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Zweites Blatt. Marandt, Wossen, Sielienlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu» tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnserttonspreis 10 Pfg. vro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No 1V3. Sonnabend, den 1. September 1SN0. 58. Jahrg. Auf den Monat Sept-inbev werden Bestellungen auf das .KOMM für Mdruff elc." mit»Zandwirtyscyafrt. uns »uustrirtcr, Zeitige» Sonntagsbeilage niit Modenbeilage", sowie » Ziehungslisten-erAgl.Sachs Landeslstterie" für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter Geschäftsstelle zu 4-fg., für auswärts bei allen Kaiser!. Postämtern und Landbriefträgern zu 54 angenommen. GeschäftssteUe ües Amts- und Wochenblattes für Wilsdruff. Zur dreißigjährigen Sedanfeier. Was klingt heut' wiederum von Fels zu Meere Wie Stnrmesbrausen und wie Wellenschlag? Es ist der Sang von Deutschlands Ruhm und Ehre, Das hohe Lied von dir, o Scdautag! Wie leuchtest du in Hellem Strahlcnglanz Aus jener Siegcstage reichem Klanz, Die, daß sie ewig unvergessen blieben, Das deutsche Volk sich in das .Herz geschrieben! Wer wollte auch der Thaten nicht gedenken, ' Auf Sedans Feld vollbracht von deutschem Muth? Wer eine Wehmuthsthräne euch nicht schenken, Ihr, die ihr fern in fremder Erde ruht? Ach, theuer ward mit deutschem Blut bezahlt Des Reiches Bau, der heut' die Welt durchstrahlt, Drum seid gemahnt, ihr deutschen Brüder alle, Daß jener Bau im Innern nicht zerfalle! Ist auch der Meister, der ihn schuf, geschieden, Und ruht zur Seite ihm der Heldensohn, So wahret doch dem Vaterland den Frieden, Der edle Sproß auf deutschem Kaiserthron, Ern ^-nedensfurst, und doch die Hand am Schwert, Der unvergess nen großen Ahnen werth Wir aber sollten dem nicht froh vertrauen Auf den zwei Kaiser segnend niederschauen? O schlaft in Frieden, all' ihr tapfer» Streiter, Die fern der Heimath Frankreichs Erde deckt! Ihr deutschen Eichen grünet fröhlich weiter, So weit sich immer deutsches Land erstreckt! Was deutsche Einheit, deutscher Muth erwarb, Wofür die Schaar der Heldenbrüdcr starb, Das soll kein Feind, wie immer er mag heißen, So Gott uns Hilst, je uns'rcr Hand entreißen! Ium 12. Sonntage nach Srinitatis. 1-, Tini: ö, 20: Die da sündigen, die strafe vor allen, ans daß sich auch die andern fürchten. Was sollen Christen mit Gemeindegliedern machen, „die da sündigen"? Wie begegnen wir, zumal wenn ^ir zu Hirten und Kirchenvorstchern gesetzt sind, offen kundigen Verläumderu, Ehebrechern, Geizhälsen, Trinkern, Pharisäern, die trotz liebevoller Ermahnung und freund licher Vorstellung ruhig in der Sünde be-härreu? ' Werft solche Leute hinaus! sagen die Eiferer. Macht kurzen Prozeß mit ihnen! Räudige Schafe müssen eiligst fortgethau werden, damit sie nicht die andern anstecken.— Aber der Erzhirte duldete einen Judas unter Seiner Heerde bis an sein Ende. Laßt solche Leute unbehelligt! sagt die Welt. Ihr wollt ja Prediger der Liebe sein — nun, da breitet den Mantel der Liebe über die Sünde der Leute. Wenn sie gestorben sind und ihr habt ihnen die Grabrede zu halten, daun sagt bei Leibe nichts davon, daß sie mitten in ihren Sünden vom Tode überrascht morden sind, denn das könnte die Angehörigen verletzen. Lobt sie vielmehr und sucht das Gute heraus, das sie doch auch gehabt haben werden. Oder nehmt als Leichentext das Dichterwort: „Der Tod hat eine reinigende Krafl!" llo mortuis ml ins, bsuo — von Todlen soll man nur Gutes reden! Paulus giebt weder den Eiferern »och der Welt recht. Er schreibt dem jungen Timotheus, dem er das Hirten amt übertragen Halle: die da sündigen, die strafe vor allen! Er sagt auch, warum die Strafe öffentlich sein soll: auf daß sich auch die andern fürchten! Paulus ist kein harter Mann, wie unsere Eiferer, aber er ist auch kein schwacher Manu, wie die Welt heute. Er fordert Strafe für Verfehlungen um des Sünders und der anderen willen. Er verlangt, daß wir die Dinge beim rechten Namen nennen, ob sich auch die Welt darüber ent rüstet; er giebt aber die Sünder nicht auf und giebt sie nicht preis, was auch engherzige Brüder dazu reden mögeu. Wir werden gut thun, aus die apostolische Ermahn ung an Timotheus in unsern Tagen acht zu geben. Es geht viel Sünde im Schwange in der Zahl derer, die sich zur Kirche Gottes rechnen. Da gilt kein Beschönigen, kein Verschweigen, sondern da gilt es, offen zu strafen. Aber man merke dem Strafenden an, daß ihm sein Herz wehe thut, mährend er straft. Vaterländisches. Wilsdruff, am 31. August 1900. — Die Briefspcrre gegen den Gemein- schu ld n er. Bekanntlich findet auf Grund von 8121 der Reichskonkursorduung nach besonderer Anordnung des Konkursgenchls eine Briefsperre gegen den Gemeinschuldner statt, welche die Post und Telegraphenanstalten des Kreises verpflichtet, alle für den Gemeinschuldner eingehenden Send ungen, Briefe und Depeschen dem Konkursverwalter aus zuhändigen, der allein zur Oeffnung berechtigt ist. Es sollen sich aber aus dieser zunächst keine Äusnahmeerleidenden Maßregel gewisse Unzuträglichkeiten für die Rechtspflege in Strafsachen herausgestellt haben, namentlich dann, wenn der Gemeinschuldner und der Konkursverwalter nicht au demselben Orte wohnen. ES ist daher nenerdings der Vorschlag gemacht worden, der Konkursordnung an der betr. Stelle ungefähr den Zusatz zu geben, daß diese An ordnung (Briefsperre) auf Zustellungen, Bestellungen von Briefen oder Depeschen an den Gemeinschuldner in Straf sachen überhaupt nicht anzuordnen sei. Im Zusammen hänge damit würden dann aber auch alle Postsachen dieser Art — und dahin geht ein fernerer Vorschlag — äußerlich mit einem Vermerke zu versehen sein, der den nöthigen Hinweis enthält. Also etwa die Bezeichnung als „Ange legenheit des Strafgerichts" oder kürzer und allgemeiner „Strafsache". Dem Vernehmen der „Köln. Ztg." nach hat der Staatssekretär des Reichspostamts eine einheitliche Regelung dieser Frage eingeleitet, worüber die Verhand lungen noch im Gange sein dürften. , — Die Gefahren des Corsetts. Ein Leipziger Arzt hat genaue Versuche darüber angestellt, wie stark der Druck sei, den das Corsett auf die darunterliegenoenKörper- theile ausübt. Dabei sand er, daß es in der Art, wie es heutzutage meistens getragen wird, mit einem beständigen Druck von 1Vs bis 2 Kilogramm auf der Taille lastet. Es leuchtet ohne Weiteres ein, daß ein solcher Druck bei dauernder Einwirkung die bekannten Veränderungen und Verlagerungen herbeiführen muß, zumal wenn man in Betracht zieht, daß hierzu noch der Druck der Bänoer der Unterkleidung, sowie der Kleidertaille, welche oft mit Stahl schienen versehen ist und wie ein zweites Corsett dem ersten aufsitzt, znzugesellen pflegt. — Das Zeitungspapier ist wegen des Holzmangels um 25—40"/o theurer geworden, welche Preissteigerung den Zeitungen Tausende kostet. Dazu erhöht auch die Post den Taris für Zeitungsbesörderung. Beides vereinigt sich zu einem Druck, den die meisten Zeitungen nur durch Er höhung des Abonnements tragen können. In Eisenach be schlossen die Zeiiungsverleger, den Anzeigenpreis aus das Doppelte zu erhöhen. — Ein auf der Tittmannstraße in Dresden- Striesen wohnhafter höherer Offizier hat sich vor einigen Tagen erschossen. Mau nimmt an, daß er die Thal in geistiger Umnachtung ausgcführt hat, da er in geord- neten Verhältnissen lebte. — Der Sohn eines höheren Beamten in Dresden erhing sich in Folge eines bedauerlichen Fehltrittes. Der junge Mann, der die Prima eines Dresdner Gymnasiums besuchte, ist in aller Stille beerdigt worden. Die be- danernswerthen Eltern verloren erst im Vorjahre eine Tochter im blühenden Alter durch den Tod. — 'Meißen. Am Sonntag Mittag wurden durch zwei Gendarmen und einen Förster mehrere Wilddiebe, welche im Kreierschen Reviere abgefaßt worden waren, in das hiesige Amtsgerichtsgefüngniß abgeliefert und die be schlagnahmten Gewehre ebenfalls auf dein Amtsgerichte mit abgegeben. — Jubiläum d er Göltzschthalbrücke. Die Göltzsch- thalbrücke bei Mylau wird in Kürze den Tag ihres 50jäh- rigen Bestehens verzeichnen können. Um die jetzige Zeit war mau damals bereits dabei, einen Theil der vielmasch igen Rüstung, welche das Riesenbauwerk umstrickt hielt, abzutragen. Da lief eines Abends, es war am 24. Au gust 1850, das unbestimmte Gerücht um, das Gerüst der Göltzschthalbrücke sei eingestürzt. Es hatte damals ein hef tiger Sturm geherrscht. Zum Glück bewahrheitete sich die Nachricht nicht in vollem Umfange. Immerhin aber war doch der größere Theil der Rüstung der beiden obersten Etagen an der Netzschkauer Seite zusammeugebrochen und hatte andere Theile mit in die Tiefe gerissen. Da die Arbeitsplätze in der Hauptsache bereits leer waren, ging das Vorkommniß verhältnißmäßig gut ab. Etliche Personen hatten allerdings Verletzungen, jedoch nur leichte, erlrtten. Wäre das Unwetter bei voller Schicht und einige Monate früher gekommen, so wäre unsagbares Unglück die unabweisbare Folge gewesen. Zm Kaiserlich m Minz. Von Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Die kaiserliche Würde ist erblich, und zwar bestimmt der Kaiser einen seiner Söhne zum Nachfolger. Stirbt der Kaiser kinderlos, so gelangt stets der Sproß einer jüngeren Linie der Herrschcrfamilie zur Regierung, und zwar muß dieser Sproß jünger sein als sein Vorgänger auf den Thron. Die Trauer um einen verstorbenen Kaiser währt ^hundert Tage, in dieser Zeit dürfen keine, Ehen geschlossen werden und darf sich niemand das Haupt scheren bezüglich rasieren lassen, die strengste Strafe ist hierauf gefetzt. Eiue der Grabstätten der Tsing-Kaiser liegt öst lich, die andere westlich von Peking, drei Tagereisen ent fernt, von bewaldeten Hügeln eingerahmt; einmalim Jahre begiebt sich der Kaiser in feierlichem Zuge zu diesen Gräbern,