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WmM, Wil, Ädtckhn Nil ilie WMLI. A.rnLs b LertL für die Kgl. Umtshauptmannschaft zu Weißen, das Kgl. Umlsgericht und den Stadirath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nv. 35. Dienstag, den 10. Juli 1888. Bekanntmachung. Mittwoch, de» 18. Juli dss.' Js Vormittags 1t/s Uhr findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 6. Juli 1888. Königliche Amtsbauptmaunschast. Bekanntmachung. Für den Monat Mai dss. Jrs. sind in dem Hauptmarktorte Meißen für den Lieferungsverband der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen folgende Durchschnittspreise für Fourageartikel mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: 7 Mk. 11,4 Pf- für 50 Kilo Hafer, 3 - 96,4 - - 50 - Heu, 2 - 15,z - - 50 - .Stroh. Meißen, am 6. Juli 1888. Königliche Amtshauptmannschaft. v. «Wvchbach. Bekanntmachung. Nächsten Freitag, den 13. und Sonnabend, Den 14. dieses Monats, soll in'hiesiger Stadt eine Rattenvergiftung durch Phosphorvillen und dergleicken LatwergeKorgenommen werden, was hiermit den hiesigen.Ein wohnern und insbesondere denjenigen Grundstücksbesitzern, welche Hausschleußen haben, zur Vorsichtnahme bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 9. Juli 1888. Der Bürgermeister. Ficker. Bekanntmachung. Das Führen von Pferden über die hiesigen eisernen Saubachstege wird hiermit verboten. Zuwiderhandelnde werden nach § 366 10 des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen belegt. Wilsdruff, am 9. Juli 1888. Der Bürgermeister. Ficker. Bekanntmachung. Die diesjährige Pflaumennutzung der hiesigen Stadtgemeinde soll nächsten Sonnabend, den 14. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, meistbietend unter den vorher bekannt gemacht werdenden Bedingungen auf hiesigem Rathhause im Sessionszimmer verpachtet werden. Wilsdruff, am 9. Juli 1888. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. TagcSgefchichte. Berlin, 7. Juli. Sicherem Vernehmen nach reist Kaiser Wilhelm am 13. Juli Abends nach Kiel, verweilt daselbst einen Tag und tritt alsdann seine Seereise nach Petersburg an, wo er am 18 Juli Abends ankommen wird. Auf der Seereise wird nur ein kleines Gefolge den Kaiser begleiten und zwar Graf Herbert Bismark, der Generaladjutant von Wittich und die Flügeladjutanten, auch der hier attachirte russische! General Kutusoff soll sich anschließen. Das übrige Gefolge begiebt sich am 17. Juli Morgens mittelst eines Hofzuges über Eydtkuhnen nach Petersburg. — Der Reichskanzler scheint also an der Reise nicht Theil zu nehmen, es müßte denn sein, daß er seines angegriffenen Zustandes halber zu Denen gehört, welche dem Kaiser erst am 17. Juli nachfahren. Die Thatsache, daß Kaiser Wilhelm am 13. Juli zur See über Kiel nach Rußland reisen und dem Zaren Alexander einen Besuch ab- statten wird, beherrschte in der letzten Woche die ganze europäische Politik und übte auch auf die innere Lage Deutschlands einen günstigen Einfluß aus. Denn was man auch sonst über den Zweck der Reise berichten mag, so steht doch vor allen Dingen soviel fest, daß die Reise dem Austausch freundschaftlicher Gefühle zwischen dem deutschen und russischen Herrscher hause gilt, und daß im Hinblick auf den großen Einfluß, den freundschaft liche Persönlicke Beziehungen zweier so mächtiger Kaiser auf die Politik aus üben können, mit ziemlicher Sicherheit eine Besserung der deutsch-russischen Beziehungen und eine Aufheiterung der seit Jahr und Tag umdüsterten Lage Europas erwartet werden kann. Im Anschluß an die bevorstehende Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Rußland wurde nunmehr auch bekannt, daß der General v. Pape, welcher dem Zaren die Thronbe steigung Kaiser Wilhelms anzeigte und am russischen Hofe außerordentlich ehrenvoll empfangen wurde, gleichzeitig der Träger einer besonderen Mission des Kaisers Wilhelm an den Zaren war und auch ein Handschreiben des Zaren an Kaiser Wilhelm nacb Berlin zurückgebracht hat. Man geht daher wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß General v. Pape die der Kaiser begegnung vorhergegangenen Unterhandlungen geführt hat, resp. der Träger derselben gewesen ist. Daß es in dem vielsprachigen und von nationalen Gegensätzen beein flußten Oesterreich-Ungarn verschiedene politische Strömungen giebt ist sehr natürlich, und es wird deshalb Niemand wundern, wenn ein politisches Ereigniß, wie die Entrcvue iu Petersburg, verschieden aufgefaßt und beurtheilt wird. Im Ganzen und Großen aber ist in beiden Reichs hälften die Ueberzeugung die vorherrschende, daß die Initiative, die Kaiser Wilhelm bezüglich der Zusammenkunft mit dem Czaren von Rußland er griffen, aus keinem anderen Motiv hervorgegangen ist als dem Bestreben, die Mißverständnisse und Verstimmungen zu beseitigen, welches das Ver- hältniß zwischen den beiden großen Nachbarstaaten mehr oder weniger getrübt hatten. Der mächtige Herrscher des Reichs, das in erster Linie den europäischen Frieden schützt, kommt als Gast zu dem nicht minder mächtigen Herrscher des Reicks, welches bisher der Friedenspolitik seine Mitwirkung versagte und dadurch den Kriegsbesvrgniffen unausgesetzte Nahrung gab; sie werden einander in Freundschaft begegnen, und da nicht anzunehmen ist, daß Deutschland auihören will, dem Frieden ein Schutz und Schirm zu sein, so darf gehofft werden, daß Wilhelm II. von seinem kaiserlichen Gastfreunde nicht scheiden wird, ohne die Gewißheit heimzubringen, daß auch Rußland fortan den Bemühungen sich anzuschließen gedenkt, welche auf die Erhaltung und Befestigung des Friedens gerichtet sind. Dies ist im Wesentlichen das Ergebniß der Betrachtungen der östereichisch- ungarischen Presse über die Tragweite der Entrevue in Petersburg. Kaiser Wilhelm hat in seiner ersten Thronrede bei Eröffnung des Reichstags ver sprochen, dem Frieden zu dienen, und ein dem Frieden geleisteter Dienst wird seine Reise nach Petersburg sein. Es handelt sich in Petersburg