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Wochenblatt für Wilsörnf, Tharand nnd das Elbthal. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 28. Januar 1842. Mit König!. Sachs. Concession, Verantpwrtticher Redakteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Wochenschrift erscheint oll- Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vicrtcljahrgang beträgt 10 Ngr. Bekannt machungen aller Art werden ausgenommen; die gespaltene .geile oder deren Raum wird mit 6 Pf. in Anrechnung gebracht. Aufsätze, di- im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Tharaud bis Montag Nachmittags 2 Uhr und in Wilsdruf bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können bis Mitlwoch Mittag eingehend- Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckorl befördert werden uud i» der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,aN die Redaktion Les WilsLruf-Tharandcr Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdner Gass- im Haus- des Herrn Stadtrichter Damme, 1 Treppe,) oder: „an die Agentur des Wilsdruf-Lharandcr Wochenblattes zu Tharaud," di- Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. In Meißen nimmt Herr Klinkicht jun. Aufträge und Bestellungen an. Etwaig- Beiträge, welche der Tendeng d-s Blattes entsprechen, sollen st-tö mit grossem Danke angenommen werden. Zn Kötzschenbroda nimmt Herr Kaufmann Jässing Bekanntmachungen aller Art an. Bis Mittwoche Mittags bei demselben eingehende Zusendungen erscheine» bereits den nächstfolgenden Freitag ini Blatte abgedruckt. Die Redaktion. Weltbegebenheiten. Tscherkessien. Nach langer Unterbrechung freuen wir uns, unsern Lesern mitthcilen zu kön nen, daß die freien Bewohner des Kaukasus noch immer mit gewohntem, kühnem Muche ge gen die Uebermacht der Russen, die die Bergvölker bisher vergeblich zu unterjochen bemüh: waren, ankämpfcn. Für die Lscherkessen sehr günstig ist abgesehen von dem natürlichen Schutze, wel chen ihnen das Land selbst gewahrt, der Um stand, daß eine Anzahl ehemaliger polnischer Offiziere, nachdem sie ihr Vaterland zu verlassen gezwungen waren, eine Zuflucht bei den freien Söhnen der Berge suchten und fanden. Die ausgebrochencn Feindseligkeiten zwischen diesen und den Russen gaben den vertriebenen Polen die willkommnc Gelegenheit an die Hand, ihrem glühende"» Rassenhaß eine bestimmte Richtung zu verleihen. Die Lscherkessen, die strategische Ucber- lcgenhci: ihrer Schützlinge willig anerkennend, ernannten die in Schlachten ergrauten Polcn- krieger zu ihren Führern, und so ist es denn ge- kommen, daß die ungestüme Tapferkeit der Berg völker, gezügelt und geregelt durch den besonne nen Rath umsichtiger Manner, in manchem heißen Treffen den Sieg über die Uebermacht der Feinde errang.«— Die letzte Schlacht hat Mitte October stattgefunden. Sie begann in dem Passe bei Kamisch, sechs englische Meilen von Kastell Socha. Die Russen waren 18,000 M. stark, worunter 8000 Reiter aus Georgien unL Mingrelicn. Die Cavalerie war in dem Vortreffcn und wurde so kräftig in dem Paß angegriffen, daß sie auf daS Fußvolk zurückwich; dadurch entstand ein panischer Schiecken; die Russen ergriffen die Flucht; hart gedrängt von den Siegern, ließen sie 3500 Todte auf dem Platzt. Den übrigen gelang cs, Sotha wieder zu erreichen, woselbst sic sich umschanzten. Die Lscherkessen, nur 5000 an der Zahl, machten große Beute an Waffen und Pferden. Unterhandlungen zur Herstellung des Friedens hatten keinen Erfolg; die Russen blieben noch 20 Tage bei Sotha stehen und schifften sich dann wieder ein. Die Tschcrkessen gedenken im Laufe dieses Winters die Forts an der Küste anzugreifen. Spanien. Ein zwischen den Cabinetten zu Paris und Madrid auSgebrochener Eti kett cn streit versetzt uns plötzlich um einige Jahrhunderte in der Geschichte zurück in das Zeitalter Ludwigs XIV., in welchem allerdings ein zur Unzeit aufgesetzter oder abgenommcner Hut für das Schicksal ganzer Lander und Völker von den unheilbringendsten Folgen sein konnte, in ein Zeitalter, welches in dem in der neuesten Zeit so viel Aufsehen erregenden Lustspiel „ein Glas Wasser" so treffend geschildert worden ist.