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«MM!i. MlÄr« Tharandt, Nossen, Sieöenteßn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. 2lmtshauptmannschaft Gleißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. ^orstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Lurkhardtswaldc, Groitzsch, Grumbach, Grund der Mohorn, HelbigLdor', Hcrzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kausbach, Kesselsdors, Kleinichönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Ranzig, Neukirchen, Ncn> tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdori bei Wilsdruff, Noitzsch, Nothschönbera mit Perne, ZachSdor' S hmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Spechtshansen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Moutags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Dmck und Vcriaa von Martin Berger in WilsdrE — Verantwortlich M die Redaktion Martin Berger daielbit. No. 86. Donnerstag, den 16. August 1800. 58. Jahrg. Unter dem Liehbestande des Gehöftes Cat.-Nr. 13 von Unkersdorf ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrocheu. Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, am 13. August 1900 Z. A. l)r. von Brescius, Bez.-Ass. Tr. streckensweis bei der Zerstörung des Telegraphen mit dem Courier befördert werden müssen. Immerhin kommen sie aber noch rascher an als die englischen, obgleich den Eng ländern die direkten Kabel zur Verfügung stehen, die aber wohl im Auswärtigen Amt in London in eine Sackgasse münden. Der russische Bericht lautet nun folgendermaßen: Petersburg, 13. August. Vom Generalleutnant Der Aries mit China. Weiterer Vormarsch auf Peking. Endlich erhalten wir nähere Nachrichten über das Gefecht bei Peitsang am Sonntag, den 5. August, und zwar vou russischer Seite. Die Verspätung dieser Meldung ist natürlich damit zu erklären, das; die russischen Depeschen des Vaterlandes 70 Pf.! Mau erlasse cs uns, auszu malen, wie cs in dem Haushalt eines derart Unglücklichen aussehen und mit welch gehobenen Empfindungen er auf den Lohn seiner Tapferkeit blicken muß! Weitere Aus führungen wegen der täglichen nach Pfennigen zu be messenden Ration in den anderen Klassen bedarf es nicht." Äehnlich steht es mit den Wittwenpensionen, die sich im günstigsten Falle auf 27 Mark, also auf 90 Pfennige täglich emporheben. Und was die 35 Pf. täglich anbe- trifft, welche hilfsbedürftigen allen Leuten, welche Groß vätern und Müttern, zufließen sollen, denen der einzige Ernährer durch die feindliche Kugel oder durch Strapazen nnd Krankheit dahin gerafft ist, so werden sie in dieser Zuwendung schwerlich einen hinlänglichen Ersatz erblicken für das Liebste, was sie auf der Erde gehabt haben. Nein, in dieser Weise, wie bisher, darf oas deutsche Reich sich nicht mit denen abfinden, die jetzt hinausziehen, um ihr Leben einzusetzcn für die Aufgabe, die ihnen zugefallen ist. Wir erwarten vom Reichstage, daß er mit reicherem Maße mißt. Oder soll zuletzt immer wieder die Drehorgel der Retter aus aller Noth werden? Aus Johannesburg in Südafrika sind nach langer Unterbrechung wieder die ersten Postsendungen eingegangen. Es trafen gleichzeitig Briefe ein, tue bereits im Alai zur Post gegeben waren, wiewohl die Sendungen sonst nur etwa 21 Tage unterwegs sind. Die Briefe werden jetzt nicht mehr „nach Kriegsrecht" geöffnet. Die zur Bewach ung der Goldminen angestellt gewesenen Polizeimann schaften sind sämmtlich entlassen worden, weil die Minen- gesellschaften zum Ueberwachungsdienst jetzt eigenes Per sonal verwenden. Die Geschäfte gehen zur Zeit sehr schlecht. 9. ds. Atts, nachstehende Meldungen vom Kriegsschauplatz zugegangen: Nach wechselseitigem Einvernehmen der Chefs der Expeditionstruppen haben wir am 5. August mit Tagesanbruch unter meiner Leitung (ich war der älteste Offizier) den Angriff auf die stark befestigten Stellungen' der Chinesen bei Peitsang begonnen. Peitsang liegt 12 Werst von Tientsin auf dem Wege nach Peking. Die Position war durch eine ausgedehnte Ueberschwemmung noch mehr verstärkt worden. Die Chinesen waren etwa 25 000 Mann stark und standen unter dem Befehl des Vizeköuigs Tschung-Tschu. Um 10 Uhr früh waren be reits die linke Flanke der feindlichen Stellung und zwei Eiscnbahnbrücken von den russischen Truppen genommen und besetzt worden. Gleichzeitig hatten Japaner, Eng länder und Amerikaner mit der dritten ostsibirischen Schützenbrigade des Generals Stößel die rechte feindliche Flanke umgangen und die Stadt Peitsang genommen. Die Chinesen zogen sich so schnell zurück, daß sie nicht einmal die Schiffsbrücke mehr zerstören konnten. Zur Verfolgung des flüchtigen Feindes wurde eine ans Russen, Deutschland ist sicher auf mehrere Hundert Millionen Mark zn rechnen. Und die hier eingezahlten Kapitalien liegen zum größten Theil fest. Die industrielle Hochfluth ist im Abuehmeu! Wir haben keine Ebbe zu befürchten, der deutsche Nährstaud Hal sich da eine viel zu gute und viel zu sehr gefestigte Position errungen, aber mit der Devise: Immer mehr! wird es doch nicht so weiter gehen können. Das gestattet ver schiedentlich die gejammte Markllage nicht mehr. Und so wird auch in manchen Verheuerungen, es ist anzunehmen mich bei den Kohlen, eine gewisse Ruhepause sich ergeben, die aus des Haushalts-Maximum des Bürgers doch wohl- jhäiig cimvirkt! In dem hemmlosen Zulauf zur Jndustrie- auf .Kosten der Landwirthschaft, wird vielleicht die -pyapache aufklärend wirken, daß irgendwo die Bäume in den Honmel wachsen. Und wer weiß, was sonst im Laufe der kommenden Monate noch sich an unvorhergesehenen Zwischenfällen bemerkbar machen kann. Wir blicken nicht auf ivagcre Jahre, wohl aber auf eine Zeit, in welcher ein gewisser Ausgleich zwischen einer noch nie dagewesencn Produktions-Hochfluth und Unter nehmungslust einerseits und dein normalen Bedürfmß, das nicht von überreichlichen flüssigen Geldmitteln beein flußt wird, sich auzubahuen beginnt. Es folgt daraus, daß wir für die kommende Zeit der neuen Handelsver tragsverhandlungen unser Pulver trocken zu halten haben. Zur wirthschaftlichen Lage. Wie wird sich unser witthschaftliches Leben entwickeln' wie wird sich die Lage für die verschiedenen Zweige des deutschen Nähistandes gestalten? Seil Wochen und Monaten ist bei uns, wie in anderen Staaten, den politischen Dingen weit mehr Anfmerksamkeit gewidmet worden, als Handel, Gewerbe und Landwirthschafl, die politische Sensation wirkte zu mächtig, aber es wird gut sein, wenn wir an das alle Wort denken: Erst gehen und dann tanzen! Alle Nothwendigkeit, unsere politische Ehre zu wahren, entbindet uns nicht davon, unsere nationale Arbeit genau zu beachten, damit uns nickt unerfreuliche Ereignisse un vorbereitet finden. Die chinesischen Wirren legen allen interessirten Staaten, und nicht am wenigsten Deutschland, sehr erhebliche Lasten auf, die selbstverständlich willig ge tragen werden, weil sie getragen werden müsstn, die uns indessen nicht vergessen lassen dürfen, daß nur ein blühender Nährstand solche Dinge glatt erledigen kann. Die Er örterung, welche sich an die neuen Abgaben aus Anlaß der Floltenvcrmehruug knüpfte, war nicht eben erheblich; bei fortgesetzten neuen Ausgaben wird die Debatte weniger still verlaufen, und es ist zum Mindesten überflüssig, daß sie noch mit wirthschaftlichen Streitfragen oder wirthschast- licken Klagen, was am Ende auf dasselbe hiuausläust, ausgestattet wird. Wir haben heute keinen Grund zur Bcsorgniß, wohl aber einen Anlaß zur Umschau und zum Nachdenken. Es darf nickt verkannt werden, daß die Baarmittel, auch wenn sie vielleicht nicht mehr so stark wie im Früh jahr nnd Winter, aus gewerblichen Kreisen begehrt werden, doch bei Weitem nicht so billig geworden sind, wie Mancher wünscht. Brauchten Industrie nnd Gewerbe etwas weniger, so kommen doch die Kommunen, Gemeindevcrbändc und die Staaten mit immer neuen Bedürfnissen, und hier ist eine Pause so bald nicht zu erwarten. Dabei nimmt aber das flüssige Kapital keineswegs so ungemein rapid zu, resp. fest angelegte Gelder können nicht leicht flüssig gemacht werden. In vielen Betrieben haben wir außer- ordenttich gesteigerte Umsätze, ohne deshalb entsprechend hohe Verdienste notiren zu können; denn mit dem Umsatz find überall, so gut wie ganz ohne Ausnahme, die Unkosten beträchllich gewachsen, nirgendwo kann man mehr nut dem alten Verhältniß von Umsatz und Unkosten zurecht kommen; bei den letzteren muß beträchtlich draufgelegt werden. Die Lebenshaltung der Arbeiter ist eine andere geworden, das Sparen chat demzufolge nicht in demselben Umfange, wie die Mehrzahlungen an Löhnen, zunchmen können, und der Durchschnittsbürger hat vom Kohlen-Conto und anderen Posten an seufzend konstatiren müssen, daß die einstigen Einnahmen heute nicht mehr zu einem behaglichen Leben genügen. So wird denn viel mehr Geld als früher aus- AA?en, aber im Verhältniß weniger zur bereiten Ber- angesammelt, das heißt: gespart! nicht an Kapitalien fest. Der waghalsige sich, auch außerhalb der Börse in sehr viel L e als wünschenswerth ist, hat im Äeat ^ickt^ in Jndustriewcrthen an- L SchLIL'LLOW unserer inländischen, wie fremdländischen Geld-Anleihen sind in Folge der Kapitals-Knappheiten und sonstiger Vor kommnisse wesentlich gefallen. Die so außerordentlich ott überzeichnete Anleihe des deutschen Reiches und Preußens allerfüngsten Datums von 200 Millionen zeichnet heute politische Rundschau. kl nser Kaiser, der Montag und Dienstag Kavallerie- Übungen bei Altengrabow leitete, trifft am heutigen Mittwoch früh auf dem Truppenübungsplatz Munster zu einer An griffsübung ein. An den Gefechtsübungen bei Altengrabow nahmen am Montag die 8. Garde-Kavallerieregimenter, das Kürafsirregiment Kaiser Nikolaus I., das Husären- regiment von Zieten und Feldartillerie theil. Am Dienstag geländc befördert. Am Sonnabend, den 8. September nimmt der Kaiser die Parade über das 2. Armeekorps auf dem Kreckower Truppenübungsplatz von Stettin ab. In der Begleitung des Kaisers befindet sich auch die Kaiserin und viele fürstliche Gäste. Die Pensionsverhältnisse der nach.China gehen den Mannlchaften werden in der Berl. Volksztg. scharf kritisirt. Das Blatt führt aus: „Die Höhe der Versorg ungsgelder entspricht in keiner der Klassen den bescheidensten Anforderungen von Personen, welche ihr Leben, ihre Ge sundheit für das Vaterland in die Schanze geschlagen haben. Der höchste Satz monatlich beläuft sich auf 42 M. Er wird gezahlt bei gäuzlicher Erwerbsunfähigkeit und wenn der glückliche Empfänger ohne fremde Wartung und Pflege nicht bestehen kann. Es handelt sich also bei dem Empfange dieser Summe um zwei Personen: um den Siechen und seinen unentbehrlichen Pfleger, die von den 42 Mark leben müssen; dabei kommen auf jede Person pro Atonal 2l M., nnd da ein Monat durchschnittlich dreißig über sechs Prozent unter dem damaligen Ausgabckurs;' und nicht wie die Woche, sieben Tage hat, so beträgt in nnd was ist in den Kursstürzen der Rumänier, Chinesen ?c. i diesem traurigsten aller Versorgungsfälle der tägliche Dank verloren? Die Einbuße an Kursdifferenzen allein in des Vaterlandes 70 Pf.! Man erlasse cs uns, auszu ¬ fand Exerzieren der Truppen unter dem Kommando des Kaisers statt, der sodann Abends nach Munster weiter reiste. Berlin, 14. Aug. Der Kaiser hat den König von Italien zum Chef des Husaren-Regiments „König Hum bert von Italien" (1. hessisches) Nr. 13 ernannt. Den diesjährigen deutschen Kaisermanövern wird auch der österreichische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand beiwohnen. Zu den Manövern, die im September in Pommern staltfinden, wird das gesummte Gardekorps niit einer Division des 3. Armeekorps Anfang nächsten Lincwitsch sind dem Kriegsministerium unter dem 8. und Monats von Berlin aus mit der Bahn in das Manöver- " " """