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Wciiblatt ßi RilsSrüss Hkarandt, Wollen, Sieöenleßn und die Umgegenden. «3. Jahrg Dienstag, den 31. Mai 1W4 No. 63 Herrschaften voll gebührender Demut in die Knie und niemand wird es wagen, einen Kirchenfürsten warten zu lassen. Und er steht hier, zur Stelle kommandiert wie ein Offizier und kann sich mit Zählen die Zeit vertreiben. Heißer Groll wogt in des Bischofs Herzen, aber trotzdem imponiert ihm die feste Hand, die er heute zum erstenmal verspürt. Er kann sich nicht dagegen wehren, er empfindet ein Bangen vor der nächsten Stunde. Da klingt gedämpfter Hochruf in den Salon, Be wegung im Vorzimmer, die Flügeltüren werden aufge- rissen, tief verbeugt sich klopfenden Herzens der Bischof. Der Kaiser steht, nur vom Statthalter der Reichslande begleitet, vor ihm. Das Antlitz des Herrschers ist ernst und streng, kalt, hart und scharf klingt seine Stimme, als er beginnt: „Sie haben um Audienz gebeten, Herr Bischof. Auch ich habe mit Ihnen zu sprechen, ldeshalb befahl ich Sie hierher. Bevor ich Straßburg verlasse, muß ich Ihnen sagen, daß ich unzufrieden mit Ihnen bin, sehr unzufrieden. Man sagte mir, Sie seien ein kluger und friedfertiger Mann, und nun treiben Sie's ärger als die schlimmsten Eiferer. Sie verfluchen mir einen Kirchhof, ein Stück deutsches Land, über das ich zu wachen habe. Merken Sie sich, Herr Bischof, daß es der deutsche Kaiser niemals dulden wird, daß Flüche der Unduldsamkeit auch nur einen Fußbreit des heiligen deutschen Bodens entweihen. Ihr Amt ist zu segnen; wenn Priester fluchen, berauben sie sich selbst der Würde und der Vorrechte ihrer Stellung. Merken Sie sich das und lassen Sie sich sagen, daß ich in solchen Dingen keinen Spaß verstehe. Ich selbst bin Protestant wie mein ganzes Haus, wie zwei Drittel meiner Untertanen. Ich weile oft in Gegenden mit katholischer Bevölkerung. Und wenn nun Gott es fügte, daß ich hier stürbe, und irgend welche Gründe verhinderten eine Ueberführung in die Gruft meiner Ahnen, sodaß mein sterblich Teil hier der Wegen, Dämmen, Gräben, Uferrändern, Eisenbahndämmen, derart recht zeitig zu vertilgen, daß diese nicht im blühenden oder reisen Zustande anzutreffen sind Da die Verbreitung der Disteln nicht nur durch den Samen, sondern auch durch die „Wurzelbrut" erfolgt, ist auch auf die Entfernung der Distelwurzeln mittelst „Dtstelzangen" oder „Disteleisen" Bedacht zu nehmen. Die Säumigen werden nach Befinden von der Königlichen Amtshauptmannschaft zwangsweise zur ordnungsgemäßen Vertilgung der Ackerdistel angehalten werden. Meißen, am 26. Mai 1904. Königliche Amtshauptmannschaft. Lossow. Berlttgrmg oer Ackervtstel Nachdem von sachverständiger Seite auf die Schädlichkeit der weit ver breiteten hartnäckigen und kulturfeindlichen Ackerdistel (Orsmm arvsnss) aufmerksam gemacht worden ist, erläßt die Königliche Amtshauptmannschaft im Einver nehmen mit dem ihr beigeordneten Bezirksausschuß an alle Eigentümer, Nutznießer und Bewirtschafter von Grundstücken hierdurch Anweisung, diese Ackerdisteln, sowie auch andere schädigende Disteln auf ihren Grundstücken, soweit sie ohne Beschädigung des Pflanzenbestandes zugängig sind, sowie auch insbesondere auf den Rainen, Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Königl. Amtshauptmannschaft wird der durch Constappel führende Kommunikationsweg Gauernitz-Kleinschönberg wegen Schüttung vom 31. Mai bis mit 3. Juni d. I. für den Fährverkehr gesperrt, der Verkehr wird auf di« Seitenwege verwiesen, schweres Fuhrwerk ist zu vermeiden. Constappel, am 27. Mai 1904. ASstner, G v. Kaiser «nv Bischof. Unter dieser Ueberschrift bringt die „Deutsche Wacht in Dresden folgenden aufsehenerregenden Artikel. Wir können im Augenblick nicht beurteilen, inwieweit der Inhalt des Artikels den Tatsachen entspricht. Die „Deutsche Wacht" hält aber, wie sie uns versichert, die Angaben für verbürgt. Wir lasten den Artikel im Wortlaute folgen: Der Fürstensalon deS Bahnhofs zu Straßburg. Einsam geht darin ein Mann im geistlichen Gewände auf und nieder; die bleiche Farbe seines Gesichts sticht scharf ab gegen seine schwarze Soutane, gegen das Rot Mas « d-r B-ml-r. Emst als er in die Stad! Berlich willkommen geM mann des Kaffer? ^elt als der Vertrauens- abte einen ruhigen,' friedlichen" Mann zu finden meinte und deshalb?? Ma? Bischof mit aller Macht beförderte. Wahl zum Auch heute wartet der Bischof auf den Kaiser der ibn so oft huldvoll ausgezeichnet hat, aber nicht Freude son dern bange Ahnung durchzittert die mit dem Kreuze ge schmückte Brust. Die Anzeichen sind untrüglich. Erst das emge Schweigen auf seine Anzeige von der Zurücknahme oes Fameker Kirchhofs-Jnterdikts, dann die kalte Em- Pfangsbestätigung eines weitern bischöflichen Schreibens ?°binett, die Verweigerung einer Audienz im Herrschers, des Kaisers feierlicher Zug zur !^nm2 Kirche, dann der gemessene Befehl, ?d 7du?di?° der Abreise des Kaisers einzufinden Nnb Warten auf die Majestät — das Sturär-?? Priester wohl zu deuten weiß, den lm??n ??? Gesichtern derer, die ihn in k s n H-urstensalon wiesen und dort zu harren bedeuteten, glaubt er gelesen zu haben, daß ihm alles andere bevorsteht als eine neue Auszeichnung. Diese einfältige Fameker Geschichte. Wie hat er sich schon darüber geärgert, daß er sich dazu Hinreißen ließ. Auch von Rom aus hat er dafür schon seinen Rüffel er halten. Nicht etwa weil er falsch und unchristlich handelte, als er den Kirchhof verfluchte, der eines Ketzers Gebeine barg, nein, nach den Lehren der heiligen Kirche hatte er Recht, verflucht sind alle Andersgläubigen, und sterben sie durch Zufall in einer katholischen Gegend, so mag man sie einscharren in ungeweihte Erde — aber unklug war es von ihm. Allzu scharf macht schartig. „Die „heilige Kirche" setzt auf den Ketzer Wilhelm n. die schönsten Hoffnungen und diese begannen sich schon so herrlich zu erfüllen, Graf Bülow einer der Unsern, in den wichtigsten Reichsämtern war die Ansiedelung von Jesuiten oder alten Marianern schon durchgeführt oder eingeleitet, die Entfremdung des Kaisers von seinen protestantischen Untertanen hatte so schön begonnen, da stören Sie durch unzeitigen Uebereifer unsere Kreise und erschüttern das mühsam gewonnene Vertrauen des Herrschers wieder." So stand in dem tadelnden Schreiben des päpstlichen Staatssekretärs und der Bischof tupft mit seidenem Tuche die Schweißtropfen von der Stirn. Noch immer alles still und ruhig, für ihn heißt's warten: ein antichambrierender Kirchenfürst— die Lektion ist bitter, aber nicht unverdient. Auf einmal eine Bewegung im Vorzimmer, flüsternde Summen mischen sich in das sich nähernde Rauschen eines lewenen Frauengewandes — die Kaiserin. Der Bischof 7?^ Iminen Namen nennen — da plötzlich wieder Toten- mlle. Die Kaiserin hat ihn nicht sehen wollen. In dem „edlen Herrn der Kirche" kocht es auf; sein Priesterstolz regt sich und Zorn erfüllt ihn. „O wenn wir doch auch schon so weit wären wie in Spanien oder Oester reich. Dort sinken vor einem Bischof die allerhöchsten Zufolge Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern sind behufs Aufstellung eines Kostenplanes über die systematische Regulierung der Wasserläufe des Landes und über die zur Abminderung der Hochwassergefahren erforderlichen Maß- nahmen der Königliche Oberbaurat Göbel und die Königlichen Bauräte Grosch, Schmidt II und Lindig bei der staatlichen Wasserbauverwaltung mit Anstellung der nötigen Erhebungen lind Vorarbeiten beauftragt worden. und ^momen^ oe I Grundstücksbesitzer des amtshauptmannschaftlichen Bezirkes Meißen werden daher hierdurch aufgefordert, den genannten Wafferbaubeamten nebst ivrcn Begleitern unv Arbeitern, die mit entsprechender Legitimation durch die Königliche Wasserbaudirektion versehen sein werden, den jederzeitigen Zutritt zu den von den Erör terungen berührten Grundstücken zu gestatten, ihnen auch die gewünschten Auskünfte und Aufschlüsse über die in Betracht kommenden Verhältnisse zu erteilen. Letzteres gilt wegen der gleichzeitig aufzustellenden Wasserstatistik insbesondere auch für die Triebwerk- hesttzer und sonstigen Benutzungsberechtigten an fließenden Gewässern. Gleichzeitig werden die Gemeindebehörden veranlaßt, auch ihrerseits die Arbeiten durch Beauftragung lokalkundiger und sonst mit den einschlagenden Verhält- nisten vertrauter Personen als Auskunftspersonen und auch eigene Erteilung von Auf schlüssen tunlichst zu unterstützen. Die mit Ausführung der Arbeiten beauftragten Beamten und ihre Gehilfen werden bei ihrer Tätigkeit auf Privatgrundstücken mit möglichster Schonung des Zustandes der zu betretenden Grundstücke und aller berechtigten Interessen der Besitzer verfahren. Soweit wider Erwarten dabei in einzelnen Fällen unvermeidliche Schäden entstehen sollten, sind solche bei der Gemeindebehörde anzumelden und es wird alsdann nach Prüfung des Sachverhaltes für alsbaldige Gewährung entsprechender Vergütung Sorge getragen werden. . Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, am 24 Mar 1904 2110 s Lossow.G. Amtsblatt kür die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Horstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttannebera Birkenbain Blankenstein Braunsdorf, Burkyardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund Sei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf. , Kaufbach KW Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltttz-Rottzsche«, Munzia, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Seeligstadt, Spechtshaufen, Taubenheim, Unkersdorf, Wetstropp, Wtldberg. In Unkersdorf soll Mittwoch, den 4. Anni JYOH, mittags 4 Nhr 1 Schwein (Ferkelsaue) versteigert werden. Bieterversammlung: Im Gasthof zu Unk etsdorf. Wilsdruff, den 19. Mai 1904. Q 151/04. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Im Versteigerungslokale des hiesigen Königl. Amtsgerichts sollen Freitag, den 3. Anni 1904, vormittags ifv Ahr meistbietend versteigert werden: ILadentafel, 1 Regal mit Fächern, 1 Kaffeeröstmaschine, 1 Sack mit Waschseife, S Sack Frankkaffee, 1 Fäßchen Efsigsprit, verschiedene , Materialwaren n. a. m. Wilsdruff, den 28. Mai 1904. Q 162/63/04 Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. ErsLeint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonuabends. -Bezugspreis vierteljährlich 1M. 30 Pf., durch die Post bezöge« 1 Mk 54 Pf., ^ Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzeüe. Druck und Verlag von Martin Berger 8- Friedrich in Wilsdruff. — Verantwortlich für Oertliches und den Inseratenteil: Martin Berger, für Politik und die übrigen Rubriken: Hugo Friedrich.