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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und 'D-rs »Wilsdruffer TagrdlalG rrlchcm, an ollen Werklogen nachmillags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich r,— RM. tret Haus, bei Postbestellung 1.8» SiM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lo Sipsg. Alle Postanstalten und Poft- boten, unsere Austräger u. » . Geschäftsstelle, nehmen zu ^derzeit Bestellungen -nt- LvoHeNvlatt für Wllsdruff u. Umaegend gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger ' " > Betriebsstörungen besteht Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Dllsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: W Rpfg. — Dorgeschriebeno Erschcinungstagc und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen . 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Insgesamt hat der Streik etwa eine Million Angestellte und Arbeiter erfaßt, nicht weniger als 2000 Jndustriewerke sind — wenigstens zunächst — stillgelegt, über die amerikanische Web industrie ist eine Krise hereingcbrochen, die, zusammen mit der Finanzkrise, zu einer Katastrophe werden kann, falls die streikenden Gewerkschaften den Kampf lange genug aushalten können. Die Aussichten dazu sind gering. Präsident Roosevelt, der zur Zeit auf seinem Sommersitz weilt, hat wissen lasten, er werde sich in keiner Weise in den Kampf einmischen, weder nach der einen noch nach der anderen Seite; er ist auch auf die Meldung vom Ausbruch des Generalstreiks in der Webindustrie nicht nach Washington zurückgekehrt. Die berühmte „prosperit^", der ungeheuerliche wirt schaftliche Aufschwung Nordamerikas, der schon um die Mitte des Weltkrieges einsetzte und sich bis über die Mitte der zwanziger Jahre hielt, galt den Amerikanern als eine Art selbstverständlicher Dauerzustand. Um so un sanfter wurden sie aus dieser Illusion herausgeschreckt, als die Weltwirtschaftskrise auch vor den ameri kanischen Fabriken. Bergwerken und Warenhäusern nicht baltmachte. Der französische Angriff aus das englische Pfund, der gleiche Angriff auf den amerikanischen Dollar, begleitet von monatelangcn Abzügen großer französischer Goldbestände aus den amerikanischen Banken, wachsende Teuerung, zahlreiche Außenstände, zunehmende Arbeits losigkeit zwangen den Amerikaner zu der Einsicht, daß europäische Wirtschaftskrise keine lokale Angelegenheit der Alten Welt war, wie er bis dahin vielfach geglaubt batte. Im Sommer vergangenen Jahres kam dann nach einem sensationellen Aufstieg der Kurse an der New-Aorker Börse ein vernichtender Zu sammenbruch der Hausse, der Tausende von selb- ftändigen Unternehmen ruinierte. Die Preise der Roh produkte verdoppelten sich, großenteils infolge der Ent wertung des Dollars. Die Kaufkraft der Bevölkerung ver mochte nicht Schritt zu halten. Das Einkommen der arbeitenden Bevölkerung war um 57 Prozent ge ringer geworden als 1926. über ein Drittel der amerikanischen Arbeiterschaft, die 1926 noch in Lohn stand, hatte schon Mitte des Jahres 1933 keineBeschästigung mehr. In einer berühmt gewordenen Rundfunkrede wandte sich Präsident Roosevelt an das ganze amerikanische Volk mit dem Ersuchen, für einige Monate persönliche Vorteile des einzelnen zurückzustellen, die von der Regierung fest gesetzten Mindestlöhne zu zahlen, die Arbeiter nur noch 35 Stunden und die Angestellten 40 Stunden arbeiten zu lasten und Neueinstellungen vorzunehmen. Den Betrieben, die das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Regierung unterstützten, wurde der „Blaue Adler" verliehen. Die amerikanische Industrie schwenkte damals mit Ausnahme einiger Großbetriebe in die Linie der Regierung ein; für kurze Zeit kam der Kampf gegen die Wirtschaftskrise zum Stehen. Dann begann er in verschärftem Matze. Es zeigte sich, daß die Inflation, einmal ins Land ge lassen, sich nicht wie ein Stauwerk handhaben und nach Belieben regeln ließ. Eine Streikwelle setzte ein. Wirtschaftskämpfe verlaufen in Amerika mit einer Erbitterung und Schärfe, wie sie Europa kaum kennt. Eine soziale Gesetzgebung, wie sie Deutschland hat, gibt es drüben nicht. Die Erwerbslosen sind fast aus nahmslos auf private Wohlfahrtspflege angewiesen. Dementsprechend ist die Zahl derer, die im Fall großer Streiks nichts zu verlieren und alles zu gewinnen haben, stets erheblich größer als die Zahl der Mitglieder einer Verufsbranche in einem bestreikten Gebiet. Ebenso hat de, Verlauf der bisherigen großen Streiks in Amerika aus nahmslos schwere blutige Ausschreitungen ge zeitigt, so bei dem Textilstreik in Lawrence, bei dem Berg arbeiterstreik in Colorado, bei dem es Dutzende von Toten gab, bei dem Ausstand der Kohlenarbeiter in Kentucky und am schlimmsten bei dem Streik in den Fabriken Carnegies in Pittsburgh, wo die Zahl der Toten und Verwundeten in die Hunderte ging. Beide, Unternehmer wie Gewerkschaften, sind ent schlossen, bis zur Entscheidung zu kämpfen. Die Lage der Streikenden wird dadurch begünstigt, daß die neuen Wirtschaftsgesetze Roosevelts ihnen das Streikrecht aus drücklich zubilligen, ferner durch die Tatsache, daß die Kassen der Unternehmer, an sich natürlich die Kapital kräftigeren, infolge der seit Jahren anhaltenden Krise keine großen Rücklagen haben können. Das letztere aber gilt noch viel mehr von den Kassen der Gewerkschaften. Diese sind infolge der enorm gestiegenen Arbeitslosigkeit und der dadurch verursachten Beanspruchung durch die Erwerbslosen nur wenig leistungsfähig (die Schätzungen der Arbeitslosenzahl in Amerika, das keine behördliche Erfassung der Erwerbslosen kennt, liegen zwischen 12 und 17 Millionen). Dazu kommt, daß die Arbefterbanken, die 1931 noch über insgesamt 409 Millionen Dollar an Kavital und Nürnberg vor dm ReiWrleitG Nürnberg, 3. September. Am Montag, dem Tag vor der offiziellen Eröffnung des Reichsparteitages 1934, ist man in Nürnberg und um Nürnberg herum überall fieberhaft damit beschäftigt, letzte Hand anzulegen und Nürnberg das Gesicht zu geben, das feiner als Kongreszstadt des national sozialistischen Reiches würdig ist. Ueberall wird gearbeitet, ge hämmert, geprobt. In dem Riesenzeltlager der Hitlerjugend auf den Russenwiesen, wo über 2000 Spitzzelte 38000 Jungen beherbergen werden, ist man dabei, die letzten Zelte aufzustel len. Das Stroh ist bereits überall in die Zelte geschafft. Nun geht man daran, die Zelte gebietsmäßig einzuteilen. In dem großen SA.-Lager Langwasser ist man mit dem Zeltebau be reits fertig. Auch die vielen hundert Kochherde mit den Rie senkesseln sind gemauert und montiert. Straßen sind gebaut, Fernsprech- und Lichtleitungen sind gelegt, Sanitätszelte er richtet und selbst die Feuerwehr fehlt nicht; in jedem Lager be findet sich ein Beobachtungsturm, der Tag und Nacht mit Feuerwehrleuten beseht ist. Riesentoilettenanlagen wurden ge schaffen, lange Waschräume mit frischem Leitungs- und Quell wasser hergerichtet. An einer Ecke des Platzes ist der „Hilfszug Bayern" aufgefahren. Daneben stehen 10 lange Möbelwagen. Als man unversehens eine Tür des Möbelwagens öffnet, stellt man fest, daß die 10 Möbelwagen bis oben hin vollgepackt sind mit Broten, eine schier unvorstellbare Menge Brot, die aber gerade zur Verpflegung der dort untergebrachten Forma tionen ausrcichen wird. Die Luitpold-Arena ist nun für den Reichs-Parteitag würdig hergerichtet. Nur außen werden noch die Rasenflächen abgestochcn, die Wege gestampft und geharkt. Auf den Tribünen werden noch Bänke gestrichen. Sonst bietet die Arena nun schon das Bild, daß sie auf dem Reichspartei tag 1934 zeigen wird. In dem großen Postamt, das im Tier gartenschuppen neben der Kongreßhalle am Lüitpoldhain ent standen ist — ein Postamt, das auch einen großen Presseraum enthält — werden gerade die von auswärts herbeigezsgenen Postbeamten und Postbeamtinnen mit den Verhältnisten ver traut gemacht. Hier werden auch Dolmetscher für die Auslän der bereitstehcn. Auf der Zeppelinwiese, wo sowohl der Appell des nationalsozialistischen Arbeitsdienstes als auch der der PO. stattfinden werden, ist gerade der Arbeitsdienst dabei, die Ge neralprobe für seinen Appell abzuhallen. Ein Sprechchor, die Musikzüge und Fahnenschwinger bieten eine Leistung, die zu einem revolutionären Bekenntnis, zu einem harmonischen Gan zen verschmilzt. Die Straßen Nürnbergs sind nun wieder flammend rote Wege. Links und rechts steht Fahnenmast an Fahnenmast. Von den Masten wallen, im Winde sich bauschend, die langen roten Hakenkreuzfahnen. Mieder ziehen sich die grünen Guir- landen von Haus zu Haus. Der Adolf Hitler-Platz bietet nun wieder ein Bild, wie er es vielleicht während eines Turnirr spieles im Mittelalter geboten haben könnte. Aus allen Fen stern hängen Fahnen mit dem roten Adler, alte Städefahnen, Teppiche mit Wappen; das Ganze bietet ein so malerisches Bild, daß das Auge sich entzückt stundenlang daran weiden könnte. Die Tribünen ffir die Ehrengäste sind hier, bereits fer tig. Eine große Menschenmenge steht auf dem historischen Platz, von dem aus der Führer sowohl den Vorbeimarsch des nationalsozialistischen Arbeitsdienstes als auch den der SA. abnehmen wird. Dor dem Bahnhof hat man eine große Steh tribüne errichtet, da hier der Führer am Freitag Abend den großen Vorbeimarsch von 150 000 politischen Leitern abneh- men wird. Im Hause der Organisationsleitung des Reichs parteitages 1934 in der Schule am Frauentorgraben stehen Reserven verfügten, durch die Finanzkrise schwere Verluste erlitten haben und noch erleiden. Jetzt sollen sie, wie man an Hand der Zahl der Beteiligten des Textilstreiks er rechnen kann, wöchentlich eine runde Million Dollaran Unkosten haben. Trotz dieser für die Gewerkschaften sehr ungünstigen Lage will die Streikleitung noch gute Aussichten haben; sie stützt sich dabei sehr optimistisch auf die wiederholten Erklärungen der Regierung, in den Staaten solle niemand hungern. Gleichzeitig aber wird bekannt, daß die Zahl der Hilfsbedürftigen in den Vereinigten Staaten nach amt lichen Schätzungen in den nächsten Monaten auf 20 bis 23 Millionen zu steigen droht — das wäre ein Sechstel der Bevölkerung! Das dürfte auf kampflustige Elemente beider Parteien nicht gerade ermunternd wirken. Der Textilstreik kann für Amerika infolge seines riesigen Umfanges und infolge der täglichen Kapital verluste auf beiden Seiten schon bei geringer Dauer zu einer Wirts chaftskata st rophe für das Land werden. Präsident Roosevelt, dessen Bemühun gen um die soziale Hebung der breiten Massen ihm die Gegnerschaft mancher Unternehmerkreise eingetragen hat, wird einer Entscheidung nicht lange ausweichen können. N- ALM. die Fernsprecher keine Minute still. Noch einmal drängt sich kurz vor Beginn hier alles zusammen. Tausend Anfragen werden gerichtet, Hunderte von Quartiermachern melden sich, um Quartierzettel in Empfang zu nehmen, andere wieder, um Anweisung für die Verpflegung zu holen. Der Aufmarschstab unter Gruppenführer Schmauser ist mit den Absperrmaßnah- men und Sicherheitsvvrkehrungen beschäftigt. Vor dem Zim mer des Leiters und Organisators dieses Parteitages, des Reichsinspekteurs Schmeer, drängen sich nun alle die, die noch .letzte Wünsche haben. Mittags eine Ueberraschung: Drei Ar beitsdienstkapellen marschieren auf, um dem verdienten Reichs inspekteur Schmeer ein Ständchen zu bringen. Ganz besonders prächtig geschmückt ist das Hotel „Deut scher Hof", wo der Führer und die Reichsleitung der NS.- DAP. Wohnung nehmen werden. Wenige Minuten davon be findet sich die Dienststelle des nationalsozialistischen Arbeits- oicnstes. Die Bahnhöfe in Nürnberg und Umgebung sind nun alle auf den bevorstehenden Massemerkehr eingestellt. Es wurden 6 neue Abstellgleise geschaffen und eine Reihe von technischen Vorkehrungen zur Bewältigung dieses Riesenandranges ge troffen. Den Auftakt zum Reichsparteitag 1934 wird nun ant Dienstag Nachmittag der große Empfang der in- und auslän dischen Presse durch den Reichspressechef der NSDAP., NS.- Gruppcnjührer Dr. Dr. Dietrich, bilden. Außerdem wird auch der Auslandspressechef der NSDAP., Dr. Hanfstengel, eins gesonderte Besprechung mit der Auslandsprefse abhaltcn. Im Laufe des Abends werden der Führer und die Reichsleiter er wartet. Um 19.30 werden die Glocken Nürnbergs, die histori schen Glocken von St. Sebaldus und St. Lorenz, die Partei tagwoche einläuten. Eine halbe Stunde später wird der Führer im historischen Rathäussaal Nürnbergs den Reichsparteit rg eröffnen. * Statte Teilnahme der Reichswehr am Reichsparteitag in Nürnberg. Parademarsch der Truppen vor dem Führer. Die Wehrmacht wird am diesjährigen Reichspartei tag durch starke Abordnungen vertreten sein. Als Ehrengäste nehmen teil: der Neichswehrminister, Generaloberst v. Blomberg, die Chefs der Heeres- und Marineleitung, General der Artillerie Frhr. v. Fritsch und Admiral Dr. e. h. R a e d e r, die Ober befehlshaber der Gruppen 1 und 2, die Befehlshaber der Wehrkreise, die Chefs der Marinestationen und der Flotte, der Chef des Wehrmachtsamts. Außerdem entsenden Heer und Marine aus allen Truppenteilen des Reiches 96 Offiziere als Gäste nach Nürnberg. In einem großen Zeltlager und in den Nürnberger Kasernen sind feit einigen Tagen folgende Truppen teile vereinigt: ll. Ball., J.-N. 19, «. Vatl., J.-N. 21, R.-N. 18, KI. Abt., ll.-N. 7, Pionierbataillon 4, und Teile Pionierbataillons 7« Fahrabteilung 7, Kraftfahrabteilung 7 und Nachrichten abteilung 7. Am 8. September treffen drei Kompagnien der Marineschule Friedrichsort in Nürnberg ein. Das aus Magdeburg herangezogene Pionierbataillon 4 baut seit einigen Tagen sechs Hochbrücken über die Straßen Nürnbergs, durch die die An- und Abmärsche der Marsch formationen führen. Am 10. September werden die in Nürnberg versammelten Truppenteile unter Leitung des Jnfantericführers Vll, Oberst Ritter von Schobert, auf der Zeppelinwiese folgende militärische Darbietungen zeigen: Exerzieren einer kriegsstarken Eskadron des R.-R. 18, Herstellung von Fernsprech-, Blink- und Funk verbindungen durch Nachrichtenabteilung 7, gefechts mäßiges Exerzieren der IK. Abt. A.-R. 7, Vorführungen der Kraftsahrabteilung 7 und Pionierbataillon 7, Gefecht der verbundenen Waffen, an dem Infanterie mit leichten und schweren Maschinengewehren und Minenwersern, Reiter einer Art.-Abt., eine Pionierkompagnie und Teile der.Kraftfahrtruppe mitwirken. Den Abschluß der militärischen Vorführungen bildet ein Parademarsch aller in Nürnberg versammelten Truppen vor dem Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Den Abschluß des gesamten Parteitages bildet ein Großer Zapfenstreich der Wehrmacht vor der Unterkunft des Führers, an dem Teile vom J.-R. 19 und 21, Pt.-Batl. 4 und 7, R.-R. 18, Art.-Reqt. 7 und Nachr.- Abt. 7 teilnehmen. Unter der musikalischen Leitung des Heeresmusikinspizienten werden hierzu sieben Musikkorps, sieben Spielmannszüge und zwei TromveterkuM ver- riniat-