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Wochenblatt für Wilsdruff. Tharaud. Stoffen. Mebeulehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. /cettag, den 15. November 1867. 46. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. r>i.s.r Zeitschrift erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Prei« für den Vierte j-br gang beträgt ,a Nar und t» iede«mal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. An^taen « lche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in WilSdrust s°«°hl iin der Redaelion», al- auch ^ d» Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag« 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortig^ Beiträge, welche der Tendenz de-Blatt.« entsprechen, mtt großem Dank, angenommen, nach Befinden honortrt. Die Rcdarliou. Umschau. Der Antrag des Leipziger Bürgermeisters, die jetzigen Kammern möchten nur das Nothwmdigste vornehmen und sich dann auflösen, um einer Ver tretung Platz zu machen, die vom ganzen Volke gewählt ist, rief einen gewaltigen Sturm in der L. Kammer hervor. Die Herren gedenken natürlich nicht zu weichen und betrachten sich als die wahren Vertreter des Volkes. Herr v. Zehmen verglich den Bürgermeister Dr. Koch mit Caritina, der in den letzten Zeiten der römischen Republik einen Aufstand erregte, nicht um dem Volke zu seinem Rechte zu verhelfen, sondern um Rom ter Plünderung Preis zu geben und sich und seine Genossen von den Schulden und zugleich von den Gläubigern zu be freien. Auf solche persönliche Angriffe läßt gewöhn lich der Präsident den Ordnungsruf folgen; hier wurde er nicht gebraucht. Der Bürgermeister von Meißen war der Einzige, der auf das Unpassende jene« Vergleichs hinwics. Schließlich wurde der Koch'sche Antrag gegen 2 Stimmen abgelehnt. — Für die Hinterbliebenen der in Lugau verun glückten Bergleute sind ciros 120,000 Thlr., für die Abgebrannten in Johanngeorgenstadt ungefähr 30,000 Thlr. zusammengekommen. — In der Nacht vom Sonntag zum Montag drangen drei unbekannte Männer in daß im Par terre gelegene Schlafzimmer des Restaurateurs Hentze in'Leipzig und mißhandelten die Hentze'schen Ehe leute, vw durch das Gebell ihrer zwei kleinen Hunde aufgewacht waren. Der Mann wurde aus dem Belle geworfen und am Kopfe verwundet. Was mit dem nächtlichen Ueberfall beabsichtigt war, läßt sich nicht erkennen, da die Verwundung nur mit einem im Garten abgebrochenen Georginen stab er folgt ist. Der Hilferuf der Gemißhandellen und das wüthende Gebell der Hunde verscheuchte die Uebelthäter. — Der Nothstand in Ostpreußen wächst in erschreckender Weise und laßt für das kommende Frühjahr das Schwerste fürchten. Der Preis alleö dessen, was zum Lebensunterhalte gehört, ist min destens um 25 bis 30 pCl. gestiegen. Hafer und Erbsen sind an vielen Stellen nicht reif geworden^ die Wintersaaten stehen schlecht, der erste Heuschnitl ist verdorben. Die Landleute fangen in Folge dessen an das Vieh zu verkaufen, so daß das Fleisch — aber auch nur das allein — gegenwärtig etwas billiger geworben ist. Auf dem Kreisgerichte zu Stallupöne liegen so viel Sudhastalioncn vor, daß für Leute, die auf die Noth ihrer Mitmentchen spe- culiren, ein reiches Feld geboten ist. Dabei finden sich aber keine Kaufer, so daß neulich ein Haus für einen Thaler versteigert worden ist. In Folge dieser Noth haben sich bereits in allen Stadien Vereine gebildet, um a>me Kinder zu nähren oder durch Ankauf von Kartoffeln und andern Sachen den Armen zu billigem Nahrungsmitteln zu verhelfen und die Aermsten unentgeldltch mu solchen zu ver sehen. — Unter die Schätzer in Bayern, welche durch unwahre Schätzungen von Gütern Hypotheken- gläubiger so oft in Schaben bringen, ist ein heil samer Schrecken gefahren. Auf ein von 2 Schatz männern auf 36,000 Gutden geschätztes Landgut wurden von der Hypotheken- und Wechsilbank m München 10,000 fl. aus die Hypothek gegeben. Das Gut kam in Cvncurs und fiel der Bm.t um 8000 fl. zu; dieselbe hatte incl. Zinsen, Kosten rc. einen Ge- sammtschaben von 3,600 fl, Sofort erhob sie eine Entschädigungsklagc gegen die beiden Schätzer und diese wurden gerichtlich zur vollen Schadloshaltung der Bank verurthtllt. —