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WochmMaH Hür Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Ticbcnlchii und dir UmHcgexden. Umisölait für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ^7 78. Freitag, den 8. Hctober 1868. Geld noch Beschäftigung habe und weder betteln noch stehlen wolle. Meißen, den 3. October. Heute Nachmittag ereignete sich in dem zunächst der „Knorre" gelegenen Stcinbruche das Unglück, daß infolge einer zu zeitigen Entzündung des bereits eingerammten Spreng pulvers drei Arbeiter nicht unerheblich im Gesicht lind an Len Hän den verbrannt wurden. Die Entzündung selbst dürfte ihren Grund in der durch den eisernen Sprengstoü hervorgebrachten Reibung ha ben, welcher leider immer allzuwenig gefürchtet wird. Bautzen, 4. Oclober. In dem Stunde von hier entfernten Dorfe Burk Hal hente früh l Uhr eine große Feuersbrunst stattgc- funden, wodurch 6 Bauergüter mit sämmtlichen Erntevorräthen zer stört worden sind. Boi dem allzuschnellen Umsichgreifen des Feuers ist überhaupt nur wenig gerettet worden. Leider 'sind in den Flam men 20 Stück Schweine und Ferkel und 3 Pferde umgekommen. Großhartmannsdorf, 2. October. Die in diesem Jahre ganz besonders vielen Unglücksfälle haben sich abermals vermehrt durch zwei neue, auffallend durch ihre Aehnlichkeit. Tief und schmerzlich davon getroffen wurden zwei Familien aus hiesigem Orte mt Namen Drechsel und Köhler. Die Frau der ersteren machte vor einigen Ta gen mit ihrem 3jährigen Mädchen einen Besuch bei ihren Aeltern iil Oederan. Während dieses Aufenthaltes daselbst fällt ihr Kind in einen Wassertrog und ertrinkt. — Fast zu gleicher Zeit besuchte die Mutter der zweiten Familie, Frau Köhler, mit ihrem ebenfalls 3- jährigen Mädchen ihre Eltern in Obersavda. Während ihres Hier seins macht sich das Kind am Wassertroge zu thun, fällt gleichfalls hinein und findet darinnen seinen Tod. Am 30. September ist zwischen der k. sächsischen und der k. k. österreichisch-ungarischen Negierung ein Staatsvertrag abgeschlossen worden, durch welchen die Angelegenheit des Anschlusses der projec- tirten österreichischen Bahnen an das sächsische Netz zur definitiven Erledigung gebracht wird. Der Vertrag bezieht sich unter Anderem auf die Bahnen von Chemnitz nach Adorf, von Annaberg nach Wei- pert, sowie von Groß-Schönau und Numburg nach der Löbau-Zittauer Tag tsgeschich te. Wilsdruff, am 7. October 1869. Für die durch Brandunglück schwer heimgesuchten zwei Städte Zschopau und Frauenstein milde Gaben anzunehmen, hat sich auch das hiesige Königliche Gerichtsamt bereit erklärt. (Siehe das Inserat in heut. Nr.) Die Dr. N. melden aus Dresden vom 3. October: „Sichern: Vernehmen nach ist gestern der beim königl. Hoftheater als Beleuch- tungsinspector ängestelll gewesene Fahrenwaldt auf Requisition des kömgl. Bezirksgerichts allhier von der königl. Polizcidirection ver haftet und von dieser in das Bezirksgerichrsgefängniß eingeliefert worden. Die Weigerung der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft, die bei ihr versicherte Vrandcntschädigung für das Dresdner Hof- iheater zu bezahlen und es auf einen Prozeß ankommen zu laßen, wird um so lebhafter besprochen, als dadurch die Wiederherstellung des abgebrannten Theaters wesentlich erschwert wird. Das glimpf lichste Urtheil, welches über diese Weigerung gefällt wurde, geht da hin, daß es ein im höchsten Grade uncoulantes Verfahren der Mag deburger Gesellschaft sei und alle bei ihr Versicherten stutzig und be denklich machen müsse. Wie man dem „B. B. C." aus Dresden meldet, wird der Prozeß, welcher die Entschädigungsfrage für die Magdeburger Gesellschaft in Sachen des Theaterbrandes zur Ent scheidung bringen soll, bereits vorbereitet. Derselbe gelangt vor dem Leipziger Bezirksgericht zur Verhandlung, da Leipzig der Sitz des Generalbevollmächtigten für das Königreich Sachsen ist. Frauenstein, eine kleine Stadt von 13—1400 Einwohnern, treibt in der Hauptsache Ackerbau und bürgerliche Gewerbe, die dor tigen Weber machen vorzüglich Leinen und arbeiten für die Umge gend. Es besitzt ein altes und ein neues Schloß auf einem Felsen- Plateau, oberhalb des Marktes gelegen, das alte Schloß ist Ruine, in dem neuen befindet sich das königliche Gcrichtsamt. Kaiser Hein rich I. setzte auf der Fmuensteincr Burg kaiserliche Vögte, die im 12. Jahrhundert erblich wurden. Im 14. Jahrhundert kam cs an die Burggrafen von Meißen, 1440 an Churfürst Friedrich den Sanf ten, 1473 mit der Stadt an die von Schönberg und 1647 durw Kauf an Churfürst Johann Georg I. Vom 14.—16. Jahrhundert trieb die Stadt ergiebigen Bergbau; 1534 brannte sic zugleich mit der Kirche und 1728 mit der Kirche und beiden Schlöffen: ab. Das alte Schloß ist seitdem Ruine, das neue wurde 1783 wieder aufge baut, brannte 1814 abermals ab nnd wurde 1817 wieder herge stellt. Aus Frauenstein, 4. October, wird dem Dr. I. berichtet: Den bereits bekannten Daten über den hiesigen Stadtbrand ist, was den Umfang des Unglücks betrifft, wenig hjnzuzufügen. Die innere Stadt zählt überhaupt 143 Brandkatasternummcrn. Von diesen sind abgebrannt 84 und zwar mit 83 Wohngebäuden, 60 Nebengebäu den und 28 sonstigen bei der Jmmobiliarversicherungsanstalt versich erten Gegenständen. Diese in Asche liegenden Vcrsicheruugsobjecte, vorbehältlich der bei der Schädcnwürderung sich ergeben werden den Abzüge bei Partialschäden, deren freilich nur wenige sein dürf ten, für erhalten gebliebene Keller, Gründungen u. ft w., Werthe von 156,740) 14,460 und 14,630 Thlr., zusammen 185,770 Thlr. Erhalten geblieben ist in der Hauptsache nur der ärmste Theil der Stadt mit Häusern von nur etwa 500 Thlr. Versicherungswerth. Se. Mai. der König haben sür die hilfsbedürftigen Abgcbrann- wn in Zschopau 300 Thlr. und Ihre königliche Hoheit die Prin zessin Ama: 100 Thlr. für Zschopau und 100 Thlr. für die armen Abgebrannten in Frauenstein gespendet. Se. Majestät der König hat sich in Begleitung des Gencralad- jutantcn Generalmajors von Thielau am Montag Vormittag von Schloß Weesenstein nach Frauenstein begeben und ist Nachmittags 5 ! Uhr wieder nach Weesenstein zurückgekchrt. Se. Mas. der König haben für die hilfsbedürftigen Abgebrannten in Frauenstein — außer einer am Montag auf der Brandstelle selbst dem Hilfscomitee übergebenen Spende — vorgestern weitere 300 Thaler und Ihre Majestät die Königin für die Abgebrannten in Bahn. Die „Dr. Nachr." schreiben: Niemand wird leugnen, daß das Versicherungswesen einer gründlichen Revision bedarf. Die bei den letzten' Unglücksfällen hcrvorgcireteueu Erscheinungen öffnen Jedem einen Blick, in das Ungesunde dieser Verhältnisse. Die Lebensver sicherung Albert geht auf die schmachvollste Weise pleite; die Magde burger Feuerversicherung sucht ihre Verbindlichkeit gegen das Hos- lheater unter nichtigen Vorn'äudeu abzuschütteln und seitdem vergeht kein Tag, wo nicht früher bei derselben Versicherte Geschichten zu er zählen wissen, die das Publikum mit den: größten Mißtrauen gegen diese Gesellschaft erfüllen. Bei den Brandunglücken in Frauenstein und Zschopau aber erschallt beide Male die Klage, daß keine Gesell schaft die Versicherungen der nunmehr Abgebrannten angenommen Zschopau 200 Thlr. an die Exped. des Dr. I. zahlen zu lassen ge ruht. Die „Presse" berichtet aus Wien vom 2. October: „Für die Hinterbliebenen der im Plauenschen Grunde verunglückten Bergleute hat das unter dein Vorsitz des Grafen Beust gebildete Hilfscomitee die reiche Gabe von 30,000 fl. absenden können und damit seine Wirksamkeit geschlossen. Inzwischen noch eingehende Spenden — eine Sammlung von 4000 Frs. ist bereits angemeldct — werden selbstverständlich ihrer Bestimmung zugeführt werden. Am 1. October Vormittags 10 Uhr sind in Altpenig drei an den Stadtgütcrn liegende Scheunen, von denen zwei mit Erntcvor- räthen, eine mit Holzvorräthen gefüllt war, bis auf die Umfassungs mauern niedcrgebrannt. Zwei Handarbeiter sind infolge dessen als der Brandstiftung oder Verwahrlosung verdächtig, verhaftet worden. — Am 28. September sind dem Gutsbesitzer Kötz in Grechwitz bei Grimma zwei auf dessen Flur stehende Getreidefeimen, 57 Schock Korn und 69 Schock Hafer enthaltend, in Brand gesteckt worden, so daß dem Besitzer, welcher dieselben nicht versichert hatte, ein Scha den von 700—800 Thaler daraus erwächst. Am Tage nach dem Brande meldete sich der Handarbeiter Hickmann aus Dohna selbst ! beim königlichen Gerichtsamt zu Grimma als den Brandstifter an; er gab an, die That nur deshalb verübt zu haben, weil er weder