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WM, Mr», Ziedeckh« M die WMiLlL Amts b LcrLL fir ^ie Kgl. KmLshauptmannschaft zu Meitzen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrnth zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 85. Dienstag, den 23. October 1888. Kommenden Donnerstag, den 25. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtqemeinderathssitzung. Wilsdruff, am 22. October 1888. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. — Bekanntmachung, Hauptübmifl der städtischen und freiwilligen Feuerwehr. Nächsten Sonntag, den 28. Oetober, Bormittags nm 11 Uhr, soll eine der im § 51 des hiesigen Feuerlöschregulativs vorgeschriebenen Hauptübungen der Feuerwehren abgehalten werden und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder derselben, Abtheilungsführer und Mannschaften, unter Anlegung ihrer Dienstabzeichen rc. bei Vermeidung der im § 52 des ge dachten Feuerlöschregulativs angedrohten Ordnungsstrafe pünktlich einzufinden. Die Versammlung findet an der Kirche Vormittags ^11 Uhr statt. Wilsdruff, am 22. October 1888. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Auf Fol. 272 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Gerichts ist die Firma: in Kötitz und als deren Inhaber. Herr < Baumeister in Kötitz, heute eingetragen worden. Meißen, am 13. October 1888. Königliches Amtsgericht. CaShari. BageSgesckichte. Mit Ende voriger Woche haben die großen Herb streifen Kaiser Wilhelms II., wleche vom Fuße des Hermannsdenkmals bis zum Fuße des Vesuvs führten, ihr Ende gefunden und kehrte der erlauchte Monarch am Sonntag Vormittag aus dem sonnigen Süden nach der rauheren Heimath zurück. Fast vier Wochen ist er von seiner Residenz Potsdam abwesend gewesen und in diesem Zeitraum hat die Reise-Tournee des Kaisers Bilder entrollt, welche in ihrem Gesammteindrucke diejenigen seiner Nordlandsfabrt weit übertrafen. Einen einzigen Triumphzug kann man die Südenreise des jugendlichen Herrschers nennen, die, von der kleinen norddeutschen Residenz Detmold ausgehend, mit den Besuchen desselben in Stuttgart, Konstanz und München, dann weiter in Wien, Rom und Neapel ihre markantesten Punkte aufzuweisen hat. Allüberall, wo Kaiser Wilhelm weilte, sei es auf deutscher oder auf österreichischer Erde oder endlich auf klassischen Boden Italiens, überall flogen ihm in gleicher Be geisterung und Verehrung die Herzen aller entgegen und somit kann Kaiser Wilhelm auf einen friedlichen Eroberungszug sonder Gleichen zurückblicken. An glänzenden Festen, an herrlichen Bildern ist derselbe fast überreich ge wesen, aber weit über diesen Aeußerlichkeiten steht doch die bleibende innere Bedeutung der nun vollendeten Kaiserreise. Wie diese mit dem Aufent halte Kaiser Wilhelms II. in Süddeutschland die feste Zugehörigkeit des deutschen Südens zum deutschen Norden wiederum bekräftigte, so hat sein Besuch an den Höfen von Wien und Rom auf's Neue der Welt den unerschütterlichen Weiterbestand des deutsch-österreichisch-italienischen Frie densbundes gezeigt und in der zuversichtlichen Hoffnung, daß dieser Bund auch ferner das kostbare Gut des Friedens schirmen werde, begrüßt Deutsch- schland seinen heimkehrenden Kaiser. Einen doppelten Gedenktag hatte Deutschland in der zurückgelegten Woche zu begehen, denn am heurigen 18. Oktober waren 57 Jahre ver flossen, daß weiland Kaiser Friedrich geboren wurde und vollendeten sich Dreiviertel eines Jahrhundert, daß die welthistorische Völkerschlacht auf Leipzigs Fluren tobte. In freudiger Stimmung pflegte sonst das deutsche Volk den 18. Oktober, als den Geburtstag von „unserm Fritz", des rit terlichen Lieblings der ganzen Nation, zu feiern, diesmal ist er aber zu einem Tage stiller Wehmuth und schmerzlichen Gedenkens an den edlen Fürsten geworden, der seit den schweren Junitagen dieses Jahres in der Potsdamer Friedenskirche den letzten Schlaf schläft. Nur in einfacher, nichtofficieller Weise ist des entschlafenen Kaiser Friedricks noch einmal gedacht worden, aber auch diese stille Feier bekundete, daß das Bild des unglücklichen Monarchen im Herzen des deutschen Volkes fortstrahlt und das Andenken an ihn rein von allen Schlacken erhalten wird, welche die trüben Wogen der Parteikämpfe dem Bilde des verblichenen Kaisers anzu haften drohten. — Am Donnerstag fand auch in der Potsdamer Frie denskirche die feierliche Grundsteinlegung zu dem Mausoleum statt, in welchem künftig die Gebeine Kaiser Friedrichs ruhen werden; die Kaiserin Friedrich nebst den Prinzessinnen - Töchtern und dem griechischen Kron prinzen wohnten der ernsten Feier bei. Mit anderen, freudigeren Gefühlen konnte Deutschland das zweite Ereigniß feiern, die 75. Wiederkehr der Tage der Leipziger Völkerschlacht. Denn als in den heißen Tagen des 16. bis 19. Oktober 1813 das sieg gewohnte Heer des schlachtengewaltigen Franzosenkaisers Napaleons I. den vereinigten Armeen halb Europas bei Leipzig unterlag, da war hiermit vor Allem die Befreiung der deutsche Stämme von dem Joche des kor sischen Weltenstürmers errungen und zugleich der Grundstein gelegt worden, aus dem sich ein halbes Jahrhundert später das neue deutsche Reick so kräftig aufbauen konnte. Daß wir nunmehr die 75jährige Ge denkfeier der Leipziger Riesenschlacht im Strahlenglanze der auf Frankreichs Schlachtfeldern schwer genug errungenen nationalen Macht und Größe Deutschlands begehen konnten, bildete die herrlichste Umrahmung des Festes, das sich somit zu einer abermaligen Kräftigung des patriofischen Gedan kens gestaltete Und gerade in diese nationale Festfeier hinein warf der nun beendigte Besuch Kaiser Wilhelms im Süden, in dem, Deutschland so innig befreundeten, Italien seinen schimmernden Abglanz, die deutsch italienische Freundschaft und Waffenbrüderschaft auf's Neue im hellsten Lichte zeigend — konnte die Feier wohl eine schönere Beleuchtung erfahren? Das Erscheinen der Mackenzie'schen Brochüre über die Krank heit Kaiser Friedrichs, die aber sofort nach der Herausgabe unter der An klage der Majestätsbeleidigung konfiscirt worden ist, hat in Deutschland viel Staub aufgewirbelt. Besser wäre es gewesen, sie wäre ungedruckt geblieben, den Kaiser macht sie nicht wieder lebendig, und dem Autor ge reicht sie nicht zur Ehre. Es ist festgestellt, daß Mackenzie in einem sehr bedeutungsvollen Hauptpunkte sich entweder geirrt, oder aber direkt die Unwahrheit gesagt hat. Er behauptet, Professor Bergmann habe dem Kaiser am 12. April durch falsches Behandeln mit der Kanüle eine schwere innere Verletzung zugefügt, welche das Leben bedeutend verkürzte. Die deutschen Professoren Virchow und Maldeyer, welche s. Z. die Sektion vorgenommen, erklären nun aber auf das Bestimmteste, es sei keine Ver letzung vorhanden gewesen, mithin ist Mackenzie's Behauptung falsch. In der Tagebuch-Angelegenheit ist etwas Neues nicht zu berichten. Professor Geffcken ist noch im Gefängniß und hat eine Freilassung abgelehnt. Die Anklage im Prozeß lautet auf Landesverrath, nicht auf Fälschung, und damit also die Echtheit des Tagebuchs selbst zur Genüge festgestellt. Den Erklärungen gegen den englischen Wunderdoktor Morell Mackenzie hat sich jetzt auch Prof. Tobold mit einer solchen angeschloffen. Macken zie hat geglaubt, in seinem Pamphlet auch über Prof. Tobold in seiner hochfahrenden Weife absprechen zu können. Darauf wird ihm nun mit hinreichender Deutlichkeit gedient. Professor Tobold kehrt den Spieß gegen ihn um und weißt ihm nach, daß er „mit seiner unheilvollen Zange und mit seinen vielen lokalen Manipulationen durch das Monate lange Jn- sultiren des Kehlkopfraumcs den bösen Keim der Krankheit zum beschleu nigten Wachsthum anregte und damit einen schnelleren Ausgang herbeiführte." Prof. Tobold fährt dann fort: „Zum Schluß erkläre ich, abgesehen von den Unwahrheiten und Widersprüchen, in welchem Mackenzie sich bewegt, das ganze von ihm gelieferte Elaborat für wissenschaftlich werthloS und den ganzen Inhalt desfelben für moralisch geradezu verächtlich". Die „Post" bemerkt hierzu: „Es thut wirklich wohl, die Frechheit Mackenzie's so kräftig abgefertigt zu sehen." Eine Anzahl französischer Blätter giebt dem Grolle über die enthu siastische Aufnahme, welche Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. in Italien ge sunden hat, unverholenen Ausdruck. Die chauvinistischen Organe machen in dieser Hinsicht Chorus mit den sogenannten Witzblättern. So ent halten die neuesten erschienenen Karrikaturblätter, namentlich „Le Gre- lot", in Bezug auf den Aufenthalt des deutschen Kaisers in Rom Karri- katuren, die von einer so unfläthigen Gemeinheit sind, daß die Toleranz