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Wochcnblati für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Mmtsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Mühlrath daselbst. Llerteljährlicher PränumerationsprO- 10 Ngr. — JnsertionSgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag res p Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 16. Ireitag, den 26. Aebruar 1869. Bckanntmachnng. Nachdem die durch freiwilligen Abgang erledigte Function des stellvertretenden Feuerpolizei-ConimissarS im XXX. Districte des hiesigen amtshauptmannschaftlichen Bezirkes dem Gutsbesitzer Herrn Ernst Adolf Noßberg in Sora übertragen worden ist, wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der gedachte District die Ortschaften: Rothschönberg mit Perne, Groitzsch, Munzig, Burkhardtswalde, Schmiedewalde, Lampersdorf, Lotzen und Sora umfaßt. Dresden, den 20. Februar 1869. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t. v. Birth. Voigt. TageSgrschichte. Wilsdruff, den 25. Februar 1869. Heute Bormittag gegen 10 Uhr ist auf Grumbacher Flur ein dem Herrn Gutsbesitzer Wetzig gehöriger, nicht mehr im Betriebe befindlicher Kalkbruch sammt dem darauf befindlichen Huthause zu- sammcngestürzt. Leider ist hierbei der im Huthause wohnhafte Kalkmeister Trau gott Winkler, welcher noch mit Netten seiner Kühe beschäftigt ge wesen, mit diesen in die Tiefe gesunken und verschüttet worden. ES sind sofort sowohl von Seiten des Künigl. Gerichtsamts Wils druff, als auch von dem herbeigerufenen Personale der Kön. Kvhlen- werke die umfassendsten Anstalten zur Rettung des Verunglückten ge troffen worden. Hoffentlich gelingt es, das Leben des armen Fa milienvaters zu retten. — Wir sind gebeten, auf die unserer heutigen Nummer beigc- gebenc Extra-Beilage besonders aufmerksam zu machen, welchem Wunsche wir biermit gern nachkommen. — Wir erinnern hierdurch die Leser unseres Blattes nochmals daran, daß nächsten M ontag die Abgabe der Stimmzettel zurWahl eines NeichStagSabgcordncten im 6. Wahlkreise stattfindct; in ur srer Stadt sind die'Stimnzettel in der Zeit von Vormittags 9 bis Nach mittags 3 Uhr im Nathsscssionszimmcr persönlich abzugebcn. Der ehemalige Rcichstagsabgeordnete Schreck in Pirna hat sich über die Gründe, welche ihn zur Niederlegung seines Mandats ver anlaßt, nun auch öffentlich ausgesprochen. Er beklagt hauptsächlich, daß seit der Gründung der Verfassung des norddeutschen Bundes „für Freiheit und Recht des Volkes gegenüber den an der Spitze stehenden Gewalten äußerst wenig geschehen", daß „die Zeit noch fern liegt, in welcher eine wesentliche Lenderung jenes Zustandes erhofft werden kann", und daß „bei solcher Lage der Verhältnisse die Thä- tigkcit im Reichstage für ihn und seine politischen Freunde aus Sach sen eine ziemlich erfolglose sein muß." Meißen, 21. Febr. Der heute vor 8 Tagen aus dem hiesi gen Amtsaefängnissc ausgebrochcne Schmiedegeselle Umlauft ward diesen Nachmittag nach 1 Uhr auf einem Wagen gebunden und un ter Begleitung eines Gensdarmen in die Stadl herein und wieder in Arrest gebracht. Nach mehrfachen Herumtreiben in der Umgegend von Meißen und in Dresden hatte Umlauft in Röhrsdorf wieder einen Einbruchs diebstahl begangen und sich mit der Beute am Sonnabend in dem, wie es scheint nur zu solchen Verstecken dienenden, sogenannten Batz- dorfer Häuschen oberhalb des Rehbocks niedergelassen. Dort ist er diesen Morgen durch einen Zimmermann, der beauftragt gewesen, die erbrochene Hauschüre zu repariren, beim Frühstück, das er bei verrammelter Thür gehalten, gestört worden und hat alsbald, wie er bemerkt, daß derselbe Leute aus Batzdorf herzugeholt, die Flucht durch den Busch bergab ergriffen und die gestohlenen Sachen in 2 Hocken mitgenommen. Zwei Knechte aus Batzdorf, nicht wissend, wer der Flüchtige ist, doch einen Dieb in ihm vermnthend, setzen ihm nach. Er nimmt seinen Weg nach Scharfenberg, eilt dort den Schloßberg hinauf, wird aber hier vou den Verfolgern eiugeholt. Er setzt sich mit einem Knüttel und einem Fleischermesser zur Wehre, wird aber von einem der Verfolger nnvermuthet mit einem Stocke so aus die das Messer haltende Hand geschlagen, daß er verwundet wird, und Mi Fallen kommt und so gelingt es endlich den Verfolgern, ihn dort zu bewältigen, wobei es allerdings, wie Umlaufts aufgeschwolle- neS blaues Gesicht bezeugte, harte hcrgegangen ist. (M. T.) Aus Königswartha in der Lausitz wird folgender Mord gemel det: Am 22. Febr. fand man den Nevicrfvrster Maucke auf dem ihm zugelheilten Forstreviere zu Droben bei Milkcl, welches derselbe am Abend vorher noch dienstlich begangen, todt in seinem Blute liegend auf. Um denselben herum lag in Stücken sein Doppelgewehr, niit welchem ihm wahrscheinlich mehrere Schläge auf den Hinterkopf ver setzt worden sind. Maucke war 44 Jahr alt und hinterläßt eine Frmi und 5 Kinder, von denen das älteste 12 und das jüngste 2 Jahr alt ist. Aus Altenberg berichtet man dem „F. A.", daß in der Gegend von Lauenstein eine große Masse falscher östreichischer Papierzehner coursiren; im Kgl. Gerichtsamte hat man bisher 5000 Stück derar tiger Falsificate zusammengebracht. Döbeln. In den frühen Morgenstunden des 20. Febr. haben mehrere unbekannte Kerle einen auf dem Wege nach Leisnig begriffe nen Viehhändler ans Tronitzer Flur mit dem Rufe: „Das Geld her oder das Leben!" räuberisch angefallen. Der Angegriffene zog jedoch sofort sein Taschenmesser und machte Miene, sich energisch zu ver- theidigcn, und er hat durch sein unerschrockenes Auftreten seine An greifer so verblüfft, daß sie von ihn: abließen und sich zurückzogen. Einen jähen Tod erlitt der 7 Jahr alte Knabe des Hausbesitzers Dietze im Loschwitzer Grunde bei Dresden. Derselbe wurde am Mittwoch in einem Steinbruche im nahen Stcchgrunde mit einer weit- klasfenden Wunde in der Stirn gefunden. Obgleich er noch Lebens zeichen von sich gab, ist er doch kurz darauf an der Verblutung ge storben. Jedenfalls war der Knabe in dem Steinbruche herumge- klcttert und hcrabgestürzt. Der Reisende eines bedeutenden Handlungshauses in Leipzig ist mit einem Jncasso von 1500 Thlr. plötzlich verschwunden, soll auch dem Prinzipale mittelst Briefes ganz unumwunden erklärt haben, daß er sich sortzumachcn sgedenke und daß man seiner, wenn der Brief ankomme, nicht mehr habhaft werden würde. Berlin, 24. Febr. Der Staatsanzciger bringt eine Königliche Verordnung, nach welcher der norddeutsche Reichstag auf den 4. März einbcrufcn wird. Mit den Kricgsgcrüchtcn geht es oft wie mit den Gespenstern, je näher man ihnen ans den Leib rückt, desto rascher ducken sie sich und zerstieben. In der Nähe besehen, ist weder Bayern noch Baden, von Preußen zur Kriegsbereitschaft aufgcfordcrt worden, wahrschein licher ist, daß Bayern einen frcundschastlichen Rippenstoß erhalten hat, aufzuwachen und sich mit Hinterladern zu versehen. Der Kricgs- minister wenigstens hat vom Landtag und zwar möglichst umgehend 4,700,000 fl. zur Anschaffung von Hinterladern verlangt. Das ist aber nichts Ueberraschendes, sondern hätte schon längst geschehen sollen. In der nächsten Umgebung der beiden Festungen Mainz und Rastatt sind allerdings Bäume gefällt worden, aber nicht, weil der Krieg vor der Thüre lieht, sondern weil die Banin, den Schießübungen der Artillerie im Wege stehen. Die weittragenden Geschütze verlangen mehr freien Spielraum als die früheren Geschütze und was Rastatt betrifft, so hat die Gemeinde, welcher der kleine Wald gehört, die Niederlegung beantragt, weil das Holz jetzt gut zu verwerthen sei. Also keine nnütze und vorzeitige Sorge; daß wir nicht in Friedens dusel versinken, dafür sorgen Napoleon und seine Franzosen schon hinreichend.