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Wochenblatt für Wilsdruf, Tharaud und das Elbthal. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 10. Juni 1842. ZZ. Mil König!. Sachs. Concesswn, Verantwortlicher Rcdactcur und Verleger: Albert Reinhold. Won dieser Wochenschrift «scheint -Ille Freitage -ine Nummer. Der Preis für den Vi-rteljahrgang beträgt 10 Rgk. Bekannt, machungen aller Art werden ausgenommen; die gespaltene Zeile oder deren Raum wird mit L Pf. i» Anrechnung gebracht. Aufsätze, die im nächsten Stuck erscheinen sollen, werden in Lharand bis Montag Nachmittags 2 Uhr und in Wilsdruf bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können dis Mittwoch Mittag eingehend- Zus-ndung-n auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,an die Redactton des Wllsdruf-Tharaiwcr Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdner Gasse im Hause des Herrn Stadtrichter Damme, 1 Trepp«) oder: ,,an die Agentur des Wilsdluf-Lharandcr Wochenblattes zu Tharand," die Herr Buchbinder Tauscher übernommen bat. In Meißen nimmt Herr Klinkickt jun. Aufträge und Bestellungen an. Etwaige Beitrag-, w-lch« d-r T-nd-nz r-s Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Zn Köhschenbroda nimmt Herr Kaufmann Zässing Bekanntmachungen aller Art an. Bis Mittwoche Mittags bei demselben tingehtnde Zusendungen erscheinen bereits den nächstfolgenden Freitag im Blatte abgedruckt. Die Redaction. England und seine Arinen. Wie groß die Noth unter den arbeitenden Missen in England sein muß, geht daraus her vor, daß die Negierung sich veranlaßt gefunden hat, einen Aufruf an die Mildthätigkeit der Nation ergehen zu lassen. Es ist möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß die englischen Reichen sich mit Bereitwilligkeit großmüthig zei gen und eine größere Summe unter sich auf- bringen werden, als die gewesen wäre, welche man^ unter der Form einer gezwungenen An leihe oder Steuer erhalten haben würde. Doch kann durch die zu erwartende Summe, wie groß sie auch immer sein möge, doch nur das Elend auf kurze Zeit gemildert werden, und es ist vor auszusehen, daß dasselbe über kurz oder lang in seiner nackten, abschreckenden Gestalt wieder sich zeigen wird, sobald die nur momentan geöffneten Hulfsquellen sich wieder geschlossen. Die Ursa chen, die auf Vermehrung der Nahrungslosigkeit und Armut!) hinwirken, bleiben. Zu welchen ver zweifelten Mitteln aber das hungernde Volk getrieben werden kann, hat die Geschichte zur Genüge gezeigt, und cs ist zum Heile Englands und der ganzen civilisirten Welt zu wünschen, daß es Mitteh und Wege finde, den drohenden Sturm zu beschwichtigen, ehe er mit entfesselter Wuth, alle Schranken der gesellschaftlichen Ord- mung niederreißend, dahin rast. Namentlich ist es die Sache der bevorzugten Klassen des Lan des,. die drohenden Folgen des immer mehr mü sich greifenden Elends dadurch weniger gefahr bringend und unschädlich zu machen, daß ein besserer Geist und eine würdigere Gesinnung in Bezug auf die arbeitenden Stande sie beseelt. Dann würde sich wenigstens die Möglichkeit eines allmahligen Besserwerdens zeigen. Die Armen taxe, das ordentliche Mittel, den Entblößten eine Existenz zu geben, obgleich die Auflage in manchen Districten der Städte 20—25 Proc. der Hausmicthe betragt, reicht doch nicht mehr aus, um die Kosten für die Erhaltung der Ar men herbcizuschaffen. Sie laßt sich nicht mehr erhöhen, weil sie sonst/ statt ein Mittel der Lin derung zu sein, zur Vermehrung der Noth führt; denn Tausende, welche die Armentaxe zahlen, an dem Rande, wo sie nur noch einen Schritt bis zur Verarmung haben, und folglich nichts mehr von ihnen gezogen werden kann, ohne daß sie nicht selbst in den Zustand versetzt werden, wo sie die allgemeine drückende Bürde müssen vermehren helfen. — England zeigt recht klar und bestimmt, wie ein Land auf die Dauer nicht glücklich sein rann, wenn ihm der goldene Mit telstand fehlt. Zwei extreme Begriffe, reich und arm, berühren sich fortwährend und stehen sich unausgesetzt feindlich entgegen, Der Abstand vom