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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn rmd die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränunierationsprcis 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszcile 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Tanke angenommen, nach Befinden honorirt. 31. Dienstag, den S. Juni 1868.' T a q e s g e s ch i ch t e. Wilsdruff. Am 3. dss. Mts. machte der hiesige Bürger- Verein seine Frühjahrs-Partie und zwar nach dem Osterbcrge bei Oberwarthe und ging über Weistropp und Hühudorf wieder zurück. Ungeachtet der trüben Witterungs-Aussichten verblieb dennoch gutes Wetter und hübsche Fernsicht, welche durch die Güte des Herrn Schießhausbesitzer Ohmann, (der zwei ausgezeichnete Fernrohre mit- gcbracht hatte und diese jedem Theilnchmer freundlichst lieh,) beson deres Vergnügen gewährte. Allgemein bedauert wurde, das; der Herr Vorstand Rector Beck an Theilnahme der Partie behindert war. — Am vorigen Sonntage ist unterhalb der Landungsbrücke des Dampfschifffahrt-Halteplatzes bei Niedcrwarlhe aus der Elbe ein männlicher unbekannter Leichnam, welcher 3—5 Tage im Wasser gelegen hatte, hcrausgczogen und amtlich aufgehoben worden. Der Lcichnain hat einer Person von 25—30 Jahren angchört, ist mit blauen Tuchhosen, blauer Blouse und weißer Schürze bekleidet ge wesen und hatte eine Cvlinderuhr mit schwarzer Schnur umhäugeu. — Am letzten Freitage früh lenkte sich bier die Aufmerksamkeit der Gendarmerie auf eine mänulicbc Person, welche als Passagier eines Kohlenwagens hiesige Stadt passirte und bemerkte man, das; sic einen schwergepacktcn Tragkorb bei sich führte, der wohl bedenk liche Gegenstände enthalten mochte, denn wir sahen dann Beide dem Asyl der Sicherheit zuwanderu. Wie wir erfahren haben, soll die vorhergegangene Nackt am Babubaue im Triebiscktbale gestohlen worden sein. Meißen, 4. Juni. Nicht ahnend, daß er das Sonnenlicht zum letzten Male gesehen, sucbte sich gestern Mittag in dem ersten Stcin- brnche unterhalb der Knorre der Steinbrecher Liebschner von Vor brücke mit zwei College» ein sckattiges Plätzchen, um daselbst kurze Mittagsruhe nach schwerer Arbeit zu halten. Er stand nicht wieder auf. Während er ruhte, löste sich ein FelSstück, stürzte herab und zermalmte ihn; die beiden Andern sind unbeschädigt davon gekommen. Der Verunglückte stand in Mittlern Jahren, war Familienvater und h.'imathSangehörig in Meißen, von wo aus er wegen ebenfalls im Stcinbruche erlittenen Schadens bereits vor einigen Jahren Unter stützung erhielt. (M. Bl.) Das „Dr. I." berichtet aus Dresden vom 2. Juni: Heute Vormittag in der II. Stunde ist bei einem Kaufmann in der Nhä- nitzgasse in einem neben dem Verkaufslocal gelegenen Lagerräume, als man daselbst hat Petroleum umfüllen wollen, das letztere cxplo- dirt, wobei der Kaufmann nicht allein erhebliche Brandwunden da von getragen, sondern auch sein kljährigcr Sohn, welcher sich in der Nähe des Vaters befunden, sofort durch Verbrennung den Tod ge funden hat. Auch in Dresden hat sich ein „Norddeutscher Krieger-Verein" gebildet, dessen Zweck namentlich die „Förderung echter Kamerad- sckaft unter Beseitigung der bisherigen Vorunheile und des sonstigen Mißtrauens unter den verschiedenen deutschen Stämmen" ist. In nächster Zeit stebt eine neue Eintheilung der Landwchrbe- zirkc im sächsischen ArmeecorpS bevor. Um die politische Eintheilung des Landes auch sür militäriscbe Zwecke zu benutzen, namentlich um zu erzielen, daß jede Anusbauptmauusckaft zugleich Aushebuugs- und Landwehr-Bataillons-Bezirk sei und um zu verhindern, daß Gerichts ämter verschiedener Amtshauplmannschaften, wie bisher, in einem Bataillons-Bezirk vereinigt sind, wird in Zukunft jede Amtshaupt mannschaft einen, die Chemnitzer und Zwickauer aber je zwei Land- Webr-Bataillons-Bczirke bilden, so daß die Zahl der Landwehr-Ba taillone aus 17 erhöht wird. — Infolge dessen werden sich nach der Neuformirnng in folgenden Städten Stabsquartiere der Landwehr- Bataillone befinden: Annaberg, Bautzen, Chemnitz, Döbeln, Dresden, Freiberg, Glauchau, Grimma, Leipzig, Meißen, Pirna, Plauen, Rochlitz^ Schneeberg, Zittau, Zschopau, Zwickau. DieZahl der Com pagnien wird von 48 auf 59 erhöht und werden dem entsprechend noch in einigen Städten Compagnien stationirt werden. Am 3. Juni hat bei einem sehr starken Gewitter der Blitz das Wohnhaus des Gutsbesitzers Mai in Obermarbach bei. Roßwein getroffen und entzündet, sodaß dasselbe und 4 Wirtschaftsgebäude niedergebrannt sind. Aus Waldheim, 3. Juni, wird berichtet: Gegen 2 Uhr des heutigen Nachmittags entluden sich über unsere Stadt und Gegend mehrere Gewitter, und zwar in einer Weise, die Aller Herzen mit Bangen erfüllte. Blitz folgte auf Blitz, und Schlag auf Schlag. Das Unwetter brachte zwar den Fluren unserer Gegend den längst ersehnten Regen und wurde denselben ein Segen zu Theil; doch war in seinem Gefolge auch Schaden und Unglück.' Der Blitz zündete im Dorfe Neuhausen nicht nur die Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Gutsbesitzers Möbius an, sondern tödtete auch ciue Dienstmagd und betäubte den Sohn des Besitzers. In nicht bedeutenden Entfernungen bemerkte man nicht weniger als vier Rauchsäulen, die sämmtlich von Feuersbrünsten herzurühreu schienen. Aus Ebersbach bei Löbau wird der „S. Z." berichtet: Gestern, 4. Juni, Nachmittag war hier ein furchtbares Gewitter. Die ganze Gegend im Umkreise von ein paar Stunden ward davon betroffen. In Leutersdorf schlug der Blitz ein, tödtete 2 und betäubte 4 Men schen. In Neugersdorf schlug er auch ein und betäubte 2 Färber, welche in der Hofmann'schen Fabrik arbeiteten. In Wiesenthal schlug er 5 Mal ein, indessen ohne groß zu schaden. In Ebersbach schlug er 30 Mal ein: binnen (Z Stunde in zwei verschiedene Bauergütcr, die beide wegbrannten und aus denen der eine Besitzer nichts, der andere dagegen Alles gerettet hat. Im benachbarten Sprcmberg hvt der Blitz ebenfalls gezündet und ist ein Haus weggcbrannt, ebenso im benachbarten Ehrenberg. Die ältesten Leute wissen sich eines solchen Gewitters nicht zu entsinnen. — Am zweiten Pfingstfeicrtag hat die Umgegend von Zittau ebenfalls ein sehr heftiges Gewitter getroffen, das außerdem von starkem Hagelschlag begleitet war und in Warnsdorf, Seifhennersdorf, Hainewalde, Großschönau u. s. w. an Fenstern und Feldern großen Schaden ang wichtet hat. Am zweiten Pfingstseiertage ist am Hellen Nachmittag in das Expeditionszimmcr der Posihaltcrci zu Zittau cingebrochen und da selbst eine Summe von ca. 700 Thalern geraubt worden. Sebnitz, 2. Juni. (CH. Tgbl.) Heute Nachmittag richtete ein fürchterliches Hanelwettcr, dessen die ältesten Bewohner sich nicht er innern können und welches eine halbe Stunde anhielt, die Hoffnungen unserer Landwirche vollständig zu Grunde. Hagclstücke in der Größe kleiner Hühnereier, im Gewichte bis zn 2 Loth, richteten ebenso unter den Fensterscheiben enorme Verheerungen an, (in einem Hause zählte man 120 zerschlagene Scheiben); selbst Dächer, Ziegel- sowohl als Schindeldächer, wurden von der Wucht der herniederstürzenden Eis stücke zerschlagen. Ströme von Wasser, in ihrem Laufe Alles mit sich fortsckwcmmend, stürzten von den Bergen herab und bildeten auf dem Markte einen förmlichen Äee, so daß die Bewohner bis über die Knie in dem schlammigen Wasser waten wußten. — Im benach barten Dorfe Hertigswalde drang die Fluth so plötzlich in die Häuser, daß infolge dessen in einem Ställe ein Schwein und mehrere Hühner umkamen, während das andere Vieh nur iu.it Mühe gerettet werden konnte. In Bischofswerda hat sich am 30. Mai, muthmaßlich aus Furcht vor Strafe, die ihn wegen Desertion und Diebstanls erwartete, der 22 Jahr alte Soldat Friedrich Ernst Schulze aus Niedcrneutirch im Arrest crhängt.