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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebentel)« und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ^7 g8. Dienstag, den 11. Aeccmöcr 1869 - V Tag esgeschich te. Wilsdruff, den 13. Dec. 1869. Der gestrige Tag, als der Geburtstag unseres allverehrten Lan desvaters, wurde auch in unserer Stadt festlich begangen. Schon am frühen Morgen wurde der sonnenhell heraufsteigende Festlag durch eine Reveille von Seiten des Stadtmusikchors begrüßt; Abends versammelten sich die Mitglieder des Militärvereins und zahlreiche Gäste im Gasthof zum Löwen zu einem Concert, nach dessen erstem Theile ein Mitglied des Militärvereins das Wort ergriff und Sr. Maj. dem König, als dem Vater des Landes, ein Hoch ausbrachte; ein zweiter Sprecher brachte in warmen Worten dem ganzen Haus Wettin ein Hoch dar; zum Schluß des Concertes gedachte der erste Sprecher noch kurz der ächten Bürgertreue, sowie der treuen Anhäng lichkeit ans Sachsenland und an das große deutsche Vaterland. Nach dem Concert folgte Ball, welcher die Festtheilnehmer in fröh lichster Stimmung bis in die spätem Nachtstunden beisammenhielt. Die Dr. N. sagen in ihrer neuesten Nummer: Die Einführung gut geschulter Feuerwehren greift auch in der Provinz immer mehr um sich, und daß derartige Institute überall, wo sie bis jetzt existiren, sich nützlich und praktisch erwiesen, darüber ist Niemand mehr im Zweifel. Während nun aber vor nicht langer Zeit die Stadtver ordneten zu Wilsdruff bekanntlich sich gegen die Einführung einer Feuerwehr aussprachen,*) haben im Gegensatz die Vertreter der Stadt Radeberg in ihrer letzten Sitzung sich einstimmig über die Zweck mäßigkeit der Einführung einer freiwilligen Turner-Feuerwehr erklärt und eine Unterstützung derselben aus Communmitteln in Aussicht gestellt. *) Es ist nun das zweite Mal, daß die Nachrichten sich über den oben angezogenen Beschluß unseres Stadtverordneten-Collegiums aussprechen, ohne recht unterrichtet zu sein. Unseres Wissens nach hat das Collegium sich nur gegen die Einführung einer Turner- Feuerwehr mit Unterstützung aus Communmitteln ausgesprochen, und in ihren Ansichten mehr für Bildung einer Bürger-Feuerwehr sich hingeneigt und eine Deputation aus städtischen Vertretern und einigen andern Bürgern ernannt, welche in diefer für unsere Stadt wichtigen Sache das Weitere berathen sollen. Die Gründe, warum das Stadtverordnetencollegium die Turnerfeuerwehr abgelchnt, scheinen uns allerdings auch nicht stichhaltig zu sein; unserer Ansicht nach wäre eine freiwillige Turner-Feuerwehr mit Hinzuziehung eines Theiles der jüngeren Bürgerschaft das Zweckmäßigste gewesen. Hoffentlich dringt von Seiten unserer Behörden in diel er Angelegen heit bald etwas Näheres in die größere Oeffentlichkeit. Dresden, 10. Dec. Auf der Registrande der zweiten Kammer befavd sich heute das längst erwartete königl. Decret, eine Beihilfe zum Aufbau des hiesigen Hoftheaters betr. Die Forderung soll Vr Mill. Thlr. betragen, wovon 300,00 Thlr. in der jetzigen und 200,000 Thlr. in der nächsten Finanzperiode gefordert werden. Waldheim, 8. December. Ein betrübender Unfall ereignete sich gestern früh 6 Uhr in dem eine halbe Stunde entfernten, an der Zschopau liegenden Orte Kriebethal. Eine größere Anzahl Arbeiter harrten hier um jene Zeit der Ueberfahrt über den ziemlich ange- schwollencn Zschopaufluß, um in die jenseits gelegene Papierfabrik zu Kriebstein zu gelangen. Trotz der Warnung des Fährmanns drängten sich gegen 20 Leute in den abfahrenden Kahn, der infolge dessen schwer zu regieren war. Ein Stück voin Ufer entfernt bricht die Fährstange, und obgleich eine zweite im Kahne vorhanden ist, so ist doch dieselbe wegen der Menschenmenge nicht zn erlangen. Unter lautem Angstgeschrei der Insassen treibt der Kahn abwärts und wird endlich durch den Muth und Entschlossenheit des Fähr manns, welcher ins Wasser springt, festgehaltcn, ohne aber ans Ufer gebracht werden zu können. Ein Passagier nach dem andern sieht sich gezwungen, den Kahn zu verlassen und watend das Ufer zu ge winnen. Leider wurde bald nach der Affaire die ledige 25jährige Arbeiterin Teuchert aus Mafsanei vermißt, die in der allgemeinen Bestürzung jedenfalls vom Strome fortgetrieben worden und ertrun ken ist. Ihren Leichnam hat man noch nicht gefunden. Leicht hätte das Unglück ein grenzenloses werden können; hoffen wir, daß die Geretteten eine heilsame Mahnung zur Vorsicht erhalten haben. Die Militärbelastung Sachsens im Vergleiche zu der Preußens dürfte ein besonderes Interesse besitzen. Vorausgeschickt muß werden, daß sich dieselbe nach der Kopfzahl des im Verhältniß der Bevölke rung zn der Bundesarmee zu stellenden Procentsatzes von 1 Procent berechnet. Sachsen würde nach dein angeführten Grundverhältnisse bei einer Einwohnerzahl von 2,343,994 Seelen zu stellen haben 23,400 Mann und beträgt die wirklich ausgestellte Friedensstärke des sächsischen Armeecorps, ohne Offiziere, Aerzte, Stäbe rc. 22,407 Mann so daß von diesem Staate also die Bundesforderung eher noch über troffen werden möchte. Für Preußen hingegen berechnet sich der wirkliche Antheil^an der Bundesarmee bei 23,580,701 Einwohnern statt 235,000 auf 263,751 Mann, wobei sich indeß wie hier überall, ebenfalls die Stäbe, Offiziere, Aerzte, Zahlmeister, die Lehrtruppen, die Feuerwerksabtheilung, Invaliden rc. nicht mit inbegriffen finden. Als zum schwersten belastet würde demnach nach Preußen Sachsen betracbtet werden müssen, doch verdient Erwähnung, daß von Seiten dieses Staates für die Bewilligung der demselben durch dieMilitär- convenüon vom 7. Februar,1857 gewährten Begünstigungen theil- weise freiwillig eine erhöhte Militärleistung übernommen worden. Einen Artikel über das Concil schließt die Prov. Cor. mit fol genden Betrachtungen: „Eine Besorgniß wegen Gefahren für oen Staat würde nach Lage der Verfassung und Gesetzgebung, sowie mit Bezug auf das politische und patriotische Bewußtsein unseres Volkes unter keinen Umständen zu hegen sein. Vor allen aber muß die Weisheit des römischen Stuhles selbst darauf bedacht sein, das Con cil nicht auf Bahnen leiten zu lassen, welche zu bedenklichen Ergeb nissen führen könnten. Die Stimmen besonnener Katholiken dürften in Rom bereits Beachtung gefunden haben, und die Rathschläge der Deutschen, sowie gleichgesinnter Bischöfe werden auf dem Concil ge wiß schwer ins Gewicht fallen. Möge sich die Zuversicht der Bi schöfe erfüllen, daß das Concil nur Lehren verkünden werde, welche mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit, mit dem Rechte des Staates »nWeiner Obrigkeiten, mit der rechtmäßigen Freiheit und dem Wohle der Völker in Ücbereinstimmung stehen. Zum 8. December, dem Tag der Eröffnung des römischen Concils, singt ein achter und deshalb auch prophetischer Dichter, Feodor Löwe, in der A. A. Z.: So weit reicht keines Menschen Macht, Und ob er noch so hoch gestellt, Daß sein Geheiß: es werde Nacht! Mit Finstcrniß erfüllt die Welt. So sehr ist keine Hand geweiht, Daß ihr der stolze Griff gelingt, Und sie das wucht'ge Rad der Zeit Nur eine Stunde rückwärts zwingt. Und droht es auch mit Acht und Bann. So stark ist nie ein Herrscherwort, Daß es dem Geist gebieten kann: Steh still und schreit' nicht weiter fort. Eine für- Aufrechterhaltung des Friedens im Orient wichtige Nachricht wird aus Cairo gemeldet. Am 3. Dec. war da selbst ein specieller Gesandter des Sultans an den Vicekönig einge troffen, der einem sogenannten Ferman explicativ die Forderungen überbrachte, welche behufs der Beilegung der zwischen der Türkei und Egypten schwebenden Streitigkeiten dem Vicekönig zur Annahme empfohlen wurden. Die Summe derselben läßt sich dahin zusam menfassen, daß Ismael Pascha von Neuem die Oberhoheit des Sul tans anerkennen sollte, indem er u. A. keine Anlehen contrahiren ' darf, ohne die Ermächtigung der Pforte dazu einzuholen. Die Größe der Landarmee nnd Flotte ist ebenfalls dem Ermessen des Sultans unterstellt. Server Effendi, der Ueberbringer des Schreibens, scheint in kurzer Zeit sich sehr geschickt seines Auftrages entledigt zu haben, denn die oben erwähnte telegraphische Nachricht besagt, daß der Fer man des Sultans in Cairo mit den üblichen Feierlichkeiten unter Salut der Kanonen der Citadelle öffentlich verlesen worden ist. Hiermit ist, wie die Nachricht weiter besagt, jede Befürchtung deS so nahe drohenden Ausbruchs eines Conflictes zwischen der Pforte ! und Egypten thatsächlich beseitigt. Der Khcdive hat den Sultan von > Neuem als Oberlchnshcrrn anerkannt. Es braucht wohl kaum hin- ! zugcfügt zu werden, daß hierdurch auch die Möglichkeit gesteigert