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Hharandt, Mossen, Sieömlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. 2lmtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdors, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rohrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim Unkersdorf, Weistropp. Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pon bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnfertionsvreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff, — Verantwortlich sür die Redaktion Martin Berger daselbst. No 33. Sonnabend, den 17. März 1SVV. 58. Jahrs. Zum Sonntage Oculi. 2. Petri 3, 9: Der HErr hat Geduld mit uns und will nicht, daß jemand ver loren werde, sondern daß sich jeder mann zur Buße kehre. Der HErr hat Geduld mit uns. Ja fürwahr, eine „himmlische Geduld". Wenn man uns so behandelte, wie wir Gott behandeln, uns wäre längst die Geduld ge rissen. Wir sind so ungeduldig, wenn es nicht nach unserem Willen geht. Aber der Herr hat Geduld mit uns. Wieviel Gutes giebt er uns jeden Tag l Wir nehmen es hin, als müsse das so sein. Du erfreust Dich einer guten Gesundheit. Dankst du wohl dafür? Du hast dem täglich Brot. Du hast Arbeit. Du hast eine liebe Fa milie; wohl gar ein eigen Häuschen, und viele, viele andere Dinge, mit denen Gott dich gesegnet hat. Und doch kein Dank? Du wärest längst müde geworden, wohlzuthun, wenn Du all deine Wohlthaten an einen Undankbaren verschwendet hättest. Deine Geduld hätte schon längst ein Ende. Du hast dem Herrn auch noch nicht gedankt, oder doch so selten, so selten. Er bätte wohl etwas besseres von dir verdient. Aber: Der HErr hat Geduld mit uns. Und so oft hat Er auch schon ernst mit dir geredet. Sein Wort traf dich. Du fühltest es: das gilt mir. Du warst bewegt. Aber wie bald ließ diese Bewegung wieder nach. Er hatte umsonst mit dir geredet. Dann klopfte er mit Leid und Kummer bei dir an. Dein Herz wurde weich von dem Regen der Thränen. Aber die Thränen ver stechten und das Herz wurde wieder hart. Es war Liebe, daß Er dich züchtigte. Und doch ergabst du dich nicht. Und trotz alledem: Der Herr hat Geduld mit uns. Ist das nicht schier unglaublich? Wir hätten sie nicht. Der Herr hat Geduld. Schier unglaublich, aber doch wahr! Es liegt ihm etwas an deiner Seele. Nein, nicht etwas — es liegt Ihm viel daran. Denn eine Menschenseele hat in Gottes Augen mehr Werth, als die ganze Welt. Darum will er nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre. Wenn nun eine Seele verloren geht, das ist ein unersetzlicher Verlust. Darum giebt Er sich so unendlich viel Mühe mit uns. Darum hat Er so lange Geduld mit uns. Er will, daß allen Menschen geholfen werde. Er will nicht, baß jemand verloren werde. Er will, daß sich jeder mann zur Buße kehre. Deine Buße muß dem Heilswillen Gottes die Hand reichen, dann gehst du nicht verloren. Hast du also am Bußtage gethan? Oder willst du sorg los unter der Geduld Gottes weiter schlafend — Einmal hat au» Gottes Geduld ein Ende. Wenn alles umsonst ist, Seine Güte und Sein Ernst, wenn du trotz aller Ein ladungen dich nicht zur Buße kehrst, wenn der Baum deines Lebens keine Frucht bringt, trotz aller Pflege, dann wirds endlich heißen: Haue ihn ab, was hindert er das Land! Dresdner Stimmungsbild. Von Wilhelm Müller. (Nachdruck verboten.) Da stehe ich nun am Eingänge der Herkules-Allee oes Königlichen Großen Gartens bei Hellem Mondenschein und be trachte mir die muskulöse Gestalt, welche dort auf einem Sockel steht. - . . Ringsum herrscht eine Todesstille. . . . WaS ist das? Die Gestalt fängt sich an zu bewegen — sie wird lebendig! Ich will fliehen, ober ein Etwas hält mich an dem Orte fest. Und nun erhebt Herkules drohend den Arm und ruft mit lauter Stimme: „Nieder mit der Isx Heinze!" . . . Dort hinten auf den dunklen Wegen zeigen sich mehrere sonderbare Gestalten. Sie kommen näher und näher und sind in einem eifrigen Gespräch vertieft. Ich lausche und vernehme folgendes: „Dresden will Kunststadt sein, ober noch nie hat hier eine allgemeine Protest-Versammlung gegen die Isx Heinze statt gefunden, welche Alles was Kunst heißt, zu vernichten droht! Nur der Verein „Dresdner Presse" und eine kleine litterarische Vereinigung bot es bisher als nothwendig erachtet, Stellung gegen die Isx Heinze zu nehmen. Aber wo bleiben denn die übrigen Dresdner Künstler und das zahlreiche kunstsinnige Publikum? Da hält man internationale und nationale Kunst ausstellungen ab, um den Kunstsinn im Elbflorenz neu zu be leben, aber dort, wo es gilt, ein entscheidendes gewichtiges Wort für die Kunst selbst zu sprechen, legt man gleichgültig die Hände in den Schooß. So werden wir olttN Meister es noch erleben müssen, daß man eines schönen Tages auch unsere im Großen Garten ausgestellten Kunstwerke abnimmt, in Kisten verpackt und in eine Rumpelkammer stellt." . . . „So etwas giebt's nicht, da schlage ich mit meiner Keule drein!" schrie Herkules aufgeregt dazwischen. Die Blicke der aus dem Schattenreiche herbeigeeilten Meister richteten sich aus die sprechende Gestalt. Tiefbetrübt trat einer der alten Künstler an den Sockel und sprach bewegt: „Mein lieber Herkules, Du bist mein Werk! Alles dreinschlagen von Deiner Seite nutzt nichts, denn die Dresdner haben ein ziemlich dickes Fell. So viel kann ich Dir jetzt schon sagen, wenn die Isx Heinze wirkliche Gesetzeskraft erlangt, bist Du der erste, der in die Rumpelkammer wandert. Nur die breite Volksmasse kann uns Rettung bringen, aber diese zu begeistern, vermag man in Dresden vielleicht aus dem Grunde nicht, weil zum Be geistern auch Geist gehört! Da schau nach Breslau, Stuttgart usw., alles Städte, welche in der Kunstsache Dresden bintan- stehen, aber für die Kunst zu kämpfen sind sie bereit. O Elb- flvrenz, was ist aus Dir geworden?" „Wohlan, ich danke Dir, Du genieler Meister, für die Belehrung. Tritt die Isx Heinze wirklich in Kraft, dann möcht ich hier auch nicht mehr weilen, selbst wenn man einen Schlaf rock mir machen ließe. Dort wo wahre Kunst noch blüht, will ich mich niederlassen, und zwar zur Freude derjenigen Menschen, welche an wahrer Kunst Erquickung finden." „Dorthin wollen auch wir ziehen, wenn Roeren und Ge nossen siegen," hallte es im Kreise, dann wurde es still und die Gestalten verschwanden wieder in den dunklen Wandelgängen des Großen Grartens „Fremdling! Was willst Du noch hier?" fragte mich Herkules mit barscher Stimme, welche mir solche Schrecken ein- flößte, daß ich — erwachte. Es war also ein Traum und dem Träumer zürnen geehrte Leserinnen und geehrte Leser nicht! . . . Anter der Vserenflagge. Historischer Roman aus Transvaal. Aus dm Erlebnissen eines Missionars. Von Willem de Ruyter. (Nachdruck Verbote».) (Fortsetzung.) Der Nächstkommende war Dr. Jameson und indem dieser Missionar Halden und dem noch immer sprachlos den Warning anschauenden Oom Jakobs die Hand bot, sagte er: „Nehmts nicht übel, so wir Euch um Eure Gastfreundschaft ersuchen. Man ist wirklich herzensfroh, noch so langer Wegfahrt die müden Glieder unter Dach und Fach wieder zu bergen. Mein Name ist Jameson und die dort Ankommenden sind Sir Hapman und Lady Hapman. Wir sind alle drei zu London ansäisig und befinden uns zur Zeit auf einer Süd-Afrikareise, um Land und Leute kennen zu lernen. Dies hier ist eine Berliner Mission, wenn ich nicht irre." „Sie haben Recht, Sir, mein Name ist Halden und ich bin ein deutscher Missionar, ein Sendling der Berliner MisstonS- gesellschaft. Seien Sie mir und meiner Frau herzlich will kommen und was mein bescheidener Haushalt bieten kann, das möge Ihnen, als von Herzen gegeben, gut erscheinen." Damit reichte er Jameson die Hand und that dasselbe dem ankommen den Sir Hapman und besten Frau gegenüber. Verwundert betrachtete er im ersten Augenblicke deren männliche Kleidung, unterdrückte aber sein Erstaunen und bat die Gäste, ihm in das Haus zu folgen, damit sie dm Restestaud durch ein Bad entfernen könnten. Dankend nahmen sie das Anerbieten an und nur Pit Thom blieb bei dem alten Jakobs zurück. Dieser betrachtete Thom mit zwinkernden Augen und sagte bann nach einer Weile beobachtenden Schweigens: „Sagt' mal, Pittje Thoms, was sind das für eng lische Wind hunde, welche Ihr hier durchspüren läßt? — Dem alten Jakobs sehen sie wie echte Galgenvögel aus. Bef anders der e'ne. He, sagt 'mal die Wahrheit — wollten Sie das Reef besichtigen — Diamanten und Gold zusammenstehlen? So zum Vergnügen reist doch hier kein Engländer durch Griqua- land noch Transvaal — Gott verhüte, daß sie noch mehr wollen. Jeder Engländer ist für mich ein Spionirer und Gott gebe unserm guten Oom endlich den Verstand, daß er es einsieht und seine Burghers vor diesen Uitländers schützt. Gutes bringen Sie sicher nicht, das möcht ich schwören." „Wenn Ihr mich fragt, will ich Euch offen antworten, Oom Jakobs. Denn für unser Land, steh ich eben so stolz, wie Ihr. Hört zu: Ich war, wie Ihr ja wißt, in ColeSberg und hatte da zu thun. Ich will auch dieses sagen, was ich dort wollte. Auf meiner Farm Danielsknit sand ich vor nunmehr acht Wochen im blauen Thon Diamanten. Und zwar so viel, daß ich in Colesberg und Capstadt ein großes Stück Geld da für erhielt. Bei dem Banquier, welchem ich die Anweisung gab, mein Geld auf die Bant nach Prätoria zu übermitteln, traf ich den einen von diesen Herren, den Doktor Jameson. Wie er von meinem Funde hörte, sprach er auf mich ein, er zählte mir, wie werthvoll die Sache würde, so ich aus meiner Farm eine Gesellschaft machte und wie ich vieles Geld damit verdienen könnte. Viel mehr, als wenn ich selber die Felder ausbeutete. Ich wollte nun zuerst nicht, dann sagte er, ich könne mir die Sache reiflich überlegen, er selbst wolle zur Zeit Griqualand bereisen, um die Erddeschaffenheit zu studiren und ich könne bis zu meiner Farm sein Führer sein. Dort wolle er sich die Sache selbst anschauen und wäre es so, wie ich sagte, daß die Steine haufenweis dalägen, dann müßte ich ein Narr sein, wenn ich keine Minengesellschaft gründe. Er sagte mir, so ganz traue er der Sache nicht, da er zu oft schon be trogen wäre und werthlose Farmen gekauft hätte, indem man vorher erst einige geringe Steine versteckt hätte, welche dann wiedergefunden wären und während der Zeit sei dann mit den Minenpapieren zwar ein rasendes Geld verdient, aber nachher das Vertrauen um so schmählicher getäuscht worden. Deßwegen reise er jetzt persönlich und überzeuge sich erst gründlich, denn von ihm sollte Niemand betrogen werden. Ich habe nun bis jetzt nicht Ja gesagt und auch nicht Nein. In Colesberg hörte ich außerdem etwas, daß viel wichtiger ist —" „Noch wichtiger, da wäre ich neugierig, Pit Thom. Mit Deinem Eigenthum kannst Du machen, was Du willst. Da gebe ich Dir keinen Rath. Laß den Minenteufel los oder nicht. Nur halt' Dein Geld fest und steh' Dich beim Kontraktmachen vor. Besser wäre es ja, Du sagtest: Nein. Nimmst einige Koffern, stellst Dich mit der Büchse daneben, halst Dir ein paar tüchtige Fanghundr. So Du willst, schick' ich Dir auch mch einen meiner Jungens und Du gräbst alleine. Aber mach' wie Du willst; was hast Du dann noch? —" „In Colesberg kommen täglich eine Reihe von Leuten an, welche mir nicht gefallen. Sehen aus wie Diggers (Gold- wäscher), sind aber keine. Tragen gute Revolver und Messer, treten befehlshaberisch aus und treiben allerlei Unfug, ohne Be schäftigung. Soviel ich erfuhr und selbst sah, vier- bis fünf hundert Mann. Sie selbst sagen, daß sic nach neuen Minen gehen wollen. Die englische Kappolizei läßt sie ungestört und das Militär erst recht. Verkehren sogar miteinander, was doch sonst nie der Fall gewesen. Dann tragen sie, was mir sehr ausfiel, alle den gleichen Revolver, das gleiche Messer, den gleichen Hut, dasselbe Kakizeug und haben bei ColeSberg ein selbstständiges Lager aufgeschlagen. Wer ihr Führer ist, konnte ich nicht ermitteln, doch müssen sie einem bestimmten Plan unter worfen sein. Soweit meine Neuigkeit; was damit ist, kann ich nicht beurtheilen." „Jong, das ist ja tausend Mal mehr werth, denn Deine besten Diamanten. Sagte ich nicht immer, daß der Tanz wieder los« gehen würde. Noch heut' Abend reise ich ab und alarmir' die