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WchMUtMLzM ess» Früher Wochen- und Nachrichtsblatt ^3 Tageblatt sir Kistbls Mit, Hmsdrs, Wins, SIWa, tznirilssni, Rinem, MW, Mmstns, M«8i.Ms. StÄnh, A. Mel«. St««eiins, Än». MaÄsa. AWuMl nl MW Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht Md den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt Aahrgang. . Nr. 233. "" Donnerstag, den 6. Oktober 1904. Dieses Blatt erscheint täglich (autzer Sonn- und Festtags) nachmittags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bepiaspreis 1 Mark 25 Pfg., durch di« Post bezogen 1 Mk. 50 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfennig«. — Bestellungen nehmen auher der Expedition in Lichtenstein, Zwickauerstratz« 397, all« Laiserlich«n Postanstalt«n, Postboten, sowie di« Austräger entgegen. Inserate werden di« fünfgespattene Grunt^eil« mtt 10, für auswärttge Inserenten mtt 15 Pfennigen berechnet. Im amttichen Teil kostet di« zw«ispaltige Zeile 30 Pfennig«. — Ins«rat«n-Annahme täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Polttisch- R-mdscha» »«»»» «-ich * Das Befinden des Königs von Sachsen ist immer wieder wechselnd. Nach einigen Tagen anhaltender Besserung ist bei dem hohe» Patienten wieder ein Rückfall eingetreten, namentlich wurde von ihm die Nacht zum Montag schlecht ver bracht, da starker Hustenreiz und Atemnot den Schlaf sehr störten. * Der Reichskanzler Graf Bülow sollte, aufgetauchten Gerüchten zufolge, beabsichtigen, in den nächsten Tagen eine Reise nach Rom anzu treten. Diese an sich schon wenig glaubwürdige Nachricht wird indessen jetzt von Berliner offiziöser Seite ausdrücklich dementiert. * Zur Erbfolgefrage im Großherzogtum Oldenburg ist die Meldung zu verzeichnen, daß der VerwaltungSausschuß des Oldenburgischen Land tages sich einstimmig zugunsten der Thronfolge des Herzogs von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks burg entschieden hat. * Kürzlich ging eine Notiz durch die Presse, daß in Beuthen O.-S. ein Soldat auf Posten einen fliehenden Soldaten erschossen habe, dafür sei er zum Gefreiten befördert worden und habe eine Belohnung von 100 Mk. erhalten. Diese Notiz ist, der „Schles. Ztg." zufolge, unwahr. Der betreffende Posten des Inf.-Regt. Nr. 22 hat im Hofe des Gerichts gefängnisses in Beuthen instruktionsgemäß gegen einen fliehenden, schweren Verbrecher, der bereits im Innern des Gefängnisses die Gefängniswärter tätlich angegriffen und den Militärposten selbst mit einem gefährlichen Werkzeuge bedroht hatte, zweimal von der Schußwaffe Gebrauch gemacht, um die Flucht zu verhindern; der Posten hat, ehe er Feuer gab, den Flüchtigen dreimal zum Stehenbleiben aufgefordert. Der Verbrecher ist nach sechs Stunden im Kranken hause zu Beuthen an den Schußoerletzungen gestorben. Ferner ist es unwahr, daß dem Posten hierfür die Beförderung zum Gefreiten und eine Belohnung von 100 Mark zuteil geworden ist. * Die Beschwerde der Zioilmusiker. Der preußische Kriegsminister hat auf die Beschwerde des Zentralverbandes der Zivilmusiker in Berlin einen neuen Tarif für die Militärmusiker, der mit unwesentlichen Aenderungen für alle Armeekorps gilt, aufgestellt. *Ueber einen interessanten Schul konflikt, in dem wieder die katholische Richtung in der Regierungspolitik klar zutage tritt, wird Berliner Blättern aus Gumbinnen folgendes be richtet: Wegen des katholischen Religionsunterrichtes an der höheren Töchterschule in Gumbinnen ist es zu einem Konflikt zwischen der dortigen Stadtge meinde und der Regierung gekommen. Die katho lische Gemeinde forderte die Anstellung ihres Geist lichen als einer bezahlten Lehrkraft für die Er teilung des katholischen Religionsunterrichts an der erwähnten Schule, worüber schon seit längerer Zeit Verhandlungen schweben. Die Zahl der katholischen Schülerinnen ist sehr gering. Die Regierung drang aber trotzdem auf Anstellung der Lehrkraft und drohte im Auftrage des Kultusministeriums für den Fall der Ablehnung durch die Stadtverordneten, die höhere Töchterschule ganz zu schließen und nach der Aufhebung eine Kürzung des StaatSzuschusses für die Volksschule in Erwägung zu ziehen. Die Stadt verordnetenversammlung hat jetzt jedoch die An stellung der geforderten Lehrkraft fast einstimmig abgelehnt. * Ausflüge ins Sittliche. In Köln hat vorgestern die 16. allgemeine Konferenz der deutschen Gittlichkeitsoereine getagt und heute soll dort der erste internationale Kongreß -vr Be kämpfung der unsittlichen Litteratur abgehalten werden, der sich ein großes Programm gestellt hat. Mänarr aller StLno« und Bekenntnisse an» »«kchirdenen Ländern kommen hier zusammen, um gemeinsam Mutet und Wege zu besprechen, wie durch Gesetze, die Presse und den Buchhandel, durch Gesellschaften, Volksbibliotheken und Lese hallen seilen» einer internationalen Organisation unter Mit wirkung der Regierungen der schmutzigen Literatur mit Erfolg zu Leib« gegangen werden kann. Mit Verlaub: sind die Veranstalter des Kon gresses sich über eine Hauptfrage klar, nämlich die: was ist schmutzige Literatur? Die Grenze zwischen „schmutziger" Literatur und „freier" Literatur wird bekanntlich von Muckern an einer ganz anderen Stelle gezogen, als von gewiß sittlich denkenden Leuten, die aber sich den aufrichtigen Genuß von Kunstwerken nicht durch engherzige Moralisten ver kümmern lassen möchten. Wir sind gespannt darauf, wir sich der Kölner Kongreß in dieser Hinsicht ver halten wird. Rußland * Der neue russische Minister Fürst Swialopolk- Mirski ist kein Judenfeind. Er hat soeben erlaubt, daß das im April d. I. unterdrückte jüdische Blatt „Woschod" vom 1. Oktober a. St. ab wieder er scheinen darf. Möchte er sich auch sonst Reformen zugänglich erweisen l Niederlande * Die Leiche des Präsidenten Krüger wird Anfang November an Bord eines gewöhnlichen Dampfers nach Natal übergeführt werden; die feier- liche Beisetzung in Pretoria findet am 16. Dezember statt. Die Üeberführung durch ein holländisches Kriegsschiff unterbleibt mit Rücksicht auf England. Amerika * Dr. Karl Schurz, der bekannte Staatsmann und Politiker hat sich in einem offenen Schreiben für die Kandidatur des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Parker erklärt, wobei er die Rooseveltsche Regierung als eine Gefahr für die Republik bezeichnete. Mit dieser Stellungnahme dieses einflußreichen Deutsch Amerikaners haben die Wahlaussichten Parkers eine beträchtliche Steigerung erfahren. Der rusfisch-zapanische Krieg. London, 5. Okt. »Daily Telegrabh" be richtet daß in der Nacht vom 22. zum 23. Sept, "tue Russen einen Ausfall gegen eine ^Stellung machten, welche vom 30. japanischen Inf.-Reg. besetzt war. Bei dem Angriff wurde dieses vollständig aufge rieben. Von den 4000 Mann, die es noch hatte, blieben nur noch 1 Offizier und 11 Mann übrig. (?) Petersburg, 5. Okt. General Oku über- schritt den Hunfluß und machte eine Umgehungs bewegung nach Osten. Nach Ansicht russischer militärischer Kreise wird Kuropatkin viele Streit kräfte abgeben müssen, um die llmgehungsoersuche Okus zu verhindern. London, 5. Okt. Wie aus Petersburg berichtet wird, ist die Lage in Wladiwostok wieder ruhiger ge worden. Zahlreiche Personen, welche die Stadt verlasst« hatten, kehren wieder zurück. Das Leben geht wieder seinen gewöhnlichen Gang. Mulden, 5. Okt. Die Japaner scheinen nicht mehr vorzugehen, sondern sich zur Verteidigung einzu richten. London, 5. Okt. Ein in Petersburg einge laufenes Telegramm des Generals Stössel berichtet, die Angriffe der Japaner auf Visoky am 19. und 21. September wurden zurückgeschlagen. Einige In fanterie-Kolonnen stürmten, konnten aber dem Feuer der Geschütze von den Forts nicht standhalten. Petersburg, 5. Okt. Der „Nowoje Wremja" zufolge stammen alle über Port Arthur verbreiteten Gerüchte und Alarmnachrtchten von dem aus Port Arthur geflüchteten und früher irrsinnig gewordenen früheren Polizeimeister ZentiuS. Dieser lebt in Tschifu und wird eifrig von den erschienenen Korrespondenten interviewt. Weiter bestätigt di« „Nowoje Wremja" den glücklichen Handstreich der Ruffen gegen den von den Japanern besetzt gewesenen hohen Hügel. Hierbei hätten di« Japaner 1 T«schütz und 2 Maschinengewehre verloren. Paris, 5. Okt. Der Petersburger Korrespon dent des „Petit Parision" hatte eine Unterredung mit einem Offizier des Generalstabes, der demnächst mit der 2. Armee nach der Mandichurei abgehen wird. Dieser erklärte, t otz aller Dementis werde Kuropatkin zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte in der Mandschurei ernannt werden. Der Großfürst Nicolaus Nicolajewitsch werde in Ersetzung Alexejews, der das Portefeuille des Auswärtigen erhalten wird, zum Statthalter in der Mandschurei ernannt. Stadt »»d Laad sichten st et«, 5. Oktober *— Gestern nachmittag 4 Uhr fand im Saale des Lucien- und Alexanderstifts die Abschluß prüfung mit den Teilnehmerinnen an dem vom hiesigen Frauenverein während der letzten sieben Wochen veranstalteten, nun bereits dritten Wanderkochkursns statt. Die Eintretenden grüßte im Borsaal schon süßer Duft und der verheißungs volle Anblick eines unter der Last von Kuchen und Torten sich biegenden Tisches. An zwei langen, festlich gedeckten Kaffeetafeln nahmen die zahlreich erschienenen Damen des Frauenoereins und Mütter der Schülerinnen Platz, und nach dem Gesang eini ger Liederverse begann die Kochlehrerin, Fräulein Kerler, das Examen mit ihrer als Tages- und Abendkursus zweigeteilten Schar. In munterem Frage- und Antwortspiel entfaltete sich vor den immer erstaunter lauschenden Zuhörerinnen das Idealbild einer wirtschaftlichen Hausfrau, die über alles Bescheid weiß, was je den Weg in ihre Küche finden kann, die auf dem Markt mit scharfem Blick die Güte der angebotenen Ware prüft, beim Fleischer stets das richtige Stück bestellt, die besten Eier aus dem Korbe wählt, die es versteht, zu sparen und aufzubewahren, auszunutzen und zuzuputzen, die eine Gans zu braten weiß und sich immer zu raten weiß, auf ihrer Rezepte Liste pocht und gar in einer Kiste kocht — und wenn man bekam das Gefühl, daß alle die so prompt und sicher antwortenden jungen Mädchen auf dem besten Wege seien, dies Hausfrauenideal zu erreichen. Diesem Eindruck gab auch Herr Bürgermeister Steckner Ausdruck, der nach Beendigung der etwa halbstündigen Prüfung im Namen des Frauenoereins den diesmaligen Kursus mit herzlichen, anerkennenden und zu weiterer Arbeit aufmunternden Worten verabschiedete. Er betonte, daß trotz mancher Schwierigkeiten, auf die ein solches gemeinnütziges Unternehmen leider immer noch stoße, die Veranstaltung doch einen sehr erfreu lichen Erfolg gezeitigt habe. Besonders Dank der Tätigkeit der Kochlehrerin, Fräulein Kerler, die, zum dritten Male bereits in unserer Stadt, sich allseitig Sympathien erworben habe und es verstehe, nicht nur den Speisen, sondern auch dem Unterricht die Würze zuteil werden zu lassen, die ihn den Schüle rinnen besonders schmackhaft gemacht habe. Er sprach Fräulein Kerler den Dank des Frauenvereins aus und ermahnte die Schülerinnen, ihrerseits durch die Tat zu danken, durch eifriges Ueben der Koch kunst, die sie nicht nur für die Schule, sondern fürs Leben erlernt hätten, durch Trachten nach Sparsam keit, wozu gerade das Kochen erziehen soll, durch Kochen mit Verstand und nicht zuletzt mit Liebe, endlich auch durch Verbreitung der Uederzeugung, daß dieser Kochunterricht ein gemeinnütziges Unternehmen sei zum Segen unserer Stadt und unseres Vaterlandes. Es folgten einige Deklamationen, das Lob des glücklichen Hauses der guten Magd singend, und ein gemeinsam gesungener Schlnßvers. Darauf ging man über zur praktischen Prüfung der Backkünste und ließ sich zu einer Tafle Kaffe e die Kuchen und Torten munden. Dazwischen erfreuten die jungen Mädchen noch durch den Vortrag verschiedener Ge dichte in erzgebirgischer Mundart, die Zubereitung und den Wohlschmackserfolg von „de griene Kließ-