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Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht nud den Stadtrath zu Wilsdruff. vierzigster Kahrgang. Nr. 66. 1880. Freitag, den 13. August Erscheint wöchentlich S Mal (Dienstag und Freitag). AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonncmentspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. Bekanntmachung. Wegen des Bezirksstraßenbaues wird der Miltitz-Munziger Communicationsweg von heute au 3 Wochen lang gesperrt und wird der Verkehr über Weitzschen und bez. Miltitz verwiesen. Meißen, am 11. August 1880. Königliche Amtshuuptmannschast. von Bosse. Unter Aushebung des auf den 24. Juni d. Js. von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte anbcraumten Subhastations- termins soll LI. L88EZ das dem Müller Lr»8t OottUod Hit8elllctz in Grumbach zugehörige Mühleugrundstück Nr. 118 des Katasters und Nr. 6 des Grund« und Hypothekenbuches für Grumbach, Limbacher Antheils, welches Grundstück am 11. März 1880 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 635V Mark —- gewürdert worden ist, nothweudiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängcnden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 10. Mai 1880. Königs. Amtsgericht daselbst. , vr. Gangloff. Der Schuhmacher Friedrich Wuguff Zieger, am 14. April 1855 in Dahlen geboren, zuletzt in Wilsdruff, jetzt unbe kannten Aufenthaltsorts, wird beschuldigt, — als beurlaubter Reservist — ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, Ucbertretung gegen Z 360 Nv. 3 des Strafgesetzbuches. Derselbe wird auf den 21. September 1880, Vormittags 10 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht Wilsdruff zur Hauptvcrhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach H 472 der Strasproceßordnung von dem Königlichen Landwehr- Bezirks-Commando zu Leipzig ausgestellte» Erklärung verurtheilt werden. Wilsdruff, den 3. August 1880. Der Königliche Amtsanwalt. Friedrich,, Rfdr. Tagesgefchichte. Heber das Dunkel, in welchem bisher die Coburger Finanz- Minister-Conferenz gehalten wurde, breitet sich jetzt die wünscheus- werthe Helle aus. Einer offiziösen Mitthcilung znsolge haben sich die vertraulichen Besprechungen der Minister nicht auf die Aufstellung neuer oder auf die Diskussion schon vorhandener Steuerprojekte oder auf Zollangelegenheiten bezogen, sondern auf die Frage, ob und in welchem Umfange der bisher vermißte unmittelbare Zusammenhang zwischen der Rcichssteuerreform nnd einer entsprechenden Ermäßigung der Steuer in den einzelnen Bundesstaaten überall hcrzustcllen sei. Die Cvnferenz hat in dieser Beziehung zu einem erwünschten Ergeb nis; geführt, denn die in Coburg vertreten gewesenen Regierungen sollen sich einstimmig in der Entschließung vereinigt haben, die Mehr?'' nahmen, welche von den in der letzten Bundesraths- und Rcichsck-gs- session in Aussicht genommenen Besteuerungsgcgenständen — die Zu stimmung des Reichstags vorausgesetzt — zu erzielen sein würden, unverkürzt der Verminderung der Steuerlast in den einzelnen Staaten zu widmen und nach Maßgabe ihrer verfassungsmäßigen Befugnisse auf deren Verwendung zu diesem Ziele hinzuwirken. Die Kaiser-Zusammenkunft in Ischl dürfte eine ganz be sondere, wichtige Politische Bedeutung erlangen, da das Schicksal des Orients eine Entscheidung Oesterreichs und Deutschlands über eine ge- meivfame Aktionspolitik heraussordert. Der Versuch der Westmächte und Rußlands, über Deutschland-Oesterreich hinweg die orientalische Frage in eine neue Eutwickluugsphase zu drängen, ist kläglich ge scheitert. Deutschland, das seine Beamten nach Konstantinopel sendet, und Oesterreich, welches durch die Okkupation in der Türkei festen Fuß gefaßt hat, sind gewillt, ihre vitalen Interessen im Orient that- kräftig zu wahren. So dürfte viel eher möglich sein, daß die dentsch- österreichische Politik die orientalische Frage löst, als daß sie ohne zwei Mächte Mitteleuropas gelöst werdet! kauu, deren Interessen die handelspolitische Aufschließung der Türkei verlangen. Daß Ischl in der Geschichte des Orients einen Wendepunkt verzeichnet, gilt daher sür wahrscheinlich, und nicht ohne Absicht dürfte die beiden großen Sterne der europäischen Politik ein kleiner Trabant, Fürst Milan von Serbien, umkreisen. Mögen die Berathuugen der beiden Kaiser wie bisher der Wohlfahrt ihrer Staaten und der Erhaltung des Friedens zu Gute kommen! Berlin. Nachrichten, welche aus laudwirthschastlichen Kreisen der östlichen Provinzen, insbesondere aus Ost- und Westpreußeu in den letzten Tagen hier eingegangen sind, besagen, daß die Ernteaus sichten von Tag zu Tag ungünstiger sich gestalten. Es heißt in diesen Meldungen, daß an vielen Stellen der Weizen aus dem Halm aus gewachsen sei, während der Roggen massenhaft auf dem Felde ge schnitten liegend infolge des nassen Wetters zumeist oder ganz verkomme. Ebenso hätten die Erbsen sehr gelitten und seien dieselben vielfach nur noch zur Fütterung zu verwenden. Auch die Kartoffel habe unter dem Regenwetter stark zu leiden gehabt. Es mehren sich die Anzeichen dafür, daß die preußische Staats regierung die Erweiterung des Ankaufs von Privatbahnen für den Staat nicht sistiren wird, wie man dies allerdings nach verschie denen Aeußerungen des Ministers Maybach bei dem Ankauf von Staatsbahnen in der letzten Session des Langlagcs anzunehmen be rechtigt war. Es sind Anordnungen getroffen, welche den Ankauf der Bergisch-Märkischen und der Anhältischen Bahn vermuthen lassen, doch ist z. Z. nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob und in wie weit schon in der nächstenZeit an eine Ausführung dieser Pläne gedacht werden kann. Das Unglück in Oberschlesicn ist entsetzlich. Eine Strecke Landes von etwa 240 Quadrat-Kilometer ist überschwemmt, die Ge- treid-^rte ist vernichtet, die Kartoffelernte im höchsten Grade gefährdet. Verlust beträgt Millionen und seine Größe läßt sich noch gar nicht übersehen. In Preußen circulirt bei den betheiligten Behörden ein Erlaß des Finanzministers, in welchem der Grundsatz ausgesprochen ist, daß Trauringe der Pfändung nicht unterworfen werden können. Der alte Wrangel ist todt! hieß es eines Tages in Berlin. Mittags kam der alte Herr in eigener Person auf die Börse und sagte: Meine Herren, ich dementire mir! — So hat sich auch Hassel mann dementirt. In der Kölner Zeitung vom 6. August erklärt er, ich bin nicht nach Amerika ausgerissen, die Schulden, die ich habe, tragen's gar nicht aus, ich mache eine Rundreise (wo?) zn politischen Zwecken. Das falsche Gerücht haben Feinde d. h. „Persönlichkeiten" ausgesprengt, die ich in den letzten Tagen in den Zeitnngen abgemalt habe. Er meint Liebknecht, Bebel, Hasenclever. In Berlin und Halle haben Gasentzünduugeu schweres Unglück angerichtet. Im Keller der akademischen Bierhalle explodirte Gas und verwundete Feuerwehrleute, die zur Hülfe herbeieilten, sehr schwer, einer starb sofort. Auch in Halle richtete eine Gasexplosion im Keller des Gasthofes „zur Stadt Hamburg" arge Verwüstungen und Verwundungen an. Die Mittagsgäste an der Wirthstasel waren bedroht und sprangen aus den Fenstern auf die Straße. Wenn man in Paus wirklich ungehalten ist, daß Griechenland endlich zur Mobilisirung schreitet, so dürste sich die sranzösische Unzufriedenheit einigermaßen legen, wenn man an der Seine erfährt, daß die vollständige Mobilisirung der griechischen Armee mehrere Mo nate in Anspruch nehmen wird. Uebrigens vermag man. nicht einzu sehen, wie man den Griechen einen Vorwurf daraus machen kann, daß sie daran denken, sich durch eigene Kraft in den Besitz des ihnen durch Europa zugesprocheneu Territoriums zu setzen. Ewig werden die Ver handlungen zwischen den Mächten nnd der Pforte doch nicht dauern, und es ist gewiß nur zu billigen, wenn sich Griechenland bei Zeiten darauf vorbereitet, den Widerstand, den es bei dcr Besitzergreifung, selbst wenn die Pforte dcr Pression der Mächte nachgcbcn sollte, jeden falls finden wird, mit ausreichenden Mitteln zu bewältigen. Ganz ohne Opfer wird Griechenland sicher nicht in den Besitz der neuen Grenzen gelangen. Die Pforte ist bereit, Dulcigno an Montenegro abzutretem