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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. 91. Dienstag, den 18. November 1873. Die für die bevorstehende Stadtverordnetenergänzungswahl aufgestellte Wahlliste hängt während der nächsten 14 Tage heute an gerechnet im hiesigen Rathhause zu Jedermanns Einsicht aus. Einsprüche gegen dieselbe sind, falls sie bei r bevorstehenden Wahl Beachtung finden sollen, längstens bis zum 10. December ds. Js. beim unterzeichneten Stadt- >th anzubringen. Wilsdruff, am 18. November 1873. Der Stadtrat h. Bürgermeister Adv. Ernst Sommer. Tagesgeschichte. Das k Kultusministerium hat für den verstorbenen König Johann allen Kirchen des Königreichs Sachsen ans nächsten Mittwoch den . November, Nachmittags 2 Uhr, einen allgemeinen Trauergottes- ust angeordnet. In einzelnen Städten und Ortschaften haben die alen Behörden beschlossen, sich in eorxors aus diesem Anlaß in s Gotteshaus zu verfügen. Die „Zeitschrift des Kgl. Sachs. Statistischen Bnreau" bringt gende die letzte Volkszählung in Sachsen betreffende, allgemein in- essante Angaben. Es wurden zn den Haushaltungs- und Anstalts- en 931,048 Bogen oder 93 Ballen 1 Ries 19 V, Buch Doppclfor- t verwendet. Die Gesammtkosten der Zählung beziffern sich bis de April 1872 für das statistische Vureau allein ohne den Aufwand Gemeinden auf nahezu 9000 Thlr., wovon 3830 auf Drucksachen d 4852 Thlr. auf Gehalte und Remunerationen kommen. Die hlung fand am I. December 1871 statt; die erste Stadt, welche e Listen einsandte, war Franenstein (12. December 1871), die letzte 'll>a (7. Februar). Die Zusammenstellung war Ende April been- !t, so daß am 5. Mai ein Tablcan der festgestellten Einwohnerzahlen > 5. Mai im Dresdner Journal erscheinen konnte. Die Gcsammt- Mernng dcS Landes betrug 2,556,244. Döbeln, 10. November. In unserer Stadt tagten gestern hrend den Nachmittagsstunden im Börsenlocale auch etwa 30 Lehrer 2 den verschiedensten Gegenden des Landes, welche, nach dem A.", über eine bessere Organisation des allgemeinen sächsischen Mvercins bcriethcn und Ansichten und Wünsche in Bezug auf ! durch das neue Vvlksschulgesetz geschaffene Institut der Bczirks- ulinspectoren austauschten. Als Vorsitzende fungirten die Herren ttich aus Dresden und Albert Richter aus Leipzig. Der am 10. November in Chemnitz abgchaltcnc Gcmcindctag lärte eine Vereinigung der sächsischen Stadtgemeindcn in Hinsicht Pensionirung ihrer Beamten für wünschenswerth und zeitgemäß ' beschloß den bctr. Gemeinden die Bildung einer eigenen gcmein- 'stachen Pensionskasse zu empfehlen. Weiter wurde beschlossen, pensionirenden Beamten auch die Dienstzeit anzurechnen, die ui einer andern dem Verbände angehörigen Gemeinde verbracht -cn und die Pension analog den über die Pensionirung der Civil- rtsdlener geltenden Bestimmungen zu gewähren, lieber die spe- le Einrichtung einer Pensionskaffe beschloß der Gcmcindctag sich tmn Vortrag erstatten zu lassen. Die „D. A. Z." berichtet aus Leipzig: Der Controleur hiesigen Gerichtsamte II., welcher wegen Untcrschlag- l ammcher Gelder steckbrieflich verfolgt wurde, hat sich hierher- gelangtcr Nachricht zufolge in Löwenberg i./Schl. auf dem Grabe feiner Gattin, welche sich ebenfalls freiwillig den Tod gegeben hatte, erschossen. Das „Leipz. Tgbl." berichtet: In Auerbach hat mau eineu guten Fang gemacht. Es gelang der Criminalpolizei, dort ein Con- jortium zu entdecken, welches sich zur Aufgabe gemacht hatte, Zehn- thalcrschcine der Internationalen Bank zu Luxemburg, der Geraer Bank und der Mitteldeutschen Crcditbank, sowie Zwanzigthalerscheine der sächsischen Bank zu Dresden nachzuahmen. Von den Luxemburger und Geraer Banknoten fand man eine größere Anzahl thcils ganz, theils halbvollendet vor, während von den Zehnthalcrscheinen der Mitteldeutschen Kreditbank und den Zwanzigthalerschcincn der sächsi schen Bank zu Dresden nur erst die zu Uebertragung der Scheine auf die Platten erforderlichen Zeichnungen vollendet zu sein schienen. Die Platten mit den Geraer und Luxemburger Banknoten, die Presse, alles Handwerkzeug ist mit in die Hände der Crimiualpolizei- behörde gelangt. Das Terichtsamt Penig ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß die vor Kurzem dort vorgckommenen Feuersbrünste Werk der Brand stiftung gewesen sind. Dasselbe hat sich dadurch veranlaßt gesehen, auf die Entdeckung der Urheber dieses Frevels eine namhafte Be lohnung zu setzen. Berlin. Der Vundcsrath beschloß in seiner jüngsten Sitzung eine Vertheilung von weiteren 30 Mill. Thalern Kriegsentschädigung an die ehemaligen norddeutschen Bundesstaaten. Es hat sich Jemand die Freude gemacht, die nicht officiellen Titel des Kaisers Wilhelm in den Zeitungen rc. zusammenzustellen und zwar aus der neuesten Zeit. Hier sind sie: Der Heldenkaiser, Hcldengreis, Heldenvater, Hcldensohn, Hcldensproß, Schlachtenlenker, greiser Jüngling, Kaiser Weißbart, kaiserlicher Zollernsproß, das edelste Reis am Hohcnzollernstamme, Wilhelm der Tapfere, Wilhelm der Siegreiche, kaiserlicher Schirmherr, Deutschlands Hort, höchster Kriegsherr, Wilhelm der Feste, Wilhelm der Glückliche, Wilhelm der Gottesfürchtige. In der Provinz Posen krachts in allen Fugen. Der größte Theil des polnischen Adels ist in den Bankerott des Bankvereins Tellus verwickelt, daß 80 polnische Gutsbesitzer Unterhändlern Auftrag zum Verkauf ihrer Güter gegeben haben, um der Zwangsversteigerung zuvorzukommen; 23 andere Gutsbesitzer erliegen schon jetzt dem Bankerott. In Schelldorf bei Eichstädt mußte, Wiedas „Schweins. TgbE" berichtet, ein an der Cholera Verstorbener auf dem Schubkarren auf den Gottesacker gefahren werden. Im Orte war nicht ein Mensch auszntreiben, der Hand an den Kranken und an den Gestorbenen legte oder auch nur die Leiche begleitete. Die Nachbargemeinde Bekanntmachung. Nachdem von uns bestimmt worden ist, daß vom Jahre 1874 an die in hiesiger Stadt an den Montagen vor Fast- icht und vor Michaelis abzuhaltenden beiden Jahrmärkte jedesmal bis Dienstag Abend dauern sollen, so wird dieß hier- irch öffentlich bekannt gemacht. Nossen, am 7. November 1873. Der Stadtrat h. Zschiedrich.