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I Kchtnblatt fi» MckM Marandt, Hlossen, Siebentehn und die Htmgegenden 63. Jahrg. Donnerstag, den 31. Marz 1904 No. 39 s. Kslitische Randschaa. Die in Neapel ststtgefundene jüngste Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm n. und König Viktor Emanuel m. hat den denkbar herzlichsten und be friedigendsten Verlauf genommen und von der innigen persönlichen Freundschaft der beiden Monarchen wie von dem festen Bündnisverhältnis Mischen ihren Reichen er neut Zeugnis abgelegt. In letzterer Beziehung ragen als eine geradezu demonstrative Bekundung des unerschütter lichen Fortbestandes des deutsch-italienischen Bündnisses und dann des Dreibundes überhaupt die markanten Trink- spräche hervor, welche König Viktor Emanuel und sein kaiserlicher Freund miteinander wechselten; sie werden selbst in dreibundfeindlichen Auslandsblättern als ein bedeut sames Zeichen des ungeminderten Weiterbestandes der mitteleuropäischen Friedensaüianz bezeichnet. Die hie und da aufgetauchte Annahme, die Monarchenbegegnung in Neapel solle dazu dienen, die Reise des Präsidenten Loubet nach Rom zu schmälern, wird vom „Popolo Romano" bekämpft. Das offiziöse Blatt erklärt in einer Besprechung dieser Entrevue, sie bedeute eine Konstatierung der vollen Lebensfähigkeit des Dreibundes. Die römische Reise des Präsidenten Loubet aber zeige, daß das Freundschaftsver hältnis zwischen Frankreich und Italien wieder der normale Zustand geworden sei. - Der Kaiser besichtigte am Mon tag mehrere Schiffe des in Neapel ankernden italienischen Mittelmeergeschwaders und bedachte die Kommandanten und ersten Offiziere derselben mit Ordensauszeichnungen. Am Dienstag hatte unser Kaiser die angekündigte Be gegnung mit der Königin-Mutter von Italien in Gaeta. Die „Hohevzollern" traf unter dem Salut der Geschütze dort ein. Bald darauf fand die Ankunft der Königin Margherita statt. Die Begrüßung zwischen dem Kaiser und der Witwe des ermordeten Königs Humbert trug den denkbar herzlichsten Charakter. — Die Prinzen Eitel Friedrich, August Wilhelm und Oskar sind inkognito von Berlin nach Italien abgereist, um die Osterseiertage bei ihrem kaiserlichen Vater an Bord der „Hohenzollern" zu verleben. Die Mitteilungen der „Braunschweigischen Landes zeitung über die Beziehungen zwischen dem Kaiser und dem Herzog von Cumberland finden durch den einen angeblichen Gewährsmann des Blattes, den kommandierenden General v. Stüntzner in Hannover, keine Unterstützung Wie ein Privattelegramm aus Braunschweig meldet, erklärt General v. Stüntzner dem Vertreter der „Braunschw. N. Nachr" daß er es grundsätzlich ablehnen müsse, sich über politische Angelegenheiten, bei denen die Person des Kaisers in Frage komme, zu äußern, und daß er es deshalb auch ablehnen müsse, sich über die fragliche Angelegenheit irgendwie pro oder kontra zu äußern, zumal es sich um Mitteilungen aus einem Privatgespräch des Kaisers handeln würde, die immer nur durch grobe Indiskretion in die Presse gelangt m konnten. Absolut unwahr sei die Behauptung der m Asztg." daß der Kaiser seine Zustimmung zur Verbreitung seiner angeblichen Aeußerungen gegeben habe, oder dH er (v. Stüntzner) selbst die Erlaubnis erteilt habe, sich auf ihn als Gewährsmann zu berufen. Das "süMche Königspaar ist am Montag abend von Port Victoria aus an Bord der Yacht „Victoria and Albert" nach Kopenhagen absereist. Da Kenner des Landes sagen, daß die Herero hier in eine Art Mausefalle geraten, so kann es uns nur lieb sein, wenn sie dorthin ziehen. Die Wasserstelle Okatjongeama befindet sich westlich von Owikokorero und nördlich von Okahandja. Diese Gegend ist jüngst von der Westabteilung unter Major v. Estorfs passiert worden, jetzt aber von deutschen Truppen entblößt, denn die Estorffsche Kolonne ist in Okahandja angelommen. Man wird das vielleicht bedauern müssen. Eine private Meldung des Hauptmanns a. D. Dann- Hauer an den Berl. Lok.-Anz. ergänzt die amtliche: Ober leutnant v. Winkler ließ die Gräber der bei Owikokorero Gefallenen mit aus landesüblichen großen Feldsteinen zu- sammengefügten Schutzhügeln überdachen. Der Rückzug der Herero scheint durch die am 13. März erlittenen schweren Verluste veranlaßt worden zu sein. Die Abteilung Glasenapp sperrte die nach Norbosten führenden Straßen über Owiko korero und Okanjatu. Bei unserem Fühlunghalten mit den Herero macht sich unser Mangel an Pferden auf das empfindlichste bemerkbar. Stabsarzt Wiemann ist in unserem Lager eingetroffen. Er fand den Zustand der Verwundeten durchweg gut. Diese sind jetzt zur vollen Genesung in das Lazarett nach Windhuk überführt worden. Die Strapazen find fortgesetzt groß, der Gesundheitszustand aber befriedigend. Durch den Abmarsch der Herero nach Okatumba ist die am oberen Swakop stehende Abteilung des Feindes, bei der sich der Häuptling Samuel Maharero befinden soll, verstärkt worden. Wie die Dinge jedoch liegen, bedeutet dies nicht unter allen Umständen auch eine Verstärkung der feindlichen Position. Da seit dem 16. d. M. auch Major v. Estorfs zur Hauptabteilung in Okahandja gestoßen ist und in diesen Tagen ein neuer Pferdetransport in Swakopmund eintrifft, wird Gouverneur Leutwein wohl schon in nächster Zeit imstande sein, einen entscheidenden Schlag gegen die östlich von Okahandja stehenden Herero zu führen. Die Kolonne des Majors v. Glasenapp wird der Wasserverhältnisse wegen wohl an ihrem jetzigen Stand orte verbleiben. Allerdings hat sich die Situation insofern wieder etwas kompliziert, als nach weiteren Nachrichten nicht alle Herero von Owikokorero nach Süden gezogen sind; ein nicht unerheblicher Teil von ihnen hat sich viel mehr in direkt westlicher Richtung nach Okatjongeame ge wandt, um sich und ihre Habe in Sicherheit zu bringen. Irr riW-MmW Krieg. Während sich vor Port Arthur seit dem Nachtangriff vom letzten Sonntag nichts Kriegerisches ereignet zu haben scheint, kommen die feindlichen Vorposten im Norden von Korea einander immer näher. Ueber einen Zusammenstoß der beiden feindlichen Parteien liegt heute folgende tele graphische Meldung vor: Söul, 29. März. Hier verlautet, zwischen Andschu und Tschöngdschu habe ein Gefecht stattgefunden, in wel chem 50 Japaner und 100 Kosaken getötet oder verwundet worden seien. Die Unbestimmtheit in der Fassung dieser durch die britische Reutersche Telegraphenagenmr verbreiteten Mel dung läßt aber erkennen, daß etwas Sicheres über dieses Geplänkel weder in Söul noch in London bekannt ist. Weiter find noch folgende Telegramme eingegangen: Parts, 29. März. Nach einer Privatmeldung aus Arno Reinhardt Schmidt in Grotzopitz und Paul Beuchel in Kaufbach als Vorstandsmitglieder ausgeschieben und an deren Stelle dre Herren Gutsbesitzer Hermann Schumann in Kaufbach und Egon Lommatzsch in Steinbach als Mitglieder gewählt worden sind. Herr Schumann ist Vorsteher, der Gutsbesitzer Herr Anton Klotzsche in Unkersdorf dessen Stellvertreter. Wilsdruff, am 29. März 1904. Königliches Amtsgericht. Auf Blatt 4 des hiesigen Genoffenschaftsregisters, den Darlehns-, Spar- und Landwirtschaftlichen Konsumverein zu Kaufbach bei Wilsdruff, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht betreffend, ist heute verlautbart worden, daß die Herren Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume des unterzeichneten Amtsgerichts Freitag und Sonnabend, den 8. und y. April 4904, geschlossen. An diesen Tagen werden nur dringliche Sachen erledigt. Wilsdruff, den 29. März 1904. Das Königliche Amtsgericht. Auf Blatt 12 des hiesigen Genoffenschastsregisters, die Genossenschaftstischlerei zu Wilsdruff, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht betreffend, ist heute verlautbart worden: Die Genossenschaft ist durch Beschluß der Generalversammlung vom 8. März 1904 ausgelöst. Zu Liquidatoren sind bestellt die Tischler Herr Franz Paul Schremmer und Herr Robert Bruno Reck in Wilsdruff. Wilsdruff, den 29. März 1904. . Köuigliches Amtsgericht. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt f»r Wilsdruff, NIttannrbera, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, BuMardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, H«zogSwalde mit Landberg, HüHd«^. , Kaufbüch, KefselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen Neutannebern Mdett^a, OherhermSdokf. Pohrsdorf Möhrsdorf bei Wilsdruff, Koitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bet Keffelsdorf, Steinbach bet Mohorn« Seeligstadt, Spechtshaus«, Laubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstag« und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pf,. pro vtergespalteue Korpn-zeLe. Druck und Vertag von Marti» Berger tu WRsdrE. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger DaS Ministerium Combes in Frankreich hat in der Ordensfrage einen neuen Sieg davongetragen. Am Mon tag genehmigte die Deputiertenkammer die Vorlage, welche die weitere Unterrichtserteilung durch die Mitglieder der Kongregationen verbietet, nach mehrwöchigen Verhandlungen im ganzen mit 816 gegen 209 Stimmen. — In Roubaix fand am Montag ein Zusammenstoß zwischen streikenden Textilarbeitern und einer Mtlitärabteilung statt. In den Madrider politischen Kreisen ist die bevor stehende Reise des Königs Alfonso nach Katalonien Gegen- stand allgemeiner Aufmerksamkeit. Einerseits befürchtet man feindliche Kundgebungen separatistischer Elemente, an derseits erwarten die Monarchisten, daß der Empfang in Barcelona nicht weniger begeistert sein werde, als es bis- her in anderen Städten der Fall gewesen ist. Die Liga Regionalista in Barcelona beschloß in einer Versammlung, allen Festlichkeiten fern zu bleiben, indem sie in ihrer Re solution an die „jahrhundertelange Knechtung Kataloniens durch die spanischen Könige" erinnerte. 2000 Gendarmen sind zur Verstärkung nach Barcelona beordert worden. Der Kreuzer „Rio la Plata", das Kanonenboot „Termario" und der Aviso „Giralda" haben sich nach Barcelona be geben. 32 Verdächtige wurden in Barcelona festgenommen. Unter der Zivilbevölkerung Belgrads herrscht große Erregung gegen das Offizierkorps, das immer selbstherr licher auftritt. Die Offiziere belästigen ihnen mißliebige Personen auf offener Straße und blockieren ihre Häuser. Einige Abgeordnete haben sich jetzt bereit erklärt, in dieser Angelegenheit in der Skupschtina zu interpellieren und die Regierung anfzufordern, <egen die Offiziere sowohl als auch gegen die sich vollständig passiv verhaltende Polizei energisch einzuschreiten. — Bulgarien hat erst in seiner jüngsten Parlamentssession ein Gesetz erhalten, das Be leidigungen des Fürsten durch die Presse unter Strafe stellt. Der erste, der dem neuen Gesetz gemäß bestraft wurde, ist der frühere Führer der mazedonischen Organi sation, Professor Michailowsk). Der Getreidemarkt. (Berichtswoche vom 18. bis 25. März 1904 nach den Märkten von Berlin, Leipzig, Newyork und London.) Etwas niedrige Preisnotierungen vom amerikanischen Getreidemarkt im Vergleich zu denen der Vorwoche konnten die im allgemeinen feste Tendenz des deutschen Getreidemarktes nicht weiter beeinflussen. Mit bestimmend für diese Tendenz ist das Nachlassen des Warenangebots infolge eifrigeren Betriebes der Feldar beiten. Allerdings war auch die Nachfrage speziell in Roggen und Hafer nur eine mäßige. Recht bemerkenswert war der auch in der 1. abgelaufenen Berichtswoche hervor getretene Mangel au russischem Roggen, welche Erscheinung mit dem ostafiatischen Kriege zusammenhängt. Aus Deutsch-Süvwest-Afrika. Owikokorero von den Herero geräumt! Vom Gouverneur Leutwein liegt die wichtige Meldung vor, daß die Herero von Owikokorero auf Okatumba, mit größeren Trupps auch auf Okatjongeama abgezogen sind. Owikokorero ist durch Major v. Glasenapp besetzt worden. Durch den Abzug ist der geplant gewesene Hauptschlag gegen die Schwarzen vereitelt worden. Okatumba liegt südlich von Owikokorero, auf dem Wege nach den Onjati- bergen, wo Oberkapitän Samuel Maharero vermutet wird.