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Woch enlrlatt für Wilsdruff, Tharaud, Nosfen, Giedentehn und die Umgegenden. Ä m l 8 b l I! I l für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 8. Fekruar l867. 6. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Sion dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage ein« Nummer. Der Preis für den Bierteljabrgang beträgt tu Rgr. und ist jedesmal vorauSzubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redactton-, als auch ln der Druckerei d. Bl. in Mißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz deS Blattes entsprechen, mit großem Dank« angenommen, nach Befinden honortrt. Die Redaktion. Umschau. Den sächsischen Kammern lag in diesen Tagen ein Gesetzentwurf vor, die Erhöhung der Einquar- tikkUNgSgelder für die in Sachsen stehenden sächsi schen und preußischen Truppen betreffend. Die zweite Kammer beschloß, statt 1 Ngr. für den Mann, wie nach der Ordonnanz von 1837 gezahlt wird, künf tig l Ngr. 5 Pf. im Sommer und 2 Ngr. im Winter zu gewähren. Die Frage, ob den größeren Städten mit höheren Miethöpreisen 2 und 3 Ngr. gc,ahlt werben solle, erregte eine lebhafte Debatte, Da gegen war man darin einig, daß der Satz von 1 Ngr. in den jetzigen Verhältnissen überall unge nügend sei. Die erste Kammer hat aber den Be schluß der zweiten Kammer umgeworfen; sie will es der Regierung anheimstellen, an welchen Orten eine Erhöhung eintreten soll. Es wurde besonders hervorgehoben, daß möglicherweise der preußische Satz von 5 Pf. pro Tag eingcführt werden könne und daß es dann viel schwieriger sein werde, von 2 Ngr. als von I Ngr. hcrabzugehen. Für Erhöhung deS Satzes stimmten sämmtliche Vertreter der Städte, die besonders geltend machten, daß die Einquarr tierungSlast von dem ganzen Staate zu tragen sei und nicht einzelnen Gemeinden aufgebürdet werden könne. ES muß nun zur Entscheidung der wich tigen Frage das Vercinigungsverfahren zwischen beiden Kammern angewendet werden. — Ein lange Jahre einflußreicher Mann am preu ßischen Hofe, der Generallieutepanr v. Manteuf fel, Gencraladjutant des Königs, durch sein Duell mit Twesten und von Schleswig-Holstein her be kannt, ist vom Commando deS 9. Armeecorps ent bunden und auf 1 Jahr beurlaubt worden. Man sagt, er habe sich verdrießlich gezeigt, daß er bei den Schenkungen an die preußischen Heerführer leer ausgegangen sei. Der General zieht sich alS Dom herr nach Merseburg zurück; er soll in dem letzten Jahre der größte polnische Gegner Bismarck'S ge wesen sein. — Die Schleswiger werden ihren Militär-Gouver neur sehr vermissen; sie hatten seine Tafel und Tasilreden sehr in's Herz geschlossen. Seine ge flügelten Worte vom „heidenmmaßig viel Geld", das Preußen hat, und von den „sieben Fuß Erde" leben in ganz Deutschland fort, freilich auch die andern vom „Koth der deutschen Farben" und von der neuen Tricolore „schwarz gelb-weiß", die nicht lange Farbe gehalten hat. Das Gelb, das die vereinigten preußischen und österreichischen Farben band, verwandelte sich bald in rothcS Blut. Man teuffel war seit 1850, wo er seinem Vetter, dem Ministerpräsidenten den Weg nach Olmütz ebenen half, die mächtige Stütze der österreichischen Partei am Berliner Hofe, und diese Stütze ist jetzt unter dem Drucke der Schlacht von Königgrätz und der Politik Bismarck's zusammengebrochcn. Als Gene ral hat er sich nie sehr ausgezeichnet. — Minister v. Beust scheint sich in Wien imm?r fester zu setzen; sein Hauptgegner, Gräf Belcredi, weicht und man spricht in Wien stark davon, daß der ehemalige sachs. Minister nächstens zum Staats kanzler ernannt werden würde. Wenn es ihm ge lingt, die verschiedenen Völkerschaften unter einen Hut zu br'.ngen, dann ist die Hauptarbeit gethao und selbst die böse Finanzfrage wird nicht so viel, Schwierigkeiten machen. — Auch das österreichische Heer hat an General Gondrecourt einen seiner Gewaltigen verloren. Im Feldzug in Böhmen traktirte er einen General, stabsoffljier, einen Feldpater und einen Soldaten