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MWlatt fürMskilff Tharandt, Walsen, Sieöenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für WtlSdrnft, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf. Kaufbach, KefselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermS bork Pohrsdorf, Röbrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KefselSdorf, Steinbach bei Rohorn« Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildoerg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich l Mk. 30 Pfg., durch die Post be zogen 1 Mk. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. Druck und Verlag von Martin Kerger L- Friedrich, Wilsdruff. Für Politik und Feuilleton verantwortlich: Hugo Friedrich, für Oertliches und den Inseratenteil: Martin Berger. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuszeUe. No. 164. Sonnabend, den 2. September 1W5. 64. Jahrg. Es wird zur Kenntnis gebracht, daß der unter der Bezeichnung Speiseesstg oder Essig schlechthin in den Verkehr gebrachte Essig mindestens 3 °/», der sogenannte Wein essig mindestens 5°/« und Essigspcitt mindestens 7°/» Essigsäure enthalten muß, widrigen- falls er von dem amtlichen Nahrungsmittclchcmiker als verfälscht beanstandet werden wird. Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, den 29 August 1905. Bei der Feldschlachterei Wilsdruff sollen während der Zeit vom 14. bis mit 18. September 1905 von ca. 5 Ochsen, 100 Hammeln und 20 Schweinen die Häute, Felle und Stückenzeuge verkauft werden. — Alles Nähere ist im Geschäftszimme Dresdner Straße 58 l- zu erfahren, wo auch die Bedingungen ausliegen. Manöver-Proviantamt. In Wildberg sollen Mittwoch, den 6. September 1905, nachm. 3 Uhr versteigert werden: 3 buchene Pfosten, 6« buchene Radfelgen, 1 Paar Schlittenkufen. Bieterversammlung: Gasthof. Wilsdruff, den 29. August 1905. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Der Friedensschluß. Ein Stimmungsbild aus Portsmouth, das den ganzen Verlauf des entscheidenden Konferenztages in allen seinen Einzelheiten und die Aufnahme der mit Span nung und fieberhafter Erregung erwarteten Botschaft am Kongreßorte selbst anschaulich schildert, geht dem „B. L.-A." zu: Aus russischem Munde und mit einer Stimme, die mehr als freudige Erregung durchzitterte, kam telephonisch nach 1 Uhr die erste Nachricht von der erreichten Einigung ins Hotel Wentworth. Dreimal maßte Korostovetz seine Mitteilung erneuern und ihre Wiederholung als richtig bestätigen, ehe sie geglaubt wurde und ec hinzufügen konnte, daß Witt: und Rosen von Navyyard unterwegs seien. Dann füllte sich die Veranda vor dem russischen Flügel mit Gästen, Korrespondenten und Angehörigen beider Missionen. Nach halbstündigem Warten fuhr ein Auto mobil vor, von den Versammelten mit Hochrufen in vier Sprachen begrüßt. Fast grausam schien der Jubel dieser hier beispiellosen Ovation vor den Ohren der Japaner, die tränenden Auges die durchs Telephon ge kommene Nachricht gehört hatten. Die vierschrötige Gestalt, die sich mit dem stolzen Lachen des Triumphes auf dem heute nur von Freude geröteten Gesicht vom Wagensitz erhob, war die eines Siegers. Und dem Sieger am Diplomatentisch, der als Vertreter einer besiegten Nation doch dominierend während der Konferenz immer den eigenen Worten und herrischen Willen Geltung verschafft hatte, galten die cbssrs kor Witts, das VIVS la Kuzsis der Fran zosen und das „Hurra" der Russen. Den Hut in der Hand, stieg Witte aus dem Wagen. Er wie Rosen mußten Hunderte von Händen schütteln, ehe sie sich den Weg ins Vestibül bahnen konnten. Dort umringten Witte die Korrespon denten von sechs Nationen. Mit Fragen bestürmt, sagte er, heute in der Stunde seines Erfolges zum erstenmal zurückhaltend und zögernd: Die Basis für unser Ueberein kommen läßt sich kurz zusammenfasscn in die Worte: „Teilung Sachalins und keine Kopeke Indemnität." Die Halle dröhnte von den Bravorufen und dem Händeklatschen der Amerikaner. Seltsgm, wie Witte ihr Herz gewonnen hat. Zu der großen Freude der Rassen steht die geradezu dumpfe Niedergeschlagenheit der Japaner in selb» samem Kontrast. Schon gestern mußte ich ihre Entrüstung über das Nachgeben der heimischen Regierung melden. Heute scheinen sie gebrochen. Als dem japanischen Marine- attachs die Nachricht von dem Übereinkommen mitgeteilt wurde, sah ich ihn mit plötzlich erb lassenden G esichts zügen in den Stuhl zucückfallen. Dann legte er die Hand über dieAugen und schluchzte wie ein Kind." Die Friedensbedingungen sind für Japan günstig, wenn auch nicht so günstig, wie man es in Japan erhofft hatte, und sie sind für Rußland ungünstig, wenn auch nicht so ungünstig wie man es in Rußland befürchtet hatte. Japan erhält, was es mit stürmender Hand erobert hat, Korea, die Hälfte von Sachalin, Port Arthur, und es bleibt auch der tatsächliche Herr in der südlichen Mand schurei. Rußland dagegen hält die nördliche Mandschurei lest, und es behält die Bahn nach Wladiwostok, also den Zugang zum Stillen Ozean. Auch hat es keinerlei Kriegsentschädigung zu zahlen, und auch die von Japan geforderte Beschränkung seiner Seemacht in Ostasien ist fortgefallen. Freilich ist das zunächst nur ein theoretischer Erfolg, denn die russische Flotte gehört der Vergangen heit und einer nicht einmal ruhmvollen Vergangenheit an. In den Kommentaren zum Friedensschluß wird sicherlich viel von der „weisen Mäßigung" Japans und dem „weitherzigen Entgegenkommen" Rußlands die Rede sein. Aber das sind törichte Redensarten. Japan hat zum Schluß die Fciedensbedingungen angenommen, weil seine militärischen Kräfte wenn auch nicht erschöpft, so doch stark geschwächt waren, und wül auch sein Kredit sich zu erschöpfen drohte. Die russische R:gierung aber ist auf die für eine Großmacht immerhin demütigenden Beding ungen eingegangen, weil die Geldgeber versagten, und weil die Lage im Innern Raßlands so bedenklich war, daß der Zar bei einem Fortgang des Krieges und der inneren Wirren für seinen Tyron besorgt sein mußte. Ge gen Japan hätte Rußland noch geraume Zat Krieg führen können, aber dem Kriege nach zwei Fronten, gegen das japanische Heer und das russische Volk, fühlte sich die Re gierung des Zaren nicht mehr gewachsen. Aber neben der Erschöpfung der beiden Gegner ist der Friedensschluß, der, wie der deutsche Reichskanzler Fürst Bülow sich in seiner neuesten Kundgebung ausdrückte, dem Risiko und der Unsicherheit, die mit j-dem großen Krieg unzertrennlich verbunden sind, erfreulicher Weise ein Ende gesetzt hat, nicht ia letzter Linie der eifrigen und taktvollen Vermittlung zu verdanken, die durch den Prä sidenten Roosevelt eingeleitet wurde und die, wie ja jetzt bekannt geworden ist, durch den deutschen Kaiser und durch die deutsche Regierung auf das eifrigste unterstützt worden ist. Jetzt erst wird die Bedeutung der Zweikaiserzusammen kunft vor Björkö voll gewürdigt werden. Die Wirkungen des russisch-japanischen Krieges und des jetzt erfolgten Friedensschlusses auf die W.'ltpolitik können garnicht hoch genug eingeschätzt werden. Japan ist nunmehr in die Reihe der Großmächte, der großen Militärmächte eingetreten, während Rußland nicht nur ungeheuer an militärischem Prestige virlocen hat, sondern als ostasiattsche Macht in die zweite Reihe gedrängt ist. Nicht minder bedeutsam aber ist die Frage, wie sich nun- mehr die Kämpfe im Innern Rußlands gestalten werden. Wird hier der Krieg aller gegen alle fortdauern, oder wird durch weises Nachgebea des Zaren auch hier der Friedensschluß herbeigeführt werden? Das ist die große Frage, deren Beantwortung mit Spannung erwartet werden muß. Der Wortlaut des Telegramms, das Witte an den Zaren sandte, war folgender: „Ich habe die Ehre, Euerer kaiserlichen Majestät zu berichten, daß Japan Eurer Majestät Forderungen betreffend die Friedensbedingungen annahm, und so wird der Friede dank Eurer Majestät weisen und festen Entscheidungen hergestellt werden, und dies in genauer Uebereinstimmung mit den Anweisungen Eurer Majestät. Rußland wird im fernen Osten die Großmacht bleiben, die es bisher gewesen ist und für immer sein wird. Wir haben auf die Ausführung der Befehle Eurer Majestät alle unsere Geisteskraft und unser russisches Herz gewandt und bitten uns barmherzig zu verzeihen, daß wir nicht mehr tun konnten." Zahlreiche Einzelheiten weiß das Reutersche Bureau zu berichten. Da heißt es: Die Nachricht im Hotel Wentworth. Als die Friedensnachricht im Hotel Wentworth, wo die Delegierte» gewohnt hatten, eintraf, brach großer Jubel aus. Bei der Ankunft des Herrn Witte und des Barons von Rosen, die zum Luncheon in das Hotel zurückkehrten, brachte ihnen eine gewaltige Menschenmasse, die sich vor dem Hotel versammelt halte, eine begeisterte Ovation vor. Herr Witte schien von Rührung überkommen, als er aus dem Motorwagen stieg, und auch Baron von Rosen war tief bewegt. Sie nahmen die Glückwünsche der Menschen menge stillschweigend entgegen, abgesehen davon, daß Herr Witte auf die verschiedenen Zurufe: „Zahlt Ihr eine Kriegs entschädigung?" kurz antwortete: „kas »u so»!" Das Verhalten der Japaner. Die Japaner kehrten in der Sitzungspause nicht in ihr Hotel zurück, sondern nahmen ihr Luncheon im Navy- Aaro ein. Es ist ein Gerücht im Umlauf, des Inhaltes, daß man unter dem Deckmantel des Vertrages zu einem geheimen Einverständnis kam. Die japanischen Korre spondenten äußern sich außerordentlich unzufrieden mit dem erzielten Abkommen. Es verlautet aus guter Quelle, daß Baron Komura bei der Vormittagssitzung einen neuen japanischen Vorschlag unterbreitete, den Herr Witte mit dem Bemerken, daß dies gegen seine Instruktionen sei, zu erwägen verweigerte. Die japanischen Bevollmächtigten nahmen darauf den russischen Vorschlag an, den Herr Witte vorher schriftlich eingereicht hatte. Als die Nachricht von dem Friedensschluß in Portsmuth bekannt wurde, läutete man die Kirchenglocken. Die Friedensbedingungen, über deren Einzelheiten nunmehr die russischen und japanischen Rechtsbeistände, wie aus untenstehender Mel dung zu ersehen, eingehend beraten, seien an dieser Stelle nochmals kurz wiederholt, und zwar nach einer Zu- sammenstellung der „Franks. Ztg.": Rußland erkennt den vorherrschenden Einfluß Japans in Korea an und über trägt alle ihm von China gewährten Rechte in der Mandschurei, wie die Verpachtung Port Arthurs und derLiautunghalbinsel, an Japan. Japan übernimmt auch die mit russischem Gelbe und von Rußland gebaute man dschurische Eisenbahn bis zu einem Punkt 240 Kilometer südlich von Charbin, so daß nicht nur die ganze Trans versallinie Pogranitschnaja-Wladiwostok, sondern auch noch ein großer Teil der von Charbin nach Süden führenden Bahn Eigentum der Russen bleibt. Allerdings ver pflichten sich beide Teile, die Mandschurei zu räumen und diese China zurückzugeben, allein es ist dabei zugleich aus- gemacht, daß China den Japanern eine Summe zahlt, die dem Werte der von ihnen besetzten Bahnstrecke entspricht. Ob China auch für die übrigen in der Mandschurei liegen-