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Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. 101. Ireitag, den 21. Jecember Die Gckirt Jesu. Nacht ivar's. Von stiller Ruh umflossen, Lag Bethlehems begrüntes Feld. Die Heerden, die des Schlafs genossen, Bewacht der Hirt aus seinem Zelt. Es glänzt der Thau auf weichem Grase, Der Sterne Strahlen leuchten matt; Die Wandrer ziehen ihre Straße Hinaus nach Zions heil'ger Stadt. Und plötzlich leuchten alle Sterne, Der Himmel glänzt in Flammengluth; Es tönen Stimmen aus der Ferne, Und Wecken, was im Schlummer ruht. Durch alle Himmel schallt es wieder. Geboren ist das Licht der Welt! Der Menschenretter steigt hernieder, Für alles Volk zum Heil bestellt. 8 Da tönen Psalmen Dem zu Ehren, 8 Der ewig war, und ewig ist; Der, hoch erhaben in den Sphären, Der armen Menschheit nie vergißt. Und ob Jahrtausende auch schwanden, Der Herr vergaß uns dennoch nicht; Er kommt, zu lösen aus den Banden, Durch seines Sohnes Kraft und Licht. 8 Symbolisch leuchten tausend Kerzen Am hohen, weiten Himmelszelt; Voll Dank und Liebe glüh'n die Herzen, Dem guten Vater aller Welt. O, daß in jedes Herzens Tiefen, Die Wunder der geweihten Nacht 8 Gefühl für Dank und Liebe riefen, ß Für Tugend, die nur glücklich macht. Viel fehlt mir noch, daß ich mich freute, Des hohen Glückes Werth zu sein! Drum sei mein fester Vorsatz heute: Voll Dank der Bess'rung mich zu weih'n! Tag esgeschichte. Die Dresdner Handels- und Gewerbekammer hat in ihrer letzten Sitzung am 16. Deccmber auf Antrag des Herrn Hillmann einstim mig beschlossen, mit Rücksicht auf das Eisenbahndecret an die Stände der königlichen Regierung ihr Bedauern darüber auZzusprechen, daß ihre begründeten Anträge in Eisenbahnangelegenheiten leider bisher weder die mindeste Berücksichtigung, noch die geringste Unterstützung gefunden hätten. Die Direction der sächsisch-böhmischen Dampfschifffahrtsgesell schaft hat, nachdem die Elbe wieder eisfrei, die Fahrten ihrer Schiffe wieder ausgenommen, bis Pirna und Meißen. Meißen, 20. Decembcr. In der Nacht vom 19. zum 20. dies. Mts. ist ein frecher Versuch eines gewaltsamen Einbruchs in die Königliche Bezirks-Steuereinnahme im Parterre des hiesigen Rent amtsgebäudes gemacht worden. Die Diebe hatten sich Abends vorher in dem nach dem Waschhause führenden dunkeln Gange cin- schließen lasten und nachdem sie die Schlösser an derThüre vor dem selben und an der, welche nach dem Hofe führt, von innen abgeschraubt und ausgewuchtet hatten, versucht, mittelst Brechstangen und unter Anwendung eines Weinpsahles und z veicr hölzerner Tragriegel die Thürc zur Bezirks-Steuereinnahme aufzusprengen. Das dadurch ver ursachte Geräusch hörte aber eine Wartefrau in der zweiten Etage und die in Folge dessen munter gemachten Bewohner derselben verscheuchten glücklich die Diebe, die die Flucht zur Hintcrthüre hinaus ergriffen. Dieselben scheinen freilich nicht gewußt zu haben, daß sie, wenn ihnen auch der Eintritt in die Bezirkssteuereinnahme gelungen wäre, noch einen eisernen Geldschrank aufsprengcn oder fortschaffen mußten, um zu ihrem Zwecke zu gelangen. (M. T.) Mittweida, 20. December. In vergangener Nacht 11 Uhr brannten sieben von den an der Chemnitzer Straße befindlichen Scheu nen nieder und konnte von den darin befindlichen Erntevorräthen we nig gerettet werden. Dem günstigen Winde, welcher die Flamme von der Brandstätte ablenktc, und de» Anstrengungen der Feuerwehr ist ist es zu verdanken, daß die übrigen Scheunen gerettet wurden, Es wird Brandstiftung vermuthct. Radeberg. Bei dem großen Sturme am Freitag verunglückte durch Abbrechcu des oberen Theiles eines starken Stammes in der Langebrückcr Haide der 44jährige unvcrheirathete Holzarbeiter Kluge aus Schönborn. In bewußtlosem Zustande starb derselbe auf dem Transporte nach seiner Wohnung infolge inncrcr Verletzungen. Der Norddeutsche Bund hats gern, wenn viel Briefe geschrieben werden; er hat deshalb auch mit England einen Postvcrtrag ge schlossen und das Porto für einen einfachen Brief von 5 auf 2'/» Sgr. herabgesetzt. Die Leute in der Stadt werden nach und nach so gcscheidt wie auf dem Dorfe. Auf dem Lande hat man immer gern vom Wet ter gesprochen und auf alte Wetterregeln gehalten. In den Städten galt's lange Zeit für schlechten Ton, vom Wetter zu sprechen — und jetzt? jetzt sprechen und schreiben die gelehrtesten und geistvollsten Männer vom Wetter, dem wir insgcsammt mit Leib und Geist tri butpflichtig sind. In Paris besorgt die Sternwarte, in Bayern der Herriedener, in Sachsen der Barometrius die Wetterberichte und in Berlin und Wien sind extra gelehrte Männer, Dove und Jellinek, angestellt, um jahraus jahrein Wind und Wetter zu beobachten und die Wettcrgesetze festzustellcn. Jellinek, der Director der Wiener me teorologischen Centralanstalt, hielt dieser Tage in der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag über das Wetter und wies nach, daß es die Luftströmungen sind, die den allergrößten Ein fluß auf die Witterungsver'hältnisse üben. Der Wechsel der ent gegengesetzten Luftströmungen von Nordost nach Südwest und von Südwest nach Nordost wirkt eben so stark wie ein Unterschied von 5 Breitegraden, der Ostwind versetzt z. B. Wien in die Breite von Breslau, der Südwind in die Breite von Triest. Das alte Jahr wird noch manchen Minister ins Wasser fallen und manchen Mann in den Amtsrock mit dem steifen Kragen fahren sehen. Ministerkrisis in München, Wien und Paris und zwar nicht um geringfüger Dinge willen. In Bayern ein gewisser Klassen kampf, in Oestreich ein Racenkampf, in Frankreich ein unklarer Par teienkampf. Die Gegensätze greifen tief und scharf ein, die Minister krisen sind Krisen und Krankheiten des Staats und es wird klarer Augen und fester Hände zur Heilung bedürfen. Unvcrheirathete Leute werden sich wundern, was ein Haushalt kostet. Der preußische HauShalt'z. B. hat im vorigen Jahre baare 168 Million Thaler gekostet. ES ist freilich der Staats haushalt, und der Staat, einerlei ob weiblicher oder männlicher, kostet immer viel Geld in einem Haushalt. Frau Isabell in Paris hat seidene Kleider und spitze Schuhe, aber sehr schmutzige Wäsche,' und just die Letztere haben die Cor tes oder Abgeordneten in Madrid öffentlich gewaschen. Der Eindruck war noch schlimmer, als von jenem Hemde, das die erste Isabelle