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Amts- WI Blatt für die Königliche AmLshaupimannschast Meißen, für das sowie für das Königliche ! 77. Jahrg WS Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Oo« „Mlsdniffer Tageblatt' erscheint «Lgllch, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends S Uhr für den folgenden Lag, / Bezugspreis bei Eelbstabholung son der Druckerei wöchentlich 20 Psg., monatlich 10 Pfg., vierieliLhrlich 2,-iv Ml.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich SV Pfg., vierteljährlich 2,4v Mk.; bet den deutschen pöflanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne ZusteNungsgcbühr. «Ne Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geichästsstclle nehinen -ederzett Bestellungen entgegen. / Im IaNe höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der B^örderungseinrichtungen — ha« der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Langsam, aber mit unbeirrbarer Beharrlichkeit suchen die Engländer den Wirtschaftsring zu schließen, den sie für alle Fälle für uns bereit halten, wenn sie sich doch schließlich gezwungen sehen sollten, den europäischen Krieg als ein völlig aussichtslos gewordenes Unternehmen abzu brechen. Einmal haben sie alle großen Warenvorräte, die sie nur irgendwo in der ihnen erreichbaren Welt aufstöbern konnten, für Rechnung des Staates aufgekauft; sie sollten weder un mittelbar der deutschen Wirtschaft zugeführt noch auf dem Umweg über private Geschäftsbeziehungen, dienstbar gemacht werden können. Danach sind sie dazu über- qegangen, auch kleinere Lagerbestände an Rohstoffen für ihre Zwecke zu sichern in der Überzeugung, daß es besser ei, den deutschen Fabrikanten auch nicht die geringste Möglichkeit zur Wiederaufnahme ihrer Friedensbetriebe zu belassen; denn wie ungeheuer rasch sie sich aus unschein baren Anfängen heraus zu weltumfassenden Betrieben zu entwickeln verstehen, das haben die britischen Konkurrenten in den letzten Jahrzehnten genugsam erfahren. Natürlich wird darüber hinaus auch alle Gerissenheit aufgeboten, um die Rohstoffe der Zukunft ebenfalls aus schließlich für den Bedarf der Entente sicherzustellen. Dieses Ziel verfolgten bereits die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz. An ihr waren allerdings die Ver einigten Staaten noch nicht beteiligt, und so gibt man sich in London jetzt die erdenklichste Mühe, Herrn Wilson für den Beitritt zum Wirtschaftskrieg gegen die Mittelmächte zu gewinnen. Die vorläufige Weigerung des Präsidenten nehmen die Engländer nicht weiter tragisch; sie wissen, l^ß er sich gern nötigen läßt und daß er es versteht, wertvolle Trümpfe in der Hand zu behalten, bis der Zeitpunkt gekommen ist, sie mit Nutzen loszuschlagen. Immerhin wird es in diesem Falle nicht leicht sein, die berühmte Einheitsfront herzustellen, denn fsir nichts hat das Oberhaupt der amerikanischen Nation sich glühender ins Zeug gelegt als für den wahren und bauernden, den ganzen und unbedingt ehrlichen Friedens- zustand nach Beendigung des gegenwärtigen Völkerringens, und gerade um dieses große Ziel ein für allemal für die Menschheit zu erringen, hat er den Eintritt der Union in den Krieg gegen Deutschland gefordert und durchgesetzt. Indessen, wir haben keinen Grund, auf die UvMndelbar- keit Wilsonscher Ansichten und Überzeugungen zu harren; i man braucht nur seine heutigen Reden mit den Anschau ungen über Preußen-Deutschland zu vergleichen, die er — auch in seiner Eigenschaft als Hochschullehrer — in dem gelehrten Werke über den Staat niedergelegt hat, um zu erkennen, daß diesem Manne jeder Gesinnungswechsel, zuzutrauen ist. Mau tut gut daran, sich im Staatsleben rmmer auf hie übelsten Möglichkeiten vorzubereiten. Deshalb können wir diese Absichten unserer Feinde gar nicht ernst genug nehmen, und so hoch die Erfindungen unserer technischen Wissenschaften auch zu bewerten, die Anpassungsfähigkeit non Handel und Industrie auch noch zu steigern ist, ohne die Grundlage einer gesicherten Rohstoffversorgung würden wir in Zukunft der Wirtschaftsmacht der Rohstoffbesitzer rettungslos ausgeliefert sein. Wolle, Baumwolle, Erz, Kupfer, dann die lange Reihe meist aus den tropischen. Ländern kommender Kraftfuttermittel, die wir nicht ntbehren können, wenn unsere Landwirtschaft und namentlich die Viehzucht wieder ihre frühere Ertragfähigkeit zurückgewinnen sollen, werden wir unter allen Umständen wieder einführen müssen. Je entschiedener aber die feindlichen Märkte sich uns verschließen werden, desto unbedingter werden wir mit diesen Waren auf die Eigenproduktion angewiesen sein, desto undenkbarer wäre i lfo für uns die Vorstellung, daß wir jemals auf unseren Kolonialbesitz verzichten könnten. Die Engländer sind sich zwar auch darüber bereits einig geworden, daß unsere Schutzgebiete für alle Zeit in der Hand ihrer sogenannten Eroberer zu verbleiben hätten. Aber auch in dieser Be ziehung wird Präsident Wilson vielleicht nicht so ohne weiteres in ihre Kerbe hauen, und selbst wenn das geschähe, würden wir immer noch nicht aufhören, für die Rück erstattung unseres rechtmäßigen Eigentums mit äußerster Kraft zu kämpfen. Es ist deutscher Boden, um den es sich handelt, und Lessen wir nicht entraten können, wenn wir wieder mit einiger Aussicht auf Erfolg den Nahrungs spielraum schaffen wollen, den ein arbeitsames 70-Millionen- Volk braucht. Dem kleinen Schweizervolk will das große Frankreich jetzt sogar gnädig gestatten, sich auf marokka nischem Boden eine Kolonie auszusuchen, mit deren Hilfe <4 seine allzu schmale Getreidebasis erweitern könnte — und der deutschen Nation wollte man das gleiche Naturrecht versagen? Wir wissen allerdings, daß es unseren Feinden aus eine. Ungerechtigkeit mehr oder weniger nicht ankommt, sobald es sich darum handelt, uns die Kehle zuzuschnüren; tu dieser Beziehung sind sie alle durch die Bank völlig ! empfindungslos. Aber sie leben in einem schweren Irr tum wenn sie annehmen, daß das deutsche, Volk sich jemals auf einen Frieden einlassen würde, der unsere über seeischen Besitzungen nicht ihrem rechtmäßigen Eigentümer wieder zurückgibt. Auch wir wollen nach diesem Kriege nicht der Gnade oder Ungnade anderer Länder über lasten sein. Deshalb gehört die Forderung nach Herausgabe unserer Kolonien zu denjenigen Frieüensbedingungen, die sich ganz von selbst verstehen; und das um so mehr, je sorgsamer unsere Gegner die Rohstoffe der Welt für sich mit Beschlag belegen. 'Foch immer die OM «gen, Polens Zukunft noch nicht endgültig geklärt. -ckt. Berlin, 20. August. Als vor einigen Tagen die amtliche Mitteilung über die Zweikaiserzusammenkunft im deutschen Hauptquartier veröffentlicht wurde, atmete man in weiten Kreisen auf: endlich sollte die unfruchtbare Erörterung „eingeweihter" und uneingeweihter Kreise über die Lösung der Ostfragen beendet, das polnische Problem gelöst sein. Freilich, ein wenig überraschend war es immerhin, daß jetzt in wenigen Stunden geglückt schien, was in zwei Jahren bundes brüderlicher Verhandlungen immer wieder bald an inneren, bald an äußeren Widerständen gescheitert war. Aber man hielt sich an die amtliche Veröffentlichung. Die aber er fährt nun eine Ergänzung aus Wien und eine zweite aus Warschau. Im Wiener Vreffedepartemenl des Äußern ist in aller Form mitgeteilt worden, daß noch keine endgültige Abmachung über die polnische Frage getroffen worden sei, dazu sei ja auch die Zeit im deutschen Hauptquartier viel zu kurz gewesen, es seien vielmehr nur die Richtlinien für Polens Zukunft festgesetzt worden, über die zwischen den Verbündeten volle Einmütigkeit herrsche. Die näheren Verhandlungen beginnen erst, und zwar unter Zuziehung von Vertretern der polnischen Nation, die a.uch in der Frage der Königswahl völlig un abhängige Schritte einleiten können. Auch der Minister des Äußern Gros Burian gab eine ähnliche Darstellung von den Besprechungen im deutschen Hauptquartier und ihre Folgerungen. Und aus Warschau wird diese Lesart bestätigt, denn nach einer Sitzung des polnischen Minister rats ist ein Kronrat einberufen worden, der den Prinzen Januß Radziwill nach Wien entsandt hat, um dort die weiteren Verhandlungen zu führen. Das Rätselraten kann also von neuem beginnen. Allem Anschein nach ist man zunächst nur darüber einig, daß die sogenannte austro-poluifche Lösung endgültig aufgegebe« ist, (in Wien behauptet man zwar, wenn auch nicht mit besonderem Nachdruck, das Gegenteil), und daß Erzherzog Karl Stephan, der polnische Erzherzog, Königs von Polen werden soll. Strittig aber scheinen noch die „Sicherheiten' zu sein, die man einander gegen spätere staatsrechtliche und politische Schwierigkeiten geben muß. Das neue Polen soll sich natürlich an die Mittelmächte „eng an- lehnen", und zwar an Deutschland enger als au Österreich Eine Zoll- und eine Militärkonventwn sind vorgesehen. Dafür soll den Polen freie Weichselschiffahrt und Mit benutzung des Danziger Hafens als polnischen Freihafen zugestanden werden. Auch die Grenzfrage soll eine den polnischen Wünschen entgegenkommende Lösung finden. Rach andern Blättern wieder soll mit der Wahl des Polenkönigs die Okkupation des Landes ihr Ende finden, und nur eine gemeinsame Besatzungsbehörde soll n Warschau zurückbleiben und die künftigen polnisch^' Rekruten sollen von deutschen Offizieren ausgebildet werden. Das alles mag bestechend klingen, aber wer die Faktoren kennt, mit denen jetzt und in Zukunft gerechnet werden muß, weiß, daß noch manche Schwierigkeit überwunden werden muß, ehe die „polnische Frage als im Interesse aller Beteiligten gelöst" gelten kann.. Ist doch — nach anderen zuverlässigen Quellen — auch die Königsfrage noch nicht einmal als ihrer Lösung nah« zu betrachten. Zwar die Thronanwartschaft des Prinzen Leopold von Bayern, des Höchstkommandierenden an der Ostfront, die schon 1915 in den Vordergrund gerückt wurd; und auf die auch jetzt wieder von gewissen Kreisen ver wiesen wird, kommt wohl kaum ernsthaft in Frage; denn erst in diesen Tagen ist erneut von berufener bayerischer Stelle erklärt worden, daß Bayern keine Lust hat, sich mit einer auswärtigen Throngründung zu befassen. Aber rn Polen selbst findet Karl Stephan eine nicht zu unter schätzende Minderheit, die einen anderen Kandidaten auf den Thron sehen möchte. Kurz und gut, wir sind von der Lösung der polnischen Frage noch reichlich weit entfernt. Die Schwierigkeit bleibt nach wie vor, eine Regelung zu finden, die die Polen befriedigt, den Interessen Österreich. Ungarns gerecht wird und die berechtigten deutschen Ar«, spräche an das neue Staatswesen nicht zu kurz kommen läßt. — Morgen nachmittag soll nun zunächst beim Vize kanzler o. Payer eine Besprechung mit den Vertretern Ler Reichstags- fraktionen stattfinden, bei der der Staatssekretär des Äußern o. Hintz» Aufschluß über die Verhandlungen im Hauptquartier zu geben gedenkt. Natürlich wird die Gesamtheit der Ost fragen zur Erörterung stehen. Aber außer der Mitteilung daß die Sowjetregierung formell ihre Uninteressiert! heil an den baltischen Provinzen ausgesprochen und daß Botschafter Joffe aus Moskau die Zustimmung seiner Regierung zu den Zusatzoereinbarungen zum Brester Ver trag mitgebracht hat, werden die Geladenen kaum etwas neues hören. Immerhin wird der Hauptausschuß des Reichstages, der ja demnächst zusammentreten soll, einig« Stoff zu Erörterungen haben. Ob aber die Dinge, aus die es ankommt, die Entwirrung und Lösung der Ostfrageo dadurch gefördert werden, ist eine offene Frage. Siege unserer Luftstreitkräfte. Unsere Luftstreitkräfte waren in den Tagen vom IS. bis 16. August wieder außerordentlich tätig. Trotz teil- weise ungünstiger Witterung wurden u. a. die Städte Dünkirchen, Calais, Boulogne, Rouen, Amiens und Epernay mit 250349 Kilogramm Bomben und große Truppenansammlungen iin Sommegebiet mit Wurfgranaten und Maschinengewehren angegriffen. In der Nacht vom 15. zum 16. August flog infolge Bombenwurfs das Munitionslager von Beuvrz unter ungeheuren Explosionen in die Luft. Es entstand ein Brand, der weitere Explo sionen zur Folge hatte. Der Gegner verlor in diese» vier i Tagen 87 Flugzeuge, und zwar 79 im Lustkämpf und 8 durch Abwehrkanonen. Acht Ballone wurden von unsren Fliegern brennend zuni Absturz gebracht. Gelichtete Tantgcschwadcr. Eine Reutermeldnng der letzten Tage gibt offen zu, daß die Tankgcschwader stark gelichtet wurden. Es habe sich nämlich ergeben, daß den Handgranaten auch gegen über den Tanks eine starke Sprengwirkung zukommt und ihre Untergestelle durch Handgranaten mehr zerschmettert werden können, als man angenommen habe. Tatsächlich habe denn bei den letzten Angriffen der Panzerwagen die deutsche Infanterie mit der Handgranate die meisten der Tanks außer Gefecht setzen können. Die Amerikaner. Die Kampfe der letzten Wochen haben gezeigt, daß- unsere leitenden Stellen die Leistungsfähigkeit der Ameri^ kaner ziemlich richtig ein- und jedenfalls nicht unter schätzten, denn es nahmen an den Operationen geschlossene amerikanische Verbände von zusammen rund 400000 Mann Kopfstärke teil. Natürlich ist damit die Gesamtkopfstärke der in Frankreich gelandeten Amerikaner nicht erschöpft, wir können diese vielmehr auf 1200000 Mann annehmen, von denen jedoch etwa 40 °/° nicht als Kämpfer in Be tracht kommen. Eine halbe Million müssen wir für Arbeiter-, Verpflegungs- und andere Dienste in Abrechnung bringen, so daß im ganzen 700000 Mann für den Dienst mit der Waffe verbleiben dürften, von denen sich noch ein hoher Bruchteil über Frankreich verteilt finden wird, sei es zur Ausbildung oder als Besatzungstruppen. Muirale AneöensstLmmen. .Alle Versuche scheitern am Verbände/ Zürich, 20. August. In Schweizer Regierungskreisen ist man noch immer der Überzeugung, daß für den Versuch einer Friedens- oermittlung noch nicht der Zeitpunkt gekommen sei. Die „Zürcher Post" erklärt in Übereinstimmung mit dieser An schauung, daß der Verband jeden neutralen Ver mittlungsversuch ablehnt, der auf einen Verständr- gungsfrieden abzielt. Wer zurzeit in Paris nur von einem solchen spricht, wird als deutschfreundlich gebrandmarkt. Alle Berichte und Äußerungen der Staatsmänner des Ver bandes aus den tttzten Tagen bestätigen, daß die Entente einen Eroberungsfrieden mehr als je zuvor anstrebe und die völlige Besiegung des Gegners erreichen will, ia, daß sie sogar die Kriegsziele erweitern will. Tie Friedensströmung in Schweden. Vor einigen Tagen hat die schwedische Regierung, auf die man von allen Seiten einen Druck ausübte, er klären lassen, daß die Zeit für eine Friedensoermittlung noch nicht gekommen sei, da sich alle Kriegführenden ab lehnend verhalten würden. Damit war natürlich der