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Msdrilff, Tharandt. Nossen, Siebentel)« «nd die Umgegenden. Amtsblatt k das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Ttadtrath daselbst. jährlicher PränuniercitiouSpreis 10 >!gr. — Jnsertionsgcbühren für den Naum einer gespaltenen Ccrpnszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaig« Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Tanke angenommen, nach Befinden honvrirt. ' 76. Freitag, den 23. Hctober 1868. T a g e s g e s ch i ch t e. Heber die in Dresden sich ereigneten Dienstmannexcesse wird noch Inches nachträglich berichtet. So thcilt die „S. Z." u. A. mit: es inmitten dieser bedauerlichen Ercesse auch an etwas recht schein nicht fehle, war heute an den Straßenecken ein Extrablatt Triers mit einer von vr. Löwenthal, Advokat Fränzel und vr. "er unterzeichneten Ansprache an die Arbeiter angeschlagen, welche ^en zur Ruhe ermahnt und die Versicherung crtheilt, für das i der Betheiligtcn werde geschehen, was Rechtens sei, für dieses sei der „Kurier" (unter der Maske der Gewcrbcfreihcit) ent- "n cingetrcten; weitere Schritte im Interesse der unbeschränkten ^§nmd Gcnossenschaftsfreihcit würden geschehen; von Seiten der Behörde würde ihnen schon Recht werden. Jede Gewalt et erschwere das, jeder Scaudal sei nur der Reactiou förderlich, "ie Verwaltung der Handarbeiter-Genossenschaft richtet an die '^ner Dresdens folgenden Protest: „Die bedauerlichen Vorkomm- ' der letzten Tage und das Gerücht, als ob wir die Stifter der foien, veranlassen uns, hierdurch öffentlich gegen diesen Vor- l zu prvtestircn. Unsere 12!> Mitglieder sind fast ausnahmslos ".iieiwäter und gediente Soldaten, und wohl wissen wir, daß der unserer Mitglieder, ohne ein Monopol zu beanspruchen und 'dm autorisirten Instituten irgendwie zu nahe treten zu wollen, "ach Belieben kleiden zu dürfen, nur auf gesetzlichem Wege er- werden kann. Die Svmpathieen der Bürgerschaft, deren wir Zu erfreuen haben, wissen wir hoch zn achten, und es würde §'t sein, wollten wir durch unnütze und das Wohl aller gefähr- - Tumulte uns dieselben verscherzen. Meißen, I!). Dctober. Am Sonnabend Nachmittags gegen 4 .iah man aus den Fenstern des Krüger'schen Hauses in Niedcr- dicken Rauch dringen, eilte hinein und fand darin eine bren- - Kinderbettstelle, in welcher ein kleines Kind lag, das dem Ersticken und Verbrennen schnell entrissen ward. Ein anderes Kind hatte mit der Lampe eine Scheere inner dem Belieben und dasselbe dabei in Brand gesteckt. — Dies ist eine erneute nicht genug zu beherzigende Mahnung, Zündhölzchen so aufzu- ^rm/dah sie von sich selbst überlassenen Kindern nicht erlangt sn können. (M. Bl.) .Durch einen von Leipzig auf der Thüringer Bahn abgehenden Schnellzug in der Gegend von Dürrenberg ist ein zweispünniger Mgen, dessen Führer eingeschlafeu war und daher nichts davon ge- batte, daß die Pferde bei einem Eisenbahnübergang nicht nur über die Schienen, sondern der Bahn entlang gelaufen waren, ' Zerfahren worden. Die beiden Pferde haben dabei ihren Tod ^m, der Wagenführer ist mit einigen schweren Verletzungen da- ^emmen. ou der Nacht zum 14. d. M. ist bei dem Tuchfabrikanten Stange >n Neustadt b. St. ein sehr beträchtlicher Einbruchsdiebstabl .i worden. Die Diebe haben sich den Eingang zum Verkaufs- dadurch zu verschaffen gewußt, daß sie den Fensterladen zer- nnd eine Fensterscheibe eiudrückteu. Hierauf baben sic die Ein- b^hür, die durch eine schwere Eisenschiene geschlossen gewesen, W und drei Fächer, mit den feinsten Tuchwaaren angefüllt, rein Wundert. Der Schaden wird auf 1000—1200 Thlr. berechnet. Wi haben die Diebe eine Brieftasche mit 40 Thlr. Papiergeld mit- Wicn und sich auch der ziemlich ansehnlichen Reste eines Schweine- und des dazu gehörigen Krautsalats bemächtigt. Ms der Provinz Preußen schreibt man: In welcher haarsträn- Weise Grund und Boden in unserer Provinz entwerthet ist, ji aufs Neue eine Nachricht der „Land- und Fvrstwirthschaftli- ositung der Provinz Preußen," nach welcher das Gut Gr, War- d« Insterburg in der Subhastalivn für 2-1,000 Thlr. verkauft Während sein letzter Erwerbspreis 01,000 Thlr. betrug. Diese Differenz scheint um so greller, wenn man erwägt, daß der Kreis W«rg keineswegs ungünstige Verkehrsverhältnisse bat. Die Ur- e io schlimmer Erscheinungen kann nur in dem allgemeinen Dar niederliegen des Verkehrs und in der durch die fortdauernde Kriegs- surcht herbeigeführten vollständigen Lähmung der Unternehmungslust gesunden werden. Das französische Geld betreffend, wollen wir unsere Leser daran erinnern, daß vom 1. Nov. d. I. an, also schon in weniger als 2 Wochen, die sranzösischen Ein- und Zwei-Francs-Stücke, welche eine ältere Jahreszahl als 1868 tragen, nichts mehr gelten; ebenso auch die halben Francs- und Vier-Sous-Stücke mit der Jahreszahl 1850 und 1851 verlieren alle Geltung mit dem 1. Januar 1860. Darum sorge ein Jeder, daß er nicht in Schaden kommt, denn die besagteil Müuzstücke verlieren allen Geldwerth, sind also nur noch ihren Nie tallgehalt werth, der aber, besonders bei den Schweizer Geldstücken ziemlich gering ist. In der Schweiz herrscht ein schöner Wetteifer, den Ueber- schwemmten zu helfen, am schönsten ist aber, daß sogar die Zucbl- häusler in Wallis 500 Franks von ihrer Hände Arbeit beigesieuert haben. In Rom hat der Papst ein ganzes Nonnenkloster aufhcben und die Nonnen sämmtlich in ihre Heimath entlassen müssen, weil sie das Gelübde der Keuschheit übertreten hatten. Spanien wird in den nächsten Wochen ein interessantes Schau spiel geben, das ganze Volk wird abstimmen über Republik lind Monarchie und weiter, wer Präsident oder König werden soll. Das Schauspiel wird um so interessanter sein, da die eine Hälfte der Wäh ler die andere wird bitten müssen, die Wahlzettel zu schreiben, denn selber schreiben kann sie nicht. Den Theoretikern macht das viel Be denken, ob ein Volk reif zur Freiheit sei, das nicht schreiben kann. Kaiser Napoleon wird kein Bedenken haben; auch er hat ja über fick im Volke abstimmen lassen und hat keinen Anstoß daran genommen, daß von den 7^ Mill. Wahlzetteln, die seinen Namen trugen; die Hälfte von den Geistlichen geschrieben wurde. 300 spanische Jesuiten haben den Weg nach Frankreich gefun den. — Nach einem Gerüchte ist auf Prim geschossen worden; der General wurde nur leicht gestreift und befahl, den Schützen laufen zu lassen. Tas Decret über die Freiheit des Unterrichts wird in ganz Spanien mir Jubel begrüßt, obwohl es den Gemeinden starke Lasten znmuthet. Nach Depeschen, die der „France" zugegangen sind, soll die re volutionäre Junta in Madrid beantragt haben, die Königin nnd ihre srühcren Minister in Anklagestand zu versetzen. Die Engländer thuen an den Spaniern, was sie können. Mit einem König können sie ihnen nicht aushelfen; denn die Spanier können nur einen katholischen Fürsten braucben uud die Engländer haben nur protestantische Prinzen rind die schöne Einrichtung, daß diese um eines Thrones willen ihre Religion nicht wechseln dürfen. Dagegen geben sie einen Credit in einer Anleihe von 700 Mill. Re alen. Die spanische Revolution kostet nämlich viel Geld; denn 1) sind alle Offiziere und Unteroffiziere der siegreichen Armee bis zum Oberst leutnant um einen Grad befördert worden und 2) giebts eine Arbei terarmee in den großen Städten, die wie die Berliner Rehberger anno 1848 vom Staat beschäftigt sein will und in Madrid si Tag und Kopf 5 Sgr. kostet. Die Zölle re. gehen auch schlecht ein, in man chen Provinzen hat das Volk die Zölle sogar auf eigene Faust auf gehoben und heruntergesetzt, was den Engländern zu gute kommt, die iu Massen Waaren zollfrei ins Land werfen. Ein Brief des „Temps" aus Barcellona berichtet folgende Tbat- sache, die deshalb von Interesse sei, weil sie zeige, von welchen Prin zipien die neue spanische Regierung sich leiten läßt: „Deutsche Israe liten haben eine Petition an die Madrider Negierung gerichtet, um die Autorisation zu erlangen, sich in Spanien niederzulasscn. Sie ha ben den Bescheid erhalten, daß es dazu durchaus keiner Erlaubniß bedürfe, da die spanische Constitution die Freiheit der Cnlte procla- mirt habe und sich zu keinem einzigen bekenne." Der Cönstitutionel, der sür die spanische Regierung nicht sehr eingenommen ist, bringt von einem Jcsuitenfreunde folgende Klage: „Die Maßregeln gegen