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WWUMck- UmM, NO», Ädmlktz «id die NWWk«. AmtsbtcLtL "für die Kql. Amlsbauvimanul'ckLf! ^i Meißen, das Lat. Amtsgericht und den Sladtraiö zn Mtsdruff." Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 1t) Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 101. Dienstag, den 20. Dezember 1887. - — - - . - - Kommenden Donnerstag, den 22. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Wilsdruff, am 19. Tlecember 1887. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Z/ageögesOichte« Berlin, 16. Dezember. Die Wahlprüfungskommission hat, der „Kreuz-Ztg." zufolge, heute beschlossen, zu beantragen, daß die Wahl des Abg. Eugen Richter (Hagen) für ungiltig erklärt werde. Im Wahlkreise Hagen hatte sich ein sozialdemokratisches Wahlkomitee gebildet, dasselbe wurde auf Verfügung der Regierung zu Arnsberg aufgelöst. In Folge erhobener Beschwerde hob der Minister die Verfügung wieder auf. Die Fortschritts partei, das Centrum und die ganze Linke gehen nun von dem Grundsatz aus, daß bei solchen Vorgängen, namentlich bei einem nicht aufrecht zu erhaltenen Eingreifen der Behörden die ganze Wahl stets für ungiltig zu erklären sei. Die Konservativen stehen aber auf dem Standpunkt, daß man jeden Fall für sich behandeln müsse; wenn sich unbestreitbar eine Majorität für den Gewählten ergebe, so sei die Wahl trotz alledem als giltig anzusehen. Auf Grund dieser Ansicht und mit Rücksicht auf die betroffene Person war der Austrag dieser Prinzipien heute von besonderer Wichtigkeit. Die Konservativen enthielten sich der Abstimmung, denn sie hatten keinen Grund, ihren Grundsatz zu Gunsten des schärfsten Gegners zur Anwendung zu bringen. Danach wurde die Wahl E. Richter's mit 6 Stimmen (Freisinnige, Ultramontane, Nationall'berale) für ungiltig er klärt; 4 Mitglieder gaben ihre Stimme nicht ab. Der Reichstag hat am Freitag in erster Lesung den Gesetzentwurf berathen, welcher die sofortige Verstärkung des deutschen Heeres bezweckt, und die Verhandlungen haben den erfreulichen Beweis geliefert, daß, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, alle Parteien gewillt sind, der Heeres leitung eine halbe Million ausgebildeter Soldaten mehr als jetzt zur Verfügung zu stellen, um jeden von anderer Seite ausgehenden Friedens bruch abwehren und züchtigen zu können. München. Bis zu welch' riesiger Ausdehnung die Einfuhr von fremdem Getreide hierher gewachsen ist, möge folgende Thatsache bezeugen. Die magistratische Lagerhausverwaltung München zahlte am 26. November 535 000 Mk. Getreidezoll, seitdem täglich 6—8000 Mk. Ein Krach im Münchener Getreidehandel soll trotz aller wilden Spekulation i doch nicht zu besorgen sein. Die hier angemeldeten Getreidemassen, deren Transport über Passau und Simback absolut nicht mehr zu bewältigen ist, in der Zeit wenigstens, welche von den Importeuren gewünscht wird, würde Tausende von Waggons erfordern. Die noch schwebende interessante Angelegenheit auf dem Gebiete der hohen Politik, diejenige der gefälschten Bismarck-Depeschen, hat inso- ! fern rinrn Fortschritt gemacht, als man sich nunmehr an leitender Stelle i in Petersburg vollständig von der vorliegenden Fälschung überzeugt haben soll. Ob freilich endlich die im Interesse der deutschen Politik wie der allgemeinen Friedenssache so nothwendize völlige Aufklärung dieser sensa tionellen Affaire erfolgen wird, muß noch immer bezweifelt werden, denn es scheinen geheime, aber mächtige Einflüsse gegen die vollständige Zer- reißung des gegen die deutsche Politik gesponnenen Zntriguennetzes thätig zu sein. Der Ernst der Zeit leuchtet aus jedem Paragraphen der neuen! Wehrvorlage im Reichstag und aus jedem Wort der Begründung hervor und auch die hervorragenden Blätter der Opposition verschließen sich ihm nicht. Es ist offenbar, daß im Fall eines Krieges sich das ganze Land in ein Kriegslager verwandeln wird und ein neuer Körner die „Buben hinter dem Ofen" mit der Laterne suchen könnte. Aus Berlin gehen nach Wien häufig warnende Winke, die russischen Heereswolken an der Grenze nicht auf die leichte Achsel zu nehmen, und man versteht dort diese Winke, i wie die fast täglichen Berathungen der höchsten Militärs unter Vorsitz des > Kaisers deutlich zeigen. Man weiß den sicheren und starken deutschen Bundesgenossen in Oesterreich vollauf und ohne Mißtrauen zu schätzen, man wird aber auch daran erinnert, daß Jeder im großen Kampfe auf sich selbst zuerst rechnen muß. Wenn Bergsteiger eine gefährliche Partie unternehmen, so giebt es Stellen, wo sie sich mit dem Seil verbinden müssen und jeder Anlehnung an den anderen hat; es giebt aber auch ! Augenblicke und Stellen, wo sie das Seil ablegen und Jeder auf seine! Kraft angewiesen ist, wean er sich auch unter Freunden und Kameraden weiß, die ihm, wenn möglich, zu Hülfe kommen werden. Was ist das? Der „Russische Invalide" in Petersburg führt aus, nicht Rußlands militärische Stellung an der Grenze sei eine aggressive, viel eher könne diejenige Oesterreich-Ungarns und Deutschlands als eine solche angesehen werden. Fangen die Reibereien schon an? Dem „Czas" zufolge soll in den letzten Tagen eine größere Anzahl russischer Truppen von der österreichischen zur preußischen Grenze geführt worden sein. General Gurko seinerseits hat den sämmtlichen Kommandos in Polen mitgethcilt, es liege kein Grund vor, die Beurlaubung bei den Truppen anläßlich der bevorstehenden Festtage zu verweigern. Für Weihnachten sind wir also sicher! In einem zweiten umfangreichen Artikel giebt der „Invalide", das offizielle Blatt des russischen Kriegsministers, eine eingehende Darlegung des Truppenbestandes in den letzten Jahren in Deutschland und Oesterreich- Ungarn im Allgemeinen sowohl, wie insbesondere in den Grenzgebieten, der Eisenbahnlinien zur Heranführung der Truppen an die Grenze, der Knotenstationen zur Ausladung, der Konzentrirung an der Grenze, sowie der Lagerfestungen erster Klasse im Grenzgebiet. Die meisten Wiener Blätter geben nicht die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens auf. Am 17. Vormittags fand abermals unter Vorsitz des Kaisers eine Militärkonferenz statt, an welcher die bekannten Persönlich keiten Theil nahmen. Die in Wien weilenden Landesvertheidigungsminister Varon Fejervary und Landeskommandirender Graf Pejacsevich wurden nicht zugezogen. Die Konferenzen in der Hofburg sollen nur Vorberathungen zu einem demnächst stattfindenden großen Marschallsrath sein. Fürst Win- dischgrätz, welcher gegenwärtig in Wien sich aufhält, wird nächster Tage in Krakau eintreffen und das Kommando des ersten Armeekorps übernehmen. In Krakau cirkuliren Gerüchte über russische Truppentransporte auf den Bahnen in der Richtung gegen Galizien. Der „Nord" meldet: Rußland wolle weder Krieg, noch werde es Krieg führen, doch beanspruche es voll und ganz das Recht, alle erforder lichen Maßregeln ergreifen zu können, um eine eventuelle Invasion in sein Land für den Angreifer verhängnißvoll zu machen. Rußland wäre keine unabhängige große Macht mehr, was es doch sein wolle, wenn es gestattete, daß man von ihm Rechenschaft darüberfordere, was es, im Interesse seiner Sicherheit, zu thun für angemessen halte. Auf die hoffnungsfreudigen Botschaften, welche aus San Remo von dem befriedigenden Befinden des deutschen Kronprinzen die letzten Wochen über eingegangen sind, ist jetzt leider wieder eine beunruhigende Nachricht gefolgt. Es sind bei dem hohen Kranken plötzlich Anzeichen einer neuerlichen Zunahme der Wucherungen im Halse aufgetreten, infolgedessen Ur. Mackenzie auf telegraphisches Ersuchen der Frau Kronprinzessin sich schleunigst von London nach San Remo zurückbegeben hat. Dieser Rück schlag in dem Befinden des kronprinzlichen Herrn berührt um so schmerz licher, als die erwähnten erfreulichen Nachrichten der letzten Zeit immer zuversichtlicher lauteten und auch in ärztlichen Kreisen Unterstützung fanden und kann man der wiederum veränderten Sachlage gegenüber nur den innigsten Wunsch aussprechen, daß der ärztlichen Kunst auch diesmal die Wiederbescitigung der Wucherungen, ohne hierdurch ernste Gesahren für den theueren Kranken herbeizusühren, gelingen möge. Ein Privattelegramm der „Vvssischen Zeitung" aus San Remo vom 17. Dezember sagt: „Heute früh 9 Uhr waren die Aerzte Mackenzie, Schrader, Krause und Howell eine halbe Stunde in der Villa Zirio. Es wurde festgestellt, daß das Allgemeinbefinden des Kronprinzen, wie auch der ört liche Zustand des Kronprinzen durchaus befriedigend sind. Mackenzie ist zufrieden und vertrauensvoll überzeugt, daß seine längere Anwesenheit nutz los sei. Die neue erbsengroße Wucherung befindet sich auf dem linken Stimmbande, dem Taschenbande, welches auch leicht geschwollen ist. Sie hat auck ebensowenig zweifellose Krebskcnnzeichen, wie die frühere Wucherung welche Mackenzie niemals kategorisch für Krebs erklärt hat. Die erfolgte Vernarbung jener Wucherung, welche bei einem Krebsgebilde als Unicum dastände, läßt eher einen günstigeren Krankheitscharakter vermuthen, doch wagt noch Niemand einen zweifellosen Ausspruch." Welch herzlichen Antheil an dem Ergehen unseres Kronprinzen man in England nimmt, geht aus einer Rede hervor, welche derCivillord der Admiralität, Ashmed Bartelett, in einem Birminghamer konservativen Klub dieser Tage gehalten hat. Die Zukunft, so äußerte sich der Redner, sei nicht ganz unbewölkt, aber vielleicht der dunkelste und betrübendste Punkt am Horizont sei die Krankheit, die einen der treuesten und edelsten Charaktere, welche die Geschichte des modernen Europa schmücken, befallen habe und die allgemeine Theilnahme Europas errege. Die Welt wende besorgt die Blicke nach dem deutschen Kronprinzen, dem tapferen Ritter und Krieger ohne Furcht und Tadel, einem Prinzen, der so viel zur Einigung Deutsch lands und der Erhaltung von dessen Stärke und Größe gethan habe, dem Erben eines glanzvollen Reiches und der schönen Hoffnung des jüngst ge einigten Volkes. „Wir können nur hoffen, daß die Vorsehung in gütigen, geheimnißvollen Fügungen dieses schwere Leiden zum Guten wenden, ein Deutschland so kostbares und Europa so Werth volles Leben erhalten werde." Das Erdbeben in Süd-Italien, von dem wir kürzlich berichteten, hat besonders in Bisignano furchtbare Verwüstungen angerichtet. Aus Rom schreibt man darüber: Bisignano ist ein großer Trümmerhaufen. Die wenigen noch stehen gebliebenen Mauern drohen einzustürzen und müssen eingerissen werden, um ferneres Unglück zu verhüten. Verschwunden ist die herrliche Domkirche, verschwunden die gothische Kirche San Domenico und die übrigen 14 Kirchen, welche die Stadt zierten. Kein einziger Palast ist unversehrt, 900 Häuser sind zerstört. Der Stoß war ein furchtbarer. Dennoch wäre das Unglück unerklärlich, wenn nicht die ganze Stadt auf angeschwemmtem Kiesboden stände. DieBevölkerung irrt unter den Trümmern umher und sucht mit der Phantasie aufzubauen, was die Augen als un wiederbringlich verloren vor sich sehen. Bei der Ankunft des Präfekten brach diese stumme Volksmenge in ihrem Schmerz in herzzerreißendes lautes Geschrei aus. Wohl that es Noth, daß der Präfekt ankam, denn der Schreck hatte alle Gemüther gelähmt, und es fehlte jede Initiative. Trotz des nächtlichen Dunkels wurde beim Scheine der Laternen jeder Winkel der Stadt durchsucht und es wurde nichts versäumt, um schnelle und wirk same Hilfe zu bringen. Dank der Umsicht und Energie, welche bei diesen Anordnungen gezeigt ward, konnten alle Verwundeten sofort die allernoth- wendigste Hilfe haben; sie wurden verbunden und so weit das anging,