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«Mil K Tharandt, Massen, Sieöenlehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. ^orstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtsivalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Hcrzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf Schmiedewalde, Sora. Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. —— —— Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Poß bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berqer in Wlsdruü- — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 128. Dienstag, den 3». Oktober 1»»». S8. Jahrg. 4>slitische Rundschau. Lom Kaiscrhofe. Der Kaiser und die Kaiserin besuchten am Sonntag den Gottesdienst nnd machten bei leidlich schönem Welter eine Ausfahrt. Das Befinden der Kaiserin Friedrich ist den Um ständen nach befriedigend. Der Verlauf der Krise ist nach dem Rückschlag Ende letzter Woche jetzt wieder ein normaler. Ehescheidung eines deutschen prinzlichen Paares. Gewisses Aufsehen muß die aus Berlin kommende Nach« richt erregen, daß Prinz Aribert von Anhalt und seine Gemahlin sich scheiden lassen. Dem näheren Bekannten kreise war es, so wird mitgetheilt, kein Geheimniß mehr, daß die Ehe des jetzt 36 Jahre alten Prinzen und seiner um 8 Jahre jüngeren Gemahlin seit langer Zeit Trübungen erfahren hatte, die dem Vater der Prinzessin, der als Ge mahl der Prinzeß Royal Helene von England, Schwager der Kaiserin Friedrich ist, Veranlassung gaben, auf die gesetzmäßige Scheidung der Ehe seiner Tochter zu drängen. Die Scheidung ist vor Kurzem in Berlin eingeleitet worden und soll nach Möglichkeit beschleunigt werden. Prinz Aribert ist a la 8une des 1. Garde-Dragouer-Regimcnts, dem er als Rittmeister angehörle, gestellt und auf eiu Jahr beurlaubt worden. Er Hal sich zunächst auf seine Besitzungen bei Zerbst und Ballenstedt begeben. Prinzessin Aribert weilt seit längerer Zeit im Anslande. Deutschlands Außenhandel hat sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres so gestaltet, daß die Aus fuhr um über drei Mal mehr als die Einfuhr gestiegen ist. Letztere bezifferte sich auf 335,5 Millionen Doppel- ceutner oder auf 4,4 Mill, mehr, die Ausfuhr auf 241 Mill. D.-C. oder 15 Mill, mehr, woran die Kohlen mil 12,5 Mill. Doppelcentner belheiligt sind. Der Werth der Einfuhr betrug 4,2 Milliarden Mark oder 6 Millionen mehr, derjenige der Ausfuhr 3,3 Milliarden oder 146 Millionen Mark mehr. Berlin, 27. Okt. Den Abendblättern zufolge balancirt der demBundesrathezugegangene Etat für Kiautschou mit 11050000 Mark. Der Reichszuschuß beträgt 10050000 Mark, die fortdauernden Ausgaben 4383309 Mark, die einmaligen 6575000 Mark. Das Extraordiuarium weist für Hafen- und Tiesbauten einschließlich Landerwerb 3385000 Mark, für Hochbauten IÜ90000 Mark, für die Betheiligung an der Beschaffung von Wohn- und Arbeiter- Häusern 200000 Mark auf. Heimkehr ausgedienter Seeleute. DerLloyd- dampfer „Köln" hat mit den abgelösten Besatzungen der Schiffe unseres ostasiatischen Kreuzergeschwaders Tsingtau verlassen. Vor vier Monaten war die „Köln" in China eingetroffen, die Ablösung war aber undurchführbar. Die frischen Truppen betheiligten sich an den Kämpfen bei Tientsin. Der russische General Stössel äußerte damals, er habe nie bessere Truppen gesehen, als unsere Matrosen. Der Dampfer überführte wiederholt Verwundete und Er krankte von Taku nach den deutschen Hospitälern in Yoko hama und Tsingtau, er erwies sich als ein Segen in den schwersten Tagen. Die abgclösten Mannschaften sind mehr als vier Monate über ihre Dienstzeit hinaus auf dem Kriegsschauplatz geblieben. Sic haben unter den schwierigsten Verhältnissen Großes geleistet. Wanzleben, 27. Okt. Bei der gestrigen Reichstags stichwahl im Kreise Wanzleben erhielt Schmidt (natl.) 8759 und Gerlach (soz.) 6491 Stimmen. Ersterer ist so mit gewählt. Die Ziffern werden noch eine weitere Er höhung erfahren, da eine Ortschaft fehlt, die etwa 130 Stimmen für Schmidt und 30 für Gerlach bringen dürfte- Die Sozialdemokratie hat gegen das Jahr 1898 hier ca. 500 Stimmen verloren. Wolfhagen, 27. Okt. Amtliches Wahlresultat der Reichstagssttchwahl im Kreise Hofgeismar-.Wolshagen- Rinteln vom 23. d. Mts.: Rudolf Vogel, praktischer Arzt in Oberweiler (Antis.) erhielt 5003 von 8420 giltigen Stimmen, Bürgermeister Lippoldes in Weibeck (kons.) 3417 Summen. Ersterer ist sonach gewählt. Oest erreich will seine Handelsvertragsverhandlungen mit den fremden Staaten erst Anfang 1902 aufnehmen, weil es vorher eine Einigung mit Ungarn erzielen muß. Eitel Lüge ist die Nachricht von einem Attentatsver such auf den französischen Präsidenten Loubet. Der als „Anarchist" verhaftete Couturier, der wegen Dieb stahls angeklagt war, hat nur von einer angeblichen Ver schwörung gesprochen, um sich interessant zu machen. Ueber die Pläne des Präsidenten Krüger wird aus Paris gemeldet, daß der alte Ohm Paul einen Tag in Marseille verbleiben und sich darauf nach Paris begeben werde, wo er am 14. November eintrifft. Sein Anfenthalt in der französischen Hauptstadt ist auf zwei Tage bemessen. Während desselben wird Krüger Ver handlungen mit der französischen Regierung beginnen und als dann nach dem Haag reisen, um der Königin Wilhelmine für die Ueberlaffung des Kriegsschiffs „Gelder laud" zu danken. Dann kehrt Krüger nach Paris zurück, und besucht weiter Belgien, Deutschland und vielleichtauch Italien. Krüger will in Paris angeblich den aussichts losen Versuch machen, die französische Regierung zu einer Vermittelung zu gewinnen. Der Brüsseler Klempnerlehrling Sipido, der in Folge einer Wette auf den Prinzen von Wales schoß, ist mil Genehmigung der französischen Regierung von belgischen Polizisten in der Nähe von Paris verhaftet worden. Nach seiner Ankunft in Brüssel wurde er in eine Besserungs anstalt übergeführt. In Sofia ist am gestrigen Sonntag die bnlgarische Sobranje durch eine Thronrede des Fürsten Ferdinand eröffnet worden, welche Vic wichtige Ankündigung enthielt, daß der Sultan durch ein Jrade den Zollvertrag mit Bulgarien bestätigt habe, wodurch zwischen beiden Ländern für heimische Herkünfte Zollfreiheit eingeführt wird. Aus genommen sind bulgarisches Mehl und Hornvieh, türkische Weine und Lederfabrikate. Das Abkommen ist das Er gebniß langwieriger Verhandlungen während der letzten Monate. Der Arieg mit Thina. Dem dentsch-englischen Abkommen sollen Rußland und Frankreich einer Pariser Meldung zufolge ihre Zustimm ung crtheilt haben. Trifft diese Angabe zu, was sehr wünschenswerth wäre, dann würde manche Beklemmung schwinden, die infolge des Sonderabkommens mit England ausgetreten war. Leider bedarf die Mittheilung aber noch der Bestätigung, und zwar um so mehr, als sich die russischen Blätter, soweit ihnen eine Kritik in derartigen Dingen gestattet ist, das Abkommen sehr abfällig beurthcilen. Stimmt Rußland zu, dann sagt Frankreich natürlich nicht Nein. Ueber die Vorgänge in China selbst schweigt der Draht fast vollständig. Im Allgemeinen muß man sagen, daß die Energielosigkeit der Mächte selbst diejenigen Ele mente in China stutzig gemacht hat, die bisher einen ge wissen Respekt vor den Westmächten besaßen. Der Umfang der frcmdenfeindlichen Bewegung befindet sich daher fort während im Wachsen, und was bisher ein Fünkchen war, droht ein gewaltiger Brand zu werden. Die von der deutschen Regierung nach den Vereinigten Staaten gesandte Kommission, welche dort Pserdc nnd Proviant für das deutsche Expeditiouskorps in China an- kaufcn sollte, hat ihre Einkäufe plötzlich eingestellt und kehrt nach Deutschland zurück. Der Grund ist unbekannt. Tientsin, 26. Okt. Nach Mittheilnngen aus japa nischer Quelle sind die hervorragendsten chinesischen Aerzte zur Kaiserin-Wittwe berufen worden, die in Taynenfu ernstlich erkrankt sein soll. — Sechs Boxer wurden am Mittwoch in Tientsin hingerichtet. — Ein Transport deut scher Remonten ist gestern hier angekommen. — General Campbell hat weitere Vorräthe für die Truppen verlangt. Es ist klar, daß die Expedition nach Paotingfu sich längere Zeit hinziehen wird, als zuerst angenommen wurde. — Es wird berichtet, daß die Briten eine Zweigbahn von zwei Meilen Länge von der Schanhaikwan-Bahn nach der Küste bauen. — Die Russen werden wahrscheinlich Grund und Boden für eine Niederlassung in Tientsin, und zwar ver- muthlich gegenüber der britischen Niederlassung, verlangen. Der Transvaalkrieg. Der Guerillakrieg in Südafrika hat offenbar erst jetzt seinen Höhepunkt erreicht, kaum ein Tag vergeht mehr, der nicht die Meldung von einem Gefecht oder auch gleich von mehreren Zusammenstößen zwischen den Boeren und den Engländern auf den verschiedensten Punkten des aus gedehnten Kriegsschauplatzes brächte. So tauchten Boeren in Nordnatal ans; sprengten eine kleine Brücke der Bahn liuie bei Waschbank unv beschädigten einen Güterschuppen Die Bahnlinie wurde indeß von den Engländern schleunigst wieder ausgebessert. Zwischen Heidelberg und Greyhing- stadt im südöstlichen Transvaal überfielen Boeren unter Hans Botha einen Eisenbahnzug mit einer englischen Er kundigungstruppe, tödteteu zwei Offiziere und eine Anzahl Leute des britischen Detachements und nahmen den Rest desselben gefangen. Eine 200 Mann starke Boerenabtheil- ung griff ferner die britische Garnison von Jacobsdaal im westlichen Theile des Oranjefreistaates au und sollte sie auch den Ort genommen haben, wie es in einer ur sprünglichen Meldung hierüber hieß. Laut weiteren Be richten aus Jacobsdaal war jedoch der Angriff der Boeren erfolglos, die Engländer hatten indessen hierbei 14 Todte und 20 Verwundete. Weiter zersprengte General Burton, wie „Reuter's Bureau" versichert, Dcwets Truppen bei Frederickstad im südwestlichen Transvaal und soll ihnen hierbei schwere Verluste beigebracht haben. Ferner meldet das nämliche Bureau, daß die englischen Truppen unter Methuen die Stellung der Boeren bei Zeerust (westlichstes Transvaal) angegriffen und genommen hätten, wobei sie angeblich 32 Gefangene machten. Trotz dieses lebhaft fortgesetzten Krieges ist am Freitag in Capstadt die feier liche Erklärung Transvaal's für einen Bestand- theil des britischen Reiches, bei einer Parade der englischen Garnison erfolgt, was aber unter den obwaltenden Verhältnissen nur eine Comödie darstellt. Rurze Lhrsnik. Orlamünde, 27. Okt. Eine Reise durch die Saale, Elbe, den Canal und den Atlantischen Ocean nach Amerika hat eine Postkarte gemacht, die in einer leeren, sestver- schlossencn Champagncrflasche am 11. Mai 1896 hier der damals hochgehenden Saale auvertraut wurde und auf welcher der Finder gebeten wurde, Ort und Zeit derAus- fiudung anzugeben. Vor einigen Tagen traf aus Washington die Mittheilung ein, daß die Flaschenpost am 21. August d. I., also nach einer Reise von vier Jahren, von Dock- arbcitern im Hafen von Washington aufgefischt worden ist. „Feste Preise". Ein fiveles Gefäugniß ist der „Köln. Ztg." zufolge das in Valencia. Gegen Hinterlegung einer bestimmten Summe kann dort jeder Gefangene auf unbestimmte Zeit „Urlaub" erhalten, um seinen „gewohnten Beschäftigungen" nachzugehen, was sich namentlich die über einiges Taschengeld verfügenden Taschendiebe zu Nutze ge macht haben. Uebrigens herrschen „feste Preise"; das Zu drücken beider Augen lassen sich die Beamten bei Lang fingern von Ruf mit 3000 Pesetas bezahlen. Gegen die Gefängnißbeamten ist jetzt zwar eiu Verfahren eingeleitet, doch dürften sie wenig zu fürchten haben, denn eine Hand wäscht hier bekanntlich immer die andere. Schwerer Unglücksfall ans der Fahrt zur Jagd. Cassel, 25. Okt. Auf der Fahrt zur Jagd in der Flur von Zieren- berg wurde gestern der Kutscher eines hiesigen Fabrikanten i von einem Jagdtheilnehmer erschossen, dessen Gewehr sich