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Wochenblatt , für Wils-ruf, Lh«rr««-, Stosse«, Sievenleh« »m- -re Nmgege«-m. Vierter Jahrgang. Freitag, den 10. Mai 1844. IA Mit König!. Sächs. Concession. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: 2llbert Reinhold. Bon dieser .Zelkfchrift erscheint alle Fretlage eine Nummer. Der Preis für ven Nierteliahrgang beträgt 10 Ngr. Sämmlliche ^"igl. Posiämter des Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, wer« ven in WUsdruf bis Montag Abends 7 Uhr, in Lharand bis Montag Nachmittage 5 Uhr und in Nossen bis Mittwoch vormittags l l Uhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende .Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden, sodafi sie in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,LlN die Redaction deS Wochenblattes in WilSdruf," ,,an die Agentur des Wochenblattes in Lharand," und ,,an die Wo- chcnblatts-Expedition in Nossen." In Meißen nimmt Herr Buchdruckcrcibesitzer Klinkicht jun. Auftrage und Bc- heiiungen an. Llwaigt Bkiträgr, welche der Tendenz r-r VlatteS entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. D i c R e L a c t i 0 ». Bruchstück aus einer Naturgeschichte merkwürdiger Crcaturen. Der Trinker. (Homo Uikmlus oftinisnach > uviür.) Die ökaturforscher sind noch nicht ei nig, ob sie das Vaterland der Ultrinker an den Äasserflüssen Galliens, oder in der Nahe der alt- germanischen Waldungen, oder endlich an den Quellen der Wolga suchen sollen. Diese notorische Meinungsverschiedenheit über die Mheimath die ses hier in Frage gestellten Geschöpfes hat aber ihren Grund weniger in einer geschichtlichen Un- wiffenhcit, sondern darin, daß jeder Naturhistoriker bei Entwickelung dieser Frage eine besondere Spe- eies aus der ganzen Gattung dieser Geschöpfe, entweder ein Wein- oder ein Biersubject, oder ein Schnapsindividuum an die Spitze seiner Forschung gestellt hat. Man muß aber in naturgeschichtli- chcr Beziehung das letztere Individuum' als Nor- Malstück betrachten, da die übrigen Species erst in. diesem den Gipfel ihrer Vervollkommnungs- sahigkeit erreicht haben. Der Unterarten gibt es erstaunlich viele und kann man die Ucbcrgange von einer Stufe der Ausbildung zur andern, vom Zoster bis zum Süffel, nur durch sorgfältige Be- voachtung der Entwickelungsvcrioden wahrnehmen. Tm Allgemeinen gedeihen die Trinker an jedem Drte und hat man da, wo sie besonders wucherlich gedeihen, ganz eigene Vereine zu ihrer Ausrot tung gebildet. So gelehrig manche derartige Ge schöpfe noch in den ersten Studien ihrer Entwik- kelung sind, so bleibt ihnen zuletzt fast nur der Sinn für gewisse Klange; sie werden z. B. sehr munter, wenn man mit einem Stück Metall an ein Glas schlagt, oder wenn viele Gläser an ein ander gestoßen werden. Klimatische Verhältnisse wirken wenig auf sie ein, nur sind sie in trockener Lust weit schwerer zu erhalten, als in feuchter. Eigcnthümlich ist es an ihnen, daß sie bei Abend und zur Nachtzeit, gleich den Motten, mobiler sind als bei Tage, und findet man sic dann mei stens in größeren Heerden beisammen. Auch ih nen hat Mutter Natur cigenthümliche Feinde und besondere Waffen zugetheiit. Ihre gefährlichsten Feinde sind — das Siraßenpflaster, Rinnsteine, Hausecken re., denn selten kommen sie aus eurem Eonflicte mit diesen Erbfeinden mit Heller Haut davon. Unter den Waffengattungen sind ihnen die Schilder (nehmlich die der Bier- und Schnaps- schankcn) die liebsten, da sie hinter diesen sich noch am längsten gegen das Triumvirat der Con- stablcr sichern können. Das Aeußere einer sol chen Creatur bietet dein Beschauer nicht viel Er bauliches dar; das Auge hat am ganzen Jndivi-