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WtMM für WilsSch Tharandt, Wossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt 63. Jtthrg Dienstag, den 23. August 1S04 No. SS der Gemeinde Fameck, dem Ort des bekannten a.: „Nach einer halbstündigen Auseinandersetzung über -ites, ein neuer Kirchhof angelegt werden soll,! die Herero und dre von denselben verübten Grausamkeiten, zuiolge in Kirchyofstreites, chlüßlich doch noch vor dem Bischof Benzler kapituliert! Der alte Kirchhof m Fameck wird geschlossen und aus einem neuen dafür gesorgt, daß die katholischen Leichen „unter sich" sind. Weiler wollte Herr Benzler ja auch Der „Sieg" von Fameck. Die „Lothr. Nachr." brachten dieser Tage eine Be kanntmachung des Kretsdirektors von Diedenhofen, der möge, keinen Paroon gewährt zu haben — kämpften die- selben doch nur um ihr eigenes Leben und hätten stets die schauderhaftesten Verstümmlungen am eigenen Leibe im Falle des Unterliegens vor Augen — entgegnete Bebel mir ungefähr: „Ich muß bekennen, daß wir ganz falsch informiert sind, alles, was Sie mir sagen, ist mir vollständig neu, wir haben uns nach den Misstonsberichten gerichtet, und eS wunderte mich, daß diese Ihrer Auffassung ganz zuwider sind." — Auf meinen Vorwurf, wie er und seine Partei denn gegen eine Unter stützung für die ganz schuldlosen Farmer hätte sein können, entgegnete er, daß sie sich der Abstimmung enthalten hätten, worauf ich ihm bemerkte: „Schweigen ist auch eine Antwort!" Vom Hereroaufstand. Oberst Leulwem wird in seiner Ansicht, daß es mög licherweise noch einen langwierigen, mühseligen Kleinkrieg geben werde, durch die Nachrichten über den Ausgang der letzten militärischen Operationen wohl noch bestärkt werden. Es ist dem General Trotha nicht gelungen, wie er be absichtigte, den fliehenden Hereros die Rückzugsstraßen zu sperren. Die Kolonnen Deimling, v. Müylensels und v. d. Heyve sollten sie überholen und sich ihnen vorlegen. Sie vermochten sie aber nur von hinten zu soffen und mußten (wie schon berichtet) infolge gänzlichen Aufhörens Von Wasser sogar von der weiteren Verfolgung ab- stehen. Die Masse der H.rero konnte sich ungehindert in einzelne Trupps auslösen. Die Gesamtmasse zu fassen ist alio nicht mehr möglich, es bleibt jetzt nur noch übrig, die versprengten Haufen zu verfolgen und sie — wenn das möglich ist — einzeln aufzurelden. Daß dabei ein großer Teil entkommt, ist sehr wahrscheinlich, und diese Entwischten werden sich noch lange unliebsam bemerkbar machen. Aber selbst, wenn es trotz allem gelingen sollte, die Flüchtigen sämtlich zu fassen, so ist das Ende des Feldzuges doch in weitere Ferne gerückt, als es noch vor wenigen Tagen schien. Jetzt beginnt der zweite und der schwierigere Teil des Feldzuges. Ob dazu die vorhandenen Truppen reichen werden, kann fraglich erscheinen. Ausland. Plehwes Mörder. Der Petersburger Polizei ist es nunmehr gelungen, die Persönlichkeit des Mörders des Ministers v. Plehwe festzustcllcn. Es ist ein gewisser Sasonow, ein früherer Student der Moskauer Universität, Sohn eines Holz- Händlers aus dem Gouvernement saratow. Die bisherige Untersuchung stellte auch die Mitschuld Sikovkis fest, welcher am Attentatstage ein geheimnisvolles Kästchen in die Newa versenkte. Dagegen scheint ein dritter Verhafteter namens Braunstein, obgleich politisch stark kompromittiert, nicht am Attentat beteiligt gewesen zu sein. Da die Unter suchung noch keineswegs abgeschlossen ist,' läßt sich noch nichts Näheres Mitteilen. Das Töchterchen des griechischen Kriegsministers. Seit einigen Tagen erging sich die athenische Presse in geheimnisvollen Andeutungen über eine noch nie da gewesene und höchst eigenartige Entführungsgeschichte. Jetzt hat man endlich klar unv deutlich erfahren, um was es sich handelte, und die Erzählung entbehrt nicht eines originellen Beigeschmacks. Eine junge Dame aus erster Familie ist tatsächlich entführt worden, und zwar nicht im Automobil — das ist mittlerweile schon zu abgebraucht — sondern schwimmend über das Wasser. Fräulein Smolenski, die Tochter des Kriegsmimster, ging eines Abends mit einigen andern jungen Mädchen baden und entfloh bei dieser Gelegenheit mit dem Doktor Aposto Copoulo über die See. Ihren Eltern teilte sie in einem am nächsten Tage abgesandten Brief mit, daß sie den Aeskulapjünger seit zwei Jahren liebe und nun geheiratet Na also! , Dre „Deutschen Stimmen" veröffentlichen ein„Emge- sandt" des vor einigen Monaten aus dem Schutzgebiet zurückgekehrten Andstedlers Gottlieb Goerne, in welchem dieser über eine Unterredung berichtet, die er am 14. Mai mit dem Abg. Bebel batte. Goerne schreibt darüber u. Aslitische RrrnSschau. Wilsdruff, 22. August 1904. Deutsches Reich. Ueber ein Scherzwort des Kaisers bei seinem Besuche der Siavl Hameln schrewl man: Als der Monarch die zum Empfange des kaiserlichen Paares erschienenen Ehrenjungfrauen sah, äußerte er scherzend mit einer Anspielung auf die Sage vom Rattenfänger, der die Kinder aus Hameln entführte, der Rattenfänger habe doch nicht so großes Unheil angerichtet, wie die vielen hübschen jungen Damen und die stattliche Zahl der festlich geschmückten Kinder bewiesen. Den im Innern des Humpens des Krameramtes angebrachten L-pruch: „Muest gar aus- saufen!" hat übrigens der Kaiser beim Ehrentrunke nicht absolut nichts. Ein bayrisches Kulturbtld ' entrollt solgenoes Brieschen, bas dem jungen Grafen ' Preysing seine Rebe gegen die Zentrumsherrlichkeit ! Dr. Heims und Genossen eingetragen hat. Das Dokument altbajuvanscher schwarzer Bildung ist von den „Münchner N. Nachr." der Nachwelt überliefert worden. Es lautet: „Bilmedzwick, 9.August 1904. Herr Gcaferl und Reichsrat und Bauernbindler! Ein altes Sprichwort sagt der Apfel fallt net weit vom Stamme; Aber bei Jhna ist er recht weit und recht schlecht in Träck ge- falln, denn sonst häuens net so faudam daher reden könna. A soer junger Bursch a rotztecker; wie kann den der, a einen so gereiften Mann wie der Dr. Heim, ein so gelernter, ein soerner Mann der sich ums arme Bauernvolk so annimmt, denn will ein so Rotzlecker ein so bummer wie Du bist lumpigter Graf, willst ihn ver- bächligen und Verleumden, den Heim, welcher 10 fo dreckige Grasen aufwägt, Zu den dörfts detz alle net hin: z. B.: Du, der lumpigte Töring, der Franzosen Graf Dumelein (Graf Du Moulin Eckart ist gemeint. Die Red.), der dümste Geschichtsprofessor in Müncha, der Graf Würzburger Knöolfresser, der Scheinheilige Graf Rako-Zinblech oder Zinneberg; jetzt komt erst no der Herr V. Auerraml, der Referent; dös sein Deina 100000 die zu Dir stehen, Du Ochs Du Saudummer. Wenn ma einen so en dumen Menschen reden Hörl da meinat man, wirklich was da hinter steckt; bötz könnts ja anichts davor datz Grafen worn seyds. Seils (hier kommt ein nicht wiederzugebender Passus. Die Red.) wie der Hirlbube und Bauernkecht. Gelt der Herr Minister der hat Die zam gericht, nacha bist ganga als wia a stinkender Handwerksbursch. So jetzt hab ich Dir meine Meinung gesagt und weißt wiest daran bist, Und wenni nach Müncha kom und trifdi, nach Hauerder a paar Schelln runter dast noh grod a Freud hobn kannst; Du bist a rechter Bauernbindler a Niederbarlscher dös kennt ma Dir in Dein ganzen Betragen an. Du hast Die schöö eingführt in die Reichskammer zur größten Schänd aller anständigen Menschen. Uns Volk bedauern nur unsere guten Prinzen beim Hof, das die unter solchener Sippschaft sein müssen wietz ihr seyds, die wo ich genennt hab. Eng soll mer ausse schmeißen, etz Niggl dätz Notzingen — Waris nur es komt schon noch a andere Zeit das ma auf solchen Grafen wietz ihr seyds. So mei Name ist wennst mi ebba habn wullst Girgmichl-Hannes von Bilmedzwick Haus-Nr. 99. Wenst mei Ort net findst oder weißt, frag nach noh den dümsten, Dümelein Professor in Müncha Dein Spetzl, Franzosenbuben. Der kennt ja die Baierische Geschickt reckt gut — Pfui Pfui! Was geht den die der Kriegsminister an, der wirb sich schon selber ver teidigen, wenn er a ein kurzes Gedächtnis hat Du Laus bursch Du Dummer — die wenn ich krieg die schlage nieder als wie a Katz, merk dtrs fein — I main mir kome schoo a malzam —" Der Verfasser dieses Briefes gehört mit zu den Leuten, mit denen die Königlich bayrische Staatsregierung eine für das Vaterland ersprießliche Politik aufzubauen gedenkt, fügen die „Münchner N. Nachr." hinzu- lauf welchem eine besondere Abteilung für Prote-ldie ich in Outjo teils mit eigenen Augen gesehen habe, istanten zu errichten ist. Also hat die Regierung nun! und die ihm gemachten Vorwürfe, wie er solchen Bestien chlüßlich doch noch vor dem Bischof Benzler kapituliert! das Wort reden könne und unsere Soldaten beschuldigen beherzigt. Allzu zarte Rücksichten! Die „NatwnaUib. Korreip." schreibt: „Am 31. Aug. wird in Speyer die Protestationskirche, eine der Erinnerung an die Reformation gewidmete Kirche, eingeweiht. Der Prinzregent von Bayern wohnt dieser Einweihung nicht hei, was vielleicht, da er strenggläubiger Katholik und Regent eines Landes ist, dessen Bevölkerung zum größten Teile aus Katholiken bestem, nicht besonders auffällig er scheinen mag. Bei den Feierlichkeiten zur Vollendung des Kölner Doms fragte Kaiser Wilhelm I. alleroings auch nicht danach, ob die Feier dem Monumentalbau einer katholischen Kirche gelte. Das Fernbleiben des bayrischen Prinzregenten hat nun aber sämtliche regierende evange lische Fürsten Deutschlands veranlaßt, ebenfalls der Feier nicht beizuwohnen. Wenigstens ist bls jetzt kein einziger deuticher evangelischer Fürst zur Einweihungsfeier angesagt. Als Grund hierfür wird die Rücksichtnahme auf den Prinz regenten, auf die fürstliche Etikette angegeben. Uns will dieser Grund wenig durchschlagend erscheinen. Vielmehr erblicken wir in dem Fernbleiben der evangelischen Fürsten «ine allzu zarte Rücksichtnahme auf Rom und auf das Zentrum, eine Zartheit, die gerade in der jetzigen Zeit der steten Erfolge der Zentrumspolitik durchaus nicht angebracht erscheint und die Gefühle der gesamten evan gelischen Bevölkerung stark verstimmen muß." Die starke Zunahme der Ehescheidungen, die nach dem anfänglichen, seit Einmymug des Bürger- li-en Gesetzbuches beobachteten Rückgänge schon für das Jahr 1902 sestgestellt werden mußte, hat in Preußen im Jahre 1903 nach der „Statist. Korresp." io verstärktem Maße angehalten. Es sind neuerlich 5981 Ehen rechis- krättig geschieden worden gegen 6278 lm Jahre 1902, 4675 im Jahre 1901, 4755 im Jahre 1900 und 5699 im Durchschnitt der Jahre 1895 bis 1899. Das Jahr 1903 bereits die Ehescheidungsziffer aus den letzten "^.Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches damals aus Anlaß des bevorstehenden Fo^ulls e n ge Scheioungsgründe des Allgemeinen Land- rechts (gegenseitige Einwilligung und unüberwindliche Ab- Neigung) noch ungewöhnlich viel Ehen geschieden wurden. Den GiUnd für die jetzige Steigerung erdlickl die „Statist Korresp." mit Recht m der zunehmenden Anwendung des in seiner allgemeinen Fassung sehr dehnbaren § 1568 des Bürgerlichen Gesetzbuches, wonach auf Scheidung geklagt werden kann, wenn eine Ehegatte durch schwere Verletzung der durch die Ehe begründeten Pflichten oder durch ehr- loses ooer unsittliches Verhalten eine so tiefe Zerrüttung des ehelichen Verhältnisses verschuldet hat, daß dem anderen Galten die Fortsetzung der Ehe nicht zuzumuten ist. Dieser neue relative Scheidungsgrund ist allmählich immer mehr in den Vordergrund getreten und wird den Wegfall anderer Scheidungsgründe mehr als ausgleichen. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für WUSdrast, Altlanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk mrmswalve Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde Wü Landberg, Hühndori Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lamversdorf, Limbach, Lotzen, Moyo,«, Miltitz-Roitzschen, Mlnzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Specktsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildoerg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Polt bezogen 1M. 54 Pf., Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis svätestens mittags 12 Uhr angenommen JmertionspreiS 15 Mg. vro vtergewaltene KarpuSzetle. Druck,und Verlag von Martin Berger 8- Friedrich in Wilsdruff. — Verantwortlich für Seitliches und den Inseratenteil: Martin Berger, für Politik und die übrigen Rubriken: Hugo Friedrich.