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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. A m t 8 k l a l t für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. «frettag, den 2i. Ium 1867. 25. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Loreuz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Viertels ahrgang beträgt 10 Ngr. und ist "jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen daraus an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortig« Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz der Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Die Redaktion. Umschau. Der letzte Besuch des Kaisers Alexander und des Königs Wilhelm galt dem Schloß und dem Parke von Fontainebleau; die Gäste freuten sich besonders auf den schönsten Wald Frankreichs. Wie wunderten sie sich, als ihnen im Schloß jedes Bild, jede Base, jede Merkwürdigkeit so ausführ lich erklärt wurde als wollten sie Kunst- und Alter thumsgeschichte studiren. Endlich waren die Vor lesungen zu Ende und Alexander sagte: Und nun in den Wald! — Sire, es ist zu spät, antwortete Napoleon die Uhr ziehend, Sie kommen nach den getroffenen Anordnungen zu spät auf den Bahnhof! — So blieb der Wald unbesucht und Napoleon hatte dazu seine guten Gründe; denn die geheime Polizei hatte ihm gemeldet, es habe sich eine ver dächtige Person in den Wald verkrümelt, der-f möge sie finden. — Seinen Lebensretter Rainbeau hat Kaiser Alexander eingeladen, nach Rußland übcr- zusiedeln, es solle ihm gut gehen, R. dankte, er will im schönen Frankreich leben und sterben. Sein Glück ist ohnehin gemacht. Seine Frau trägt einst weilen einen Diamantenschmuck von 300,000 Fkö., ein Geschenk der Kaiserin von Rußland. — Der Sultan wird in Paris als Goldregen auftreren wie weiland Zeus unter den Töchtern der Sterblichen. Kaiserin Eugenie empfängt von ihm einen Schmuck von 2 Millionen Franks. — In Paris glaubt man ziemlich allgemein, daß die Monarchen von Rußland, Preußen und Frank reich eine allgemeine Entwaffnung beschlossen hätten, womit sie am 1. Juli die Welt überraschen würden. Schön wäre es, aber ob wahr? — In einem Theater in Berlin fand sich ein Franzose gemüssigt, auf die Deutschen zu raisoniren und wollte sich gar nicht zur Ruhe weisen lassen. Als er aber aufstand und ausrief: die Deutschen bleiben dumme Nation, da riß die Geduld und ehe sich's der Franzose versah, war er etwas unsanft vor die Thüre gefetzt. — In Bayern, Oesterreich und sogar in Spanien geht man dran, dieHeiligen zusammen zu legen. Der Ueberfluß an ganzen und halben Heiligen ist so groß und schädlich, daß man ihrer je nachdem immer ein ganzes oder halbes Dutzend auf einen Tag zusammenlegen und feiern will. In Oester reich z. B, beträgt das Heer der Kalcnderheiligen und Feier- und Festlage an 160, so daß die Leute halb verhungern müßten, wenn sie alle mit Fasten und Nichtsthun streng feiern wollten. — Kaum hat Herr von Beust das schwere Werk der Versöhnung Ungarns mit dem Kaiserhause voll bracht, als ihm schon wieder eine Herkulesarbett aufgebürdet wird. Die freisinnige Partei steht den Grund von vielen Mißständen Oesterreichs in dem Concordate, einem Vertrage der Regierung mit dem Papste, der dem letzteren große Gewalt im Staate verleiht. Dieses Loncordat soll abgeschafft und der Grundsatz aufgestellt werben, daß alle Religionen in Oesterreich gleichberechtigt sind. Wird es gelin gen? ES gilt die ungeheure Macht der Geistlich keit zu brechen, die ihre Stütze in der Nähe des Thrones hat. Beweis für die Schwierigkeiten de» Werkes liefert der Umstand, daß sich kein Mann für den Posten des Kultus- und Unlerrichtsminister» findet. Herr v. Beust kann unmittelbar nicht ein greifen, weil er als Protestant zu viel Mißtrauen bet der Geistlichkeit fände. — Je mehr Geständnisse aus dem Eltern- und Geschwistermördcr Timm Thode gelockt werden, desto scheußlicher erscheint er und seine That. Nachdem er seine Brüder im Pferdestalle und im Hofe er schlagen, nahm er die Axt zur Hand und begah