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KiNnKrÄaeblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und 'Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postdestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. — - Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt sur Wllsdrufs u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od.sonstiger —" — - - - Betriebsstörungen besteht Ltt» Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisunys-Gebühk? 20 Rpfg. — Vorgeschriebenef Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. Anzeigen-Annahme» bis vormittags 10 Uhr. Für die Richtigkeit der» durch Fernruf übermit- ! AtNt Wll§drUsf Nr. 6 telten Anzeigen übernehm men wir keine Gewähr. - — Jeder Rabattanspruch» erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauplmannschast Meißen, des Stadls rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 198 — 93. Jahrgang ' Tclcgr.-Adr.: „Tageblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 25. August 1934 Warum Boxsport? Ein Wort zum großen Kampf Schmeling—Neusel. Nur eine kurze Spanne Zeit trennt uns noch von dem H r ö tz t e n B o x k a m p f, der je auf europäischem Boden stattgefunden hat. In Hamburg auf der riesigen Dirt- Lrack-Bahn treffen sich am 26. August die beiden besten Boxer, die Deutschland stellen kann. Max Schmeling und WalterNeusel werden sich gegenüberstehen, zwei Männer, deren Namen jedem vertraut sind, der einiger maßen mit dem SLortleben verbunden ist. Die Bedeutung dieses Grotzkampfes darf nicht unterschätzt werden. Es ist hier nicht so, das sich nun zwei Leute gegenüberstehen, die sich für viel Geld möglichst weh tun wollen. In Laienkreisen sind manchmal noch recht merkwürdige Vorstellungen über das Boxen zu finden. Die meisten lehnen es glattweg als „verrohend« ab und das sind immer gerade diejenigen, die überhaupt noch niemals einen Boxkampf sahen. Ihnen muß gesagt wer den, daß kein anderer Sport als gerade dieser besser ge eignet ist, Mut, Ritterlichkeit, Entschlußkraft, Tapferkeit und alle anderen männlichen Tugenden zu erwecken und zu entwickeln. Nicht umsonst wurde nach der national sozialistischen Revolution das Boxen auch indenSchu- len als Lehrfach eingeführt. In Deutschland fand das Boxen verhältnis mäßig spät Eingang und Anerkennung. Einen ungeheuren Aufschwung fand es erst, als deutsche Kriegsgefangene, die aus England zurückkehrten, diesen Sport in weiteste Volkskreise trugen. Die „edle Kunst der Selbstverteidi- gung* wurde „gesellschaftsfähig". Es kam eine Blütezeit, die sich aber später leider als Scheinblüte herausstellte. Das Boxen entwickelte sich in den Jahren des Niederganges mehr und mehr zur Sensation für durch alle möglichen Ausschweifungen abgestumpfte Gemüter. Das rein sportliche Moment trat immer mehr in den Hinter grund. Und so konnte es natürlich nicht ausbleiben, daß bald ein Niedergang erfolgte, der unaufhaltsam schien. Deutschland hat von jeher gutes Boxermatcrial be sessen. Aber sobald unsere Klasseboxer einigermaßen An erkennung auch im Ausland gefunden hatten, schüttelten sie den Staub ihrer Heimat von den Füßen und begaben sich nach dem „gelobten Land", in diesem Falle Amerika, dem Boxdorado, dem Land, in dem am meisten Geld zu machen war. Man soll sie deshalb nicht schelten, ein Mann wie Max Schmeling hat damals durch seine großen und tapferen Kämpfe mehr für das deutsche Ansehen ge worben als die damaligen deutjchen Regierungen. Wenn wir nun in Deutschland einen wirklichen Groß kampf sehen werden, der sich getrost mit allen ähnlichen Veranstaltungen messen kann, die je an irgendeinem Platz der Erde abgehalten wurden, so ist das nach zwei Rich tungen hin erfreulich. Erstens beweisen wir damit dem Ausland, daß wir die Zeit des Niederganges endgültig überwunden haben, und daß bei uns für frischen und mutigen Unternehmungsgeist wieder Platz und Gelegenheit ist. Und zum zweiten hat hier der deutsche Boxsport seine große Chance, die Führung Europas und vielleicht sogar der Welt an sich zu reißen. Denn wenn dieser Tag ein Erfolg wird, werden weitere folgen, und wir werden in nicht allzu ferner Zeit eine Welt meisterschaft bei uns abrollen sehen. Wir hoffen, daß sich die beiden Kämpfer der großen Verantwor tung bewußt sind, die auf ihren Schultern liegt. Es geht hier nicht nur um Sieg oder Niederlage, es geht um ein gutes Stück deutscher Weltgeltung und um Ab- oder Aufstieg der deutschen Boxbewegung. Tausende werden in Hamburg um den Ning versammelt sein, die noch nie einen Boxkampf sahen, diese Fernstehenden gilt es zu gewinnen. Der Lebenslauf und der Aufstieg der beiden Kämpfer dürfte im allgemeinen bekannt fein. Beide bestritten ihre größten Kämpfe in Amerika. Schmeling gelang es be kanntlich im Jahre 1930 den Weltmeistertitel an sich zu reißen. Zwei Jahre später verlor er den Titel durch ein Fehlurteil. Das Glück, das ihn bis dahin stets be- gleitct hatte, schien ihn nun zu verlassen. Er verlor einige Kämpfe gegen damals recht unbekannte Leute, kam wieder nach Europa und trennte sich mit Paolino nach mäßigem Kampf unentschieden. Das Urteil soll falsch gewesen sein. Neusel, in Deutschland wenig erfolgreich, kämpfte in Amerika die Leute der Spitzenklasse nieder und erwarb sich dadurch einen großen Namen. Uber den Ausgang des Kampfes ist schwer etwas zu sagen, weil man nie Gelegenheit hatte, einen der beiden in ihrer Glanzzeit bei uns kämpsen zu sehen. Beide haben eine grundverschiedene Kampfesweise. Schmeling ist der typische „Knockouter«, der Mann, der rundenlang auf seine Ebanoe wartet, bis sich eine günstige Gelegenheit für feine gefürchtete Rechte bietet. Und in dieser Rechten ist Dynamit, auch ein Neusel würde sie nicht verdauen können. Hier ist Schmelings k.o.-Chance! Neusel ist ein unbändiger Draufgänger, der gleich von Beginn an versucht, seinen Gegner niederzu- fighten auf Biegen und Brechen. Sollte er auf einen MunMna treffen. Ler MM mMr auL der Hölle keiner MMries DM MM«. ÄM Simmzeichen im Fernen Osten. Hochspannung Rußland — Japan. Der Konflikt zwischen Rußland und Japan um die strategisch für beide Teile außerordentlich wichtige chinesische Ostbahn nimmt immer schärfere Formen an. Die Zuspitzung findet ihren stärksten Ausdruck in einer scharfen Note, die die Moskauer Regierung in Tokio über reichen ließ. Die Bahn ist schon seit längerer Zeit Gegenstand von Überfällen und Attentaten, durch die Züge zur Ent gleisung gebracht, Brücken gesprengt werden und so aus jede Weise der Verkehr unterbunden werden soll. Ruß land behauptet nun, daß Japan hinter den Attentaten als Anstifter und Drahtzieher steht, während Japan das gleiche von Rußland behauptet. Schießereien und wechselseitige Verhaftungen sind die Folge. Jetzt hat die S o w j e t r e g i e ru n g bei dem japanischen Außenminister einen scharfen Protest ein gelegt. In der Note heißt es u. a.: Auf der östlichen Strecke der Ostchinabahn wurden 19 Bahnbeamte, russische Staatsangehörige, verhaftet. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um führende Beamte. Um diese gesetzwidrigen und grundlosen Verhaftungen zu rechtfertigen, werden die verhafteten Beamten beschuldigt, Überfälle auf japanische Militürmissioncn und Eiscnbahnzüge, Eisen bahn k a t a st r o p h e n und Beraubungen sowie Mordanschläge und Entführungen von Beamten und deren Familienmitgliedern organisiert zu haben. Abgesehen von den Verhaftungen und von der sinn losen Beschuldigung der Verhafteten haben die japanisch- mandschurischen Behörden Beschuldigungen ausgesprochen gegen offizielle Behörden und Vertretungen der Sowjetunion in der Mandschurei. Die Sowjetregierung betont, daß das japanische Kriegsministerium in einem offiziellen Kommu nique vom 17. August sich erlaubt hat, zu behaupten, daß die Befehle zur Organisation der Bahnkatastrophen und Vahnüberfälle v o n d em Stab der Fernöstlichen Armee ausgehen, dem das japanische Kriegsministerium die Leitung der Banditenbanden an der Ostchinabahn zuschreibt. Diese Behauptungen des japanischen Kriegsministe- riums werden begleitet mit aggressiven Aus- fällen gegen dje Sowjetunion. Die japanische Regierung wird zugeben, daß die letzten Ausschreitungen aus der Ostchinabahn, die sich immer mehr verstärken, von den aggressiven Bestrebun- gen bestimmter japanischer Kreise zeugen. Die Sowjetregierung ist überzeugt, daß die oben erwähn ten Maßnahmen den mandschurischen Behörden und der mandschurischen Regierung zuzuschreiben sind. Die Sowjetrcgierung betont zum Schluß, daß sie an nimmt, die japanische Regierung werde die „ent sprechenden Schlüsse" aus der Protestnote ziehen. Das hat Japan anscheinend schon getan, denn nach Be-' richten aus Schanghai wird Japan dreißig Kriegsschiffe nach Dairen und siebenzig Bombenflugzeuge nach Charbin entsenden. Ein weiterer Bericht besagt, daß das amerika nische Flaggschiff „Augusta" mit zwei Zerstörern auf einen plötzlichen Befehl hin von Tsingtau nach Dairen in See gegangen sei. Amerika lehnt die russischen Vorschläge ab. Die amerikanische Regierung hat die russischen Gegen vorschläge zur Regelung der Frage der amerikanischen Forderungen an Sowjetrußland abgelehnt. Ücber die Verhandlungen wurde von der amerikani schen Regierung eine amtliche Mitteilung ausgegeben, die folgendermaßen lautet: Die amerikanische Regierung hatte nach der Wiederaufnahme der Beziehungen mit Sowjet- rutzland ihre Forderungen schriftlich formuliert. Seitdem sind Verhandlungen geführt worden, die sich jedoch mey? mit Einzelheiten als mit grundsätzlichen Fragen beschäf-' tigten. Jedoch überreichte der russische Botschafter einen Gegenvorschlag, angesichts dessen es unmöglich ist, hinsichtlich der Erzielung eines Abkommens optimistisch zu sein. Der sehr scharfe Ton der amerikanisch-en amtlichen Mitteilung über die Verhandlungen mit Sowjetrußland, in der Schuldenfrage hat in Washington sehr überrascht.! Er zeigt, daß die Beziehungen zwischen den beiden Nc-> giernngen durchaus nicht so herzlich sind, wie zeitweise angenommen wurde. Tatsächlich hat die amerikanisches Regierung sich im Laufe der letzten Monate immer mehy auf den Standpunkt kühlen Abwartens und mit Miß^ trauen gemischter Vorsicht zurückgezogen, den sie bereits vor Wiederaufnahme der Beziehungen eingenommen^ hatte. Man neigt hier der Auffassung zu, daß die Wie deraufnahme der Beziehungen Amerikas zu Sowjetrutz-, land einer der vielen Versuche Roosevelts war, den ame-^ rikanischen Außenhandel wieder anzukurbeln. Roosevelt setz aber nicht geneigt, diese Ankurbelung mit einer Blanko-j Unterschrift unter russische Vorschläge zu erkaufen, in denen sich die Sowjetregierung sehr weitgehende und in ihren Folgen noch ganz unübersehbare Kreditvergünstigungen habe ausbedingen wollen. Mussolini rassett mii -em Gabel. „Italien muß schon heute zum Kriege bereit sein!" Mussolini hielt in Bologna zum Schluß der Manöver an die italienische Generalität im Beisein der fremden Militärmissionen eine Rede, in der er dafür eintrat, daß das italienische Volk zu einem soldatisch ge sinnten, ja, zu einem militaristischen Volke erzogen werden müsse. Der Aufstieg und der Niedergang einer Nation hänge von seiner militärischen Kraft ab. Das italienische Volk müsse wie ein Mann bereitstehen, wenn die Mobil machung komme. Niemand in Europa wünsche den Krieg, jedoch läge ein Krieg in der Luft und könnte jeden Augen- ) blick ausbrcchcn. Italien müsse zum Krieg bereit sein, nicht erst morgen, schon heute. Ende Juli hätte die Lage sehr an das Jahr 1914 erinnert. Italien hätte dieser Lage aber prompt entsprochen, Truppen an die Grenze entsandt und damit die Lage gerettet. Die diesjährigen Manöver hätten auf Italiens geographische Lage Rücksicht ge nommen und die Front nach Osten gezeigt. Otto von Habsburgs Skandmavienfahrt. Mussolini riet angeblich zu der Reise. über den skandinavischen Aufenthalt Ottos von Habs burg wird jetzt aus Wien bekannt, daß die Anregung zu dieser Reise von dem italienischen Ministerpräsidenten Mussolini ausging. Der Duce hielt es für zweckmäßig, daß der Prinz, sich während der wichtigen politischen Besprechungen in Florenz, bei denen die Habsburg-Frage sehr ein gehend behandelt worden ist, sich in einem nen- tralenLande befände. Der Erzherzog sollte auf diese Weise ein „Alibi« erbringen, daß er der Diskussion nur seine Person sernsteht. Erzherzog Otto reist übrigens unter dem Inkognito eines Herrn v. Bar, eines Titels^ dessen sich auch Kaiser Franz Joseph zu bedienen pflegte, wenn er inkognito reisen wollte. Eine weitere interessante Einzelheit ist, daß Erzherzog Otto auf einem vom österreichischen Außenamt ausgestellten Diplomatenpaß reist. Ferner gilt es nunmehr als gewiß, daß Bundes kanzler Dr. Schuschnigg trotz aller Dementis, bevor er an Bord des italienischen Schnelldampfers „Conte di Savoia" ging, der Kaiserin Zita feine Aufwartung gemacht hat. Schuschnigg war übrigens unmittelbar nach dem Kriegs der Rechtsanwalt der kaiserlichen Familie und ist der Kaiserin seit langem bekannt. - einstigen Form ist, könnte ihm das gelingen. Aber auch nur dann. Man sieht, der Kampf ist ziemlich offen, der Ausgang ist völlig ungewiß. Erst am Sonntag werden wir sehen, wessen Taktik erfolgreicher ist, die des kühlen, abwartenden Rechners Schmeling oder des ungestümen Draufgängers Neusel. Jedenfalls wurde kaum jemals einem sportlichen Ereignis mit so viel Spannung entgegcngesehen wie hier. Und Wir wollen hoffen, daß sich die beiden Kämpfer den erwarteten großen Kampf liefern, dann wird der Erfolg nicht ausbleiben. Ehr. Um allen Volksgenossen Gelegenheit zu geben, den Box kampf zwischen Max Schmeling und Walter Neusel am Sonn tag in Hamburg beiwohnen zu können, wird der Reichs- scnder Hamburg auf Anordnung der Reichssendcleitung ani Sonntag, in der Zeit von 2 2.15 Uhr bis 22.45 Uhr einen Ausschnitt ans dem Kampf sende». Sprecher am Mikro phon ist Dr. Paul Laven vom ReichLlcuder LiankLursi