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Nr. 46 Zweites Blatt Sonnabend, 15. April 1905 Ice SN ' 39. lten, SN 8D c ver- orf. bcfrciudcic sie beten. l) ngen, erfest oder ikat orb- »s Silo, war ihr wohl in seiner Seite riehen Schon als Kind ff, be. Es gingen 110 richtige Lösungen ein und zwar aus Wilsdruff 41, Girinibach 19, Kausbach 6, Blankenstein, Limbach, Schmiedewalde je 5, Röhrsdors 4, Sora, Kesselsdors 3, Lampersdorf, Höhndorf, Groitzsch, Dresden, Herzogswalde, Klipphausen je 2, Rothschönberg, Tanneberg, Birkenhain, Burkhmdtswalde, Unkersdorf, Steinbach b. K., Helbigsdorf je 1. Gezogen wurde Lösung Nr. 47 mit der Unterschrift Milda Vogel, Wilsdruff. Gewinn: Der Jugend Wundergarten. Allerlei Märchen von Klara Reichner, Ferdinand Grebel und Karl Zestrow. Mit feinen Farben druckbildern nach Aquarellen von W. Schäfer. espreis (Odenwald). Mit einem Messer versetzte sich der lebens- müde Greis mehrere wuchtige Stiche in den Hals. Als die erhoffte Wirkung ausblieb, wurde die Magengegend mit dem Messer bearbeitet, und als auch dieses Mittel versagte, eilte der hartnäckige Selbstmordkandidat nach einem etwa 300 Meter entfernten Waffertüwpel. Ehe es jemand zu hindern vermochte, stürzte er sich kopfüber hinein und fand darin endlich den ersehnten Tod. Der Greis hatte in letzter Zeit Spuren geistiger Umnachtung gezeigt. Einen erbitterten Kampf mit einem Geistes kranken hatten einige Berliner Schutzleute zu bestehen. Als der Kriminalschutzmann Podrotz den 26 jährigen Zuhälter Richard Busse festnehme« wollte, drang dieser mit einem Beil auf den Beamten ein, der sich Hilfe holen mußte. Darauf begaben sich ein Kriminalwachtmeister und zwei uniformierte Beamte in die Wohnung. Busse, der sich inzwischen völlig entkleidet hatte, flüchtete in die Stube einer Arbeiterin T., verriegelte die Zimmertür und drohte der T., sie zu erstechen, falls sie den Beamten die Tür öffnen würde. Er verfiel in Tobsucht und zertrümmerte die Wohnungseinrichtung. Die Tür wurde mit einem Beil eingeschlagen. Busse, der mit gezücktem Messer auf die Beamten eindrang, ward durch zwei Säbelhiebe unschäd- sich gemacht, mit Stricken gebunden und zum Polizeipräsidium gebracht. Er ist nur leicht verwundet. Man vermutet, daß er gemeinfährlich geisteskrank ist. Vom Pariser «l« herab ¬ gestürzt. Aus Paris schreibt man: Von der Höhe des Triumphbogens, unter dem die Deutschen 1870 siegreich beim Einzuge in Paris durchzogen, hat sich wieder ein Lebensmüder herabgestürzt. Es war ein 40jähriger Ange- stellter des Warenhauses „Oa SLMLrstLins°°, der anscheinend in einem Anfalle von Neurasthenie die Tat beging. Sein Körper war, als er auf dem klacs fts I'LioilL aufschlug, nur mehr eine leblose, entsetzliche, unförmliche Masse. Auf dem Triumphbogen ist seit Jahren ein Wächter aufgestellt, der nur darüber zu wachen hat, daß Selbstmordkandidaten ihre Absicht nicht ausführen können. Opfer der See. Bei Jershöft strandete während eines Sturmes ein Rügenwalder Fischkutter. Die ganze Mannschaft ist ertrunken. Zwei Leichen sind geborgen. Unheilvolle Kefselexloston. In Hamburg erfolgte im „Hamburger Hos" eine Kesselexplosion, bei der zwei Arbeiter getötet und drei durch Brandwunden schwer verletzt wurden. Die Explosion ist dadurch erfolgt, daß ein Flammen- rohr imKessel ptatzte. Durchdas indieFeuerungeindringende kochende Wasser fand eine kolossale Dampfentwicklung statt. Zwei Arbeiter, die bei der Explosion verletzt wurden, sind gestorben. Eine römische Sensation. Die Polizei in Rom scheint einer sensationellen Affäre auf die Spur gekommen zu sein. Vor einigen Wochen kam hier ein reicher Russe, namens Smirnoff, mit einer deutschen Maitresse an. Der Russe, ein älterer Herr, starb am 13. März plötzlich, wo rauf aus der Schweiz eine zweite Maitresse, eine Russin erschien. Beide sollen nun das Testament Smirnoffs zu ihren Gunsten gefälscht haben. Die Untersuchung richtete sich auch auf Giftmord. Ein Kind lebendig verbrannt. Das fünf- jährige Töchterchen der Ebeleute Kraus in Brüx ging mit seiner Mutter, die ein offenes Licht trug, in den Keller. zu erheben. Etta schritt eilig dahin, sic fröstelte, auch, daß Friedel ihr nicht den Ärm bat. Sie lächelte nicht mehr. Aber es Friedels Nähe, sie hätte noch lange so an mögen, vielleicht ein ganzes Leben lang. „W-lt ottertt- Betrachtung zum Ssnntag ^almarum. Jesaia 53, 6. Die stille Woche hebt an: die ernsteste der Passtons, zeit. Wenn es schon von dieser ganzen Zeit gilt, so besonders von dieser letzten Woche, daß uns in ihr das Bild des Gekreuzigten soll vor der Seele stehen, wie er alle unsere Sünde für uns getragen hat; auch deine, mein lieber junger Christ, der du ln diesen Tagen konfirmiert wirst. Neue Lebenswege tun sich dir auf: Gott gebe, daß es keine Irrwege werden! Und doch sagt Jesaia 53,6: „Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sähe auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Sünden auf ihn." Wir! Es ist ein hartes Wort, welches da über alle Menschenwege geschrieben steht: Wir gingen alle in der Irre, wie Schafe, die hirtenlos je nach den Gelüsten ihrer Begierden sich nach allen Seiten zerstreuen. Alle, der Weiseste ebenso, wie der Törichste, der Rechtschaffenste, wie der Sünder — was auch für Wege der einzelne ein geschlagen haben mag — Irrwege waren es. Ein Irrweg ist es, wenn deine Seele nur der irdischen Freude und dem zeitlichen Glücke nachgejagd ist, dürstend nach vergäng lichem Genuß: Denn er führt nicht zum letzten Ziele. Ein Irrweg ist es, wenn du im Reichtum und im irdischen Besitze das Glück deiner Zeit und den Frieden deines Herzens suchest; noch keiner ist warm geworden, der das kalte und gefühllose Gold als sein Bestes ans Herz gedrückt; memand ward glücklich, darum, daß er irdisch genug besaß. Die Lüste und Begierden deS Menschenherzens, die äußer liche Pflichterfüllung im ehrbaren Wandel nach der Welt- «ute Art, ja, selbst die edle Beschäftigung mit den Rätseln U Wissens und Erkennen, die Freude an aller mensck- Kunst und an der Herrlichkeit der Natur — Irrwege du L^umal und ausnahmslos. Auf keinem findest Wege mögen es sein, aber Wege zum str., hatte sie sich neben ihm stets sich".- gefühlt. Es konnte ihr nun einmal nichts Böses geschehen , wenn Friedel sie schützte. Friedel, triefend wie sie selbst, rieb ihr die Schläfen, die Hände. „Ach, Friedel, wie danke ich Dir!" sprach sie leise und matt. Aber die Worte kamen aus einem überströmenden Herzen. Sterben müssen! Welch grausiger Gedanke! Und Friedel hatte sie dem Tode entrangen wie ein Held. Beseeligt schloß sie von neuem die Augen. „Ja, sie lächelte sogar ein klein wenig. . . . Diese sinnlose Angst, War nicht Friedel mit ihr gewesen? Friedel, der doch tausendmal für sie gestorben wäre? Denn nicht einen Augen- - blick zweifelte sie an seiner Hilfsbereitschaft. Wieder kam es zärtlich und schüchtern von ihren blassen Lipven: „Du Guter, Lieber, wie dank ich Dir!" Er entgegnete kein Wort. Ernst und Strenge lagen auf seinen Zügen, die treuherzigen Augen blieben von den Lidkru bedeckt. Die hatte eigentlich die Frage thun wollen: „Bist Du mir sehr bwc?" Da er so still blieb, schwieg auch sie. Eiu wohliges Gefühl durchschauerte sie. Mit geschlossenen Augen lag sie da. ^hren Körper spürte sie fast nicht. „Ich bin ganz Seele, ganz Seele!" murmelte sie traum- befangen, tief atmend, als käme jetzt das Auffliegen in den Himmel. Der Wald war allgemach dunkler geworden, das rot- Licht ward zum fahlen Dämmer. Eiu lauer Wind er- hob sich. „Komm!" sprach Friedel fast barsch. Und er hals M, ach Warum schwieg er jetzt und sah so finster drein? Hatte sie ihn gar so sehr gekränkt mit ihrer tollen Kahnfahrt? Und seine Worte vorhin? Sein Aufbrauscn in Liebe und Leidenschaft. War das so ganz vorüber? Hatte der gute Friedel doch Fischblut in den Adern, wie Herr Bruno Stein neulich behauptete? Sie seufzte hörbar. Friedel achtete nicht ans sie. Blaß bis in die Lippen hinein schritt er an ihrer Seite. Aus seinem Antlitz sprach tödliche Erschöpfung, der Schweiß stand ihm in kalten Tropfen auf der Stirn. Er beherrschte sich mit Riesenkraft. Jetzt Hütte er Etta an sich reißen mögen, jetzt! Ihr wieder nnd wieder sagen, wie wehe sie ihm init ihrem Trotz gethan, und wie gern er ihr doch verzeihe, weil er sie liebe. Er gewahrte sehr wohl Ettas weichere Stimmung. Aber gerade diese Weichheit verschloß ihm die Lippen. Oder hätte Etta ihrem Lebensretter jetzt Mitleidslosigkeit gezeigt? Sicher nicht! Und vielleicht wäre die Dankbarkeit in ihr so groß gewesen, daß sie Friedels Liebe hingenommen Hütte, wie ein notwendiges Uebel. Nein, nicht gus mitleidigen Händen wollte er sein Glück empfangen! Und wenn Etta kein Wort der Zärtlichkeit für ihn fand, nach all den wirren Worten, die er am Teich zu ihr geredet, wenn ihre Lippen nur armseligen Dank stammeln konnten, statt glühende Liebesworte zn formen, wie er sie ersehnt hatte, ast., er die Bewußtlose dem Ufer zntrug, daun gab cs eben für ihn immer nur Entsagen. Dann war cs ein Unding, daß er hier neben ihr schrill mit lodernder Seele, die Stirn in düstere Falten gelegt, nm sie nicht ahnen zu lassen, wie es auch jetzt noch um ihn stand. Er ging so schnell voraus, daß sie ibm kaum zu folgen vermochte. Sein Kopf schmerzte zum Zerspringen, die Augen braunteu ihm und doch schüttelte Fiebcrfrost seine Glieder. (Fortsetzung folgt.) Selb stljphe. Roman von Constantin Harro. , ..... m (Nachdruck verboten.) Mit kräftigen Armen trieb Seine Angst war dahingeschwnuden, -in iüffe? märchenhaft Gefühl überkam ihn. Ins Land der S-Ug-u w^e entführen! Hatte sie ihn denn nicht zn sich gerufen? Im wilden Freudentaumel verdoppelte er An strengungen. Der Nachen flog dahin wie ein Pfeil, Friedel sah nur Etta in all ihrer Lieblichkeit nnd Jngcndlust. Da plötzlich verzerrten sich des Mädchens Züge. Ihr Ohr hatte ein leises Gurgeln erlachcht, ihre entsetzten Augen sahen Wasser über ihre Füße schlagen. „Barmherziger Himmel, wir ertrinken!" schrie sic im Anfspringen. „Rette mich, Friedel, rette mich!" Ihr jähes Emporfahren beschleunigte die Katastrophe. Der Nachen kenterte, Etta stürzte jählings in die Tiefe. Friedel hielt sich noch fest. Stieren Auges überschaute er das bewegte Wasser. „Leben oder untergeben!" stand auf der schwcißbedeckten Stirn zu lesen. Nur mit einer Geretteten im Arm wollte er das Ufer gewinnen . . . „Da! Da!" Eine Hand, ein weißes Kleid über den Wellen! Friedel ließ den sicheren Halt fahren und erreichte schwimmend die Gefährtin. Mit starken Armen umfaßte er ste. Aber ihre Todesangst machte ihm das Retten schwer. In Hellem Wahnsinn flackerten ihre Augen. Alle Geistes gegenwart hatte sie verlassen, ihr heftiges Kämpfen mit den Schrecknissen des Todes brachte Friedel in immer gröbere Gefahr. „Hilfe, Friedel, Hilfe!" ächzte sie schauerlich. Dann ver gingen ihr die Sinne. . . , Als sie wieder zu sich kam, lag ne nu wenden dra--, 87. ikel Heil sind es nicht. Lebensstraßen mögen es sein, aber das Wandern auf ihnen kostet dein Herz und deine Seligkeit. Darum aber sind sie falsch, weil, wie der Prophet es sagt, jeglicher dabei auf seinen eigenen Weg sieht. Deinen eignen Willen willst du auf ihnen tun, und doch ist Gottes ewiger Wille allein das Gute uud Rechte. Eben darum ist das Ende aller dieser Irrwege, daß du ganz wo anders anlangst als du gedacht und gewollt hast: nicht in Frieden sondern iu Unfrieden, nicht in der Seligkeit sondern im Verderben. — Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn! Die stille Woche hebt an, der Karfreitag ist vor der Tür. Erhöhet auf Golgathas Spitze, zwischen den Missetätern, die da empfangen, was ihre Taten wert sind, grüßt dich des Heilands ragendes Kreuz, schaut vom Kreuze das Haupt voll Blut und Wunden auf dich herab. UnsereJrrwege zusühneu, gingerdesGehorsams Schmerzens pfad, dem Willen seines ewigen Vaters untertan bis in des Kreuzes Schmach. Schau hin zum Kreuze! Da hängt kein Prophet, der seiner Lehre Wahrheit mit dem Tode besiegelt. Da hängt kein Unschuldiger bloß, an dessen schrecklichem Untergang die Furchtbarkeit der Sünde offenbar geworden ist. Nicht einmalblos der Messias Israels ist das, den sein toll und töricht Volk verworfen hat. Das ist dein Heiland, auf den Gott deine Sünde warf, das ist der rechte und ewige Hohepriester, der mit diesem einen Opfer alle gerecht macht, die durch ihn zu Gott kommen, — das ist deine Sünde und Schuld, die inseinem Tode stirbt und ausgetilgt wird. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. Achte auf dieses „aber". Es setzt diese Gottcstat in heiligen Gegensatz zu deinem Tun. Nun kannst du um kehren von dem Irrwege deines Lebens zu der rechten Bahn, die durch das Leben mit seinen Wirrnissen zum Ziele des Himmels führt. Folge nur dem Wege der Demut und des Glaubens, den das Gnadenvorbild des Heilandes dir gezeigt hat. Nun sollen ausgetilgt sein alle Sünden und Anklagen, die von den Irrwegen deines Lebens stammen; laß nur das Blut deines Herrn gelten als Schuldopfer deiner Seele vor Gott, es macht von allen Sünden rein. Nun brauchst du nicht auf deinen eignen Weg mehr zu sehen und sollst es nicht; der An- fänger und Vollender des Glaubens hat dir seinen Weg mit den Fußtapfen seines Wandels bezeichnet, der, wenn er auch durch Gethsemane führt, doch am Oelberg endet. Folge ihm nach! Ja wir wollen uns abwenden von den Irrwegen unseres Herzens. Wir sind nicht mehr wie die hirtenlosen Schafe: unser Hirte ist da. Der steht vor unserm Blick, von dem sein Apostel gesagt hat: er sei ge- storben, auf daß er die Kinder Gottes, die zerstreut waren, zusammenbrächte auf einen Pfad des Heils. Daß doch auch in oieser stillen Woche die heilige Anziehungskraft seiner leidenden Liebe sich bewähren wollte! Daß doch auch, wer von uns noch auf seinen eigenen Weg sieht und also in die Irre geht, zurückkehrte zu ihm und seinem Kreuz! Ihr lieben jungen Christen aber zumeist laßt Euch bitten: bleibet in seiner Liebe! Aurze Chronik. Einen schrecklichen Selbstmord verübte der 74jährige verwitwete Oekonom Kaffenberger zu Neuenkirchen