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WMl, Mil, Aeckhn M die WWckn ArnLsb tcrLL Dr die Kgl. Kmlshauptmannschuft zu Weißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnemcntpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag» und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr» 91. Dienstag, den 13. November 1888. Bekanntmachung, den Bezirkstag betreffend. Dienstag, den 2». November dieses Jahres von Vormittags II /2 Uhr an wird im Sitzungssaal- der Königlichen Amtshauptmannschaft hier Bezirkstag abgehalten werden. Die Verhandlungen sind öffentlich. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 9. November 1888. Königliche Amtshauptmannschast. v. Kirchbach. Auktion. Kommenden Freitag, den S6 November d. I., von Vormittags 8 Uhr an, gelangen in hiesiger Stadt 2 Kalben, 3 Zuchtschweine, tragend, 2 Zugpferde, 1 Dreschmaschine mit Zubehör, 1 Jauchenwagen mit Faß, 2 Mrthschaftswagen, 1 Leiterwagen, 1 Korbwagen, sowie 40 Schock ungedroschenes Korn und 40 Schock ungedroschencr Hafer, gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieter wollen sich im Hotel zum weißen Adler allhier einfinden. Wilsdruff, am 8. November 1888. Der Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. lUlnttUv». DageSgrschichte. Berlin, 10November. Die Uebersiedelung der kaiserlichen Familie vom Marmorpalais bei Potsdam nach dem alten Schloß in Berlin wird nunmehr nack endgiltiger Bestimmung am 16. d. M. stattfinden. .Die plötzlich eingetretene strenge Witterung, welche den Aufenthalt in derSommer- residcnz unbehaglich erscheinen ließ, ist für die Festsetzung des obigen Termins maßgebend gewesen, abwohl ursprünglich eine spätere Zeit in Aussicht ge nommen war. Jetzt herrscht in Folge dessen in den Schloßräumen des ersten Geschosses nach der Südseite hin, welche der Kaiser mit seiner Fa milie in dem beginnenden Winter zu bewohnen gedenkt, Tag und Nacht die regste Thätigkeit. Das auf dieser Front der Kurfürstenbrücke zunächst liegende Portal, welches der kaiserliche Haushalt am meisten benutzen wird, ist durch geeignete Maßregeln vor Zugwind geschützt. Das Treppenhaus ist baulich und dekorativ nahezu fertiggestellt. Die Marmorbegleitungen und die Malereien in demselben gehen der Vollendung entgegen. Die Kaiserin Friedrich trifft am 17. d. M. in Englano zu einem Besuche der Königin Victoria ein. Ihre Majestät wird bei der Landung ... Queenborourgh von dem Prinzen von Wales empfangen und nach Windsor geleitet werden, wohin am nämlichen Tage die Königin aus Balmoral zurückkehrt. Gegenüber der Meldung, die freisinnige Fraction der Berliner Stadt verordnetenversammlung beabsichtigte eine Erklärung in der Empfangsan- gelegenheit der städtischen Behörden beim Kaiser abzugeben, veröffentlicht der stellvertretende Vorsitzende der Fraction der Linken der Stadtverordneten versammlung, Justizrath «Siegmund Meyer, eine Erklärung in der es heißt: „Daß die deutschfreisinnigen Mitglieder der hiesigen Stadtverordnetenver sammlung von jeder Kundgebung gegen die auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers im Reichsanzeiger veröffentlichte Erklärung betreffs der Presse Ab stand nehmen. Eben so wenig beabsichtigt der Magistrat diesen Gegen stand in der Stadtverordneten-Sitzung zur Erörterung zu bringen. Die Betheiligung von Mitgliedern des Magistrats an einer solchen Kundge bung ist von selbst ausgeschlossen." Der Zwiespalt in der „deutsch-freisinnigen" Partei tritt immer offener zu Tage. Die „Berliner Volkszeitung" geht in schärfster Weise gegen Eugen Richter vor, den sie einen „Papst" nennt. Die „Volkszeitung" bemerkt: „Auch der tiefste Becher der Geduld hat seinen Boden, und wir wissen, daß dieser Becher augenblicklich an sehr vielen Stellen überfließt." Wie mit Bestimmtheit lautet, wird außer dem Arbeitcraltcrsversvrgungs- gesetz auch das Gcnossenschaftsgesetz dem Reichstage gleich bei seinem Zusammentritt unterbreitet werden. Dasselbe ist in den Ausschüssen des Bundesrathes durchberathen und die Anträge der Ausschüsse werden im Plenum auf Schwierigkeit in keiner Weise zu rechnen haben. Mit dem Etat, dem Alterversorgungs- und dem Genossenschaftsgesetz ist das Arbeits pensum für die nächste Session erschöpft. Wenigstens wird, wie man hört, die Thronrede sich über weitere Vorlagen nicht verbreiten. Damit sind die von vornherein unwahrscheinlichen Annahmen widerlegt, nach welchen sich die Reichstagssession bereits mit dem Reichscivilgesetzbuche würde zu be schäftigen haben. Mit den Etatsvorlagen würden Fragen der Neuorgani sation der Marinebehörden und einiger militärischer Einrichtungen zu ver binden sein. Es werden also eingehende Erörterungen über eingreifende Fragen in der nächsten Session bevorstehen. Nicht in Folge der großen Zahl, wohl aber in Folge der Bedeutung der einzubringenden Entwürfe ist vorauszusehen, daß man einer sehr bcmerkenswerthen Reichstagssession entgegengeht. Hinzugefügt sei noch, daß auch mit Bestimmtheit die Vor legung von Aktenstücken über kolonialpolitische Angelegenheiten, besonders über Ostafrika, geplant wird. Es steht zweifellos fest,' daß die Regierung eine Erörterung dieser Angelegenheit im Reichstage wünscht und entschlossen ist, dazu Anlaß zu bieten. Breslau. Die amtliche Benachrichtung von der am 15. November erfolgenden Ankunft Sr. Majestät des Kaisers ist in Breslau eingetroffen. Die städtischen Behörden haben eine Summe von 30000 Mk. zur Aus schmückung des Weges bestimmt, den der Kaiser auf der Fahrt vom Bahn hof nach dem königlichen Schloß nehmen wird. Die Hauptidee der Aus schmückung liegt in Bezugnahme darauf, daß Seine Majestät beim dies maligen Besuch der Provinz sich dem Jagdvergnügen zu widmen gedenkt. Dem entsprechend soll in den Decorationen die Versinnbildlichung des waidmännischen Sports erfolgen. Das Hauptstück der Empfangsdccoration wird ein mächtiges Thor in Form eines Riesenbaldachins bilden. Der Ostfa^abe des Stadttheaters gegenüber soll sich ein DecorationSbau erheben, welcher in seiner Verherrlichung des Waidwerkes zugleich an die neulichen Kaiserjagden in Oesterreich erinnern wird. Am Schloßplatz soll die be absichtigte Illumination ihren Höhepunkt erreichen Die Bahnverwaltung bereitet eine prächtige Ausstattung des Empfangsgebäudes und des Platzes in dem Centralbahnhvf vor. Die „Börsen-Ztg." will aus „bester Quelle" wissen, daß der Zar, dessen Wille es war, den Antrittsbesuch unseres Kaisers bereits Ende dieses Monats durch einen Besuch in Berlin zu erwidern, diese Absicht aufgegeben habe. „Auch hierin, d. h. in der Verschiebung des Gegenbe suchs, liegt eine Rücksichtnahme, die nicht bedeutungslos ist. Bei der außerordentlichen Liebenswürdigkeit, mit welcher unser Kaiser am russischen Hofe empfangen wurde, eine Herzlichkeit, die in brillanten Festivitäten auch äußerlich in die Erscheinung trat, mußte es hier Bedürfniß sein, dem russischen Monarchen gegenüber mit gleicher Wärme an den Tag zu legen, wie weit über den Rahmen der üblichen freundnachbarlichen Höflichkeit ! hinaus die dem Zaren entgegengebrachten Gefühle des deutschen Kaisers und des preußischen Königshauses reichen. Um es an diesen Zeichen freundschaftlichster Zuneigung auch äußerlich nicht fehlen lassen zu können, war es erwünscht, daß der Gegenbesuch des Zaren in einer Jahreszeit gewählt werde, die besser als der Winteranfang zur Entfaltung festlicher Veranstaltungen und militärischer Schaustellungen sich eignet. Diesem Wunsche ist nun seitens des Zaren Rechnung getragen worden, weshalb der Frühling zur Abstattung des Gegenbesuches bestimmt wurde. Um diese Zeit werden also der Zar und seine Gemahlin in Berlin zu be grüßen sein. Es ist übrigens nicht unmöglich, daß der Zar gerade zur Anwesenheit des Kaisers Franz Josef und des Königs Humbert in Berlin anwesend sein wird, und es bedarf keiner besonderen Kombina tionsgabe, um hieran die weitgehendsten Hoffnungen zu knüpfen, zu denen die Politik unseres Kaisers und seiner Verbündeten, deren vornehmstes Bestreben bekanntlich die Aufrechterhaltung des Friedens ist, die berechtigste Unterlage giebt. Unter diesen Umständen unterbleibt auch die für die zweite Hälfte des November geplant gewesene Anwesenheit des Reichs kanzlers in Berlin." Am 9. November waren im deutschen Reichspostgebiet 9999 Tele graphenämter im Betriebe. Am 10. erfolgte die Einrichtung eines weiteren Telegraphen-Amtes in Kreisau in Schlesien, bekanntlich dem Sitz des Ge neralfeldmarschalls von Moltke. Somit ist Kreisau die 10 000. Tele graphenstation des Reiches geworden. Bei Betrachtung der politischen Verhältnisse im Deutschen Reich und in Oesterreich gewinnt es den Anschein, als ob die ultramontane Partei in beiden Reichen verschiedene Ziele verfolgt, schreibt die „Post" offiziös. „Dieser Anschein findet zunächst darin seine Bestätigung, daß die katholische Kirche in Oesterreich ihre Ziele vermittelst der hohen Aristo kratie zu erreichen sucht, während im Deutschen Reiche der Ultramontanis- mus sich vorzugsweise auf die demokratischen Elemente stützt, denn die Hauptführcr des Centrums, wie Windthorst, Lieber und Franz, sind sammt und sonders Demokraten. Trotz dieser Verschiedenheit der Mittel sind « die Ziele der ultramontanen Partei in Deutschland wie in Oesterreich ! dieselben, sie bestehen nämlich in nichts Anderem, als in der Bekämpfung des Deuschthums, welches von jeher dem Ultramontanismus ein Dorn im Fleische war. Das zeigt sich schon in der ganzen deutschen Geschichte seit dem Mittelalter, und der Kampf zwischen Kaiserthum und päpstlicher Weltherrschaft hat Platz gemacht dem Kampf des Ultramontanismus gegen-