Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruf, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Vierter Jahrgang. Freitag, den 18. October 1844. 42. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von di-s-r Z-ltschrift ersch-inl all- Fr-trag« -Inc Rammer. Der Preis für een Vierleljahrgang beträgt lO Rgr. Sämmklich« Königl. Postämter des Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, wer den in Wilsdruf dis Montag Abends 7 llhr, in Tharaud bis Montag Nachmittags 5 llhr und in Nossen bis Mittwoch Vormittags ll llhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden, sodaß sie in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,an die Redaktion des Wochenblattes in Wilsdruf," ,,an die Agentur des Wochenblattes in Tharaud," und „an die Wo chenblatts-Erpcdltion in Nossen." In Meißen nimmt Herr Buchdruckereibesitzer Klinkicht jun. Auftrage und Be- ssellungeh an. Etwaige Beiträge , welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Dank« angenommen «erden. Die Redaktion. ! Menschen und Thiere. (Parallele) „Meine Herren, der Mensch ist ein Thier," — also begann einmal, wie eine Anekdote erzählt, ein Redner; indessen vermochte dieser weiter nichts vorzubringen, da er, durch das Schauspiel der imposanten Zuhörermasse geblendet, in Stocken ge- rieth. Ich habe es der Mühe werth gehalten, die be gonnene Rede weiter auszuspinnen. Gewiß, meine Herren, der Mensch ist ein Thier. Das Thier wird geboren, frißt, säuft, schläft, be gattet sich und stirbt — gerade wie der Mensch. Der Mensch spricht, das Thier auch, und zwar gelehrt, d. h. unverständlich, wie unsere Philosophen. Üebrigens berufe ich mich auf Bileams Esel. Die Naturgeschichte zählt den Menschen zu den Säugethieren, und allerdings sind unter den Men schen allerlei Säugethiere anzutreffen, unter an dern Hyänen, Tiger, Löwen, Rindvieh, Ochsen, Esel, Böcke, Schafe, Schöpse, Schweine, Schwein- Hunde, Faulthicre, Affen, Vielfraße u. s. w. Allein cs fehlt unter den Menschen auch an Bögeln nicht, es giebt z. B. Spaßvögel, Gänse, Enten, Papa geien, Dompfaffen, Staare, Pfauen, Gimpel, lo ckere Zeisige und andere. Ferner gibt eS verschie ¬ dene Jnscktenmenschen, als Krebse oder Rückschrei- tcr, Spinnen, Wespen und dergleichen. Bon den Amphibien will ich nur die Kröte nennen. Unter den Fischen ist der Stockfisch der bekannteste, und sehr gesucht wird der Goldfisch. Außerdem gibt cs unter den Menschen noch mancherlei Ungeziefer und Schmarotzcrthierchcn. Berühmt ist der Esel wegen seiner Klugheit, seines Ja-Sagens und seiner stark ausgebildeten Gehör-Organe. Mancher Mensch ist ein Chamä leon, und Viele gleichen den Bienen, welche über all Honig herumtragen und hinterher den Stachel zeigen. Nicht Wenige schreien, wie der Kukuk, ihren Namen auS, wodurch sie ihn gerade verlie ren. Die Mystiker sind Eulen, welche das Licht scheuen und des Nachts auf Raub ausgehen. Der Löwe des Tages ist eigentlich nur ein Schmetter ling, einer Nymphe entkrochen. Gefürchtet werden die Vampyre oder Blutsauger. Nicht weniger Furcht und Schrecken erregend ist der Stachel des Scorpions, gewöhnlich Berläumder genannt. Die Reisenden sind den Zugvögelnund die Musterrei ter den Heuschrecken zu vergleichen. Der Bullen beißer ist ein gefährlicher Mensch. Sklaven und Leibeigene werden, wenn nicht wie Elenthiere, doch wie elende Thiere behandelt. Die mausenden, kra tzenden, schleichenden Katzen sind weniger liebens