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MWU fm MlsörE Tharandt, Wohen, Sieöentehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. vokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk mrdtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutannebera, Niederwartha, OberhermSdori, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KeffelSdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wtldberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Korpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger tu Msdrufs. — Verantwortlich für die RedaMorr Marttu Berg-r Laselbtz. Ro. 3. ü Mittwoch, Sen 6. Januar LS»4.j «S. Jahr-. politische Rundschau. Einen Vortrag über die Sicherheit der Berliner Theater hat sich der Kaiser gestern Vormittag halten lassen, und zwar waren der Hausminister, der preußische Finanzminister, der Generalintendant der Kgl. Schauspiele uns der Polizeipräsident von Berlin zum gemeinschaftlichen Vo trag über dieses Thema befohlen worden. Neues Palais bei Potsdam, 4. Jan. Der Za- stanv des räumlich überaus beengten, mit ungenügenden AuSgängen und hölzernen Treppen versehenen Bühnen hauses des Königlichen Opernhauses entspricht nicht den Anforderungen, die im Interesse der Sicherheit des in dem Bühnenhause wirkenden, oft nach Hunderten zählenden Personals gestellt werben müssen. Nach dem Ergebnis der von den beteiligten Ressorts seil geraumer Zeit vorge nommenen Prüfungen kann es keinem Zweifel unterliegen, daß ein gänzlicher Neubau des Bühnenhauses unerläßlich ist und, da die Ausführung auf dem gegenwärtigen Platze nicht möglich ist, der Frage eines Neubaues des ganzen Opernhauses näher getreten werden muß Der Kaiser hat indessen in Fürsorge für das am Opernhause wirkende Künstlerpersonal auf Vortrag angeorünet, daß noch im jetzigen Bühnenhause unverzüglich alle Maßnahmen getroffen werden, die zur Erhöhung des Schutzes für Leden und Gesundheit der beteiligten Personen irgend möglich sind. Die Arbeiten werden hauptsächlich in der Herstellung weiterer Ausgänge an beiden Seiten bestehen. Zugleich hat der Kaiser befohlen, daß bis zur Vollendung dieser Arbeiten das Opernhaus geschlossen wird. Berlin, 4. Jan. Der „Berl. Lokalanz." kann mit- teilen, daß der Umbau der Bühne des Königlichen Schauspielhauses ebenfalls beschlossen sei. Eine abermalige einschneidende Uniformänderung kündigt die „Nat.-Ztg." zum 27. Januar, dem Geburts tage des Kaisers, au. Wie dem Blatte von militärischer Seite mitgeteilt wird, wird von einer Wicderabschaffung der neuen Litewka, aber auch von einer großen Neuein führung gesprochen. Die „Schief. Ztg." gab dieser Tage die durch die neueren Unisormänderungen den Offizieren aufgebürdeten Mehrkosten auf 583 Mark pro Kopf an. Bei einem Offizierskorps von fast 25000 Köpfen ergibt bereits diese sehr niedrige Schätzung, bei der alle not wendigen und alle als Fortschritt anerkannten Verände rungen abgerechnet sind, einen entbehrlichen Mehraufwand von etwa 15 Millionen Mark allein für die einmalige Anschaffung, ungeachtet die fortgesetzte Erneuerung. Die Reichstagsersatzwahl im 22. Reichstags wahlkreise in Reichenbach findet heute, am 5.Januar, statt. Es ist die bisher glücklicherweise einzig in Deutsch land dastehende Tatsache zu verzeichnen, daß auf bürger- licker Seite überhaupt keine Wahlversammlung stattge funden hat. Von einem Wahlkampf kann unter diesen Umständen natürlich keine Rede sein, höchstens von einem Wahlschlaf. Als Kandidat der bürgerlichen Parteien gilt Graf Hoensbroech. Am letzten Sonntag haben die Sozial demokraten noch sieben stark besuchte Volksversammlungen abgehalten. Der Ausfall der Wahl kann unter diesen Umständen nicht mehr zweifelhaft sein. Das Wahlergebnis braucht wohl kaum mitgeteilt zu werden. Tschechische Roheiten in Prag. Man schreibt aus Prag: In der Neujahrsnacht kam es hier zu einem blutigen Zusammenstöße zwischen deutschen Soldaten und einer Horde von Tschechen. Gegen 1 Uhr nach Mitternacht wurden auf dem Graben vier Einjährig-Freiwillige, welche sich in deutscher Sprache unterhielten, von einer Anzahl Tschechen mit dem Rufe: „In Prag wird tschechisch ge sprochen, Ihr deutschen Hunde!" angerempelt und als sie unbekümmert deutsch weitersprachen, mit Stöcken geschlagen, sodaß die bedrängten Soldaten zu ihrem Schutze das Seitengewehr ziehen mußten. Unterdessen war die tsche chische Menge auf mehrere Hundert angewachsen, sodaß die Soldaten sich alsbald in einer sehr kritischen Lage be fanden. Als ihnen ein deutscher Landwehr-Oberleutnant zu Hilfe eilte, fielen die wütenden Tschechen über diesen schrecklichen Wunde hatte der Lehrling noch die Kraft, die I her und hieben aus ihn ein. Der Offizier zog seinen Säbel s worauf die Räuber die Geldsumme, welche Jürk bei sich !und streckte einen seiner Angreifer durch einen Hieb auf ! führte, an fick nahmen und davon gingen. Trotz der Namen der drei Verbrecher, die ihm bekannt waren, in sein Notizbuch zu schreiben. AIS man den armen Jungen in seinem Blute liegend fand, brachte man ihn sofort nach Kottbus in eine Privatklinik, wo er aber kurze Zeit nach seiner Einlieferung verstarb. Die Mordgesellen saßen wenige Stunden später bereits hinter Schloß und Riegel. Stecklinn ergriff man in Peitz, die beiden Dippe auf dem Bahnhof von Kottbus. Letztere hatten sich schon neue Kleider, Wäsche und Uhren gekauft, ihre alten Anzüge und ein blutbespritztes Hemd trugen sie in einem Bündel bei sich. Welcher der Verhafteten Jürk die tödliche Wunde beigebracht hat, ist noch nicht festgestellt. Ein grauenhafter Kindesmord ist auf dem Bahn hofe Kreiensen entdeckt worden und hat zur Verhaftung der unnatürlichen Mutter geführt. Es liegen hierzu fol gende Einzelheiten vor: Am Neujahrsmorgen traf mit dem Berliner Personenzuge ein junges Mädchen in Kreiensen ein, das sich vormittags auf der Station aufhielt und dann mit dem fälligen Mitlagszuge nach Northeim weiterfuhr. Als bald darauf die Wartefrau die Bahnhofsaborte reinigen wollte, fand sie die Röhren des einen Frauenaborts ver stopft. Bei näherer Untersuchung entdeckte sie die Leiche eines Kindes. Diese war in die Röhren so fest eingedrängt, daß sie nicht zurückgezogen, sondern hinabgestoßen werden mußte, ehe man sie an das Tageslicht befördern konnte. Ein sofort herbcigerufener Arzt stellte fest, daß hier ein Mord vorliege. Am selben Nachmittage kehrte die mut maßliche Mörderin, die sich durch ihr scheues Wesen ver- riet, von Northeim nach Kreiensen zurück, wo alsbald ihre Festnahme durch die Gendarmerie erfolgte. Durch ihre Vernehmung wurde folgendes festgestellt: Das Mädchen, welches aus Ditfurt gebürtig ist, hat am 14. Dezember v. I. in einer Privateutbindungsanstalt zu Berlin ein Kind männlichen Geschlechts zur Welt gebracht. Mit dem Vor sätze, das Neugeborene beiseite zu schaffen, ist sie am Syl vesterabend von Berlin nach Kreiensen gefahren. Zur Ausführung ihres Planes hat sie dem kleinen Wesen eine seidene Schnur um den Hals geschlungen und es in die Abortröhre versenkt. Unmittelbar nach der Tat ist sie dann nach Northeim gefahren, nachdem sie ihr Gepäck auf der Zwischenstation Salzderhalden zur Weiterbeförderung an ihre in Einbek wohnende Schwester aufgegeben hatte. Die jugendliche Kindesmörderin wurde in das zuständige Gerichtsgefängnis zu Gandersheim eingeliefert. Wieder ein Theaterbrand in Nordamerika. Dem „B. T." wird aus New-Aork, 4. Januar, gemeldet: „Das Opernhaus in Mount Sterling (Kentucky) ist nieder gebrannt; zwei Personen kamen dabei um." Nach dem Ritterscheu statistischen Lexikon hat Mount Sterling nur 3629 Einwohner, das „Opernhaus" kann also nicht be- deutend gewesen sein. — Zu dem Chicagoer Theaterbrande wird noch gemeldet, wie endgiltig festgestellt sei, betrage die Gesamtzahl der bei dem Brande Umgekommenen 587". Diese angeblich endgiltige Feststellung scheint jedoch falsch zu sein, denn nach allen bisherigen Nachrichten sind die Verluste an Menschenleben bedeutend größer. Ein Geisteskranker in der Reichsbank. Düssel dorf, 2. Jan. Heute nachmittag erschien bei der hiesigen Reichsbankstelle ein Mann, der einen falschen Tausend markschein vorzeigte und unter Drohungen mit einem scharfgeladenen Revolver dessen Umwechslung verlangte. Der Mann wurde überwältigt und, da man es anscheinend mit einem Geisteskranken zu tun hat, vorläufig der Gräfen berger Irrenanstalt übergeben. Nach vorläufigen Fest stellungen handelt es sich um einen Schuhmachergesellen. Lynchjustiz gegen einen Rowdy. Lissa i. B., 3. Jan. Der hiesige Einwohner Stephan Lovretics, ein übelbeleumundeter, gewalttätiger McnsÄ, überfiel am Son nabend in räuberischer Absicht drei Bürger und verwun dete sie durch Rcvolverschüsse. Eine Menge von Leuten wandte sich gegen den Attentäter und schlug mit Stöcken solange auf ihn los, bis er tot liegen blieb. Aurze Lhrsnik. Eine Bluttat ist im Kreise Kottbus verübt worden. Ein Lehrling namens Jürk wurde von drei jungen Burschen zwischen den Ortschaften Peitz und Ottendorf überfallen, beraubt und tödlich verwundet. Hierüber wird folgendes gemeldet: Der Lehrling Jürk sollte einen Betrag von etwa 550 Mark aus Peitz nach der Fabrik in Ottendorf bringen. Unterwegs wurde er von zwei Brüdern Dippe und einem gewissen Stecklinn, Arbeitern im Alter von 17—20 Jahren, angehalten und durch einen Messerstich in die Kehle verletzt, den Kopf nieder. In diesem Augenblicke schritt ein starkes Wacheaufgebot ein und stellte die Ruhe wieder her. Der verletzte Bursche ist der 19 Jahre alte Schustergeselle Wenzel Brady. Augenzeugen erzählen, daß mehrere tsche chische Polizisten dem rohen Ueberfalle tatenlos zugesehen haben; erst als die Situation schon äußerst gefährlich war, rückte das Polizeiaufgebot aus einer Seitengasse heran. Die deutsche Bevölkerung Prags ist infolge dieses Vor falles sehr erregt. Ein neuer tschechischerBankkrach. Manschreibt: Wiederum ist eine tschechische Vorschußkasse zu gründe ge gangen und hat den Konkurs angemeldet; es ist dies die bürgerliche Vorschußkasse in Jungbunzlau, bei welcher ein Fehlbetrag von 110000 Kronen aufgedeckt wurde. Die Einleger, meistens kleine Leute, dürften im günstigsten Falle höchstens 16 Prozent ihrer Einlagen zurückerhalten. Dien st müde Soldaten. Man schreibt: In Bilek haben sich Sonntag vormittag 400 Soldaten vom 69. In fanterieregimente aufgelehnt. Die Soldaten, welche infolge der Obstruktion im ungarischen Parlamente, trotzdem ihre Dienstzeit bereits Ende Oktober abgelaufen mar, noch immer unter den Fahnen gehalten werden, versammelten sich am Rakoczyplatze, wo sie lärmende Kundgebungen veranstal teten und das Kossuthlied sangen. Als sie der komman dierende Leutnant aufforderte, in die Kaserne zurückzukehren, verweigerten die Soldaten dem Vorgesetzten den Gehorsam und zwangen ihn, den Platz zu verlassen. Als ein vom Bilekrr Fort telephonisch herbeigerufrnes Bataillon an- rückie, zogen sich die demonstrierenden Soldaten in die Kaserne zurück. Ueber das ganze Regiment wurde sofort Kasernenarrest verhängt und eine strenge Untersuchung eingeleitet. Die Soldaten, die dank der Tätigkeit der Ob struktion im ungarischen Abgeordnetenhause weiter dienen müssen, mögen sich dafür bei den magyarischen Lärnt- machern bedanken, aber nicht ihre Offiziere dafür verant wortlich machen. Zur Kriegsgefahr im fernen Osten. Während englische Blätter fortgesetzt alarmierende Sensationsnach richten über die ostastatische Krists verbreiten, die wenig oder gar keine Beachtung verdienen, scheint folgende Mel dung der „Köln. Ztg." aus Petersburg von einigem Wert zu sein: Die Spannung zwischen Rußland und Japan hat, wie wohlunterrichtete russische Kreffe versichern, neuerlich merkbar nachgelassen. Maßgebenden Orts wird die Lage als durchaus beruhigend angesehen. Wenn auch beider seits die Vorbereitungen für den bisher als möglich vor gesehenen Fall des Ausbruches eines Krieges fortgesetzt werden und der strategische Aufmarsch beider Armeen zu- nächst noch nicht unterbrochen werden wird, so nehmen in den allerletzten Tagen die schwebenden Verhandlungen eine Wendung, die die besten Aussichten auf eine völlige Ver ständigung Rußlands mit Japan bietet. Die russische Antwort auf die javanischen Gegenvorschläge dürfte binnen kurzem zu erwarten sein. Nach wie vor wird hier daran festgehalten, daß die aus englischer Quelle stammende Nachricht, wonach Rußland von Japan für die Beanl- Wortung der letzten japanischen Note keine bestimmte Frist gestellt worden sei, den Tatsachen nicht entspreche. Allen anderweitigen Gerüchten zuwider, wonach die Reise des Statthalters Alexejew nach Petersburg auf unbestimmte Zeit verschoben sei, verlautet in ministeriellen Kreisen, Alexejew reise im Februar hierher ab.