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Marandt, Aossen, Sieöenkeßn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönbera mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeliqstadt, Svechtsbau'en. Taubenbeim* Unkersdorf, Weistrovv, Wildberq. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Marlin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktton Martin Berqer daselbst. No 43. Sonnabend, den 14. April 1SVV. 38. Jahrg. Der Transvaalkrieg. ! Die Niederlage bei Merkatsfontein ist nun schon der dritte „unglückliche Zwischenfall", den Lord Roberts zu verzeichnen hat. Er selbst hat darüber noch nicht berichtet, wenigstens hat das Kriegsamt keine Meldung von ihm veröffentlicht, obgleich das unglückliche Gefecht bereits am 8. d. M. stattgefunden haben soll, und die vorliegende Meldung entstammt dem boerischen Hauptquartier. Die Unterbrechung der Telegraphenlinie, die schon vor einigen Tagen gerüchtweise gemeldet wurde, scheint nicht daran schuld zu sein, da am 9. d. M- noch ein Preßtelegramm aus Bloemfontein eintraf. Man findet es deshalb be greiflich, daß nian in London die obige Meldung noch bezweifelt. Da aber das genannte Blatt ausdrücklich die Gewähr dafür übernimmt und auch andere Blätter sie bestätigen, die „Daily News" mit dem Zusatze, daß sie amtlich in Pretoria ausgegeben sei, und die boerischen Meldungen sich bisher immer bestätigt haben, so dürfte sie wolfl der Wahrheit entsprechen. Der Schauplatz des Kampfes läßt sich bei dem mangelhaften Kartenmaterial wieder einmal nicht festlegen, bevor ausführlichere Nach richten emlaufen. Die Boeren nennen ihn Meerkatsfontein, und da als boerischer Commandoführer De Wet genannt wird, so dürfte dieser Ort im Osten von Bloemfontein liegen, wo De Wets Abtheilungen eine 60 Kilometer lange Linie von Sannas Post bis Reddersburg besetzt halten. Nach der großen Zahl der gefallenen, verwundeten und gefangenen Briten — 600 Tobte und Verwundete, 800 oder 900 Gefangene — und den geringen Verlusten der Boeren — 5 Tobte, 9 Verwundete — scheint es sich wieder um einen gut gelungenen Ueberfall zu handeln; indessen wäre es verfrüht, sich schon jetzt bei dem Mangel genauer Angaben darüber zu äußern. So viel aber ist schon jetzt klar, daß die kluge Führung des Kommandanten De Wet auch diesmal wieder zum Siege geführt hat. De Wet hat, wie es scheint, mit großer Klarheit erkannt, welche Taktik allein den Boeren zum Erfolge verhelfen kann. Es ist die Taktik des kleinen Krieges, die jeder großen Feldschlacht vorsichtig ausweicht und den feindlichen Abtheilungen aus dem Marsche in sicherem Hinterhalte auflauert oder in isolirten Stellungen plötzlich gleichsam einkapselt und zur Uebergabe zwingt. Die Hauptgrundlage dieser Taktik ist die erstaunliche Beweglichkeit der Boerentruppe, die meilenweite Ritte mit größter Leichtigkeit zurücklegt, auf Troß, Bequemlichkeit, gute Verpflegung verzichtet und dadurch eine schnelle Zu sammenziehung an bedrohten oder besonders günstigen Punkten in ganz kurzer Zeit ermöglicht Dieser Taktik gegenüber, namentlich, wenn sie so virtuos gehandhabt wird, wie neuerdings von De Wet und Olivier, ist der schwerfällige Truppenkörper der englischen Streitmacht, der zum größten Theile aus Infanterie besteht, mit seinem ge waltigen Troß ziemlich hilflos, und besonders deswegen beständiger Gefahr ausgesetzt, weil ihm die Kenntniß des Geländes abgeht und zu dessen Aufklärung nur völlig un genügende Organe zur Verfügung stehen. Unter diesen Verhältnissen schrumpft die große Robertssche Armee eigent lich auf die berittenen Truppen zusammen, während die Fuß truppen fast wie Ballast wirken und lediglich im Garnisondienste praktische Verwendung finden können; die berittenen Truppen sind aber eigentlich infolge des Verlustes an Pferden fast völlig unbrauchbar. Das ist auch die Lösung für das Räthsel der Unthätigkeit Lord Roberts' und der immer neuen „unglücklichen Zwischenfälle", sobald er etwas unter nimmt. Es bleibt abzuwarten, ob sich hieran etwas ändern wird, wenn er durch neue Remonten feine berittenen Ab- theilungen wieder actionsfähig gemacht hat. Ein sehr düsteres Licht wirst folgende Depesche auf die Lage der englischen Hauptarmee: London, 11. April. Die Boerenmacht imOranje- sreistaat nimmt täglich zu und wird auf 3000 bis 6000 Mann im Südosten des Freistaats geschätzt, doch scheinen ihre Bewegungen alle mit größter Vorsicht zu geschehen. Marschall Roberts rührt sich bis jetzt nicht in Bloemfon tein ; seine Leute scheinen ohne jede Reservegarnitur hinaus gegangen zu sein und haben für die bevorstehende kalte Jahreszeit weder Kleider noch Stiefel. Zwar treffen Re monten in großer Zahl ein, doch will die Cavallerie von den hauptsächlich argentinischen Pferden nichts wissen. Aus Bloemfontein wird vom 10. d. M. gemeldet: Eine bedeutende feindliche Colonne mit Geschützen dringt süd lich in der Richtung von Smithfield und Rouxville vor. Wir hatten bis jetzt noch kein Gefecht mit dem Feinde, aber es ist klar, daß dieser den Versuch machen wird, eine wichtige strategische Stellung zu bekommen, die ihm den Beginn von Feindseligkeiten erleichtert. Die Zahl der Feinde ist schwer zu schätzen. Wir glauben, daß sie sich auf 3000—6000 Mann beläuft. Rückt wirklich eine Boerencolonne auf Rouxville vor, so fragt man sich verwundert, ob ihr unterwegs denn nicht der auf Wepener marschirende General Brabant begegnet ist. Oder bezieht sich diese Meldung bereits auf Vorgänge nach dem Gefechte bei Meerkatsfontein? Fast gleichzeitig treffen Depeschen ein über die beab sichtigte Entsendung eines Theils der Bullerschen Armee nach dem Oranjestaat und einer neuen Offensive der Boeren auf Ladysmith. Es liegt daher nahe, beide Meldungen miteinander in ursächlichen Zusammenhang zu bringen. Bei dem vorzüglich organisirten Nachrichten- und Kund schafterdienst der Boeren kann es ihnen nicht verborgen geblieben sein, daß man sich in Ladysmith anschickte, einen Theil der Truppen, wahrscheinlich Cavallerie, über Durban nach Capstadt und von da nach Bloemfontein zu über führen. Wie weit man bereits mit der Ausführung dieses Planes vorgegangen war, zeigt folgende Depesche: London, 12. April. Der „Standard" meldet aus Durban vom 11. d. M.: Eine ganze Brigade ist von Natal abgegangen, um zu den Truppen des Feldmarschalls Roberts zu stoßen. Zwei weitere Regimenter schiffen sich heute ein. General Hunter übernimmt das Commando über die Brigade. Um nun Bullers Truppen bei Ladysmith festzuhalten und zu beschäftigen, und womöglich auch eine Zurückrufung der bereits abgesandten Truppentheile zu veranlassen, haben die Boeren ihrerseits die Offensive ergriffen. So liegen darüber folgende Depeschen vor: London, 11. April. Ein Telegramm des Feld marschalls Roberts von heute besagt: General Buller meldet, der Feind habe gestern seinen rechten Flügel an gegriffen, als dieser seine Stellung änderte. Die britische Artillerie brachte jedoch die Geschütze der Boeren zum Schweigen (?). Die Boeren erneuerten den Angriff nicht. Die englischen Verluste belaufen sich auf 4 Tode und 8 Verwundete. Ladysmith, 10. April. Das Geschützfeuer von Heufe früh dauerte drei Stunden. Die Boeren demaskirten sechs große Geschütze und schleuderten Granaten in sämmt- liche englische Lager. Die Schiffsgeschütze erwiderten das Feuer und machten, wie man glaubt, ein Boerenqeschütz gefechtsunfähig. London, 12. April. Die „Times" veröffentlichen folgendes Telegramm aus Elandslaagte vom 10. April: Heute früh 8'/r Uhr bombardirten die Boeren das Lager des Generals Clery südlich vvm Sundayfluß. Von der dort befindlichen, 5000 Meter hohen Hügelkette aus kon- zentrirten sie das Feuer auf unser Lager. 2 Mann sind gefallen. Die Marineartillerie setzte sich sofort in Beweg ung und gegen 11 Uhr gelang es ihr, den Feind zum Schweigen zu bringen; das Lager wurde gleich darauf verlassen. (!!) Während des Restes des Tages wurde eine Schützenlinie aufgestellt, um den Feind in Schach zu halten. Das Yorkshire - Regiment, welches eines der Kopjes auf dem Wege nach Dundee besetzt hatte, erlitt ziemlich schwere Verluste. Gegen Abend zogen sich die Boeren zurück; sie hatten viele Geschütze in Thätigkeit gehabt. Trotz dieser optimistischen Meldung, und trotzdem tue Engländer die Geschütze der Boeren zu Schweigen gebracht haben wollen, ist doch General Buller durch den Vorstoß der Boeren in eine sehr gefährliche Lage gebracht worden, indem er den Rückzug auf Ladysmith antreten mußte. Eine Depesche berichtet darüber: London, 12. April. Aus Pietermaritzburg wird gemeldet: General Buller zog sich nach einem heftigen Artilleriekampfe am Mittwoch mit seiner gesammten Truppenmacht nach Ladysmith zurück, nachdem das bis her von ihm besetzte Lager bei Elandslaagte unhaltbar geworden war. Durch den Angriff der Boeren waren seine beiden Flanken in Gefahr umgangen zu werden, und die Rückzugslinie seines Heeres war bedroht. Unter Ge neral Bothas Führung setzten die Boeren auf der ganze Ladysmith umlassenden Linie ihre Offensive fort. General De Wet. Der Sieger von Merkatsfontein ist im Laufe de> Krieges schon wiederholt hervorgetreten. Er befehligt die in der Gegend des Modderrivers stehenden Boeren- Abtheilungen und zog sich später mit seinen Leuten in nordöstlicher Richtung von Bloemfontein zurück. Seine Aufgabe bestand nach der Kapitulation Cronjes darin, den Vormarsch Lord Roberts so lange wie möglich auf zuhalten, um Zeit zur Organisirung des weiteren Wider standes und zur Concentrirung der Hauptmacht bei Brand fort oder Kronstadt zu gewinnen. Die Ausgabe hat General De Wet mit seinen wenigen tausend Mann und seinen paar Geschützen vorzüglich gelöst. Er hat schon bei Paardebelg und später bei Abrahams-Kraal den Engländern bedeutende Verluste beigebracht. Daß er schließlich von den britischen Truppen umgangen wurde, ist kein Beweis von fehlerhafter Taktik des Boerengenerals, denn derselbe hatte bei diesen täglichen Gefechten gegen eine 8—10 fache Uebermacht zu kämpfen. Der Sieg von Merkatsfontein ist ein glänzender Beweis voller taktischer Begabung De Wet's, dessen Bild wir bringen. Kurze Lhrsnik. Eischleben, 12. April. Der 48jährige Landwirth Bernhard Köllmer wurde in seiner Wohnstube erhängt aufgefunden. Gepfeffert. Wie Mailändische Blätter melden, wurde der dortige Spediteur Ronchi, weil er 2550 Spiele Karten an einen Geschäftsfreund in Como ohne den vor schriftsmäßigen Steuerstempel geschickt hatte, zu der un geheuren Buße von einer Million und zweihunderttausend Lire verurtheilt. Seine Ausflucht, er habe bei der Ab sendung angenommen, die Sendung sei nach Lugano in der Schweiz bestimmt, half ihm vor Gericht garnichts. Bekanntlich wird gerade in Italien mit ungestempelten Karten eine starke Pascherei getrieben.