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Amtlich wird gemeldet: In den Gewässern westlich England versenkte eines unserer U-Boote fünf Fahrzeuge von zusammen LS 000 Br.-Neg.-To. Der Chef des Admiralstabes der Marine. * Der zu früh totgesagte U-Boot-Krieg. Anläßlich der Torpedierung des französischen 10 000- Tonnen-Kreuzers „Le petit Thouars", schreibt der fran zösische Admiral Degouy in der „Information": Das ist wieder einmal ein Opfer, und, gestehen wir es mit Festig keit, nicht das letzte jenes U-Boot-Krieges, dessen end gültige Beseitigung viel zu früh prophezeit wurde. Die Erfolge des deutschen U-Boot-Krieges mögen für einen Augenblick geringer sein, aber kein Mensch vermag mit Sicherheit die weitere Entwicklung des U-Boot-Krieges vorher zu sagen. Eine holländische Anfrage. Das holländische Ministerium des Äußern gibt be kannt, daß es auf Grund der Zeugenaussagen vor dem Schiffahrtstrust zu dem Schluß gekommen sei, daß der Untergang des Hospitalschiffes „Koningin Regentes" durch ein abgeschlossenes Torpedo verursacht wurde. Die hollän dische Regierung hat ihren Gesandten in Berlin beauf tragt, die deutsche Regierung von der Schlußfolgerung der holländischen Regierung zu benachrichtigen und ihr mitzuteilen, daß sie es hoch einschätzen würde, wenn die deutsche Regierung noch einmal eine ernste Untersuchung vornehmen würde zur Beantwortung der Frage, ob ein deutsches U-Boot die „Koningin Rezentes" torpediert habe. Die Note teilt weiter mit, daß die englische Regierung bereits in ähnlichem Sinne befragt worden sei und ver neinend geantwortet habe. Foch muff weiter angreifen. Das Stockholmer „Aftonbladet" schreibt zu den Kämpfen im Westen: Bei der Fortsetzung von Fochs Offensive spielen wahrscheinlich auch wirtschaftliche Gründe mit, die ihm kein Warten mehr erlauben. Aus Lloyd Georges letzter Rede geht eine Zunahme der Kohlennot der Verbündeten hervor. Mit dem Kohlenvorrat in Italien und England sieht es schlecht aus. Möglicher weise sieht Foch sich durch den U-Boot-Krieg in die Zwangslage versetzt, die Entscheidung zu suchen, ehe alle Industrien außer der Herstellung von Geschützen wegen Kohlenmangels eingestellt werden. Vielleicht nähert Frankreich sich dem Zustand Rußlands nach Brussilows Offensive. Die Debatte über die Einberufung des Jahr ganges 1920 hat dies wenigstens teilweise offiziell bekräftigt/ „Umgruppierungen." Wie Schweizer Blätter von der französischen Grenze berichten, finden an der Westfront neue umfangreiche Um gruppierungen und Verschiebungen von Truppenkörpern statt. — Die Londoner „Times" melden, daß an der belgisch-englischen Front alle sechs englischen Festland- Armeen in den Kampf eingesetzt wurden. * Luftangriffe auf unser Heimatgebiet. Bomben auf Köln, Koblenz, Frankfurt, Karlsruhe.' Die ausgezeichnete Wetterlage des 22. August benutzten unsere Feinde wiederum zu zahlreichen Tages- und Nacht angriffen auf das Heimatgebiet. Diesmal hatten sie sich Köln, Koblenz, Frankfurt a. M., Karlsruhe und Pirmasens als Ziele ausgesucht. Von den Bomben, die der Gegner in unserem Abwehrfeuer meist wähl- und ziellos abwarf, fiel ein grober Teil auf freies Feld. Einige richteten Sachschaden an Privatgebäuden an. Der Gegner büßte seine Angriffe auf friedliche deutsche Bürger mit den schwersten Verlusten. Aus einem Geschwader von zehn feindlichen Flugzeugen, daS am Morgen des 22. August Karlsruhe angriff, wurden sieben Flugzeuge, aus einem anderen im Anflug befind lichen Geschwader in der Nacht auf den 23. August bei Saarbrücken weitere drei Flugzeuge abgeschoffen. Inner halb 24 Stunden wurden also zehn feindliche Groß flugzeuge in der Heimat vernichtet. Einige fielen un versehrt in unsere Hand, andere zerschellten brennend am Boden. Die Berluste, die unsere Bevölkerung zu erleiden hatte, waren demgemäß erfreulicherweise verhältnismäßig gering. In diesen neuen Erfolg im Luftkrieg teilen sich Kampfflieger, Flak- und Scheinwerfer. Er reiht sich würdig an die Erfolge von Frankfurt. Tiedenhofen, Darmstadt, die dem Gegner im August nun schon 23 FlUA« zeuge bei Angriffen gekostet haben. Angriff und Gegenangriff. Berlin, 27. August. Die neue deutsche Verteidigungsstellung zwischen Ois« und Aisne, gegen die sich die vergeblichen Anstrengungen der Franzosen in den letzten Tagen richteten, verläuft von Manicamp in südöstlicher Richtung durch das Niederungs- Gebiet der Aillette bis Pont St. Mard, zieht sich alsdann 'in südlicher Richtung über die Höhenrücken westlich an Juoigny und Chaoigny vorbei und wendet sich nordöstlich Pasly nach Osten. Am 25. August war besonders das Frontstück Pont St. Mard—Pasly der Schauplatz er bitterter Kämpfe. In schneidig ausgeführteu Gegen angriffen entrissen wir dem Gegner die am Vortage noch verbliebenen Stellungsteile und hielten sie gegen die immer wieder vorbrechenden Gegenangriffe. Zur Unterstützung der französischen Angriffe bei Pasly war in Soissons neben der Kathedrale Artillerie aufgefahren, ähnlich wie seinerzeit in Reims unter dem Schutz des ehrwürdigen Bauwerks. Von allen Seiten wurde am 23. und 24. August das Ärtilleriefeuer auf dis Angriffsstelle vereinigt. Welle auf Welle der französischen Sturmtruppen brachen sich hier. Die Verteidiger er warteten trotz schwersten Feuers, das sie zermürben sollte, kaltblütig den Augenblick zum blutigen Empfang der immer wieder aus den Schluchten von Vauxrezis und Pommiers anlaufenden Franzosen. Restlos wurden sie abgewiesen, Die Tschecho-Glowaken in Not. Englische Hilferufe nach Japan. Stockholm, 27. August. Vs bestätigt sich, daß die Tschecho-Slowakcn bet Niko lajewsk geschlagen worden sind nnd dass die Stadt von den Bolschewik! eingenommen wurde. Große Mengen Kriegs- gcrät wurden erbeutet. Die Verluste der Tschecho-Slowakcn sind sehr groß. Das zunächst von Moskau verbreitete Gerücht vom Siege der Sowjettruppen wird also von neutraler Seite bestätigt. Das beste Zeugnis aber kommt aus England. Wie Schweizer Blätter berichten, haben die aus Ostasien kommenden Nachrichten in England große Bestürzung erregt, um so mehr, als die Niederlage am Ussuri erfolgte, als gerade die „Hilfsaktion" des Verbandes eingesetzt hatte. Inzwischen haben die Bolschewiki, wie das oben- stehende Telegramm zeigt, weitere Fortschritte gemacht. „Ergreifende Zwischenfälle." Der Londoner „Daily Telegraph" schreibt in einem niedergeschlagenen Leitartikel, der Krieg weist wenig er greifendere Zwischenfälle auf, als die entschlossene Tapfer keit, mit der sich das Volk des verhältnismäßig kleinen Landes Böhmen in den Kampf warf, entschlossen, lieber unterzugehen, als sich der deutschen und österreichischen Herrschaft zu unterwerfen. Jetzt ist die Lage der Tschecho-Slowaken von so schweren Gefahren umgeben, daß ihre Lage beinahe hoffnungslos erscheint. Wir könneru deshalb unsere Operationen unmöglich auf das Ostende der! sibirischen Bahn beschränken, müssen vielmehr den Tschecho-s Slowaken westlich vom Baikal-See Hilfe bringen, wo möglich ihre Wolgafront verstärken. Aber nur eine Macht kann wirksame Hilfe leisten, Japan muß freie Hand bekommen. Zunächst ist, wie das Blatt weiter zu be» berichten weiß, eine aus allen Waffen gebildete kanadisch» Brigade nach Sibirien entsandt worden. Sturz der neuen sibirischen Regierung. Nach Meldungen aus Charbin ist die kürzlich in Omsk unter der Ministerpräsidentschaft Werwer eingesetzte Negierung von tschecho - slowakischen Truppen wieder gestürzt worden. Ihre Absetzung erfolgte mit der Be gründung , daß die Negierung Generals Kowrat sür Sibirien vollständig genüge. Vom Tage. Zu der in Holland in letzter Zeit öfter aufgeworfenen! Frage, ob die Verbandsmächte das Problem des Völkerbundes mit so großer Aufrichtigkeit behandelt haben, daß Deutschland! darüber in Erörterungen eintreten kann, bemerkt die Utrechter! Tageszeitung „De Stichtsche Courant": „Sobald England sich! zum Entschluß durchringt, Irland als selbständigen eng-! lisch en Bundesstaat in den Völkerbund aufzunehmen, wirkst Deutschland dies vielleicht zum Anlaß nehmen, Staaten, von! denen der Verband angibt, haß sie durch Deutschland unter drückt werden, als selbständige Staatskörper in den Völker-' bund eintreten zu lasten." — Das Blatt packt einmal den! Stier bei den Hörnern, und man darf auf die englische Ant-i wort, die ja auch Indien, Ägypten, Südafrika umfasten müßte,! gespannt sein. * In dem Werke „Grundgesetze des Krieges", das der heutigej Generalissimus der Verbandsmächte, Marschall Foch, verfaßt hat, finden sich zwei Stellen, die die wahren Anschauungen kennzeichnen, die Foch vom Kriege 1870/71 und dem Buren kriege hatte. Da beißt es: „Auch der Krieg 1870/71 ist von der französischen Regie rung aus dynastischem Interesse unternommen worden, um eine wankende Macht durch einen vermutlich leicht zu er-j fechtenden Sieg zu befestigen." „Wer hat England in den Krieg gegen die Buren getrieben? Sicherlich nicht die Königin, sondern die Kauf-! leute der City. Der Handel folgt dem Krieg, sagt der Eng-! länder als gewiegter Geschäftsmann." Nichts kennzeichnet die ganze Verlogenheit des vom Ver bände geltendgemachten Kriegsgrundes bester, als diese Be kenntnisse ihres eigenen Generalissimus, die jetzt zur rechten Zeit ausgegraben werden. , Eine Botschaft Lloyd Georges an den Frauenkongreb' der Verbandsländer in Paris enthält u. a. folgende Sätze"! „In der Vergangenheit habe ich sagen hören, Frauen eigneten' sich nicht für den Stimmzettel weil sie zu schwach wären wenn es gilt, die Ziele eines Krieges zu verstehen und seine Anstrengungen zu erb -r meine Erfahrungen haben mich in der Überzeug , it, daß die Frauen voll- kommen verstehen, worum es sich m diesem Kriege handelt Für sie ist dieser Krieg ein Kreuzzug für Recht und Sitte, und sie denken nicht daran, Frieden zu schließen, ehe die Ver bündeten es unmöglich gemacht haben, daß ein neuer Ausbruch roher Gewalt die Menschheit heimsucht." Nun macht Lloyd. George, nachdem er die Männer des Erdballs gegen Deutsch land aufgeboten hat, auch noch die Frauen mobil, indem er ihnen mit — dem Stimmzettel winkt. s Der Zeitungsleser im Kriege. Wandlungen des Geschmacks. Vier Kriegsjahre sind dahingegangen. In dieser Zett hat nicht nur die Presse, sondern auch der Zeitungsleser mannigfache bemerkenswerte Wandlungen durchgemacht. In der Sturmflut der Begeisterung, die der Kriegs erklärung gefolgt ist, fühlte sich der Zeitungsleser unfähig, noch irgendwelchen anderen Vorgängen des öffentlichen Lebens Interesse abzugewinnen. Vom Kriege und nur vom Kriege wollte er hören: um Gnade vor den Auaen