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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebentel)» und die Umgegenden. Amtsblatt für das Könialicke Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. zg, Freitag, den 27. Jimi 1873. Bekanntmachung, Vorsichtsmaßregeln gegen die Cholera betr. Einer von dem Königlichen Gerichtsamte Dresden anher gelangten Mitteilung zufolge ist in verschiedenen Nachbar- vrtichaften des hiesigen Gericbtsbezirks die Cholera, zum Theil mit tödtlichem Ausgange, aufgetreten. Es sind daher diejenigen Vorsichtsmaßregeln ins Auge zu fassen, welche für den Fall, daß Erkrankungen innerhalb des hiesigen Amtsbezirkes vorkommen sollten, die Gefahr der Weiterverbreitung zu mindern geeignet sind. Mit Bezug hierauf findet sich die unterzeichnete Medicinalbehörde veranlaßt, auf die Vorschriften, welche zu mög lichster Entfernung einer solchen Gefahr wesentlich beitragen, hinzuweisen und die gesetzlichen Vertretungen der resp. Stadt- und Landgemeinden des Gerichtsamtsbezirkes Wilsdruff hiermit aufzufordern: 1 ., in ihren Orten und zwar nicht nur in den Schulanstalten, Gasthöfen und Restaurationen, sondern auch in allen Wohnhäusern sofort die mit V, Pfund schwefelsauren Eisen und 5 Gramm — V» Loth Carbolsäure in Wasser gelöst für je einen Abort zu bewirkende Desinfektion, welche zur Zeit mindestens einen Tag um den ander« zu wieder holen und wobei gleichzeitig eine Ueberfüllung der Abtrittsgruben streng zu vermeiden ist, bei Vermeidung weiteren obrig keitlichen Einschreitens anzuordmn und darüber, daß den diesfallsigen Anordnungen gehörig nachgegangen werde, strenge Aufsicht zu führen, 2 ., bei dem Auftreten von Cholerafällen, solchen ähnlichen Krankheitserscheinungen oder Ruhren in den einzelnen Orten sofort mittelst expressen Botens Anzeige darüber anher zu erstatten und die schleunigste Herbeiführung ärztlicher Hülfe den Angehörigen des Erkrankten einzuschärfen, bei Armen aber selbst in die Hand zu nehmen und was 3 ., insbesondere die Stadt Wilsdruff und die Ortschaften Alttanneberg, Burkhardtswalde, Grumbach, Her- zogswalade, Kesselsdorf, Klipphausen, Neukirchen, Röhrsdorf, Rothschönberg, Sora, Unkersdorf und Weis- tröpp anlangt, für dieselben in der schon unterm 14. September 1871 angeordneten Weise Choleraspitäler mit den nöthigen Utensilien, als Lagerstätten mit Decken, Nachtgeschirren und Waschapparat mit Linnenzeug auszustatten. Ueber die gehörig erfolgte Ausführung dieser angeordneten Maßregeln wird Seiten des mitunterzeichneten Königlichen Bezirksarztes demnächst Revision gehalten werden. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff und Königlicher Bezirksarzt zu Tharandt, am 26. Juni 1873. In Stellvertretung: vr. Gangloff, Assessor. vr. Mahnert. Künftigen 4. Juli 1873 von Vormittags 9 Uhr an sollen in der sogenannten Neudeckmühle zu Klipphausen verschiedene Gegenstände, als: 2 Pferde, 2 Stück Jungvieh, 1 Kalbe, 3 tragende Schweine und 1 Hauer, circa 15 Sack Kartoffeln, circa 46 Schock Stroh, 2 Mühlwagen mit eisernen Axen, 1 Korbwagen, diverse Ackergeräthe, I Lastschlitten und andere Wirthschaftsgegenstände, so wie Möbels, Wäsche, Kleidungsstücke, Weinflaschen und Biergläser meistbietend gegen baare Bezahlung öffentlich versteigert werden. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 5. Juni 18/3. In Stellvertretung: vr. Gangloff, Assessor. Tagesgeschichte. Am 23. d. ist durch die Kreisdirection in Zwickau das fast aus schließlich aus Socialdemokra!en bestehende Stadtverordneten-Colle- muin in Meerane aufgelon und auf fünf Jahre für wahlunfähig er klärt worden. In Zwickau wurde eine Compagnie Soldaten in Be reitschaft gehalten; scharfe Patronen wurden ausgetheilt und ein Ex- wazug bis 3 Uhr Morgens bereit gehalten. Doch wurde die Ruhe nicht gestört. Borhergegangcn war dem Schritte der Kreisdirection ein hartnäckiger Kampf zwischen dem Sladtrathe und den Stadtver ordneten, resp. deren Vorsitzenden, Bürgermeister Peucker und Che miker Meister. Diese langwierigen und erbittert geführten Differenzen halten in einer Bürgerversammlung am 21. d. in Meerane zu einem großen Scandal geführt. Es haue sich nämlich auch der Advokat Schraps aus Krimmitjchau eingefunden, der als Schriftführer vorge schlagen wurde. Der anwesende Polizei-Kommissär, Stadtrqth Wolf, verlangte, daß entweder der nicht zu Meerane wohnhafte Advokat Schraps aus Krimmitschau sich entferne, oder er die Versammlung auflösen werde. Einer seiner Anhänger protestirte gegen die Anwesen heit, ein anderer beantragte die Entfernung. Schraps erklärte, daß er nur einem Beschlusse der Versammlung oder der Gewalt weichen werde; aus der Versammlung ertönte der Ruf: „Schraps bleibt", und Stadtrath Wolf löste die Versammlung wirklich auf. Gleichzei tig führte aber aut seine Anordnung der Rathswachtmeister den Ad vokaten Schraps aufs NathhauS ab. Nach Aufnahme eines Proto kolls wurde Schraps entlassen. In der Nacht vom Freilag zum Sonnabend voriger Woche ist in Mohorn das Körncr'sche Gut total uiedergebrannt, leider sind dabei zwei Pferde und zwölf Kühe in den Flammen mit umgekommen. Das Feuer soll in der Scheune auSgebrocheu sein. Das „Meißner Tagebl." schreibt: Wie man hört, sendet auch die hiesige k. Porzellamnanusactnr ans ihre Kosten zwei Beamte und