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WaEMM WM, Wil, Meckhi «ü die WMdcL Arntsötatt « du K-t. UmtshauPtmannschaft zu Meißen, das Kgl- Amtsgericht und de» Ktadtratt pl MbdaU. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 42. Freitag, den 27. Mai 1887. Verordnung, die Revision der Wahllisten für die Landtagswahlen betreffend. Mit Rücksicht ans die im Laufe dieses Jahres vorzunehmenden ErgSnzungswahlen für die II. Kammer der Ständeversammlung werden alle nach § 23 des Wahlgesetzes vom 3. Dezember 1868 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 1369) mit Führung der Listen -er stimmberech tigten beauftragten Organe hierdurch besonders darauf hingewiesen, daß diese Listen im Monat Juni dieses Jahres einer Revision zu unterwerfen sind und sofort am Anfänge genannten Monats die in 8 11 der Ausführungsverordnung zu dem gedachten Wahlgesetze vom 4. Dezember 1868 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 1378) vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen ist. Hierbei wird zur Beseitigung irriger Auffassungen, welche bei früheren Wahlen zu Tage getreten sind, noch darauf aufmerksam gemacht, daß zu Begründung der Stimmberechtigung für die Wahlen zur II. Kammer der Ständeversammlung nach § 18 Absatz 1 sub d die Abentrichtung eines Betrages von mindestens 3 M. an Grundsteuern oder an Einkommensteuer oder an beiden zusammen erforderlich ist, der Betrag von 3 M. aber schon genügt und nicht überschritten zu sein braucht. Da hiernächst es mit dem Principe der Geheimhaltung der Ergebnisse der Einschätzung zur Einkommensteuer nicht vereinbar ist, wenn, wie bisher häufig geschehen, der Betrag der Einkommensteuer, welchen Stimmberechtigte der gedachten Art thatsächlich zu zahlen haben, in der öffentlichen Liste der Stimmberechtigten aufgeführt wird, so ist künftig an der betreffenden Stelle der Liste nur zu bemerken, daß der Betrag der in Betracht kommenden Steuern „mindestens 3 M." betrage. Es ist zu empfehlen, solche Listen, in welchen der Betrag der Steuern noch aufgeführt ist, darnach einer Umarbeitung zu unterwerfen. Dresden, am 18. Mai 1887. Ministerium -es Kunern. —v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. - Mkanntmächung, das Aushebungsgeschäft im Aushebungsbczirke Nossen btrssd. Die diesjährige Aushebung im Aushebungsbezirke Nossen wird am S. und 10. Juni dss. Jrs. von Bormittags 8 Vs Uhr an im Gasthofe zum „Deutschen Haus" in Nossen stattfinden. Zur Vorstellung kommen die wegen häuslicher Verhältnisse und wegen ihrer körperlichen Beschaffenheit zur Ersatz-Reserve I. Kl. sowie simmtliche als tauglich zur Aushebung in Vorschlag gebrachte Militärpflichtige. Den vorzustellenden Mannschaften werden von hier aus durch die Ortsbehörden besondere Ordres zugehen; es werden dieselben aber hier durch noch besonders aufgefordert, sich zu Vermeidung der sie bei ihrem Nichterscheinen nach § 24^ und § 653 der Ersatz-Ordnung treffenden Strafen und Nachtheile zur bestimmten Zeit an dem angegebenen Orte pünktlich einzufinden und hierbei den LoofungSschein und die Or-re mit zur Stelle zu bringen. Gleichzeitig werden die Stadträthe von Nossen und Lommatzsch, sowie die Herren Bürgermeister von Wilsdruff und Siebenlehn und die Herren Gemeindevorstäude der zum Nossener Aushebungsbezirke gehörigen Ortschaften aufgefordert, zu den anberaumten Aushebungsterminen sich mit einzufinden, beziehendlich einen geeigneten Vertreter abzuordnen. Ferner werden die genannten Ortsbehörden veranlaßt, den etwa eintretenden 4t b - und Zugang Gestellungspflichtiger bez. unter Beifügung der erforderlichen Stammrollen - Nachträge ungesäumt anher anzuzeigen. Meißen, am 24. Mai 1887. Der Civil-Vorsitzende der König!. Ersatz-Commission, Amtshauptmann v. «Kirchbach. Die für den Monat März dieses Jahres festgestellten Durchschnittspreise für Marschfourage im Hauptmarktorte Meisten sind svlgende: 5 M. 94 Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 - - - - 50 - Heu, 2 - 43 - - 50 - Stroh. Meißen, am 24. Mai 1887. Königliche Amtshauptmannschast. v. Kirchbach. Bekanntmachung. Der in hiesiger Flur gelegene Draet -eS WilS-russ - Hühn-orser EummunieationSwegeS wird wegen Mafsen- Ichutt für den Fährverkehr vom AI. Mai bis 8. Knni u. v gesperrt. Der Verkehr wird über Sachsdorf und eventuell Kaufbach gewiesen. Wilsdruff, am 26. Mai 1887. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. DageSgeschichte. Die zahlreichen Petitionen gegen Hausirhandel, Wanderlager und Abzahlungsgeschäfte sind von der Petitionskommission des Reichs tags durchberathen worden. Der Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung Hürde mit 19 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Der Antrag auf „Berücksich tigung" wurde ebenfalls mit 11 gegen 11 Stimmen abgelehnt, dagegen der Antrag, die Petitionen zur Erwägung zu überweisen und zu empfehlen, unt 12 gegen 10 Stimmen angenommen. Die Kommission schlägt daher dem Plenum vor, die Petitionen dem Kanzler zur Erwägung in der Rich- Aug zu überweisen, in wie weit die in den Petitionen gerügten auf dem Miete des Gewerbewesens hervorgetretenen Mißstände durch eine Aenderung, M es des bürgerlichen, sei es des Gewerberechts, beseitigt werden können, ahne die berechtigten Formen des Gewerbebetriebes zu beeinträchtigen. Frankreich hat nach Abschluß seines militärischen Retablissements " einem Zeitraum von etwa 12 Jahren seine ohnehin so hohe Staats- Mld um etwa 6 Milliarden Francs, also um eine Milliarde mehr ge- ueigert, als die Kricgsenschädigung in Folge des Krieges von 1870/71 Jedes Jahr hat sich die Staatsschuld durchschnittlich um eine Mde Milliarde erhöht, deren Zinsen den französischen Steuerzahlern zur ap fallen. Die Ursachen dieser üblen Finanzwirthschaft, deren Fortführung zu dem finanziellen Ruin des Landes führen muß, liegen zu einem Theil in den militärischen Rüstungen, welche weniger um der von keiner Seite bedrohten Sicherheit des Landes, als der Popularität des Revanchegedan kens wegen unternommen sind, zum anderen Theil in Bauten und Anlagen an sich wirthschaftlicher Natur, welche aber nicht dem allgemeinen Verkehrs- bedürfniß, sondern mehr dem Wunsche entspringen, durch Befriedigung von Sonderinteressen aus dem Gemeinsäckel die jeweiligen Machthaber po pulär zu machen. Die geradezu erschreckende Vermehrung der französischen Schuldenlast ist sonach nicht die Folge vermehrter Bedürfnisse des Landes, deren Befriedigung im Interesse des Gemeinwohls nicht füglich hätte hinausgeschoben werden dürfen, sie entspringt vielmehr den Machtinteressen der herrschenden politischen Richtung, zum Theil selbst nur einer Clique innerhalb derselben. Das gleiche Spiel mit den Interessen der Gesammt- heit zu Gunsten von Machtbestrebungen einzelner Personen oder Parteien wiederholt sich bei der Bildung von Ministerien. Dreiundzwanzig Mal hat in den 16 Jahren des Bestandes der französischen Republik das Ca- binet gewechselt, und regelmäßig war die Ursache des Sturzes in der Ab sicht parlamentarische Größen zu suchen, sich selbst ans Ruder zu bringen. Zu diesem löblichen Zwecke wird ungescheut mit den schärfsten Gegnern der Republik zusammengewirkt und vor keiner Jntrigue zurückgeschreckt.