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Wochenblatt für Wilsbruf, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Vierter Jahrgang. Freitag, den 11. October 1844. 41. Mit König!. Sachs. Concessi'on. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. - «°n di-s«r Z-Itschrifi -rsch-int all- Ir-iillg- -IN- Nummer. Der Preis für veu Vierteljahrgang b-trägl IU Rgr, Eämmllicha Aö»igl. Postämter de« Inlandes nehme» Bestellungen daraus an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, wer» den in Wiisdrus di« Montag Abends 7 Uhr, in Lisarand bls Montag Nachmittags 5 Uhr und in Nossen bi« Mittwoch Vormittags lt Uhr angenommen. Auch könne» bis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch di- Post an d«n Druckort b-s»rS-rt w-rd-n, sodaß st- in d-r nächste» Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,ai> die R-dactlon des Wochenblattes in Wilsdruf," „an die Agentur des Wochenblattes in Tharaud," und „an die Wo chenblatts-Expedition in Nossen." In Meißen nimmt Herr Buchdruckereibesitzer Klinkicht jun. Auftrage und Be stellungen an. Etwaig- B-Uräg« , w-lchk d-r T-Nd-Nj d-s Blatte« entsprechen, sollen st-t« mit großem Danke angenommen w-rd-n. Die Redaktion. Zerstreute Gedanken. Volkskraft, Volksgröße, Volksherrlichkeit! Worte von hoher Bedeutung, von ernster Wahrheit und dennock Worte, welche für eine Menge Menschen von leerem Schall sind, über die ein ziemlicher Theil des Volkes sich lustig macht, welcher darüber lacht, wie der Züchtling über sein eigenes Verbre chen. Den Vers, den Göthe auf ein gewisses Colle gium machte: „Einzeln ist Jeder leidlich gescheid, doch, sind sie beisammen, gleich wird ein Dumm kopf daraus", könnte man im Bezug auf's Volk umkehrcn; denn allerdings: einzeln ist Jeder we nigen Werths, doch, alle zusammen, gleich wird was Großes daraus! Ich habe Enthusiasten ge kannt, besonders solche, welche aus großen Städten in kleine kamen, die sich mit voller Liebe und Be geisterung unter das Volk warfen und Natur und Kraft und Bildungssähigkeit in den Kneipen such ten. Die Herrlichkeit dauerte aber gewöhnlich nicht lange. Mißverstanden, getauscht, verletzt, abgespannt, zogen sich die überspannt Gewesenen zurück und das Ende vom Liede war gewöhnlich der Refrain: mit den Philistern ist nichts anzu fangen, oder: sie sind zu weit zurück, zu roh, wenn ss nicht gar hieß: sie sind zu schlecht. Und es ist wahr, wenn man die Grüße des Volkes^aus den Einzelnen erkennen und heraussuchen soll, so scheint das schlecht zu glücken. Blickt um euch; wohin ihr seht, stoßt ihr auf Kleinlichkeit, Vorur theil, Schwäche, Weichlichkeit und Feigheit; wo hin ihr seht, da sicht das leidige Ich obenan. Dort der junge, gesunde, schüchterne Mann! ist er nicht das Bild der Unschuld und Reinheit? Ihr irrt euch, seit Jahren hält er es — mit der Frau seines Dienstherr«. Seht hier den honetten Mann! er gibt den Armen reichlich , unterstützt seine Um gebungen; aber: er spielt falsch. Dort der recht liche Beamte, der biedere, offene, gutmüthige Freund Aller; nur leider steht er im geheimen Sold uttd erfindet, wenn er nichts zu berichten hat. Da, der Freimüthige, Kühne, Muthige! der Tag zur Lhat ist gekommen, und seht, wie er zagt und zittert, sich schmiegt und vcrkriegt. Und endlich gar die Hefe des Volkes, die rückfälligen Diebe, die offenen Betrüger, die Jedermann flieht, zusam mengestellt mit den Leichtsinnigen, Mittelmäßigen, Schwachen und Blöden; wie soll aus alle dem ein großes, herrliches Volk werden? — Und nun gar die Einrichtungen dieser zusammen gewürfelten Masse! Geht in die Webcstuben, wo ihr nichts findet, als einen Wirkstuhl und viel nackte Kinder; geht in die Wohnungen der Bürger, seht wie dort neben kargem, hingeflicktem Wohlstand innere Zer-