 3. Juli nachmittags um 4 Uhr 50 Min. erfolgen. Am Abend ist ein Aufenthalt der Gäste auf der Brühlschen Terrasse vorgesehen. Am folgenden Tage wird am Vor mittag die Stadt zu Wagen, am Nachmittage sollen die Museen und die Umgegend besichtigt werden. Im Laufe des 5. Juli fahren die Gäste nach Weißig und von dort nach Merschwitz, um den Besitz des Herrn Sachse in Augenschein zu nehmen. Zum Stadtmusikdirektor für Freiberg wählte der dasige Stadtrat den 1. Konzertmeister der städtischen Kapelle zu Chemnitz, Herrn Philipp Werner. Herr Werner steht im 29. Lebensjahre. Mit dem Hänichener Steinkohlenbau geht es, wie man hört, immer mehr zurück. Nachdem schon voriges Jahr die Zahl der Arbeiter verringert worden, will man sie auch im nächsten Jahr wieder herabmindern und den Bergbau nach und nach ganz aufhören lassen. Ein Luftballon der Luftschifferabteilung in Berlin, der von einem Offizier und zwei Mann geführt wurde, landete bei Bühlau. Infolge ungünstigen Windes hatte der Ballon von Berlin bis dorthin zehn Stunden gebraucht. Der am Sonnabend in Rotzwein schwer verun glückte Schieferdeckermeister Spindler ist seinen Verletz ungen erlegen. Am 20. d. M. verunglückte in Hauswalde der Orts richter und Standesbeamte Emil König tödlich. König war mit Einfahren von Heu beschäftigt. Auf der Wiese wurde ein Pserd vom Erntewagen losgemacht, um der Mähmaschine vorgespannt zu werden. Während König nun das zweite Pferd am Kopfe hielt wurde dieses un ruhig und ging durch. Hierbei kam König zu Fall und wurde vom Pferde derart auf den Kopf getreten, daß schon eine halbe Stunde später der Tod eintrat. Der 24 Jahre alte Kellner Kühnel aus Amerika, der gelegentlich seines Aufenthaltes in Crimmitschau eine Erbschaft erhob und bei dieser Gelegenheit als Heeres flüchtiger festgenommen wurde, mußte wieder fretgelassen werden, weil er nachweisen konnte, daß er amerikanischer Bürger sei und somit nicht mehr verpflichtet ist, bei der deutschen Armee zu dienen. Am 20. Juni ist der 45jährige Geschirrführer Liebscher aus Erdmaunsdorf auf der Landstraße von Erdmanns- dorf nach Chemnitz durch Herabstürzen von einem Holz fuhrwerke tödlich verunglückt. Die Heilsarmee wird am 1. Oktober ihre Tätigkeit in Planen i. V. aufnehmen. Die Revision des vom Schwurgericht zu Plaue« i. V. zum Tode verurteilten Mörders Eduard Neumann ist verworfen worden. Neumann hat nun, ebenso wie sein Mordgeselle Hermann Neumann, ein Gnadengesuch an den König gerichtet. Als der Zahnkünstler Neuber in Seiffen mit der Anfertigung eines Gebisses beschäftigt war, explodierte plötzlich der Spirituskessel, sodaß Neubert an Kopf und Händen verbrannt wurde. Amtlicher Bericht über die am 8. d. Mts., nachmittags 6 Uhr, stattgefundene öffentliche Stadtgemeinveratssitzung. Entschuldigt fehlten 2 Herren Mitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Kahlenberger. 1. Dem Deutschen Schulverein in Oesterreich werden auf sein Bittgesuch 20 Mark als Unterstützung verwilligt. (Einstimmig.) 2. Das Kollegium, mit Ausnahme der fehlenden Herren, hatte vor Beginn der Sitzung eine Besichtigung des Saubachbettes an der Dresdnerbrücke in Bezug auf die Verschlemmung vorgenommen. Der Herr Vorsitzende erklärt, daß vom gesundheits- polizeilichen Standtpunkte aus Abhilfe dringend nötig sei. Herr Stadtrat Bretschneider stellt nach kurzer Erläute rung den Antrag, eine dreigliedrige Kommission zu wählen, die ohne Verzug mit Herrn Hofemühlenbesitzer Kühne wegen Ueberlassung des Wasserrechts verbandelt. Herr Stadtrat Wätzel empfiehlt, die Verhandlungen 'mit dem genannten Herrn auf die Ueberlassung des ge- Goldsucher. Roman von Edela Rüst. (Nachdruck verboten.) „Nein ich danke — ich will nicht stricken — ich habe ja auch schon so viel gestrickt — der ganze Kadettenschrank oben im Flur ist voller Socken — da kannst du noch welche vererben - ich habe keine Lust mehr!" , Konrad stand vom Tisch auf. Die Multer kam thm gar so sonderbar vor Er legte die Arme von hinten um sie herum und küßte ihr die Wange: „Geh schlafen Julchen, dann kannst du morgen früh wieder Bäume ausreißen — du hast wohl wieder Zug um die Nase gekriegt — Tante Alexandra hat sich draußen zu lange verabschiedet — du weißt, du kannst das nicht vertragen — schäme dich, so ne Landfrau!" „Ja - morgen wird es bester sein." Sie klopfte ihm leicht auf den vollen schwarzbraunen Haarschopf und ließ sich von ihm in ihr Zimmer bringen. Er steckte ihr die Lampe an, und überbrachte dann der Köchin die Bot schaft, der gnädigen Frau eine heiße Zitroncnlimonade zu bringen. Sie hatte ihm lange Gute Nacht gesagt und ihn eine Weile fest im Arm gehalten, um sich zu der Kraft durch zuringen, mit ihm zu sprechen. Sie konnte es ihm nicht sagen — nicht heut, und auch nicht morgen nie! So ließ sie ihn endlich gehen. Die kleine Coßnitz schmückte sich zum großen Ball bei Stresins. Ein neues rosa Damastnes trat heut zum ersten- mal in Aktion, die Dewert hatte noch bis Mittag im Schweiße ihres Angesichtes daran gearbeitet; dann hatte sie noch in ein anderes Haus gemußt, um dort auch noch für den Abend ein wenig zuzustutzen, und so war Luise Klinger, die schwindsüchtige Tochter des väterlichen Leib- dieners, in die Villa berufen, um hier und da einen Stich zu tun, Eva zu frisieren und sonst bis zur Abfahrt zu bedienen Luise war eben vierundzwanzig geworden und hatte noch bis zu diesem Winter die Hälfte der Lettauer Damen täglich frisiert — sie war auch sonst sehr geschickt und an stellig beim Putzmachen und Plätten von delikatem Weiß zeug und knifflichen Kleiderfrisuren. Aber sie hatte ihrem nett einträglichen Beruf jetzt entsagen müssen — ihre Lungen wollten nicht mehr mit, sie saß immer gebückter und hustete sehr viel. Ein blasses, hübsches, stilles Mädchen war sie, mit den reizvoll glänzenden, großen Augen einer poetisch hindämmernden Schwindsüchtigen. Eva mochte sie immer gut leiden und hatte ihr bet gegebenen Gelegenheiten stets ihr Wohlwollen durch hübsche Angebinde kund getan. Luise las gern. Sie saß dann stundenlang an ihrem Wohnzimmerfenster auf dem Trittbrett in einem schwarzen hocharmigen Lederstuhl, der so manches Dezennium hin durch Kranke und Sterbende in seinen Polstern beherbergt hatte, und vergaß das eintönige Leben um sich herum — vergaß sich selbst und das Gift, das in ihr verheerend um sich fraß. In der kleinen Wirtschaft, die die Mutter besorgte, gab es für sie nicht viel zu tun, und da der Arzt wünschte, daß sie soviel wie möglich in die Luft sollte, holte Eva sie oft vom Fenster und ihren Büchern fort, von denen sie sich dann leichter trennte, um mit ihr, manchmal bei Schnee und Regen, einen Gang über Land zu machen. Im Sommer gingen sie öfter auf den Kirchhof, setzten sich dort mit einer leichteren Handarbeit auf eine Bank und sprachen über die Bücher, die sie gelesen hatten, und philosophierten viel über das Leben, das sie beide nicht kannten, und noch öfter über den Tod, von dem sie noch weniger wußten. Dabei hatte dann Eva immer das Gefühl, daß sie viel von Luise lernte. Nicht nur durch die Empfindung, daß sie die Aeltere, also darum die Reifere, war, sondern weil sie sich oft sogar mit gewisser Beschämung eingestehen mußte, daß Luise so viel klarer und fließender und gebil deter in Ausdrücken sprach als sie, die gesellschaftlich durch Klüfte von ihr getrennte höhere Tochter. Einmal hatte Eva zu ihr gesagt: „Misten Sie, Luischen, daß ich oft, wenn Sie so sprechen, denke, es säße eine alte blinde Frau neben mir, die immer nach innen sieht, wo sich ihr allerhand Erscheinungen offenbaren, die dem Sehenden nicht sichtbar sind, weil zu viel Farbe um ihn ist?" Luise hatte geantwortet: „Das ist, weil ich so viel mit geschlossenen Augen dasttze, und weil ich dann den Tod neben mir stehen sehe, der mir alles erklärt, was ich uich gleich verstehe. Der mit dem Finger hinzeigt auf das was mir schwere Gedanken macht, und mir sagen will „Es lohnt nicht viel zu leben, komm mit!" Daran hatte Eva lange denken müssen und Luise war ihr dadurch geheimnisvoller, anziehender geworden als sei sie etwas ganz Besonderes, Auserwähltes, eine Seherin, derenlang sames Sterben einem höheren göttlichen Zwecke diente. Denn daß Luise Klinger sterben mußte — in abseh barer Zeit, — das wußte die ganze Stadt und Luise selbst am besten. Dann aber, an Tagen, in denen die Sonne hell und goldig schien, jagten sich die beiden auch manchmal wie Wirbelwinde im Garten herum, mit den Hunden um die Wette, wie ein paar tolle Jungen, und kletterten auch wohl auf die Bäume, um sich mit herunter« zappelnden Beinen zu schaukeln und Vogelstimmen nach zuäffen. Dann vergaßen beide, daß sie Tags vorher über das Sterben und das Totsein mit alternsten Augen phi losophiert hatten, und dann war Luise trotz aller unge zwungenen Lustigkeit doch das achtgebende Dienerktnd, daS die Augenblickslaunen des gnädigen Fräuleins befriedigte. Auch jetzt war sie ganz Dienerin und putzte die zunge Balldame mit freudigem Eifer heraus. Als Eva aber dann in ihrer damastenen Rosenpracht mit den weißen, stark duftenden Nelken im Haar fertig dastand, rieselten ihr plötzlich ein paar Tränen über die Wangen. (Fortsetzung folgt.)